Madeiras Westen

Dienstag, 20.01.2015 - Zweite Tagesfahrt mit dem PKW in Madeiras Westen

Wenn alles gut geht, werden wir heute unsere längste Tagesetappe absolvieren. Tatsächlich ist die komplette Gurkentruppe schon gegen 08:45 Uhr abfahrbereit.

 

Mit dem Mietwagen in den Westen Madeiras ((Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Mit dem Mietwagen in den Westen Madeiras ((Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Ein letzter Check auf der Karte, dann klicken die Sicherheitsgurte und unser Muli setzt sich in Bewegung. Jetzt heißt es erst einmal Strecke machen. Also nutzen wir die Vorzüge der Ringmagistrale und eilen durch die Tunnelpiste gen Westen der Ausfahrt oberhalb des Städtchens Ribeira Brava entgegen. Wie am Vortag geht es dann auf die VE3, dem Fluss nach Norden folgend bis Serra de Agua und von dort auf der Nebenstraße ER 228 in Richtung Estrada Regional 110. Am Pass angekommen wollen wir heute aber nicht gleich wieder hinunter zur Nordküste, sondern folgen der ER110 in westliche Richtung. Hier möchten wir das Hochland Paul da Serra (port. Gebirgsmoor) erkunden. Paul da Serra war vor der Besiedelung Madeiras durch Menschen überwiegend mit Zedern-Wacholder bewachsen. Abholzungen haben dazu geführt, dass hier fast nur noch Gräser, Adlerfarn und der auf Madeira eingeführte Stechginster zu sehen sind. Die Hochebene liegt auf einer Höhe um 1400 bis 1500 Metern oberhalb des Baumheide- und Lorbeerwaldgebiets (Laurisilva). Der höchste Punkt am Ostrand ist die Bica da Cana (1620 m), der am Nordrand gelegene Pico Ruivo (P. da Serra) erreicht 1639 m und ist die höchste Erhebung der Hochmoorlandschaft.

 

Sturköpfig bestehen wir darauf, nach zwei vergeblichen Versuchen auch oben in den Bergen heute endlich einmal Glück mit dem Wetter zu haben. Doch kaum haben wir die 1.000-Meter-Marke ein zweites Mal erklommen, hüllen uns schon wieder diese verdammten Nebelschwaden ein. Die soll der Schlag treffen. Laut unserer Karte gewinnt die Straße oberhalb des Passes bis zum Plateau mindestens noch einmal 400 Höhenmeter. Vielleicht schaffen wir es ja die Wolkendecke zu durchdringen, um jenseits der Wolken mit einem grandiosen Fernblick belohnt zu werden. Im dicken Dämmer tasten wir uns langsam voran, ungeduldig den Himmel absuchend, voller Hoffnung irgendwo erste Anzeichen einer sich auflösenden Wolkendecke zu finden. Aber über unseren Köpfen tut sich gar nichts. Eine wie aus dem Nichts auftauchende Straßensperre macht schließlich all unsere Hoffnungen mit einem Schlag zunichte. Wie blöde ist das denn? Und dann fehlt auch noch jeglicher Hinweis, warum die Weiterfahrt verwehrt wird. Das ist ärgerlich. Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig als umzudrehen.

 

Also geht es wieder zurück an den Pass und wie gestern schon zur Nordküste hinunter nach São Vicente. Der Nebel ist inzwischen in einen feinen Sprühregen übergegangen, der uns bis an die Küste treu bleibt. Von São Vicente aus folgen wir diesmal der VE2 in westliche Richtung, die uns zwar schnell voranbringt, aber mit ihrem gleichförmigen Verlauf, mit zahlreichen Tunneln, oft genug abseits jeglicher Bebauung und fern der Küste alles vorenthält, was die Insel und was diesen Landstrich so reizvoll macht. Bald erkennen wir, dass Reste der alten Küstenstraße, der Antiga ER 101 erhalten geblieben sind und folgen dieser, wo immer sich eine Möglichkeit auftut. Irgendwann zwingen uns Hinweistafeln aber dann vollends auf die Tunnelstrecke, was wir sehr bedauern. Warum das so ist, ist allerdings auch unschwer zu erkennen. Die von den Vulkanen ausgespienen Lavadecken türmen sich nun wieder zu hohen Gesteinswänden auf, deren ungesicherte Abbruchkanten durch Steinschlag und Erdrutsche jeden bedrohten der die Antiga ER 101 befuhr, also gab man der Sicherheit den Vorrang und die grandiosen Ausblicke blieben wortwörtlich auf der Strecke.

 

Nach 55 km Fahrtweg erreichen wir den Ort Seixal. Es ist einer jener Küstenorte, die man mit einigen Tagen Madeiraerfahrung glaubt irgendwie schon einmal gesehen zu haben, unterscheidet er sich doch nur in Nuancen von anderen Weilern. Insofern fragen wir uns, ob wir bei dem Sauwetter überhaupt von der Hauptstraße abfahren und uns hinunter in den Ort begeben sollen. Natürlich lässt uns die Neugier dann doch keine Ruhe, zudem lässt der Regen nach, also versuchen wir unser Glück.

 

Der Ort erscheint wie ausgestorben. Keine Menschenseele auf der Straße, wen wundert es bei diesen trüben Aussichten. Wir folgen der Straße fast bis an die Wasserlinie, wollen uns eigentlich nur kurz umsehen, um gleich wieder weiter zu fahren, entschließen uns dann aber doch eine der etwas abseits gelegenen Parkbuchten anzusteuern und etwas spazieren zu gehen.

Trübe Aussichten beim Blick auf die Nordküste Madeiras bei Seixal.
Trübe Aussichten beim Blick auf die Nordküste Madeiras bei Seixal.
Strand in Seixal. Für einen Augenblick dürfen wir auf besseres Wetter hoffen.
Strand in Seixal. Für einen Augenblick dürfen wir auf besseres Wetter hoffen.
Strand in Seixal.
Strand in Seixal.

Kurz unterhalb der Parkbucht gelangen wir über eine Treppe hinunter an den Strand, der ausnahmsweise einmal aus sandigen, allerdings sehr feuchten Sedimenten besteht.

Der Wasserlinie folgend, halten wir nach Norden auf eine Mole zu. Die dunkelbraune Farbe der Sande ist wenig ansprechend, doch deren Geläuf ungleich angenehmer als die Geröllfelder mit denen sich die sommerlichen Badegäste ansonsten vielerorts herumschlagen müssen. Im Bereich eines kleinen Süßwasserzulaufs kann man gut erkennen, dass die Sanddecke nur notdürftig die Geröllansammlungen überdeckt. Auf älteren Karten sieht man auch, dass die Mole noch nicht allzu lange existiert. Offensichtlich hat man sich den Umstand, dass die Küste im Ort einige hundert Meter nach Süden zurückspringt zunutze gemacht indem man das nördliche Ende dieses Geländeeinschnitts mittels der Mole nach Osten verlängerte, so dass nun ein kleines Becken entstanden ist in dem sich im Sommer, gut geschützt vor der rauen See angenehm baden lässt. Während wir über den weichen Sand auf die Mole zulaufen bläst uns ein kräftiger Wind entgegen. Im Brandungsbereich jenseits der Mole nehmen einzelne Böen feinste Tröpfchen der aufgewühlten See auf und schleudern sie uns ins Gesicht, so dass wir mangels Kopfbedeckung und Schirm die Krägen soweit als möglich hochziehen und die Köpfe nach Osten drehen. Schließlich endet der Strand und wir gelangen über eine Rampe hinauf auf die Mole. Am westlichen Ende der Mole rauschen aus der aufgewühlten See immer neue Brecher in die küstennahen Felsensembles und Geröllablagerungen.

Strand in Seixal. Schon macht sich dicker Nebel wieder breit.
Strand in Seixal. Schon macht sich dicker Nebel wieder breit.

Michael würde zu gerne einige Fotos von diesen Brechern machen, doch schon nehmen die Wolken wieder dunklere Töne an, erneut setzt Nieselregen ein und befeuchtet Mensch und Kamera. Der stärker werdende Regen zwingt uns Schutz unter einem Dach zu suchen. Bereits gut durchfeuchtet verharren wir in unserer Notunterkunft, hoffend der Regen möge bald wieder abklingen. Als sich aber auch nach zehn Minuten nicht die geringste Verbesserung einstellt, beschließt Michael zum Wagen zu sprinten, mit diesem an die Mole heranzufahren und Angelika und Lina aufzunehmen. Nach dieser garstigen Ausladung wollen wir nur noch weg. Doch im Nu sind sämtliche Scheiben beschlagen und wir müssen erst einmal die Heizung auf maximale Leistung drehen, um wieder klare Sicht zu bekommen. Land und Küste versinken nun bei Dauerregen und feuchtegeschwängerter Luft unter dichten Nebelbänken. Jetzt folgen wir gerne einmal der Tunnelstrecke in Richtung Porto Moniz, um dem Regen wenigstens zeitweise aus dem Wege zu gehen.

Steilküste westlich Seixal.
Steilküste westlich Seixal.
Karte von Porto Moniz (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Karte von Porto Moniz (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Unser Weg führt uns zunächst nach Osten in Richtung Hafenanlage, Hubschrauberlandeplatz und Seeaquarium. Froh, endlich wieder trockenen Fußes frische Luft atmen zu können, vermag uns das Aquarium nicht in seinen Bann zu ziehen. Im Außenbereich erkennen wir jedoch ein weiteres Charakteristikum dieses Landstrichs.

Östliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz am Aquarium.
Östliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz am Aquarium.

Die nördlich der Bebauungsgrenze einsetzende, wild zerklüftete Küste taucht hier nämlich nicht sofort in den Atlantik ab, sondern reckt ihre scharfkantigen Spitzen noch eine ganze Weile in die Höhe und bildet einige hundert Meter weit draußen im Atlantik sogar noch einmal eine kleine Insel aus.

 

Nordwestlich des Aquariums sind zwischen den Felsenensembles kleine Meerwasserbecken ausgebildet, deren Blaugrün sich herrlich von den schroffen, dunkelbraunen vulkanischen Relikten abhebt. Wo immer es möglich war, hat man die aus den Fluten aufragenden Felsgruppen durch Natursteinmauerwerk vom offenen Meer abgegrenzt, hat befestigte Wege angelegt, diese über kleine Brücken mit dem Festland verbunden und so ein naturnahes Meeresschwimmbecken erschaffen. Wenn die sommerliche Hitze das Wasser ordentlich aufgeheizt hat, bereitet es sicherlich großes Vergnügen entlang der Felswände auf verschlungenen Wegen seine Bahnen zu ziehen. Aber auch ein Spaziergang durch das Felsenlabyrinth und entlang der Bassins ist ein wirklich kurzweiliges Vergnügen zumal Auf- und Übergänge an den etwas größeren Felsgruppen immer neue Einblicke gewähren.

Vulkanische Bucht im Westen von Porto Moniz
Vulkanische Bucht im Westen von Porto Moniz
Aufgewühlte See vor Porto Moniz
Aufgewühlte See vor Porto Moniz

Wir folgen der Rua Engeneiro Américo einige hundert Meter in westliche Richtung und erreichen eine kleine, hufeisenförmig ausgebildete Bucht. Die aus dem offenen Meer in diesen Trichter eindringenden Wassermassen nehmen mächtig Fahrt auf und erzeugen Brecher die mit großer Wucht gegen die steil aufsteigenden Felswände schlagen, um schließlich auf den Geröllfeldern auszulaufen. Dabei schäumt das Wasser als würde es kochen und überzieht die kleine Bucht mit einem weißen Schaumteppich.

Westliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz.
Westliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz.
Westliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz.
Westliches Meeresschwimmbecken von Porto Moniz.

Unterhalb der Bucht beschreibt die Küstenlinie einen halbkreisförmigen Bogen. Auch hier ragen zwischen einer ganzen Reihe von kleineren Meerwasserbassins wieder zahlreiche Felsenensembles über die Wasserlinie, so dass man ein zweites und noch etwas größeres Meerwasserbecken eingerichtet hat, das wegen der geringen Wassertiefen gerne von Familien genutzt wird.

Den Ort müsste man sich einmal im Sommer, zu einer touristischen Hochzeit und bei strahlendem Sonnenschein ansehen, da könnten wir so mancher Ecke deutlich mehr abgewinnen für heute aber haben wir genug von dieser kalten und feuchten Tristesse und verlassen Porto Moniz in Richtung Ponta do Pargo.

Straße oberhalb Porto Moniz.
Straße oberhalb Porto Moniz.

Kaum liegt die Ortsgrenze hinter uns, geht es sofort wieder auf den weit ausgreifenden Serpentinen der ER 101 hinauf in die Berge. Während des Aufstiegs hat man immer wieder schöne Ausblicke auf Porto Moniz. Im unteren Teil des Aufstiegs sind Wälder ausgebildet, die sich mit zunehmender Höhe jedoch schnell wieder lichten. Im Erdgeschoss dieser aufgelockerten Bewaldung haben sich Farne großflächig ausgebreitet, die im Frühling sicherlich den ganzen Landstrich mit einem herrlichen Grün überziehen. Jetzt aber präsentieren sie sich in einem garstigen Braun, das immerhin einen schönen Kontrast zu den dunkelbraunen bis schwarzen Stämmen der Bäume, deren teils dunkelgrünen Kronen und fetten Gräsern am Rande der Straße bildet. Noch bevor wir den Ort Achadas da Cruz erreichen zweigt die ER 110 in Richtung Paul da Serra ab und eröffnet uns nochmals eine Chance, endlich einmal das Hochland in Augenschein nehmen zu können.

Letzter Blick zurück auf Porto Moniz.
Letzter Blick zurück auf Porto Moniz.

Wenig hoffnungsvoll biegen wir auf die Bergstraße ein. Der Straßenbelag wird nun deutlich schlechter, das Umfeld beginnt sich einzutrüben und so rumpelt unser Muli gemächlich über die Piste. Zu beiden Seiten der Straße breiten sich zwischen lichten Wäldern und Unterholz Wiesen aus auf denen hinter den Grauschleiern vereinzelte Kühe zu erkennen sind. Die immer dichter werdende Milchsuppe drosselt unsere Reisegeschwindigkeit schließlich auf 25 km/h. Unvermittelt stehen zwei Rindviecher mitten auf der Straße, wir können von Glück sagen, dass uns der Nebel ein so langsames Fortkommen aufgezwungen hat. Offensichtlich ist alles was hier oben kreucht und fleucht Straßenverkehrsteilnehmer. Das möchten wir uns dann bei den eingeschränkten Sichtverhältnissen doch nicht antun und drehen um.

Farn in garstigem Braun.
Farn in garstigem Braun.
Auf der ER 110 geht es nach Osten in Richtung Hochplateau.
Auf der ER 110 geht es nach Osten in Richtung Hochplateau.
Auf der ER 110 nach Osten in Richtung Hochplateau.
Auf der ER 110 nach Osten in Richtung Hochplateau.
Küstenlinie am Kap bei Ponta do Pargo, im äußersten Westen von Madeira.
Küstenlinie am Kap bei Ponta do Pargo, im äußersten Westen von Madeira.
Leuchtturm am Kap bei Ponta do Pargo, im äußersten Westen von Madeira.
Leuchtturm am Kap bei Ponta do Pargo, im äußersten Westen von Madeira.
Die nasskalte Seeluft macht hungrig.
Die nasskalte Seeluft macht hungrig.
Fernblick auf Paul do Mar.
Fernblick auf Paul do Mar.
Paul do Mar am Fuße steil aufsteigender Gebirgsflanken.
Paul do Mar am Fuße steil aufsteigender Gebirgsflanken.

Weiter geht es nun über die ER 222 auf die Südseite der Insel nach Paul do Mar. Die Straße schmiegt sich eng an die Berghänge, folgt jeder Windung, die die Morphologie vorgibt, beschreibt auf diese Weise eine Kurve nach der anderen und lässt uns wenigstens doppelt so viel Kilometer fressen, wie es der direkte Weg erfordern würde. Aber das ist uns vollkommen egal. Denn nun sind wir auf der Sonnenseite der Insel, ständig ergeben sich neue aufregende Ausblicke und so wird die überlange Strecke trotzdem zu einem recht kurzweiligen Vergnügen.

 

Bei Fajá da Ovelha geht es auf die 223, die uns über einige Serpentinen rasch auf Meeresniveau beamt. Die letzten Windungen nutzen wir noch einmal zu einem Ausstieg, um die Aussicht auf den Ort zu genießen. Unten angekommen beeindruckt uns vor allem die steile Felswand, die bedrohlich über dem Ort hängt. Man muss sich schon wundern, dass es hier nie Stress mit Erdrutschen oder Steinschlag gegeben hat. Offensichtlich hat man keine schlechten Erfahrungen gemacht und so siedelt man entlang des schmalen Küstenstreifens munter vor sich hin.

Einfahrt nach Paul do Mar.
Einfahrt nach Paul do Mar.

Uns läuft allmählich die Zeit davon und da wir entlang der Promenade nichts wirklich aufregendes entdecken können, geht es auf Meeresspiegelniveau durch einen etwas längeren Tunnel nach Jardim do Mar. Im oberen Teil des Ortes finden wir einen etwas größeren Parkplatz auf dem wir unser Gefährt abstellen können. Dann geht es über den Caminho Jardim do Mar in Richtung Kirche und über die enge und etwas steilere Vereda da Beira Mar zu einer hübsch gestalteten und sehr aufgeräumten Promenade, die den Ort sichelförmig gegen das Meer abgrenzt. Lina werden die Stufen bis ganz runter ans Meer irgendwann zu viel und so beschließt sie einen etwas oberhalb gelegenen küstenparallelen Weg zu beschreiten, der ihr für den Rückweg zu unserem Muli weniger abverlangt. Lange bleiben wir nicht an der Promenade, denn auch hier scheint der ganze Ort wie ausgestorben und das ist auch ein wenig das Problem von vielen dieser Küstendörfer. Eigentlich sind es ideale Refugien um sich einmal richtig zu erholen und zurückzulehnen. Die Straßen und Plätze sind pico bello sauber, die Gebäude liebevoll restauriert, die Gärten wunderschön anzuschauen, stets eine frische Prise vom Meer, angenehmes Klima, kein Lärm, eigentlich ideal, um hier Urlaub zu machen. Doch irgendwann braucht der Mensch auch einmal Abwechslung und da fehlt es in den kleinen Weilern einfach an allem.

Einsame Promenade in Jardim do Mar.
Einsame Promenade in Jardim do Mar.
Küstenlinie nördlich Jardim do Mar.
Küstenlinie nördlich Jardim do Mar.
Aufstieg zurück zum Parkplatz in Jardim do Mar.
Aufstieg zurück zum Parkplatz in Jardim do Mar.
Aufstieg zum Parkplatz in Jardim do Mar.
Aufstieg zum Parkplatz in Jardim do Mar.
Kirche von Jardim do Mar.
Kirche von Jardim do Mar.

Kirche im oberen Teil von Jardim do Mar.
Kirche im oberen Teil von Jardim do Mar.
Bananenplantagen im Großraum Calheta.
Bananenplantagen im Großraum Calheta.
Bananenplantagen im Großraum Calheta.
Bananenplantagen im Großraum Calheta.

Von Jardim do Mar aus geht es weiter über Calheta in Richtung Ponta Do Sol. Unterwegs verlieren wir ein wenig die Orientierung, aber die oft großartige Aussicht auf das unter der tiefstehenden Sonne dunkelblau schimmernde Meer und zahlreiche Bananenhaine entschädigen uns großzügig für den einen oder anderen Umweg und nach gut 45 Minuten Fahrt ist es dann auch geschafft. Unser letzter Programmpunkt ist das auf einem vorgelagerten Felsen thronende, kleine Restaurante do Cais in Ponta Do Sol, das bei unserem ersten Besuch geschlossen war. Und dieses Mal haben wir doppeltes Glück. Das Restaurant ist nicht nur geöffnet, nein, der kleine, aber hübsche Balkonmit der tollen Aussicht auf das Städtchen ist verwaist, so als habe er den ganzen Tag nur auf uns gewartet und da lassen wir uns natürlich nicht zweimal bitten. Auch wenn die Sonne ein wenig blendet genießen wir ihre wärmenden Strahlen. Mit dem Essen müssen wir uns wieder einmal wegen des abendlichen Buffets zurückhalten, aber ein Coke als Wachmacher und danach eine Tasse Kaffee, dazu einen kleinen Snack, das geht immer. Gegen 18:30 Uhr treten wir die Heimreise an. Heute haben wir wirklich sehr viel gesehen und uns eine ganze Menge Appetit für einen weiteren Madeiratrip geholt. Lina hat recht, Michaels anfängliche Sorge, auf einer Insel gäbe es für einen längeren Aufenthalt nicht ausreichend Ziele ist zumindest auf Madeira unbegründet, dies umso mehr, wenn man von den zahlreichen Levadas gerade einmal eine einzige gesehen hat.

Gratisautowäsche bei Ponta Do Sol.
Gratisautowäsche bei Ponta Do Sol.

Sonnenbad im Januar, was will man mehr.
Sonnenbad im Januar, was will man mehr.
Restaurante do Cais in Ponta Do Sol.
Restaurante do Cais in Ponta Do Sol.

Mittwoch, 21.01.2015 - Dritte Tagesfahrt mit dem PKW in Madeiras Osten

 

Ein letztes Mal sind wir heute mit dem Mietwagen unterwegs. Es geht in den Südosten Madeiras, beginnend mit einem der höchsten Gipfel der Insel, dem Pico Arieiro, danach zum Aussichtspunkt Montado do Paredão, dann weiter zu den Korbflechtern nach Camacha und abschließend zur Halbinsel Ponta de São Lourenço im äußersten Osten Madeiras.

Wir folgen den Straßenzügen, die wir am vergangenen Samstag noch mit dem Bus befahren haben. Zwar muss Michael nun selbst fahren, doch sind wir gut ausgeruht und haben nun endlich einmal die Möglichkeit an dem einen oder anderen Aussichtspunkt zu halten, um unsere  Blicke in die Ferne schweifen zu lassen oder ein paar Fotos zu machen. Von Aussichtspunkten zu reden ist zunächst noch etwas verwegen, denn solange wir uns durch die Ausläufer Funchals den Berg hinauf schrauben, ist die Bebauung viel zu engständig, als dass sich genügend Platz für eine Aussichtsplattform

nebst zugehörigen Parkplätzen böte. Hier leistet unser kleines Wägelchen gute Dienste, denn der Up! passt wirklich in die kleinste Parklücke. Lange verweilen wir allerdings nie an diesen Nothaltepunkten, denn der beständig fließende Verkehr lässt einem nicht wirklich zur Ruhe kommen.

Die Karte zeigt unsere ungefähre Route am letzten Ausflugstag (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Die Karte zeigt unsere ungefähre Route am letzten Ausflugstag (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Auch heute lassen wir den Ort Monte und den Tropengarten Monte Palace rechts liegen. Unsere heutige Tour ist ohnehin schon recht ambitioniert und so bewegen wir uns unverrichteter Dinge zügig weiter bergauf und stoßen schließlich wenige km oberhalb Monte in den bewaldeten Teil des Gebirgskammes vor. Die ersten Ausläufer des Bergwaldes erscheinen zunächst noch etwas verwildert und unansehnlich, doch die Estrada Regional ER 103 bringt dieses Teilstück rasch hinter sich und schraubt sich in mehreren Serpentinen rasch nach oben, um danach die Flanken des 1129 m hohen Pico Alto zu erreichen.

 

Wir sehen Reste lichter Nadelholzwälder, die einem der immer wieder auftretenden Waldbrände zum Opfer gefallen sind. Ein Einheimischer berichtete uns, dass neben der naturgegebenen Trockenheit auch das Anlegen der Eukalyptuswälder hierfür maßgeblich verantwortlich sei, denn diese Hölzer würden wie Zunder brennen und wirkten deshalb als Brandbeschleuniger. Gleich neben dem Brandherd treffen wir dann

auf die Übeltäter. Welchen Nutzen diese Eukalyptushölzer haben mögen können wir nicht beurteilen, doch ihr abwechslungsreiches Erscheinungsbild hat durchaus einen besonderen Reiz.

Von Funchal aus führt unser Weg zunächst in Richtung Monte.
Von Funchal aus führt unser Weg zunächst in Richtung Monte.
Immer weiter geht es den Berg hinauf.
Immer weiter geht es den Berg hinauf.
Von Waldbränden heimgesuchter Bergwald oberhalb Funchal.
Von Waldbränden heimgesuchter Bergwald oberhalb Funchal.
Eykalyptuswald oberhalb Funchal.
Eykalyptuswald oberhalb Funchal.
Farne und niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.
Farne und niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.

Kurz hinter dem Berggasthof Casa de Abrigo do Poiso biegen wir von der ER103 auf die

ER 202 in Richtung Pico Arieiro ab. Schnell lässt die beständig ansteigende Straße nun die Waldgrenze hinter sich und kaum haben wir die offenen Bergflächen erreicht, bläst uns schon wieder ein garstiger, kalter Wind ins Gesicht. Die von Norden gegen den Gebirgskamm stoßenden, feuchten Winde formieren sich mit zunehmender Höhe zu immer dichteren Wolken, die jenseits der Wasserscheide gleich wieder von der wärmenden Sonne aufgelöst werden. Es scheint als könne der Himmel sich nicht so recht entscheiden, ob er denn den ganzen Gebirgskamm nun endgültig mit seinen weißgrauen Schleiern überziehen möchte, oder ob er ihn freigibt, was uns natürlich trotz der niederen Temperaturen mehr als gelegen käme. Wir bewegen uns jedenfalls bis auf weiteres in einem Zwielicht, das mal einige hundert Meter, mal einige wenige km Fernsicht zulässt, dabei die verbliebene, niedere Vegetation in leuchtend gelbgrüne Farbtöne taucht und so immer wieder neu in Szene setzt.

Bodendecker und niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.
Bodendecker und niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.
Niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.
Niedere Gehölze am Rande des Weges zum Pico Arieiro.
Mächtige Lavadecken auf dem Weg zum Pico Arieiro.
Mächtige Lavadecken auf dem Weg zum Pico Arieiro.
Der nachlassende Verkehr lässt nun auch Fotostopps auf freier Strecke zu.
Der nachlassende Verkehr lässt nun auch Fotostopps auf freier Strecke zu.
Die gelegentlich aufreißende Wolkendecke gibt den Blick in eines der Täler frei.
Die gelegentlich aufreißende Wolkendecke gibt den Blick in eines der Täler frei.
Parkplatz unweit des Pico Arieiro.
Parkplatz unweit des Pico Arieiro.
Trübe Aussichten auf dem Dach Madeiras. Feuchte Luft gepaart mit frostigen Temperaturen überziehen die Gräser mit einem Kleid aus Eiskristallen.
Trübe Aussichten auf dem Dach Madeiras. Feuchte Luft gepaart mit frostigen Temperaturen überziehen die Gräser mit einem Kleid aus Eiskristallen.

Endlich am Parkplatz des Pico Arieiro angekommen, schwindet jede Hoffnung auf einen Ausblick auf die grandiosen Gipfel im Umfeld. Die Damen machen angesichts des garstigen Wetters erst gar keine Anstalten hier auszusteigen. Michaels Hoffnung stirb wieder einmal zuletzt. Der muss trotz widriger Umstände zumindest einmal die nähere Umgebung erkunden. Vielleicht tut sich ja doch noch etwas. Der heftig blasende, eiskalte Wind treibt Michael jedoch recht bald schon die Tränen in die Augen, so dass an fotografieren nicht mehr zu denken ist. Nun sind wir endgültig mit dem Versuch gescheitert, die Hochflächen Madeiras in Augenschein zu nehmen. Alles wäre halb so schlimm, wenn Michael nicht wüsste, was sich hinter den Grauschleiern verbirgt. Trübsal blasen hilft aber auch nicht, wir müssen umkehren.

Die Karte zeigt die ca. 2,5 km unterhalb des Pico Arieiro in Richtung Curral das Freiras (das Nonnental) abzweigende Nebenstrecke (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Die Karte zeigt die ca. 2,5 km unterhalb des Pico Arieiro in Richtung Curral das Freiras (das Nonnental) abzweigende Nebenstrecke (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Die Karte zeigt die südöstlich von Curral das Freiras gelegenen beiden Aussichtsplattformen Montado do Paredão West und Montado do Paredão Ost (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Die Karte zeigt die südöstlich von Curral das Freiras gelegenen beiden Aussichtsplattformen Montado do Paredão West und Montado do Paredão Ost (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Auf dem Rückweg treffen wir 200 Höhenmeter unterhalb des Pico Arieiro bzw. nach 2,5 km Kilometern Fahrt auf eine kleine Nebenstraße die von der ER202 in westliche Richtung bzw. Curral das Freiras abzweigt. Die Nebelschwaden haben sich in dieser Höhe schon wieder verflüchtigt und nehmen nach Süden, in Richtung der Sonnenseite Madeiras weiter ab, so dass hier vielleicht doch noch die Chance bestünde auf einen schönen Aussichtspunkt zu treffen. Das schmale Asphaltband ist in gutem Zustand, aber wir sind nicht ganz schlüssig, ob es sich um eine offizielle Straße handelt, denn wir finden keine Beschilderung, die hier Klarheit schaffen könnte. Nach Michaels Lesart ist in solchen Fällen erst einmal alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Also fahren wir einfach mal los. Sollte die Straße gesperrt sein oder uns einer der Ranger zurechtweisen, können wir immer noch ein dummes Gesicht machen und auf unsere sprachliche Inkompetenz verweisen.

 

Schon kurz hinter der Abfahrt stellt sich heraus, dass die von uns bereits ins Auge gefassten Entschuldigungsformeln völlig unnötig sind, denn ein entgegenkommendes Fahrzeug der Forstbehörde macht keine Anstalten uns auf ein mögliches Fehlverhalten hinzuweisen. Darüber hinaus entwickelt sich die Landschaft prächtig, die Aussichten werden immer besser und während wir nur wenige Kilometer weiter oben noch froren heizt die Sonne nun wieder derart ein, dass wir die Fenster etwas herunterfahren müssen, weil es uns im Fahrzeug schon wieder zu warm ist.

 

Nach etwa 6 Kilometern Strecke, die wir allerdings aufgrund zahlreicher Stopps nur langsam vorankommen, erreichen wir in etwa 1.400 m Höhe Montado do Paredão. Wie in den nachfolgenden Fotoaufnahmen gut zu erkennen ist, handelt es sich hierbei um eine Kuppe mit bevorzugter Lage unmittelbar westlich der von uns befahrenen Nebenstraße auf deren Nord- und Südseite man Aussichtsplattformen errichtet hat, von denen aus man einen herrlichen Ausblick über das Nonnental oder Funchal und den Atlantik südlich der Insel hat. Weil die Aussichtspunkte südlich der Wasserscheide und 400 m unterhalb des Pico Arieiro liegen, ist die Wahrscheinlichkeit auch unter widrigen

Witterungsbedingungen noch den Ausblick genießen zu können hier unten um

einiges höher als auf dem Gebirgskamm.

 

Die Zuwegung ist im Topzustand, wurden die Aussichtspunkte am Montado do Paredão

doch erst im Dezember 2014 der Öffentlichkeit übergeben. Am Rande der Straße hat man einen kleinen Parkplatz eingerichtet, der zumindest im Winter ausreicht, die Fahrzeuge der wenigen Besucher aufzunehmen. Nach dem garstigen Wetter oben auf dem Kamm freuen wir uns hier unten endlich wieder das Fahrzeug verlassen zu können. Zunächst folgen wir dem mit Verbundsteinpflaster versiegelten Weg zur Aussichtsplattform über dem Nonnental. Zu Bergseite hin hat man beim Anlegen des Weges den Fels angeschnitten und hierdurch die unterschiedlichsten vulkanischen Auswurfprodukte freigelegt, die mit ihren roten, braunen und blaugrauen Erdfarben den Besucher erfreuen. Vermutlich wird dieser schöne Anblick nicht für alle Zeiten erhalten bleiben, denn die lokale Pflanzenwelt wird den Geländeanschnitt über kurz oder lang besiedeln und damit die Wunde, die dem Berg hier zugefügt wurde wieder zudecken. Die gegenüberliegende Wegbegrenzung bildet ein massiger Holzzaun, mit einer geometrischen Anordnung der Holzelemente. Schon auf dem gesamten Weg hat man einen recht schönen Ausblick in Richtung des Nonnentals, den schönsten Ausblick hat man dann aber doch von der Aussichtsplattform am Ende des Weges. Winzig erscheinen die Gebäude am Fuß der steil abfallenden Gebirgsflanke über der unsere Aussichtsplattform thront. Leider sind wir ein wenig zu früh, denn die Sonne steht noch nicht im Zenit und so wechseln in kurzen Abständen schattige und lichtdurchflutete Flecken einander ab, was den Fotoaufnahmen überhaupt nicht gut tut. Michael könnte gut noch eine Stunde hier warten bis die Belichtung passt, aber die Damen können sich etwas Besseres vorstellen. Fotobanausen in Überzahl! Was will man da machen? Also geht es zurück bis fast an die Straße um von dort aus auf den südlichen Trail mit Ausblick in Richtung Funchal zu gelangen. Auf dieser Seite fällt die Kuppe etwas weniger steil ab, so dass man die Geländeoberfläche kaum anschneiden sondern nur etwas stärker planieren musste. Der Weg ist naturnah mit Schotter befestigt. Dem Fußgänger mag das egal sein, für Rollstuhlfahrer ist es sicherlich etwas mühsamer zumal beide Wege leicht ansteigend verlaufen. Prinzipiell ist die Zuwegung aber auf beiden Seiten der Kuppe behindertengerecht ausgeführt, so dass hier niemandem die

schönen Aussichten verwehrt werden.

 

Südlich der Kuppe fehlen steil abfallende Gebirgsflanken. Hier kann die Sonne die in Richtung Funchal kontinuierlich absteigenden Hänge gut ausleuchten. Weit reicht die Sicht über die Stadt und das Meer in die Ferne und man kann sich gar nicht satt sehen. Die felsige Umgebung hat die Sonnenstrahlen in sich aufgenommen und versorgt uns trotz der Höhe mit angenehmen Temperaturen. Ja hier kann man es wirklich aushalten.

Trockental auf der Nebenstrecke zwischen Pico Arieiro und Montado do Paredão.
Trockental auf der Nebenstrecke zwischen Pico Arieiro und Montado do Paredão.
Parkplatz am Montado do Paredão. Der blaue Pfeil links im Bild markiert die Aussichtsplattform auf der Südseite mit Blick in Richtung Funchal, der Pfeil rechts im Bild die Plattform auf der Nordseite mit Blick in das Nonnental.
Parkplatz am Montado do Paredão. Der blaue Pfeil links im Bild markiert die Aussichtsplattform auf der Südseite mit Blick in Richtung Funchal, der Pfeil rechts im Bild die Plattform auf der Nordseite mit Blick in das Nonnental.
Wegegabel zum Montado do Paredão West bzw. Ost.
Wegegabel zum Montado do Paredão West bzw. Ost.
Lina und Angelika auf dem Weg zum Montado do Paredão.
Lina und Angelika auf dem Weg zum Montado do Paredão.
Die Aussichtspunkte am Montado do Paredão wurden erst im
Die Aussichtspunkte am Montado do Paredão wurden erst im
Fußweg zum Montado do Paredão West mit aufregenden Einblicken in die vulkanische Vergangenheit der Insel.
Fußweg zum Montado do Paredão West mit aufregenden Einblicken in die vulkanische Vergangenheit der Insel.
Aussicht vom Fußweg Montado do Paredão West in Richtung Nonnental.
Aussicht vom Fußweg Montado do Paredão West in Richtung Nonnental.
Aussicht vom Fußweg Montado do Paredão West in Richtung Nonnental.
Aussicht vom Fußweg Montado do Paredão West in Richtung Nonnental.
Lina und Angelika auf der Schotterpiste zum Montado do Paredão Ost.
Lina und Angelika auf der Schotterpiste zum Montado do Paredão Ost.
Aussichtsplattform Montado do Paredão Ost mit Blick in Richtung Funchal und Meer.
Aussichtsplattform Montado do Paredão Ost mit Blick in Richtung Funchal und Meer.
Aussicht unterhalb der Plattform Montado do Paredão Ost mit Blick in Richtung Funchal und Meer.
Aussicht unterhalb der Plattform Montado do Paredão Ost mit Blick in Richtung Funchal und Meer.
Rückfahrt in Richtung Estrada Regional 103 zum Casa de Abrigo do poiso.
Rückfahrt in Richtung Estrada Regional 103 zum Casa de Abrigo do poiso.
Ankunft am Casa de Abrigo do poiso.
Ankunft am Casa de Abrigo do poiso.
Kaffeepause im Casa de Abrigo do poiso.
Kaffeepause im Casa de Abrigo do poiso.
Ganze Bäume und selbst kleine Wäldchen sind zwischen Casa de Abrigo do poiso und Camacha mit Bartflechten überzogen.
Ganze Bäume und selbst kleine Wäldchen sind zwischen Casa de Abrigo do poiso und Camacha mit Bartflechten überzogen.
Bartflechten im Wald zwischen Casa de Abrigo do poiso und Camacha.
Bartflechten im Wald zwischen Casa de Abrigo do poiso und Camacha.

So richtig Strecke gemacht haben wir heute noch nicht, also machen wir uns auf den Weg, um das Tagespensum am Ende möglichst noch zu schaffen. Wir folgen der ER202 in Richtung Restaurante Casa de Abrigo do poiso, einer Berggaststätte an der Straßenkreuzung ER202 und der ER103. Letztere führt nördlich des Passes in Richtung Santana. Obwohl die Berggaststätte in annähernd derselben Höhe liegt wie unser soeben besuchter Aussichtspunkt Montado do Paredão ist es nun wieder deutlich kühler. Der Gasthof liegt nämlich unmittelbar an der Wasserscheide und die am Nordhang des Gebirges aufsteigenden feuchten Nebel haben den Gasthof und seine Umgebung einen Großteil des Jahres voll im Griff, was auch daran zu erkennen ist, dass so mancher Baum mit Bartflechten geschmückt ist.

 

Das Wirtshaus entspricht mit seinem Natursteinmauerwerk und seinem gesamten Interieur unserem Bild von einem Berggasthof. Dazu passt auch der trotz einer ausreichenden Anzahl an Fenstern immer noch dunkel wirkende Gastraum. Es ist wenig Betrieb, was allerdings nichts zu sagen hat, denn die Einheimischen sind sicher bestens über die Wetteraussichten informiert und haben unter der Woche wohl besseres zu tun. Ein paar Waldarbeiter stehen an der Theke und plaudern mit dem Wirt. Es dauert deshalb einen Moment bis wir zur Kenntnis genommen werden und noch einiges länger bis der bestellte Kaffee auf unserem Tisch erscheint. Der Kaffee ist dann auch nicht wirklich eine Offenbarung und hatten wir uns zunächst noch überlegt hier eine Kleinigkeit zu Essen sind wir nun davon abgekommen weil wir nicht abzuschätzen vermögen wie lange das wohl dauern könnte. Aus einem Besuch lässt sich allerdings statistisch überhaupt nichts ableiten, also wollen wir einmal annehmen, dass wir den schlechtesten Tag der Woche erwischt haben oder unsere mitteleuropäische Vorstellung vom Sofortvollzug in diesen Gefilden unangemessen ist. Immerhin verlassen wir den Gasthof mit gewärmtem Brust- und Bauchraum.

 

Vom Casa de Abrigo do poiso folgen wir der Estrada Regional 203 und danach der ER102 in Richtung der Korbflechterstadt Camacha. Die Straße erweist sich dank zahlreicher Schlaglöcher für unseren tiefliegenden VW Up! als wahre Herausforderung. Notgedrungen fahren wir Schlangenlinien. Zum Glück hält sich der Verkehr in Grenzen aber einige Male kommt uns dann doch ein Einheimischer entgegen, und schaut etwas irritiert wegen unserer raumgreifenden Fortbewegungsart.

 

Als wir Camacha endlich erreichen sind wir etwas irritiert. Zum einen hatte Lina kräftig die Werbetrommel gerührt, zum anderen fanden wir das Städtchen im Netz als pittoresk, also malerisch beschrieben und die Korbflechterei wurde in den höchsten Tönen gepriesen. Und so hatte sich der Eindruck festgesetzt, hier bestehe die halbe Stadt aus Korbflechtern und man träfe zumindest auf einen zentralen Platz an dem sich Korbflechter an Korbflechter reiht, um seine Waren anzupreisen. Von all dem war nichts zu sehen und weil die Stadt aufgrund ihrer hügeligen Lage einem Neuling ohnehin etwas unübersichtlich erscheint, haben wir einige Runden gedreht bis wir dann tatsächlich die Kooperative im Gebäudekomplex Cafe Relogio, Zufahrt von der ER102 über die Rua David Eleutério Nóbrega gefunden haben.

 

Neben den Korbwaren für den alltäglichen Gebrauch findet man hier eine ganze Reihe kunstvoll geflochtener Exponate, die sich überwiegend auf die Abbildung von Tieren konzentrieren oder Möbelstücke aller Art. Diese besonders gelungenen oder großen Stücke anzufertigen, erfordert einen hohen zeitlichen Aufwand, was sich dann natürlich auch in einem entsprechenden Preis ausdrückt. Bestimmt gibt es Liebhaber die willens und in der Lage sind diese Preise auch zu bezahlen, doch die Zahl dieser Liebhaber ist begrenzt uns so sind die besten Zeiten für Korbflechter sicherlich vorbei. Vermutlich ist es aber auch eine Generationenfrage. Während Lina immer noch Feuer und Flamme für die hohe Kunst der Flechter ist, was vielleicht auch mit ihrer vorzüglichen Handarbeitskunst zusammenhängt, erkennt Michael zwar auch das große Geschick, welches zum Anfertigen all der tollen Exponate notwendig ist an, würde sich aber mehrfach überlegen, ob er das notwendige Kleingeld nicht besser in seine

Kameraausrüstung investiert.

Camacha ist das Zentrum der madeirensischen Korbflechtkunst.
Camacha ist das Zentrum der madeirensischen Korbflechtkunst.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.
Flechtkunst in der Flechter-Kooperative von Camacha.

Von Camacha brechen wir zu unserem letzten Tagesziel, der Halbinsel Ponta de São Lourenço, östlich der Städtchen Machico und Canical gelegen, auf. Während wir uns mit unserem Fahrzeug langsam die Hänge hinunterschlängeln können wir die Halbinsel hinter einem dünnen Dunstschleier schon von weitem ausmachen. Hinter Caniçal, der ältesten Gemeinde der Insel, folgen wir der ER214 bis zum Ende der Straße, das wir nach wenigen Kilometern erreichen. Ein schöner blauer Himmel wird uns zum Abschluss nicht geboten, aber es bleibt wenigstens trocken als wir zu einer kleinen Wanderung aufbrechen. Dieser Teil der Insel hat seine Ursprünglichkeit bewahrt

Die Karte zeigt die Halbinsel Ponta de São Lourenço östlich der Städtchen Machico und Canical (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Die Karte zeigt die Halbinsel Ponta de São Lourenço östlich der Städtchen Machico und Canical (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Auf dem Weg von Camacha zur Ponta de São Lourenço.
Auf dem Weg von Camacha zur Ponta de São Lourenço.
Der östlichste Zipfel von Madeira, die Halbinsel Ponta de São Lourenço.
Der östlichste Zipfel von Madeira, die Halbinsel Ponta de São Lourenço.

Aufschluss mit annähernd horizontal abgelagerten vulkanischen Produkten auf der Halbinsel Ponta de São Lourenço. Die horizontal lagernden Gesteine kreuzen zwei senkrecht verlaufenden Dikes (Pfeile unten). Dikes sind Gesteinskörper aus magmatischem Gestein, die größere Spalten ausfüllen und das umgebende Gestein schneiden oder durchkreuzen.  Winzig die Wandergruppe oberhalb der Felswand (Pfeil oben).

Vom Endpunkt der ER 214 führt ein beeindruckender Wanderweg in die entlegenen Winkel der Halbinsel.
Vom Endpunkt der ER 214 führt ein beeindruckender Wanderweg in die entlegenen Winkel der Halbinsel.

Dieser Aufschluss mit Pillow- oder Kissenlava deutet darauf hin, dass dieses Areal unterhalb der Wasserlinie entstanden ist. Entweder wurde der Landstrich später angehoben oder der Meeresspiegel hat sich nach der Ausbildung der Pillows abgesenkt. 

Halbinsel Ponta de São Lourenço im Osten Madeiras (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Halbinsel Ponta de São Lourenço im Osten Madeiras (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Blick von Ponta das Gaivotas an der ER214 auf Quinta do Lorde auf der Ponta de São Lourenço.
Blick von Ponta das Gaivotas an der ER214 auf Quinta do Lorde auf der Ponta de São Lourenço.

Tosende Gicht bei Pedra Furada (vgl. Detailkärtchen oben) bzw. Ponta do Castelo auf der Nordseite der Ponta de São Lourenço. Das Foto wurde von einem Parkplatz 1 km westlich Pedra Furada bzw. am Aussichtspunkt Miradouro Ponta de Sao Vicente aufgenommen.

 

Auch an diesem Aufschluss bei Pedra Furada kreuzen zahlreiche Dikes  horizontal abgelagerte vulkanische Gesteine und Auswurfprodukte. In der Regel sind die Gesteine der Dikes härter als zum Beispiel vulkanische Aschen und Schlacken, so dass letztere zuerst erodiert werden und die Dikes anschließend, wie im Blockbild dargestellt herauspräpariert werden. Eine solche Entwicklung steckt hier noch in den Anfängen, lässt sich aber bei genauer Beobachtung bereits erkennen. Die aus dem Meer herausragenden Felsspitzen sind vermutlich Fortsätze der in der Steilwand erkennbaren Dikes.

Schematische Darstellung zweier durch Verwitterung freigelegter Dikes. Verwitterung bezeichnet die natürliche Zersetzung von Gestein infolge dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche.
Schematische Darstellung zweier durch Verwitterung freigelegter Dikes. Verwitterung bezeichnet die natürliche Zersetzung von Gestein infolge dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche.
Blick auf Caniçal.
Blick auf Caniçal.