Freitag, 04.05.2018, Funchal, Tag 1, 44 km
Altstadt - Mercado dos Lavradores - Weingut Blandys - Orchideengarten Quinta da Boa Vista 25
Da wir das Parkhaus CR7 gestern gut erreichen konnten, stellen wir unser Fahrzeug auch heute dort ab, wenngleich es für einen Besuch der Altstadt von Funchal bestenfalls suboptimal ist. Aber 1,5 km Fußweg, was ist das schon für Bergwanderer, zumal die schöne Uferpromenade mit Hafen, Yachthafen und einem Meer exotischer Pflanzen den Augen schmeicheln.
Gegen 10:15 Uhr haben wir uns bis an den Mercado dos Lavradores, die Markthalle von Funchal vorgearbeitet.
Schon vor dem Gebäude empfangen uns Marktfrauen in ihren traditionellen bunten Gewändern mit reichlich Blumen, die sie uns gegen harte Euros sogar überlassen würden. Aber dafür haben wir heute keine Verwendung.
Den Eingang schmücken prächtige Azulejos. Für die wenigen, die das nicht wissen: Das sind Bilder aus zumeist quadratischen, blau, manchmal auch bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen.
Anders als bei unserem letzten Besuch in 2015 sind wir diesmal ausreichend früh, um das volle Marktgetöse mitzubekommen. Da wir als Fünfergruppe ohnehin nicht durch das Gewimmel kommen, trennen wir uns, verabreden einen Treffpunkt auf der Außenterrasse des Restaurants im Obergeschoss und schon geht jeder seines Weges.
Diverse Fremdenführer (auch weibliche natürlich) durchpflügen mit einem Bienenschwarm mehr oder weniger Wissbegieriger die heiligen Hallen. Wenn hier nicht so ein Lärm wäre, würde sich Michael eine kostenlose Führung gönnen, aber da müsste er bei seinem degenerierten Gehör schon in der ersten Reihe stehen, und das würde dann zu sehr auffallen, also bleibt er unwissend.
Immerhin teilt man uns die Marköffnungszeiten auf einer schönen Schautafel mit, das ist doch auch schon etwas.
Angelika, Tina und Peter halten Ausschau nach diversen Samen exotischer Blumen und Früchte, ein Umstand der Michael Sorge bereitet, denn wenn die alle angehen, dann wird es im Spätherbst im Wohnzimmer schnell eng. Schließlich muss die teure Ware vor Frösten geschützt werden. Ach was tun wir Männer nicht alles um des lieben Friedens willen.
Böse Zungen behaupten übrigens, die leichte Unschärfe des Fotos sei durch die negativen Schwingungen, welche vom Chronisten während der Aufname ausgingen verursacht. Solche Unterstellungen weist der Chronist scharf zurück.
Während wir unseren guten Poncha wegen der frühen Stunde noch verschmähen (Keine Angst, das wurde nächtens nachgeholt!) werden die obligatorischen Fotos von Obst- und Gemüsemarkt eingetütet, die eine oder andere exotische Frucht zu gelegentlich noch exotischeren Preisen verkostet, dann geht es weiter in den unmittelbar angrenzenden Fischmarkt.
Exotische Früchte mit zum Teil noch exotischeren Preisen. Hier hat Michael einen klaren Vorteil: Was der Bauer nicht kennt, läßt er seine Frau probieren - oder so ähnlich ............
In der Fischhalle sind heute alle Aufgänge und Emporen geöffnet, so dass man von oben wunderbar das Geschehen verfolgen und dokumentieren kann. In unseren Augen prächtige Fischexemplare liegen auf langgezogenen Tischreihen. Es müffelt ein wenig. Ist das wirklich alles Frischfisch? Hoffen wir das beste lieber Leser.
Die Profis waren bestimmt schon in aller Frühe hier, um die besten Stücke für ihre Restaurants und Hotelküchen einzusammeln. Jetzt kaufen Einheimische und Touris mit Spekulation auf Schnäppchen. Den Händlern läuft schließlich die Zeit davon und bei einer so verderblichen Ware wie Fisch ist es mit dem Pokern schwierig. Die Fischer können sich ohnehin bessere Zeiten vorstellen, als insbesondere die Thunfische noch die dreifache Länge hatten. Damit ließ sich noch ein Geschäft machen. Heute ist alles ein wenig schwierig geworden. Aber wem sag ich das.
Der schwarze Degenfisch, die Delikatesse Madeiras, natürlich nur für Carnivoren.
Auch wenn Peters Blick anderes vermuten lässt, er ist einer der größten Carnivoren, wenngleich er Landlebewesen vorzieht.
Feinkostläden und Probierstuben im Seitenflügel der Markthalle: Obwohl Michael schon einige Märkte gesehen hat, könnte er hier alle paar Tage vorbeischauen ohne dass ihm langweilig würde. Zwar fürchtet er sich vor zu viel Vitaminen aber die kleinen Probierstuben in den Seitenflügeln des Marktes, die wären ihm mehr als einen Besuch wert. Aber wartet nur Freunde, die Rente kommt und dann ist es mit 10 Tagen Madeira vorbei, dann werden Nägel mit Köpfen gemacht.
Zum Ausklang machen wir es uns auf der Außenterrasse gemütlich, schlürfen ein paar Käffchen und begeben uns dann in die Stadt. Wer nichts schafft soll wenigstens gut schlemmen!
Stadtbesuche zu beschreiben empfindet Michael in aller Regel als undankbare Aufgabe. Meist geht es kreuz und quer durch Gassen und Straßen, vorbei an historischen Gebäuden, in unzählige Geschäfte, an vielen Ecken wird irgendetwas genascht und am Ende hat man einen Haufen nicht abgeschreckter Spaghetti die es zu entwirren gilt.
Unmöglich zu beschreiben, was wir da in welcher Reihenfolge alles gesehen haben. Zusammenfassend kann man sagen, dass im Mai in jedem Fall deutlich mehr Betrieb in den Straßen herrscht, als im Januar, weil Geschäfte ihre Aktivitäten nach Draußen verlagern, Musikgruppen durch die Straßen ziehen, Blumenteppiche in den Anlagen ausgelegt werden und zahlreiche Verkostungen aller Art dargeboten werden.
Man denkt an nichts böses und schon wieder diese gefährlichen Samenbanken.
Diesmal haben wir auch das Weingut Blandys gefunden. Hinter einem ziemlich unscheinbaren Eingang, befindet sich ein recht großer Komplex in dem Weine gelagert werden und eine großzügige Probierstube eingerichtet ist. Schon beeindruckend das Areal. Leider ist es Michael aus unterschiedlichen Gründen an keinem der drei Besuchstage in Funchal gelungen an einer Verkostung teilzunehmen. Aber keine Angst, das kommt alles auf die Liste für Rentenangelegenheiten. Und wenn wir dann wieder einmal eine Unterkunft in Funchal haben, dann ist Blandys fällig, verlasst euch drauf.
Tjaaaaaa, wenn man nicht so gut erzogen wäre. Stehn die Gläser hier doch schon seit einer Viertelstunde rum und werden warm. Was sich da alles an Staub absetzt. Man möchte sich wirklich erbarmen. Wer weiß, ob da überhaupt noch jemand vorbeikommt heute, das sieht alles so verlassen aus...............
Höchste Zeit auf andere Gedanken zu kommen. Der schattige Stadtpark sorgt für einen kühlen Kopf und beruhigt die niederen Triebe, die immer noch das Zerrbild ungetrunkenen Madeiraweins auf Michaels Festplatte zwischenspeichern.
Ausreichend Bänke wären jedenfalls vorhanden, um einen Rausch auszuschlafen.
Michael hatte zwar die Tagestouren ausgearbeitet und vorgeschlagen, dabei aber die Mitreisenden ausdrücklich ermuntert eigene Wünsche bezüglich der zu besuchenden
Lokalitäten zu äußern. Barbara hatte nun ein schönes Cafe etwas oberhalb der Altstadt ausfindig gemacht, in dessen weitläufigem Umfeld Orchideen gezüchtet werden. Da Michael vor lauter Orchideen
zuhause kaum die Fenster öffnen kann, konzentrierte sich sein Interesse auf Kaffee und Kuchen sowie die schöne Aussicht auf die Stadt. Angelika präferierte natürlich wieder einmal die
Blütenpracht. Barbara war als Ideengeber von der Aktion sowieso überzeugt. Warum Peter und Tina mittrotteten entzieht sich Michaels Kenntnis.
Weil unser Kartenmaterial wieder einmal zu wünschen übrig läßt, spielt sich Peter mit seinem Handy in den Vordergrund und meint, er kenne dank überlegener Technik den besten Weg. Peters überlegene Technik führt uns dann über den vermutlich steilsten Pfad der Stadt bis oberhalb der Quinta, die wir dann auch noch umrunden müssen, bevor wir diese dann von der Bergseite aus anlaufen können. Na herzlichen Glückwunsch. Also das muss noch geübt werden, wir müssen da noch einmal hin.
Wie es geschickter geht zeigt übrigens das nachfolgende Kärtchen.
Vom Mercado dos Lavradores sind es (Normalerweise!) etwa 1,3 km Fußweg bis zur Qinta da Boa Vista. Quinta bedeutet übrigens Landgut, Gehöft, Weingut etc. Dort befinden sich besagter hübscher Orchideengarten und das gemütliche Cafe mit herrlicher Aussicht auf Funchal. Die Qinta da Boa Vista hat mindestens 2 Eingänge, wobei wir den Eingang in der Rua do Lombo da Boa Vista 25 wählten.
Im Orchideengarten!
Immerhin, diese hängenden Gärten hätten wir, von der Talseite kommend, vielleicht übersehen.
Gemütlich Plausch unter weit auskragender Baumkrone nach dem anstrengenden Aufstieg.
Der private Orchideengarten Quinta da Boa Vista 25 und das zugehörige kleine Cafe, betrieben von zwei älteren Leuten sind wirklich ein lohnenswertes Ziel. Für den Kaffee haben wir gerade einmal 1 € und für den selbstgemachten Kuchen 2 € bezahlt, der Eintritt in das Orchideenhaus kostete 4,50 €. Wie wir auf unserem Weg zurück in die Stadt feststellten fährt unweit des Cafes der 34er Bus. Beim nächsten Besuch sollten wir uns also überlegen, wie wir da hoch kommen ohne uns die Füße zu verkrampfen.
Pflanzen- und Blütenbracht im Umfeld unseres improvisierten Kaffeehauses.
Beeindruckende Persönlichkeit! Man sieht dem Knaben an, dass er schon einiges erlebt hat.
Angelikas Ausbeute im Orchideengarten.
Da wir am Abend noch grillen wollen und die Zeit nach dem Besuch der Quinta da Boa Vista schon recht weit fortgeschritten ist, beschliessen wir den eigentlich noch eingeplanten Besuch von Monte mit Korbschlitten und Palastgarten auf den morgigen Tag zu verschieben.
Wenn heute trotz aller Stadtbesichtigung eines zu kurz kam, so ist dies nach Angelikas Auffassung das "Lädeln". Ihr ging der Durchmarsch durch die Altstadt viel zu schnell, eine Auffassung die Michael bestens bekannt ist. Denn wenn die beiden zusammen in der Stadt unterwegs sind, verbringt er mehr Zeit vor Schaufenstern (vorzugsweise Schuhläden und Second Hand) als sonst irgendwo. Würde er nicht gelegentlich Joggen, hätte dies längst zu üblen Krampfadern an seinen Waden geführt.
Vielleicht sollte man das öffentliche Auspeitschen doch wieder in Erwägung ziehen und am besten mit Modedesignern anfangen. Wie dem auch sei, bevor Angelika nicht das Gefühl hat, alle wichtigen Läden aktuell überprüft und nichts gefunden zu haben, tritt hier keine Ruhe ein. Und Ruhe ist Michael wichtig. Also werden wir morgen einen Teil des Tages zum Shoppen oder Lädeln nutzen damit der irdische Friede wieder über uns komme.
Auf dem Rückweg zum Auto gehen wir noch schnell in den Yachthafen. Hier fotografieren wir die Visitenkarten von Transatlantik- und Weltumseglern, die diese in Form von Gemälden entlang der Kaimauer hinterlassen haben. Also große Künstler scheinen unter den Seglern eher eine Minderheit zu sein. Sehen und gesehen werden steht hier wohl im Vordergrund.
Peter in seinem Element. Also grillen kann er wirklich besser als Karten lesen. Das rettet uns den Abend.