Madeira-Urlaub - Donnerstag, 15.01. bis Donnerstag 22.01.2015
Im Oktober 2014 sieht Michael wieder einmal dringenden Bräunungsbedarf und nachdem die Lebensgefährtin seines verstorbenen Vaters, unsere gute Lina schon so viel von ihren diversen Madeiraaufenthalten geschwärmt hatte, dachten wir uns, eine Woche Sonne tanken wär doch mal ganz schön. Lina hat die 80 schon überschritten, ist aber immer noch fit und denkt sich: „Wenn Angelika und Michael eine Woche nach Madeira fahren, fahr ich gleich mal drei Wochen, als Rentnerin gönnt man sich ja sonst nix“! Also stimmen wir unsere Termine ab, buchen ebenfalls Lina`s 4-Sterne Hotel und begeben uns am 15. Januar 2015 gen Süden.
Die Insel Madeira liegt ca. 1.000 km südwestlich von Lissabon und ca. 700 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und der unbewohnten kleineren Inselgruppe Ilhas Desertas zur Inselgruppe Madeira, die gemeinsam mit den ebenfalls unbewohnten Ilhas Selvagens die Autonome Region Madeira bildet.
Donnerstag, 15.01.2015 - Hotel in Beschlag nehmen
Nach einem etwa vierstündigen Flug begrüßt uns die ehemalige Holz- und heutige Blumeninsel (Madeira: portugiesisch „Holz“) am späten Nachmittag mit blauem Himmel und strahlender Sonne. Recht spät erscheint der Minibus, der uns zum Hotel bringen soll. Der Fahrer ist ein lustiger Vogel. Mit unzähligen Erläuterungen führt er uns ins Inselleben ein und ehe wir uns versehen stehen wir vor der Lobby des Madeira Panoramico Hotels in Funchal, der Inselhauptstadt. Lina war mit einem anderen Kleinbus bereits vorgefahren, hatte schon ihr Zimmer bezogen und hilft uns nun beim Einchecken.
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben, steht dem Urlaubsvergnügen nichts mehr im Wege. Unser Hotel liegt westlich, etwas abseits und oberhalb des Stadtzentrums. Fußläufig in die Stadt oder wieder zurück ins Hotel zu kommen, ist deshalb für Ältere (Lina selbstverständlich ausgenommen) oder hüftgoldgeschädigte wie Michael und Angelika schon etwas anstrengend, zumal einzelne Wegabschnitte recht steil verlaufen können. Allerdings gibt es einen Hotelbus, der gelegentlich die Stadt anfährt und eine öffentliche Bushaltestelle unmittelbar vor dem Hotel, so dass eine gute Anbindung an das Stadtzentrum gegeben ist.
Michael will an dieser Stelle nicht verschweigen, dass uns unsere Neugier trotz der fortgeschrittenen Zeit bereits am ersten Tag für etwa zwei Stunden nach Funchal trieb. Die Eindrücke, die wir dabei und mehr noch am folgenden Tag gewonnen haben, sollen jedoch erst am 16.01.2015 beschrieben werden. Konzentrieren wir uns also erst einmal auf unser Hotel. Aufgrund der erhabenen Position über der Stadt hat man zu jeder Tages- und Nachtzeit einen grandiosen Blick über weite Teile von Funchal. Und sollte zufällig eines der zahlreichen Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen, strahlt nicht nur die Stadt selbst im hellen Lichterglanz sondern auch die ganze Uferpromenade.
Darüber hinaus ist so mancher Klipper recht beeindruckend, wenn man wie wir nicht gerade am Meer zuhause ist. Entlassen die Riesen allerdings am folgenden Tag ihre touristische Fracht in die Stadt, sollte man tunlichst das Weite suchen, denn die Zeit dieser Tagschwärmer ist begrenzt und so bringen sie doch eine gewisse Hektik in das ansonsten recht beschauliche Städtchen.
Wenn Anfang Januar die Weihnachts- und Neujahrsgäste den Heimflug angetreten haben, und viele der Hotelgäste die Insel erkunden, wird es tagsüber auch in der Unterkunft recht ruhig. Mit einem solchen Schaufenster ausgestattet, kann man dann ohne weiteres auch den einen oder anderen Tag komplett im Hotel verbringen, denn unten in der Stadt oder im Hafen tut sich immer irgendetwas, das die neugieren Blicke „Daheimgebliebener“ befriedigen kann. Die nach Süden ausgerichtete Terrasse am Pool ermöglicht zudem intensives Bräunen und Funchal ist wahrscheinlich auf der ganzen Insel der Ort mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Dazu den einen oder anderen kühlen Drink, was will man mehr.
Als Insiderin ist Lina mit jedem Winkel des Hotels bestens vertraut und dreht mit uns erst einmal eine Einführungsrunde, die auf der Terrasse am Pool endet. Schnell fliegt die Zeit dahin und schon setzt die Dämmerung ein. Die schwächer werdende Sonne taucht die ganze Insel in ein warmes Rotgelb. Das Seeklima sorgt auch in den Abendstunden noch für milde Temperaturen und während wir heute früh noch mit Pulli und dicker Jacke den Flieger bestiegen haben, stehen wir nun mit kurzärmeligem T-Shirt an der Brüstung der Terrasse und lassen unsere Blicke hinaus aufs Meer schweifen, bis die Sonne irgendwann hinter dem Ost-West ausgerichteten, fast 1.900 Meter hohen, zentralen Gebirgskamm verschwindet. Dann nimmt auch der Horizont jenseits der städtischen Festbeleuchtung immer dunklere Farbtöne an, bis sich die Grenze zwischen Himmel und Meer vollends in einem schwarzen Nichts auflöst, das das Violettblau unseres Pools vorzüglich kontrastiert.
Jetzt weist Lina uns den Weg zum abendlichen Buffet. Eigentlich wollten zumindest Angelika und Michael lediglich mit Frühstück buchen. Überraschender Weise war der Preis inklusive Halbpension aber identisch. Verrückt eigentlich, aber da fällt es einem dann doch schwer, die richtige Entscheidung zu treffen und nein zu sagen. Beim Eintritt in den langgezogenen Speisesaal fragt man nach unserer Zimmernummer und weist uns schließlich einen recht abgelegenen Platz am hinteren Ende des Raumes zu. Lina ist damit nicht gerade glücklich, aber Michael findet es ganz gut, denn der Saal ist überraschend voll. Viele Tagesausflügler haben ihren Nachbarn offensichtlich aufregende Dinge zu berichten und das Stimmengewirr erzeugt doch einen ordentlichen Lärmpegel, der sich aber auf das vordere Drittel des Raumes konzentriert. So haben wir zwar einen etwas weiteren Weg zur Futtergrippe, können uns dafür aber entspannt unterhalten und der Service ist auch im hintersten Winkel so aufmerksam, dass keine Gefahr besteht hier verdursten zu müssen. Michael hatte sich bei der Schlacht am Kalt-Warmen Buffet eigentlich Zurückhaltung auferlegt, kann den eigenen Ansprüchen dann aber doch nicht ganz gerecht werden. Die beiden Damen sind da zwar etwas weiter, trotzdem stellt sich bei allen Beteiligten am Ende ein leichtes Drücken in der Magengegend ein. Und so ziehen wir uns mit dem guten Vorsatz, uns morgen etwas mehr bewegen zu wollen, in unsere Gemächer zurück.
Freitag, 16.01.2015 - Erkunden der Inselhauptstadt Funchal
Heute wollen wir den Markt in Funchal besuchen. Dass Märkte zeitig ihre Pforten öffnen, ist ja kein ganz so großes Geheimnis, also kann Michael gar nicht früh genug losziehen, um die Stadt zu erkunden. Angelika und Lina treten da gleich mal auf die Bremse. Die eine will wenigstens im Urlaub einmal ausschlafen und die andere war schon so oft hier und hat zudem 3 Wochen Zeit, da erscheint Eile nun wirklich nicht geboten. Bis wir gefrühstückt und die Grazien sich dann noch stadtfein gemacht haben, ist es schon halb Zehn und Michael schart so langsam mit den Hufen. Um Zeit zu gewinnen, könnte man nun mit dem Bus in die Stadt fahren. Lina weist allerdings darauf hin, dass es unterwegs einiges zu sehen gibt und so entschließen wir uns den Weg doch lieber zu Fuß anzutreten.
Private Gärten entlang der Straßenzüge, Grünanlagen und einige kleinere Parks zeigen eine breite Palette einer subtropisch bis tropischen Flora, die die Außentemperaturen gefühlt noch einmal um fünf Grad nach oben schnellen lassen. Orange blühende Feuerranken überwuchern in die Jahre gekommene Fassaden, Drachenbäume, Baumfarne und Bananenstauden zieren Gärten und Zufahrten eleganter Privatanwesen, umgangssprachlich als „Elefantenrüssel“ bezeichnete Drachenbaum-Agaven und Palmen verleihen dem Stadtbild mitunter ein mediterran-afrikanisches Aussehen und Teiche und Brunnen sorgen im Verbund mit der milden Seeluft für ein angenehmes Mikroklima. Die Gehwege sind mit liebevoll angelegten Pflastern ausgestattet und der in südlichen Gefilden gelegentlich zum Straßenbild gehörende Unrat, wird hier von einer offensichtlich funktionierenden Stadtreinigung nachhaltig bekämpft. Und das tollste an allem ist, dass man sich dies mitten im Winter bei angenehmen Temperaturen mit der größten Gelassenheit zu Gemüte führen kann.
Aufnahmen entlang unseres Fußweges vom Hotel nach Funchal.
Drachenbaum-Agaven ("Elefantenrüssel")Bananenstaude
Feuerranke (Pyrostegia venusta) Kakteengarten
Drachenbaum (Dracaena draco)
Üppige Vegetation
Dattelpalme
Baumfarn
Angelika unter Drachenbaum-Agave
Markt in Funchal
Als wir den städtischen Markt (Mercado dos Lavradores) endlich erreichen, ist es schon nach 11:00 Uhr. Das äußerlich nicht über die Maßen beindruckende Gebäude überrascht mit inneren Werten. Die Waren werden im Erdgeschoss und einem Obergeschoss feilgeboten. Die annähernd rechteckig gestaltete und nach außen vollständig vom Mauerwerk umfriedete Markthalle lässt den Lärm der Stadt und die Autoabgase draußen. In Richtung des zentralen und nicht überdachten Innenhofes sucht man das Mauerwerk dann vergebens, hier ruhen die Geschossdecken auf Säulengängen, was für lichtdurchflutete Auslagen sorgt. Hiervon profitieren auch einige im Innenhof angepflanzte mittelgroße Bäume, deren Blätterdach bei sommerlicher Hitze ein wenig Schatten spendet. Das Treppenhaus könnte mal wieder eine Auffrischung vertragen. Auch die Säulengänge hätte man durchaus etwas liebevoller gestalten können. Doch das natürliche Grün der Pflanzen, die üppigen bunten Auslagen teils bekannter teils fremd anmutender Früchte und Gemüse und die geometrischen Formen des auch hier kunstvoll ausgearbeiteten Bodenmosaiks verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen, das die Säulen zumindest während des Marktgeschehens in den Hintergrund treten lässt.
Im Erdgeschoss herrscht ein wenig Gedränge, aber man kann sich immer noch vernünftig bewegen und Michael bleibt genügend Freiraum die exotischen Auslagen abzulichten. Im Obergeschoss ist wenig Betrieb, was vielleicht damit zusammenhängen könnte, dass sich das Warenangebot wenigstens auf den ersten Blick nicht wesentlich von dem Unten unterscheidet, der Weg jedoch als beschwerlicher empfunden wird. Für den Fotografen jedenfalls ist der Gang nach oben ein absolutes Muss, denn den Blick von der Empore auf das bunte Treiben im Innenhof empfindet Michael als das Sahnehäubchen.
Die in unseren Augen für einen Markt der südlichen Hemisphäre ungewöhnlich akkurate Präsentation der Waren überrascht. Alle Stände machen einen sehr aufgeräumten Eindruck, die Waren, häufig in Körben drapiert und mit sauberen Tüchern unterlegt sind durchweg von guter Qualität. Die Böden ordentlich sauber, keine Reste vergilbter Blätter oder sonstigen von den Früchten abgefallenen Unrats. An einigen Ständen sind die feilgebotenen Waren farblich so perfekt aufeinander abgestimmt, dass man glauben könnte, hier sei ein Künstler mit strengem Regiment am Werk gewesen.
Im Obergeschoss treffen wir auf einen Marktstand mit alkoholischen Getränken der, wie könnte es anders sein auch die Nationalgetränke Madeirawein und Poncha im Angebot hat. Die Wirtin versucht uns mit portugiesischem Dauerfeuer und einem gewinnenden Lächeln dazu zu bewegen, die eine oder andere Spirituose zu verkosten, merkt aber schnell, dass wir der Sprache nicht mächtig sind. Also werden wir in holprigem Englisch animiert doch mal den Poncha zu testen. Für gewöhnlich besteht Poncha aus Honig, Zitronensaft und Zuckerrohrschnaps, eine Mischung also, die es in sich hat. Für Alkohol ist es eigentlich auch noch etwas zu früh. Da Lina aber ins gleiche Horn bläst, ist Widerstand zwecklos. Um Männer zum Trinken zu animieren, hat Frau Wirtin offensichtlich auch noch eine besondere Masche. „Ein Poncha ist keiner“, sagt sie, ab dem zweiten könne Mann fließend portugiesisch sprechen und nach dem Dritten Fußball spielen wie der madeirensische Fussballgott Christiano Ronaldo. Welcher Mann kann bei den Versprechen schon nein sagen. Als wir den ersten unten haben, steigt der schon leicht in den Kopf. Nach dem Zweiten ist Michael dann schon recht beschwingt, nachdem sich sprachlich danach allerdings rein gar nichts tut, wagt er nicht mehr auf eine Verbesserung seiner bescheidenen fußballerischen Fähigkeiten zu hoffen und bricht den Versuch ab. Bei Lina scheint die Anmache dagegen Früchte getragen zu haben. Zwar hat sich auch ihr Portugiesisch erkennbar nicht verbessert, aber sie kann nicht umhin sich nach der Verkostung auch noch mit einer Flasche Poncha einzudecken. Und so hat die Wirtin ihr Ziel letzten Endes doch erreicht.
An den folgenden Abenden schlafen wir übrigens nicht nur wegen der guten Seeluft deutlich schneller ein. Zum Trinken animiert von einer über Achtzigjährigen wird der Absacker nach einem gediegenen Abendessen zum allabendlichen Ritual. Nur gut dass der Schädel anschließend immer 8 Stunden Zeit zur Erholung hat.
Leicht angeheitert setzen wir nun unseren Rundgang durch die Markthalle fort und erreichen im hinteren Teil des Gebäudes endlich auch den Fischmarkt. Wie Michael vermutete, sind wir dank unserer beiden Grazien zu spät dran. Längst haben sich die Auslagen geleert und Michael kann von Glück sagen, dass er zumindest noch einige wenige Exemplare des für Madeira so berühmten, schwarzen Degenfisches zu Gesicht bekommt. Den Degenfisch trifft man übrigens in weiten Teilen des Nordatlantiks an, wo er in 200 bis 1700 m Tiefe lebt. Dass er kein Flachwasserbewohner ist, zeigen schon seine großen Augen, die eine Anpassung an schlechte Lichtverhältnisse signalisieren. Gefischt wird er mit Langleinen. Der eigentlich kupferfarbene Fisch bekommt seine schwarze Farbe erst, wenn er von den Fischern ins Boot geholt wird infolge der raschen Druckentlastung.
Nach der Pleite mit dem Fischmarkt zieht es uns in die Altstadt von Funchal. Beeindruckend auch hier wieder die mit ansprechenden Pflasterkompositionen aus weißen und grauen Bruchsteinen oder Kiesgeröllen gestalteten Straßen und Plätze. Auffällig erneut, wie wenig Müll auf den Gehwegen herumliegt. Die Leute geben sich zumindest hier in der Unterstadt, wo der Tourismus eine dominierende Rolle spielt große Mühe jeden Flecken sauber zu halten.
In den Gassen und Straßenzügen treffen wir auf eine ganze Reihe kleiner Restaurants, die sich harmonisch ins Straßenbild einfügen. Geschickt zweigen sie einen kleinen Teil der öffentlichen Flächen für ihre Tischgruppen ab und präsentieren dem vorbeiflanierenden Publikum entweder auf Schautafeln oder auf den Tellern der Gäste, ihre kulinarischen Köstlichkeiten. Und lockt dies keine auskömmliche Anzahl an Gästen in das jeweilige Restaurant, animieren die Gastronomen das Publikum, mal mehr, mal weniger geschickt Platz zu nehmen und sich verwöhnen zu lassen. Tatsächlich sitzt man hier wegen der recht angenehmen Temperaturen ausgesprochen entspannt und gemütlich während das kleinstädtische Leben wie in einem Film an einem vorüberzieht. Gerne würden wir uns in einem der Restaurants niederlassen. Aber wegen des abendlichen Buffets, das unbestritten seine Reize hat, wäre eine zusätzliche Mahlzeit des Guten zu viel. Also trollen wir uns und setzen unseren Rundgang fort.
Trotz des überwiegend sehr aufgeräumten Straßenbildes ist unverkennbar, dass die Bausubstanz des einen oder anderen Gebäudes einigermaßen gelitten hat. Doch selbst verrostete Balkone, bröckelnder Putz, marodes Mauerwerk, abgeplatzte Farbe, windschiefe Dächer oder Pflanzen, die die Dachrinnen zu ihrem Refugium erkoren haben, vermögen dem positiven Gesamteindruck des Städtchens kaum nennenswerten Schaden zuzufügen. Zum einen bestätigen Ausnahmen die Regel und davon abgesehen wird hier einfach nur die Erwartungshaltung des Mittel- und Nordeuropäers bedient. Würden diese Narben fehlen, müsste man sie vielleicht sogar künstlich anbringen.
Schön anzusehen ist auch eine ganze Reihe von Hauseingangstüren. Verziert mit naiver Malerei und ansprechenden Plastiken bereichern diese bunten Farbtupfer das Stadtbild. Bis in die Nachmittagsstunden lassen wir uns treiben, trinken mal einen Kaffee, besuchen eine Eisdiele deren Wände Azulejos, die meist quadratischen, bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen verzieren und machen es uns auf den Bänken des mit exotischen Pflanzen bestückten Stadtparks gemütlich. Schon jetzt im Winter ist der Park eine wirkliche Augenweide. In sommerliche Hitze aber dürfte die kleine grüne Oase mit ihrer abwechslungsreichen Pflanzenwelt und den Wasserspielen das Publikum magisch anziehen.
Als die Schatten länger werden und der Seewind etwas frischer durch die Altstadtgassen bläst, zieht es uns in Richtung Küstenlinie. Weil wir uns den ganzen Tag durch die Stadt treiben ließen, haben wir am Ende etwas die Orientierung verloren und sehen nun, dass wir uns ein ganzes Stück östlich des Stadtzentrums befinden. Also orientieren wir uns nach Westen, wohin uns die nun schon recht tief stehende Sonne den Weg weist und nähern uns dem Hafengelände.
Hafenpromenade und Denkmal Christiano Ronaldo, viel zu klein bei dem Ego. Am Koloss von Rhodos hätte man sich orientieren müssen, etwas größer natürlich, damit die modernen Kreuzfahrtschiffe drunter durchpassen.
Der Hafen wurde offensichtlich in der jüngeren Vergangenheit im großen Stil aufgehübscht. Deshalb fehlt ihm in Teilen jedenfalls etwas die Patina. Vieles erscheint noch zu neu, um sich organisch an die Altstadt anzufügen. Nordisch aufgeräumt erscheinen auch die großzügig angelegten, leicht terrassierten Freiflächen unweit der Hafenmauer, aber ein Touch portugiesische Leichtigkeit täte diesen Freiflächen ganz gut. Entlang der Mole zieht es uns an die Wasserlinie, wo einige wenige Angler ihr Glück
versuchen. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick zurück auf Funchal, das sich über die Jahrzehnte weit in die steilen Hänge vorgearbeitet hat. Boten die Restwärme der Stadt und die palmengesäumte Hauptstraße eben noch etwas Schutz, weht uns nun wieder ein kühles Lüftchen um die Ohren. Also gehen wir ein paar Stufen zur Mole des Yachthafens hinunter wo es etwas windgeschützter ist.
Die vielen Yachten in der Marina bieten dem Auge Abwechslung und erzeugen zusammen mit der blaugrünen See immer ein reizvolles Bild. Aber in vielen Hafenstädten würde dieses kaum anders aussehen und wer ausreichend weit und häufig gereist ist, kann hier nichts aufregend Neues entdecken. Das dürfte den Eignern, wenn sie zu gelegentlichen Segeltörns oder zum Hochseefischen in den offenen Atlantik hinausfahren sicher etwas anders gehen.
Heute haben wir uns unser Abendessen wirklich verdient, und so besteigen wir mit müden Beinen den Stadtbus, der uns hinauf zum Hotel bringt und legen die Füße hoch.
Samstag, 17.01.2015 - Mit dem Bus nach Santana und zurück
Wie bereits angesprochen, hatte vor allem Michael, wie immer leicht übermotiviert das vielleicht etwas zu ambitionierte Ziel in der einen Woche möglichst einen vollständigen Überblick über die gesamte Insel zu bekommen, um einfach zu sehen, ob es sich lohnen würde noch einmal hierher zu fliegen. Funchal hatten wir gestern und vorgestern fürs erste ausreichend erkundet und so schien es uns nun geboten über den Tellerrand der Inselhauptstadt hinauszuschauen.
Michael hatte eigentlich schon zu Hause vorgeschwebt sich hierzu eines Mietwagens zu bedienen. Lina meinte jedoch, das Busliniennetz sei auf Madeira so gut, dass man sich den Mietwagen sparen könne. Der Bus sei bestimmt auch günstiger, man werde gefahren und wir drei könnten uns die ganze Zeit ungestört unterhalten. Mit dem letzten Punkt könnte das schwierig werden. Trialoge zwischen zwei Frauen und einem Mann enden nach Michaels Erfahrung immer im gleichgeschlechtlichen Dialog und Michael kennt sogar einige Exemplare, Anwesende selbstverständlich ausgeschlossen, die sich selbst genügen und ganztägig monologisieren. Um uns ein eigenes Urteil bilden zu können, wollten wir aber wenigstens eine Überlandfahrt mit dem Bus wagen, um danach zu entscheiden, wie wir es die folgenden Tage halten sollten. Hierzu hatten wir uns noch am Vorabend über die Verbindungen und Abfahrtszeiten der Busse informiert und waren somit gut gerüstet.
Nach Michael’s Gusto kommen wir am Morgen wieder einmal reichlich spät nach Funchal. Dafür steht unser Bus zehn Minuten später abfahrbereit. Da Funchal im Südosten der Insel liegt, haben wir uns für das nordöstlich von Funchal und somit nicht allzu weit entfernt liegende Örtchen Santana als vorläufiges Reiseziel entschieden. Kaum haben wir unsere Plätze eingenommen wirft der Fahrer den Diesel an und rüttelt uns erst einmal ordentlich durch. Eilig drängen verspätete Passagiere zur Vordertür und
nachdem diese Einlass gefunden haben, setzt sich unser Gefährt in Bewegung. Die Karre ist ganz schön laut, die Sitze nicht übermäßig bequem aber für ein bis zwei Stunden lässt es sich in jedem Fall aushalten.
Rasch entfernt sich nun unser Bus aus der bisher vertrauten Umgebung und wo Neuland beginnt wird es immer interessant, denn man weiß ja nie was auf einen zukommt. Wenn man sich auf Madeira auch nur ein wenig von der Küstenlinie entfernt, geht es immer recht bald recht steil nach oben. Da Mensch und Maschine aber nur begrenzte Anstiege bewältigen können, heißt es Kurven fahren. In der weit auskragenden Oberstadt sind die Straßenzüge nun nicht mehr so hübsch anzusehen wie im Zentrum. Die Sauberkeit leidet ein wenig, immerhin hält sich der gelegentlich anzutreffende Unrat in Grenzen. Soweit überhaupt noch Grünanlagen anzutreffen sind, haben sich diese auf privates Terrain zurückgezogen. Überall macht sich Zweckmäßigkeit breit, die zum Flanieren einladende Leichtigkeit der Unterstadt ist dahin. Die Geselligkeit hat es dagegen den Hang hinauf geschafft, denn entlang der Straßenränder, vor Hofeinfahrten oder vor den Auslagen kleiner Geschäfte verweilen die Leute zum Plausch. Die in unseren Breiten allgegenwärtige Hektik scheint zu fehlen. Auch wenn es vermutlich nicht wirklich so ist, hat man das Gefühl, die Privat-PKW parken, wo sie wollen und so ist der Bus bei seinem langsamen Aufstieg immer wieder gezwungen auf die Eisen zu gehen, weil der fahrende Verkehr an vielen Stellen nicht genügend Platz auf der engen Straße findet. Angelika hält öfter mal die Luft an, wenn der Busfahrer wieder einmal das Bremspedal etwas kräftiger durchtritt. Aber die Busse fahren die Strecke tagtäglich und die Kraftfahrer kennen jeden Winkel, was soll da schon passieren.
Während der Bus sich weiter die Hänge hochquält, dabei mal einen Haken nach Osten, mal einen Haken nach Westen schlägt, erheischen wir von unserer erhabenen Position immer wieder schöne Ausblicke. Da ist es jetzt tatsächlich von Nutzen, dass wir die Hände frei haben. Aber mit dem Fotografieren wird es trotzdem nichts, denn oft kommen die Motive viel zu schnell und bei der starken Sonneneinstrahlung besorgen die Reflektionen der Busscheiben ein Übriges, um Michael den Spaß zu verderben. Zum ersten Mal hat er das Gefühl mit einem geliehenen PKW hätte man mehr ausrichten können.
Nachdem wir inzwischen ein gutes Stück vorangekommen sind, stellt sich dieser Eindruck schon bald ein zweites Mal ein, als wir den Ort Monte, ein auf 600 bis 800 m oberhalb der Inselhauptstadt Funchal gelegenen Ort mit der Kirche Nossa Senhora do Monte streifen, den man eben mal kurz hätte besuchen können, ganz zu schweigen von dem herrlichen Tropengarten Monte Palace. Weil die Busse aber nicht ausreichend oft verkehren, müssen wir diese links liegen lassen, bewegen uns unverrichteter Dinge weiter bergauf und stoßen schließlich in den bewaldeten Teil des Gebirgskammes vor. Stadt und Meer, die eben noch übersichtlich vor uns lagen, verschwinden nun hinter dichtem Grün. Den tiefer liegenden Wäldern vermag Michael nicht allzu viel abzugewinnen. Gut möglich dass die grüne Einöde pflanzengeographisch von größter Bedeutung, ja vielleicht sogar endemisch ist. Aber das alles ginge, wenn es denn so wäre, vollständig an uns Banausen vorbei, weil weder eine farbenfrohe oder morphologisch beeindruckende Blütenpracht noch stolze Baumriesen unseren Weg kreuzen. Als wir uns endlich dem Pass nähern, tauchen Eukalyptuswälder auf. Auch wenn die hier eigentlich gar nichts zu suchen haben, weil Sämlinge erst spät angelandet
worden sind und sich danach breit gemacht haben, bieten sie dem Mitteleuropäer einen sehr ansprechenden Anblick, weshalb sich Michael nun zum dritten Mal ärgert nicht einfach mal aussteigen und fotografieren zu können. Und so fliegen auch die Eukalyptuswälder an uns vorbei.
Die Überquerung des etwa 1.400 m hohen Passes haben wir gar nicht so richtig mitbekommen, merken aber, dass der Bus sich nun immer öfter nach vorne neigt und bremst. Die Temperatur im Bus ist merklich kühler geworden. Im Wald steht eine milchig-weiße Dunstglocke. Die Wälder sind ebenso wie die Straße tropfnass und wir befürchten schon, dass wir uns einer ausgedehnten Regenfront nähern. Doch schnell verlieren wir an Höhe und erkennen, dass unsere Sorge unbegründet ist. Schon löst sich der Dunst in Wohlgefallen auf. Erste blaue Fetzen, die zunehmend größer werden schalten sich ein bis schließlich ein prächtiger blauer Himmel und der nach Norden offene Atlantik vor uns auftauchen. Zunächst scheint wieder alles beim Alten zu sein, auf den zweiten Blick bemerkt man jedoch, dass sich einiges geändert hat. Die nach Norden weisenden Berghänge sind steiler, deutlich grüner und die Vegetation sprießt üppiger als die südlich des Kammes in Richtung Funchal abfallenden Bergflanken. Die auf der Nordseite aufsteigenden Wolken kühlen rasch ab und entlassen ihre immer schwerer werdende Fracht diesseits des Kammes als feinen Sprühnebel oder Niederschlag. Von Funchal aus konnten wir gelegentlich sehen, wie weiße Wolkenteppiche vom Kamm ins Tal zogen, im sonnenverwöhnten Funchal aber so schnell wieder Temperatur aufnahmen, dass sie sich schon kurz nach dem Erreichen des Atlantiks in Wohlgefallen auflösten. Wasser und Sonne sind also etwas ungerecht über die Insel verteilt und da der Mensch sich nun einmal lieber mit Sonne umgibt, ohne dabei allerdings auf das Wasser verzichten zu können, hat man sich siedlungstechnisch überwiegend an der Südküste ausgebreitet und das fehlende Wasser über lange Kanäle, die man hier Levadas nennt, dorthin umgeleitet, wo es benötigt wird.
Etwa auf halber Höhe zwischen Pass und „Nordmeer“ endet die kurvenreiche Strecke, der Bus nimmt nun deutlich Fahrt auf und so erreichen wir nach gefühlten zwei Stunden Fahrt unser Etappenziel Santana. Voller Vorfreude hatten wir uns ausgemalt, dass die ganze Insel sich auf den Tourismus eingestellt hat und in der Mehrzahl auch der kleineren Städtchen sich irgendein touristisches Angebot finden würde. Auf Postkarten und im Reiseführer hatten wir gesehen, dass reetgedeckte Häuschen hier wohl relativ weit verbreitet sind, außerdem gebe es eine von Bauern betriebene Seilbahn und darüber hinaus gingen wir natürlich davon aus, dass sich eine Flaniermeile in jedem Falle finden ließe. Als der Bus dann an der Haltestelle vorfährt, sind wir allerdings einigermaßen ernüchtert. Wir haben den Eindruck wir sind in der Mitte von Nirgendwo gelandet. Hier ist ja sowas von Tote Hose. Ungläubig schauen wir den Fahrer an und versichern uns noch einmal, dass wir hier in Santana sind. Der nickt und fordert uns auf auszusteigen.
Ein schwacher Trost zwar, aber wenigsten sind wir nicht die einzigen doofen Touristen, die sich das angetan haben. Außer uns steht noch ein holländisches Ehepaar leicht zerknirscht an der Bushaltestelle und als wir uns in der Umgebung etwas umsehen, kommt uns ein Engländer, laut fluchend, angesichts dieser Einöde entgegen und verlangt nach einem Taxi. Bis wir einen klaren Gedanken fassen, hat sich der Bus abgesetzt und auch die Einheimischen, die mit uns im Bus ankamen sind verschwunden, denn die wussten ja, wohin sie müssen. So ist auch kein Ortskundiger mehr auf der Straße den man fragen könnte und irgendwo zu schellen ist auch nicht unser Ding weil wir der Sprache nicht mächtig sind. Also bemühen wir uns um Contenance und sondieren unsere recht überschaubaren Möglichkeiten. Der nächste Bus geht erst in einigen Stunden, es macht also keinen Sinn hier herum zu stehen, vielleicht sollten wir in Richtung Meer laufen, da ist doch immer etwas los, vielleicht finden wir ein Cafè oder ein Restaurant mit Meeresblick, da ließe es sich schon einige Zeit aushalten, also ziehen wir etwas planlos von dannen. Das Meer erreichen wir nicht aber irgendwie finden wir dann doch einen Wegweiser in Richtung der Bauernseilbahn, die wir nach etwa 20 Minuten gemütlichen Laufens auf einem etwas abschüssigen Weg erreichen. An der Station angekommen hellen sich unsere Minen wieder etwas auf. Wir genießen erst einmal den herrlichen Blick auf die Küstenlinie tief unten im Tal und sind froh nicht gleich die Flinte ins Korn geworfen und dieses Highlight aufgespürt zu haben.
Trotzdem haben wir heute keinen guten Tag erwischt, denn der Betreiber der Seilbahn gibt uns bildsprachlich zu verstehen, dass die Zeit schon weit fortgeschritten sei und die zweistündige Mittagspause anstehe. Seine Gestik und Mimik ist hinreichend aussagekräftig, um zu verstehen das ihm diese Pause mehr oder weniger heilig ist und wenn wir jetzt noch unbedingt da hinunter müssten, könne das nur ein sehr kurzer Aufenthalt werden, sonst säßen wir fest. Na das sind ja wieder tolle Aussichten. Wie dem auch sei. Jetzt sind wir schon mal hier, Alternativen sind nicht erkennbar und bevor wir nun sinnlos über 2 Stunden auf den nächsten Bus warten, tut uns jede noch so kurze Abwechslung ganz gut, zumal wir erkennen müssen, dass die Küste fußläufig völlig außerhalb unserer Reichweite liegt. Während Lina beschließt oben an der Bergstation auszuharren und sich bräunen zu lassen, entrichten wir unseren Obolus und besteigen die gar nicht mal so kleine Gondel. Dann schließt unser mürrischer Betreiber die Tür, das Zugseil fährt an und die Gondel setzt sich leicht schaukelnd in Bewegung. Kaum haben wir den festen Boden verlassen fällt die Felswand steil ins Tal ab. Beim Blick nach unten kribbelt es gewaltig im Bauch. Wenn jetzt das Seil reist bleibt kein Auge trocken.
Einen technischen Überwachungsverein werden die hier ja wohl haben. Aber wie oft kommt der in diese Einöde? Und hält er auch die Fristen ein und wenn ja, überprüft er auch angesichts der von uns vermuteten, in diesem Moment geradezu befürchteten südlichen Leichtigkeit des Seins mit der gebotenen Strenge? Was solls, diese Überlegungen bringen jetzt alle nichts mehr. Wir sitzen drin und können nur hoffen dass wir gut ankommen. Obwohl es wahrscheinlich völlig unerheblich ist, ob wir aus 200 oder aus 20 Metern Höhe abstürzen, verleiht uns der mit fortschreitender Wegstrecke wieder
näher rückende Untergrund etwas mehr Sicherheit. Ein Foto nach Süden, eines nach Norden eines in der Gondel lenken zusätzlich ab und verkürzen die Ungewissheit. Auch die gleichförmige Fahrt und die nur mäßig schwankende Gondel bestärken uns schließlich in dem Gefühl dass wir da unten sicher ankommen werden. Dann endlich ist es geschafft und im Nachhinein waren wir uns eigentlich von Anfang an sicher, dass nichts passieren würde.
Unten angekommen nimmt man uns gleich wieder ins Gebet wegen der fortgeschrittenen Zeit, dann eilen wir einer wild tosenden Brandung entgegen, die sich an einem steinigen Geröllfeld austobt. Es ist immer wieder eindrucksvoll die Kraft des Wassers zu erleben, solange man in gebührendem Abstand diesem Treiben gefahrlos zusehen kann.
Sieht man sich die Morphologie dieses Küstenabschnittes an, so fällt auf, dass die steil aufsteigenden Bergflanken die im Tal angelegten Felder sichelförmig umschließen. Vielleicht gab es hier mal einen Bergsturz, der diese Enklave entstehen ließ, wir wissen es nicht. Die Seilbahn dürfte jedenfalls errichtet worden sein, um Mensch und Maschinen in das ansonsten nur schwer zugängliche Tal zu bringen und die ohnehin nicht ganz einfache Feldarbeit auf diese Weise etwas erträglicher zu gestalten. Und wenn die Touristen dazu beitragen den Erhalt der Bahn zu sichern ist Landwirten und Besuchern gleichermaßen geholfen. Uns gefällt es hier richtig gut und wir würden gerne noch einige hundert Meter weiterlaufen, aber bevor die Jungs an der Seilbahn ihren Testosteronspiegel hochfahren treten wir lieber mal den Rückweg an.
Noch beeindruckender als die Fahrt nach unten ist der Wiederaufstieg. An der südlichen Felskante schickt ein schmaler Wasserfall seine feuchte Fracht ins Tal. Die große Fallhöhe und die aufsteigenden Winde treiben die Wassertraube auseinander, das kühle Nass benetzt als feines Spray die Felswände und üppiges Grün breitet sich aus. Von unten besehen sind die Felsabbrüche auch noch ein ganzes Stück beeindruckender. Oben angekommen nimmt unser Seilbahnbetreiber mit nun deutlich zufriedenerer Mine zur Kenntnis, dass wir seinen zeitlichen Vorstellungen einigermaßen entsprochen haben und seiner mittäglichen Siesta somit nichts mehr im Wege steht. Lina sitzt immer noch ganz gemütlich auf der Bank und genießt die frische Brise. Eigentlich könnten wir jetzt auch einen Happen vertragen, aber hier im Niemandsland sieht es ziemlich schlecht aus.
Einen Moment setzen wir uns zu Lina und schauen noch einmal nach unten, dann treten wir den Rückweg zur Bushaltestelle an. Auf geraden und nicht zu steil abfallenden Wegstrecken ist Lina immer ganz vorn dabei, nur die giftigen kurzen Anstiege machen ihr mittlerweile ganz schön zu schaffen. Ansonsten hätten wir versuchen können noch etwas weiter in Richtung eines nur zu vermutenden Dorfzentrums zu laufen. Aber es steht zu befürchten, dass auch dort Mittagspause gehalten wird und bevor wir jetzt ohne entsprechende Erfolgsaussichten weitere Dummheiten begehen sitzen wir unsere Strafe für Blauäugigkeit lieber an der Bushaltestelle ab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit werden wir endlich erlöst. Angelika hatte zwischenzeitlich den Reiseführer sondiert, um zu schauen, wie es nach diesem Reinfall weitergehen könnte. Dabei hat sie den an der Ostküste gelegenen Ort Machico als interessantes Ziel ausgemacht. Dieses Mal fährt der Bus nicht über den Kamm, sondern bewegt sich im Halbrund auf der Ostseite der Insel mehr oder weniger der Küste entlang in Richtung dieses kleinen Städtchens. Der Weg entlang der Küstenstraße ist zwar länger, aufgrund der gut ausgebauten und durch zahlreiche Tunnel führenden Strecke kommt der Bus aber recht flott voran und überlässt uns schließlich ein weiteres Mal unserem Schicksal.
Zwar ist auch dieses Städtchen nicht allzu groß und am Busbahnhof selbst tut sich wenig, aber in Richtung Städtchen durchpflügen wir doch einige recht nett anzuschauende Gassen, die uns zu einem etwas größeren, von hochgewachsenen Platanen überkronten Platz und dahinter an den zum wiederholten Male allerdings steinigen Strand führen. Auch hier tanzt nicht gerade der Bär auf den Tischen, aber es gibt doch das eine oder andere Lädchen und eine kleine Anzahl von Restaurants die den Besuch kurzweilig gestalten. Von der vielen Lauferei haben wir inzwischen auch ordentlich Hunger bekommen, da kommt uns eine Pizzeria gerade recht. An den Nachbartischen nehmen wir Peilung auf und können so ermessen, dass wir hier etwas Ordentliches auf den Teller bekommen. Wir entscheiden uns für eine Pizza und bestellen eine Karaffe Sangria. Da hat sich die Busfahrt dann doch noch gelohnt, denn weil unsere Rückfahrt nach Funchal ebenfalls mit dem Bus erfolgt, muss sich keiner bei dem süßen Gesöff zurückhalten. Auf diese Weise wird der Tag am Ende doch noch zu einer halbwegs runden Sache.
Bei der Rückfahrt nach Funchal ist dann noch einmal Geduld gefragt. Der Bus hätte eigentlich nur die gut ausgebaute Küstenstraße nehmen müssen und wir wären im Nu in Funchal gewesen. Das tut er auch erst einmal, fährt dann aber noch deutlich vor der Stadt in die küstennahen Hügel ab und klappert nun ein Nest nach dem anderen ab. Na wenigstens haben wir noch die eine oder andere Schöne Aussicht auf das von der tiefstehenden Sonne hell erleuchtete Meer.