Für die 17-tägige Reise (15 Reisetage plus An- und Abreise) haben wir für 2 Personen inkl. aller Kosten ca. 1.700 € ausgegeben. Die Mehrzahl der im Netz angebotenen und von uns überprüften, geführten Reisen lag im Herbst 2015 über 3.000 €. Bei einer individuell geplanten Reise sind die Freiheitsgrade vor Ort maximal, allerdings ist der Aufwand bei der Vorbereitung auch deutlich höher. Das hat dann allerdings wieder den Vorteil, dass man schon relativ genau weiß, welche Lokalitäten besonders sehenswert sind.
Fahrverhalten, Verkehrshindernisse
Was das Fahrverhalten der Marokkaner angeht, haben wir zwischen dem Verkehr in den Großstädten und dem Verkehr in ländlichen Regionen Unterschiede feststellen können.
In den Großstädten geht es ziemlich chaotisch zu. Wer hier als Europäer bestehen will, der darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Drängeln und Hupen sind elementarer Bestandteil des Straßenverkehrs. Man hat durchaus das Gefühl, dass es manchem richtiggehend Spaß macht auf die Hupe zu drücken. Fußgängerüberwege sind häufig verblasst und werden selbst dann nur von wenigen zur Kenntnis genommen, wenn Fußgänger bereits mitten auf der Fahrbahn sind. Auch Stoppschilder und einfach oder doppelt durchgezogene Linien werden häufig ignoriert. Ein einziges Mal haben auch wir uns die Freiheit genommen eine durchgezogene Linie zu überfahren, weil wir uns in Marrakesch total verzettelt hatten und prompt stand ein Verkehrspolizist am Straßenrand und hielt uns an. Michael wusste natürlich genau, was er verbrochen hatte, konnte aber kein echtes Unrechtsbewusstsein entwickeln, weil uns bei der Anfahrt nach Marrakesch trotz doppelt durchgezogener Linie immer wieder Fahrzeuge auf unserer Seite entgegenkamen, nur um vermeintlich zu langsame Fahrzeuge auf der eigenen Seite zu überholen. Zu unserem Glück konnte der Polizist kein Englisch und wir kaum Französisch. Also mühte der gestrenge Ordnungshüter sich redlich uns das Problem zu erklären, gab aber irgendwann auf und ließ uns ziehen. Das war großzügig, über einen Strafzettel hätten wir uns in diesem Fall nicht beklagen können.
Fahrspuren sind selten gekennzeichnet. Wo die Straße den Raum lässt, werden so viele Fahrspuren aufgemacht, wie die Asphaltbreite hergibt. Neben Handwägen, Esel-, Maultier- und Pferdegespannen, sind zahlreiche Radfahrer, Mopeds, Roller, Dreiräder, Kleinsttransporter und total überladenen Fahrzeuge jeglicher Größe unterwegs. Überholt wird von allen Seiten und jeder kleinste Freiraum wird genutzt, um an seinem Vordermann vorbeizukommen. Überladung scheint in Marokko übrigens selbst dann kein Thema zu sein, wenn die Ladung zwei, drei Meter hinter dem Fahrzeug noch auf dem Boden schleift. Wir haben immer wieder überladene Fahrzeuge gesehen, ohne dass eines davon wegen der Überladung bemängelt worden wäre.
In den Souks sind die Straßen so schmal, dass diese vielfach nicht mehr von Autos befahren werden können. Auch sind die Fußgänger hier deutlich in der Überzahl. In Europa wären das üblicherweise reine Fußgängerzonen. Wer allerdings glaubt, er könne hier in Ruhe flanieren, der irrt. Denn alles, was schmäler als ein PKW ist und selbst japanische Minibusse bahnen sich hier ungeniert ihren Weg. Und wenn die Fußgängerhindernisse nicht rechtzeitig Platz machen, wird auf Dauerhupe gestellt oder entsprechen laut gestikuliert und natürlich auf Tuchfühlung an den Passanten vorbeigefahren.
In ländlichen Regionen fahren die Marokkaner zivilisierter, als wir uns das vorgestellt haben. Das liegt vermutlich weniger daran, dass sich die Landbevölkerung deutlich von der städtischen unterscheidet, sondern hat wohl eher etwas damit zu tun, dass auf dem Land deutlich weniger Verkehr ist und die Verkehrsteilnehmer deshalb auch weniger gestresst sind. Wer sich also den Stadtverkehr nicht zutraut, der kann ohne weiteres mit einem Mietwagen aufs Land fahren und wird dort unter Beachtung einiger Besonderheiten auch als Europäer gut zurechtkommen.
Da wir ja die Landschaft genießen wollen, sind wir für all jene, die mit ihrem Gefährt Geld verdienen müssen, zu langsam und verständlicherweise ein ungeliebtes Hindernis. Aber das ließ sich lösen, indem wir gelegentlich an den Straßenrand fuhren, um die kleinen Kolonnen, die sich immer wieder sammelten, mal kurz passieren zu lassen.
Geschwindigkeit innerorts
In den Ortschaften ist Tempo 60 erlaubt. Das ist unseres Erachtens deutlich zu schnell, weil die Straßen spätestens, wenn man sich einer etwas größeren Ortschaft nähert, sofort mit Fußgängern und fahrbaren Untersätzen jeglicher Art bevölkert sind. Der öffentliche Raum und hierbei auch die Straße wird mit großem Selbstverständnis von allen beansprucht. Mal wird hier Fußball gespielt, mal ein Schwätzchen gehalten, das allgegenwärtige Handy oder die Mitschülerin gecheckt und häufig ist sie der offizielle Schulweg. Und ist auch noch Markttag, dann ist die Hauptstraße sowieso nur noch im Schritttempo befahrbar, denn für Autos interessieren sich dann noch nicht einmal Schafe und Ziege. Insbesondere in den kleineren Dörfern sehen auch nur wenige ein, dass sie wegen eines herannahenden Autos schnellen Schrittes die Straße verlassen sollen. Dreistere Marokkaner versuchen dieses Problem wieder mit der Hupe zu lösen. Echte Einheimische wollen es sich aber nicht mit dem Nachbarn verderben und schalten dann auch eins, zwei Gänge zurück. Die Landbevölkerung sieht die Straße mangels Bürgersteigen, die entweder nicht vorhanden sind oder sich in einem verheerenden Zustand befinden als ihren ureigenen Lebensraum an. Man selbst ist hier zu Hause und das Auto der Eindringling. Selbst Fünf- bis Sechsjährige spielen mit der größten Selbstverständlichkeit und ohne Aufsicht der Eltern am Straßenrand. Insbesondere wenn diese in größeren Gruppen zusammen spielen, vergessen sie völlig, dass sie sich auf einer Straße befinden. Umso unverständlicher ist es, dass so manche Landesbewohner mit der gleichen Selbstverständlichkeit ihre Geschwindigkeit beibehalten und darauf vertrauen, dass die Fahrbahn im letzten Moment geräumt wird. Das könnte im nächsten Jahrzehnt mit der zunehmenden Motorisierung noch viel Leid auf die Straße bringen.
Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen
Verkehrskontrollen finden entlang der Hauptverkehrswege fast an jeder wichtigen Kreuzung statt. Wir dürften so etwa 20 bis 30 Kontrollen passiert haben, sind allerdings nicht ein einziges Mal angehalten, sondern stets durchgewunken worden, sobald der Beamte erkannte, dass es sich um Touristen handelt. Wegen der schlechten Beschilderung haben wir die Beamten öfter mal nach dem Weg gefragt und wurden auch dabei stets freundlich behandelt. Geschwindigkeitskontrollen finden in der Regel mit einem mobilen Lasermessgerät statt, sodass man kaum eine Chance hat, den Messpunkt rechtzeitig zu erkennen. Soweit wir überhaupt alle Messpunkte wahrgenommen haben, dürften es auf 2.750 Kilometern zwischen 5 und 10 Kontrollstellen gewesen sein. Hier rüber waren die Einheimischen vermutlich über den Buschfunk um einiges besser informiert als wir. Denn häufig wurden wir mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit überholt, ohne dass diese Fahrzeuge später an den Kontrollpunkten angehalten worden sind. Allerdings beklagten einige Marokkaner, dass sie, einmal ertappt, schlechter behandelt würden als die Touris, die ja das Geld bringen und deshalb geschont würden. Verlassen sollte man sich darauf allerdings nicht.
Bei den stationären Blitzen sah es völlig anders aus. Diese in Deutschland so weit verbreiteten Geräte fehlten, wohl aus Kostengründen, auf unserer Fahrtstrecke vollständig. Wenn man bedenkt, dass man bei einem Durchfahren unseres Wohnorts bereits an mindestens drei stationären Blitzern vorbeifährt und die Nachbargemeinden ähnlich gut aufgestellt sind, dann ist die Sache in Marokko noch relativ harmlos. Denn wenn Michael einmal eine Rundfahrt durch den Heimatkreis machen würde, käme er an mehr stationären Blitzgeräten vorbei als auf der gesamten Urlaubsroute. Man sollte also die Moschee im Dorf lassen.
Dafür gibt es auch keinen Abzug für mögliche Gerätefehler und es fallen schon für geringe Überschreitungen relativ hohe Strafen an, sagt man. Deshalb sollte man sehr genau auf die Geschwindigkeit achten.
Nebenstrecken
Die Nebenstrecken unterscheiden sich insofern deutlich von den Hauptüberlandstraßen, als die Fahrbahnbreite für zwei Fahrzeuge meist nicht ausreicht. Zwar sind die Straßen mit einem stabilen Bankett ausgestattet, doch setzt dieses manchmal deutlich tiefer als der Asphalt ein, enthält u. U. Nägel, Scherben oder sonstigen Unrat und die Asphaltränder fransen so scharfkantig aus, dass es an vielen Punkten nicht nur kein Vergnügen, sondern geradezu eine Herausforderung ist, ein solches Bankett zu befahren. Also möchte jeder Verkehrsteilnehmer möglichst vermeiden, mit dem Bankett Bekanntschaft zu machen. Bei entgegenkommenden Fahrzeugen muss aber einer ausweichen. Nach unseren Beobachtungen ist das überwiegend das Fahrzeug, das mehr zu verlieren hat. Da jede Menge zerbeulter Blechbüchsen gerade abseits der Überlandstraßen unterwegs sind, haben die und natürlich auch die Taxifahrer oft die Vorfahrt eingebaut und man tut gut daran, dies rechtzeitig in Betracht zu ziehen.
Beschilderung von Ortschaften.
Ein Problem ist die häufig fehlende Beschilderung an den Ortsein- und -ausgängen. Nicht immer erkennt man wirklich wo ein Ort anfängt und wo er aufhört, also ist man sich häufig nicht so ganz im Klaren, welche Geschwindigkeit überhaupt gefahren werden darf. Auch die Zersiedelung der Landschaft trägt zur Desorientierung bei. Alternativ diente uns als Orientierungshilfe für Gefahrenpunkte das Hinweisschild auf spielende Kinder und eine Bebauung, die nahe an die Straße heranreichte. Wir sind durch Weiler gekommen, die wir als geschlossenen Ortschaften aufgefasst haben, wo aber entweder überhaupt keine Geschwindigkeitsbegrenzung vorhanden oder 80 km/h erlaubt waren, was nach unserer Einschätzung viel zu schnell war.
Fahren bei Dunkelheit
Fahren bei Dunkelheit sollte man möglichst vermeiden. Bei uns ließ es sich zweimal nicht vermeiden, wir behalfen uns, wo immer möglich, mit Fernlicht und deutlich reduzierter Geschwindigkeit. Das führte dann aber dazu, dass wir noch später in die Unterkunft kamen. Wir können bestätigen, dass auch nach Einbruch der Dunkelheit und weitab von Behausungen jederzeit mit Radfahrern (Vehikel oft unbeleuchtet), Eselskarren, Schaf- und Ziegenherden oder Fußgängern zu rechnen ist. Leider tragen die Leute auch häufig erdfarbene oder dunkel Kleidung, sodass man sie noch schlechter erkennen kann.
Markierung von Straßenschäden
Abenteuerlich ist die Markierung von Straßenschäden. Übergroße Schlaglöcher, Fehlstellen in der Fahrbahn oder sonstige gravierende Mängel werden häufig dadurch markiert, dass man Steine, die im günstigen Fall weiß angestrichen sind, unmittelbar vor den defekten Straßenabschnitt legt. Eine Vorwarnung ist auf diese Weise natürlich nicht möglich und welcher Art ein so markierter Defekt ist, erkennt man auch erst, wenn es zu spät ist. Unser Hinweisschild „Seitenstreifen nicht befahrbar“ wird in Marokko durch flächendeckend ausgelegte Gesteinsbrocken, teils ohne jegliche Beschilderung ersetzt. Bei tief stehender Sonne, Gegenverkehr, Dämmerung oder gar am späten Abend kann das ziemlich unangenehm werden, zumal die Linienführung am Fahrbahnrand von der Tagesform des Bauarbeiters abzuhängen scheint.
Breite von Seitenstreifen und Fahrbahnränder
Was für den gemeinen Touristen gelegentlich auch recht blöde ist, sind die schmalen Seitenstreifen. Hat man mal einen wirklich tollen Aussichtspunkt gefunden, dann liegt der garantiert in der Kurve oder das Bankett ist so schmal ausgebildet, dass es kaum möglich ist gefahrlos jenseits der Fahrbahn anzuhalten. Da Michael natürlich trotzdem den Schnappschuss haben muss, stehen wir notfalls direkt auf der Fahrbahn, was auf dem Land tatsächlich noch möglich ist, zumal auf den Hochebenen an etwas höher gelegenen Punkten oft gute Sicht herrscht und man deshalb ganz gut abschätzen kann, wann sich ein Fahrzeug nähert. Natürlich gibt es auch Wegeinfahrten oder vereinzelte Parkplätze, an denen man eine gute Aussicht hat. Erreicht man diese Plätze, erscheinen sie häufig menschenleer, doch man steht noch keine zwei Minuten, schon taucht ein falscher Führer, ein Obst- und Gemüseverkäufer, oder Fossilienhändler wie aus dem Nichts auf und nötigt einem irgendwelche Objekte auf, die man nicht haben möchten. Unsere diesbezüglichen negativen Erfahrungen hielten sich in Grenzen, aber es gab Momente, da flüchteten wir regelrecht vom Aussichtspunkt, weil die Nervereien einfach zu groß waren.
Betonrinnen
Besonders im Gebirge fällt bei Niederschlagsereignissen relativ viel Schutt an, der die Straßen- bzw. Grabenränder, soweit überhaupt vorhanden, rasch auffüllt. Also geht man her und bildet an den kritischen Stellen schöne große Betonrinnen aus, die diesen Schutt eine ganze Weile lang aufnehmen können. Der Haken bei der Sache ist allerdings, dass diese Rinnen in Richtung der Straße in keiner Weise abgesichert sind und gerät man mit einem Rad in eine dieser Rinnen ist der Totalschaden fast schon vorprogrammiert.
Fahrbahnverengungen
Insbesondere vor Brücken kann es vorkommen, dass eine an sich gut zu befahrende Asphaltstraße innerhalb weniger Meter auf Brückenniveau schrumpft, sodass man gezwungen ist, einen raschen Schlenker nach links einzuschlagen, um auf der Fahrbahn zu bleiben. Auch wenn neue Asphaltstrecken angelegt worden sind, macht man sich mit geordneten Übergängen nicht immer viel Arbeit. Da muss das Bankett zur Not schon einmal herhalten. Zu erkennen sind diese Fehlstellen an den Staubwolken, die vorausfahrende Fahrzeuge gelegentlich erzeugen.
Niedrige Sitzgelegenheiten
Worüber jüngere Zeitgenossen vermutlich überhaupt nicht nachdenken, sind die überall sehr niedrigen Sitzgelegenheiten. Auf den ersten Blick sieht das gemütlich aus, aber bei längerem Sitzen gibt häufig die Matratze im Sitzbereich etwas nach, sodass man das Gefühl hat, man sitze auf einer schiefen Ebene, die einem nach vorn vom Sofa befördern möchte. Will man etwas schreiben, macht sich der Rücken durch das Vornüberbeugen über kurz oder lang schmerzhaft bemerkbar. Wir haben das jedenfalls nur während des Essens oder wenn Tagebuchaufzeichnungen gemacht werden mussten ausgehalten und sind dann baldmöglichst aufgestanden, um den Rücken wieder etwas zu entspannen. Jeden Tisch in vernünftiger Höhe haben wir dankend angenommen, aber es gab deren nicht sehr viele.
Marokkanische "Männercafés"
Marokkanische Cafés sind insbesondere auf dem Land üblicherweise den Männern vorbehalten. Was also tun, wenn man gerne einmal einen Kaffee trinken möchte, ein Touricafé aber weit und breit nicht aufzutreiben ist. Manchmal waren wir so dreist und haben uns einfach in eines dieser "Männercafé" gesetzt. Aber so richtig wohlfühlten wir uns dabei nicht. Man wird von oben bis unten gemustert und weiß, dass man gegen landestypische Sitten verstößt, also kippt man den Kaffee runter und verschwindet. In den größeren Städten oder in den Raststätten, die entlang der Überlandstraßen wie Pilze aus dem Boden schießen, ist das zum Glück kein Problem.
Touristencafes
Die Touri-Cafés sind die wahren Oasen der Großstädte. Immer wenn man wieder mal so richtig die Schnauze voll hat, ständig mit Verkaufsofferten, Betteleien oder von drängelnden Fahrzeugen aller Art belästigt zu werden, geht man auf die Dachterrasse eines Cafés und sieht von dort aus dem geschäftigen Treiben auf den Straßen und Plätzen zu. Dort kann man auch einmal Wertsachen und die mit fortschreitender Tageszeit immer schwerer wiegenden Taschen und Rucksäcke gefahrlos platzieren.
Flussbetten
So man sie denn rechtzeitig erkennt, sollte man Flussbetten immer mit einem gewissen Respekt begegnen. Die meiste Zeit des Jahres sind sie mehr oder weniger trocken. Wenn es aber einmal kräftiger regnet, füllt das Niederschlagswasser wegen der fehlenden Vegetation sehr schnell die Talaue und aus einem dürren Rinnsal wird ein reißender Fluss, der dann reichlich Geröll mitführt, das den Brückenbauwerken ordentlich zusetzt. Insbesondere ältere Brücken sind deshalb in einem relativ schlechten Zustand und bringen die Stoßdämpfer oberhalb 60 km/h schnell an ihre Grenzen. Auf Nebenstrecken ist die Bausubstanz noch schlechter und die Natur hat zum Beispiel wegen einer exponierten Lage im Gebirge noch mehr Gewalt. Da können Brücken auch schon einmal erheblich beschädigt sein, Umleitung führen teils direkt über die Gerölle des Flussbetts und es ist Schleichfahrt angesagt. Trotzdem können wir sagen, dass die Schotterpisten in der Regel so hergerichtet waren, dass wir auch mit dem ganz normalen PKW immer durchkamen, wenn auch ordentlich geschüttelt.
Begrenzungssteine an Flussbrücken
Flussbrücken sind häufig weder durch Leitplanken noch Begrenzungsmauern gesichert. In der Regel sind in regelmäßigen Abständen einzelne Bruchsteine verbaut. Kommt man diesen allerdings zu nahe, droht Totalschaden. Auch sind die Flussbetten in der Regel naturbelassen. Das heißt, das Flussbett und damit auch die schadhafte Wegstrecke ist 5 bis 10 Mal so breit wie der eigentliche Fluss, was an den Geröllansammlungen und einem leichten Geländesprung allerdings gut zu erkennen ist.
Sandstürme
An einem Tag sind wir auch einmal in einen richtigen Sandsturm geraten. Da konnte man so einiges lernen. In den Hochtälern ist Michael aufgefallen, dass die Oberflächen immer mit Kiesen und Schottern bedeckt waren, der feine Detritus dazwischen fehlte jedoch. Am Tag des Sandsturms war dann klar warum, das so ist. Die Windgeschwindigkeiten reichen für den Transport des Feinkorns aus, weshalb dieses ausgeblasen wird, während die gröberen Gerölle jedoch liegenbleiben. In der Summe führt das dazu, dass bei unberührten natürlichen Bedingungen nur wenig Feinkorn ausgeblasen werden kann, weil die Schotterdecke dieses stark einschränkt. Eine Ausnahme bilden die Flusstäler, weil der wasserbedingte Transport ständig Feinkorn in diese einträgt, das den Winden dann wieder zur Verfügung steht. Die richtige Katastrophe richtet wieder einmal der Mensch in seinen Siedlungsräumen an. Wird dort nämlich gebaut, dann stellt man nach der Baumaßnahme nicht wieder die ursprüngliche Naturoberfläche her, was übrigens auch deutlich besser aussehen würde, sondern lässt den Untergrund offen und sorgt so dafür, dass der Wind überall Zugriff auf das unterlagernde Feinkorn bekommt. Dieses wird dann in richtig großen Mengen durch die Siedlungen transportiert, da kommt richtig Freude auf.
Navigationsgerät
Wir haben uns lange überlegt, ob wir ein Navi leihen oder ggf. die entsprechende Karte für das eigene Navi kaufen sollen. Letzten Endes erschien uns das zu teuer für zweieinhalb Wochen. Im Nachhinein war die Entscheidung richtig. Zumindest entlang unserer Fahrtroute gab es abseits der großen Städte immer nur eine Hauptstraße, sodass wir uns gar nicht verfahren konnten. In Marrakesch hätten wir ein Navi allerdings gut gebrauchen können. Für Schnellfahrer hat es möglicherweise auch noch andere Vorteile. In einem Fall hatten wir den Eindruck, dass die Kilometrierung der Straße nicht stimmte. Hier war diese offensichtlich auf eine Piste bezogen, die deutlich kürzer als die Asphaltroute war. In diesem Fall hätte das Navi möglicherweise auch hilfreich sein können.
Ein- und Ausreise
Die Einreise war dieses Mal relativ angenehm, aber die Ausreise war wieder ziemlich übel. Obwohl wir schon um 2 Uhr am Airport waren und der Flieger eigentlich bis spätestens 17:45 das Gate geschlossen haben sollte, waren wir erst nach 18:00 Uhr im Flieger. Der ist dann mit etwa 25 Minuten Verspätung gestartet. Bei unserer ersten Reise war es eher noch schlimmer. In Hahn ging das sowas von unkompliziert, vielleicht sollte man einmal Grenzbeamten austauschen, damit sich die Dinge in Marrakesch irgendwann einmal bessern.
Unterkünfte
Von 16 Übernachtungen verbrachten wir vier im 4-Sterne-Hotel, die übrigen in 1 bis 3-Sterne-Unterkünften. Insgesamt übernachteten wir in 11 unterschiedlichen Häusern, zwei davon mit angeschlossenem Campingplatz. Drei weitere Unterkünfte lehnten wir ab. Dies scheiterte jedoch nicht an unzulänglichen sanitären Verhältnissen, sondern am nicht so positiven Gesamteindruck, an der Lage, am vermeintlich unsicheren Parkplatz und in einem Fall am fehlenden Strom. In Marokko ist es offensichtlich üblich, die Unterkunft vor dem Zuschlag anzusehen und die Sauberkeit und Funktion der Etablissements zu überprüfen. Davon haben wir dann auch reichlich Gebrauch gemacht, ohne dass uns das jemand verübelt hätte. Was wir bei den sehr günstigen Unterkünften oft vermissten, war zumindest ein kleiner Tisch mit Stuhl. Michael wollte zumindest die wichtigsten Eindrücke möglichst zeitnah festhalten, weil vieles im Nachhinein doch verblasst oder völlig aus der Erinnerung verschwindet. Da mussten wir dann auf dem Bett oder mittels unserer Koffer improvisieren, was doch etwas mühsam war. Allerdings hatten eine ganze Reihe von Unterkünften ein Beistellbett, das uns als
Ablagefläche diente und bei dem täglichen Koffer aus- und Einpacken doch deutlich die Übersicht erhöhte. Ein Problem bei manchen Unterkünften ist der Netzanschluss, wobei hier sowohl die Straße als auch das WLAN gemeint sind. Wir fanden recht schöne Unterkünfte, die aber nur über mehrere km Piste zu erreichen waren, das war mit dem PKW nicht das reine Vergnügen. Leider war dieses wichtige Detail nicht immer im Reiseführer vermerkt. Besonders in den abgelegenen Regionen war das WLAN häufig sehr träge, allerdings ist das kein speziell marokkanisches Problem. Keine der von uns genutzten oder überprüften Unterkünfte war zu mehr als 50 % belegt. Manchmal waren wir sogar die einzigen Gäste. Insofern war es überhaupt kein Problem, ein Zimmer zu bekommen. Wenn es mal knapp wurde, lag es an uns, weil wir entweder zu spät mit der Suche anfingen oder zu wählerisch waren. Angenehm überrascht waren wir von der Tatsache, dass wir selbst in 1-Sterne–Häusern keine echten Hygiene-Probleme feststellen konnten. Zweimal roch es sogar übertrieben nach Reinigungsmitteln. Wer in Marokko auf dem Land unterwegs ist, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Mängel systemimmanent sind. Sie gehören selbst in 4-Sterne-Häusern irgendwie immer dazu, sind aber in der Regel nicht gravierend. Ein häufiger Mangel in einfachen Unterkünften ist die Dosierung der Mischbatterien. Hier sollte man vor dem Duschen abwarten, bis das Wasser richtig warm ist, danach erst die Temperatur einregulieren und die Einstellung am besten nicht mehr ändern, weil selbst kleinste Änderungen an der Mischbatterie deutlich Temperaturänderungen des Wassers verursachen können. Außerdem ist uns aufgefallen, dass Dusche und Waschbecken in den allermeisten Unterkünften relativ klein ausfallen. Auch gibt es wenige oder keine Ablageflächen, sodass wir oft Probleme hatten unsere Kulturbeutel vernünftig zu platzieren. Und dreht man sich etwas ungeschickt, dann liegen sämtlichen Toilettenartikel auf dem Boden. Viermal hatten wir bewegliche Toilettenschüsseln, dreimal funktionierte die Spülung nicht auf Anhieb. Toilettenpapier fehlte selten, Klobürsten fast überall. Türen und Fenster bieten in ländlichen Regionen dem Luftaustausch mehr Raum als einem lieb ist. Vor allem im Gebirge hatten wir deshalb recht kühle Räume und selbst wenn eine Heizung da war, schaffte die es nicht den Raum ausreichend zu temperieren. Das Problem löste man mit einer entsprechenden Anzahl von Wolldecken. Einmal im aufgewärmten Bett angekommen, waren die niedrigen Temperaturen kein Thema mehr. Am folgenden Morgen reichte es dann aber nur zu einer Katzenwäsche. Dieses Problem lösten wir, indem wir am folgenden Tag eine etwas teurere Unterkunft auswählten, um dann sicher auf eine funktionierende Heizung und Dusche zurückgreifen zu können. Für uns waren das landestypisch unvermeidlich Marginalien, die uns nicht wesentlich störten.
Vermüllung der Landschaft
Müll war auf unserer gesamten Fahrtroute ein mehr oder weniger großes Problem. Die Marokkaner begehen gerade die Fehler, die wir in den 50er und 60er Jahren begangen haben und die dann die beiden nachfolgenden Generationen beschäftigten. Da das Geld für eine ordentliche Müllbeseitigung vermutlich hinten und vorne nicht ausreichen dürfte, wird sich so schnell an diesen Zuständen auch nichts ändern. Wenn man den Tourismus allerdings weiter ausbauen möchte, dann muss an so mancher Lokalität einiges passieren. In diesem Fall wäre sowohl den Touristen als auch den Einheimischen geholfen.
Unterkünfte europäischer Eigentümer
In Marokko haben sich inzwischen eine ganze Reihe von Europäern niedergelassen, die dort Hotels und Campingplätze betreiben. Und weil der eine oder andere Tourist davon ausgeht, dass es bei einem europäischen Betreiber weniger Verständigungsprobleme gibt und manches besser läuft als unter marokkanischer Ägide, nutzt man diesen Umstand auch gerne als Werbemittel. Wir haben allerdings in zwei Unterkünften feststellen müssen, dass die Eigentümer gar nicht anwesend waren, sondern in Europa weilten. Das fanden wir dann schon ärgerlich, weil hier falsche Erwartungen geweckt werden. Im Übrigen unterschieden sich diese Unterkünfte auch nicht von jenen unter marokkanischer Leitung.