Greve und Montefioralle

Greve in Chianti

Sonntag, 10.04. bis 13.04.2022

Heute geht es nach Greve, so einer Art Tor zum Chiantigebiet. Dort soll es einen ganz ordentlichen Stellplatz geben, der zu allem Überfluss auch noch kostenlos ist. Wir sind früh unterwegs, weil wir annehmen, dass wir am Morgen leichter einen Stellplatz bekommen werden. Kostenlose Plätze mit Ver- und Entsorgung findet man schließlich nicht an jeder Ecke. Außerdem benutzen wir heute mal die Autobahn, die hier übrigens in guten Zustand ist und können prompt die vorausberechnete Zeit einhalten, was uns bisher höchst selten gelang. Als wir auf dem Stellplatz eintreffen, sind noch einige Plätze frei, sodass wir uns sogar einen aussuchen können. Der Stellplatz liegt zwar nicht sehr weit abseits der Hauptstraße, aber deren Geräuschkulisse ist auszuhalten.

Greve in Chianti und der Weiler Montefioralle (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Zum eigentlichen Stellplatz geht es rechts rein. Am hinteren Ende sind die Womos auf einer trapezförmigen Fläche angeordnet. Wenn der Platz voll ist, gibt es links Ausweichplätze. Also nicht verzagen, wenn es mal spät wird. 

In der Mitte des Kreises (Loch) ist die Entsorgung für Grau- und Schwarzwasser. Nicht sehr appetitlich, aber geschenkter Gaul halt.

Die Ostseite ist zwar näher an der Hauptstraße, aber dafür hat man hinter den Fahrzeugen Rasen, auf dem man sich ein wenig breitmachen kann.

Ein schon lange bekanntes Problem ist der Müll. Meistens laufen die Tonnen über, weil Einheimische sie für ihren Hausmüll nutzen. Italien halt. Trinkwasser wird übrigens auch gerne gezapft, dann spart man zu Hause auch noch die Wasserkosten. Wie dem auch sei, wir verbringen hier vier schöne Nächte und werden beim nächsten Toskanabesuch bestimmt wieder hier einfallen, wenn sich bis dahin nichts Grundlegendes geändert hat.

Greve ist ein typisches kleines Örtchen, wie es sie in der inneren Toskana häufig gibt. Zum Glück wenig Rummel, dafür die eine oder andere kleine Attraktion in Form einer Ansammlung geistreicher Getränke oder essbarer Köstlichkeiten, vielleicht ein kleines Café, wichtig auch der COOP für den Womobedarf und den Weinnachschub für den normalen Geldbeutel. Ansonsten verläuft das Leben in ruhigen Bahnen.  

Die Enoteca Falorni befindet sich zwischen der Hauptstraße und dem Greveflüßchen. Eine breite Treppe führt hinunter zu den Schätzchen.

Auch wer nichts kauft, darf sich unten in den heiligen Hallen umsehen. Die sind übrigens auch ganz schön groß.

Bei den aufgerufenen Preisen ist die Kundschaft spärlich und die Kauflaune eher zurückhaltend. Aber das eine oder andere Fläschchen geht schon über die Theke, ansonsten wäre man ja längst pleite. 

Großzügige Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Wegen der hohen Preise kann man den Wein auch in recht kleinen Dosen verkosten. Mit 2 Personen ist das aber kaum unter 20 bis 25 € zu schaffen.

Wirklich gemütliches Ambiente.

Dekoratives Fenster mit den Hähnen haben sie es hier.

Piazza Giacomo Matteotti, der zentrale, dreieckig angelegte Platz im Ortskern von Greve.

Hier befindet sich die Antica Macelleria Falorni (Feinkostmetzgerei), die von vielen wegen ihrer Wurstspezialitäten gelobt wird. Diese haben natürlich auch einen sehr speziellen Preis. Wir haben uns dort eingedeckt, waren aber recht froh, dass wir bereits auf dem Markt in Cremona zugeschlagen hatten. Die Salami aus Cremona fiel nämlich geschmacklich vom hiesigen Angebot keineswegs ab, traf sogar bezüglich der Konsistenz eher noch unseren Geschmack, war aber deutlich günstiger zu haben. Insofern konnten wir uns hier mit kleineren Würsten begnügen und hatten anschließend eine reiche Auswahl für das Frühstück.

Hier kann man auch einen kleinen Snack zu sich nehmen.

Die Antica Macelleria Falorni (Spezialitätenmetzgerei). Schon schön gemacht, die Deko mit den alten Fleischverarbeitungsmaschinen.

Wie im Paradies (Michaels Vorstellung vom Paradies!) reifen die Schinken an den Wänden und warten auf schmachtende Kundschaft. Michael kann sich die Teile sofort angeschnitten vorstellen, da kennt seine Fantasie keine Grenzen. 

Montefioralle

Von Stellplatznachbarn haben wir gehört, dass es westlich oberhalb von Greve einen Weiler namens Montefioralle gibt, den man mal besuchen könnte. Mittags sticht uns dann der Hafer. Nur knapp 2 km vom Stellplatz entfernt soll das Örtchen liegen. Zwei Kilometer, was ist das schon? Da rühren wir das Fahrzeug gar nicht erst an, sondern gehen gleich zu Fuß. Also Wertsachen und Getränke eingepackt und los geht es. Dass es dann doch nicht ganz so einfach ist, merken wir spätestens am zweiten Anstieg. In Italien erspart man sich ganz gerne unnötige Baukosten und passt die Straße einfach mal der vorhandenen Geländemorphologie an. Das führt dann zu manch knackigem Anstieg nach einiger Zeit auch zu rissigen Straßenbelägen und weil es am Mittag dann doch deutlich wärmer ist als am frühen Morgen, treibt es uns kräftig den Schweiß auf die Stirn. Irgendwann überlegen wir uns schon, ob wir nicht doch besser umdrehen sollten. Aber dann wird die Straße flacher und das spornt uns nun wieder an das letzte Stück Weg doch noch zu bewältigen.

Die Beschilderung am Ortsausgang von Greve in Richtung Montefioralle, die auf eine eingeschränkte Zuwegung hinweist. Nach unserer Auffassung ist es möglich hochzufahren, auch mit dem Womo. Man muss sich also von diesem Schild nicht unbedingt abschrecken lassen. Vielleicht will man vermeiden, dass dort zu viele Womos hochfahren.

In Montefioralle gibt es jedenfalls einen Parkplatz, auf dem auch eine kleine Anzahl Womos Platz findet. Von Greve kommend, muss man den Ort südlich umfahren, der Parkplatz befindet sich hinter der Ortschaft und wie man sieht, gibt es auch etwas Platz für 2 bis 3 Womos.

Bogenförmig angelegtes Gässchen in Montefioralle.

Schon schön, dieses Altstadtambiente aus Natursteingemäuern und -pflastern.

Heute ist uns das Licht wirklich hold, selbst unsere Kamera findet Gefallen an der Mischung.

Morbider Charme ist hier kaum noch zu sehen. Das deutet daraufhin, dass viele der Gemäuer inzwischen in finanzkräftigere Hände abgewandert sind. Schadet dem Gesamteindruck allerdings in keiner Weise.

Wie sauber es hier überall ist, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Vielleicht sind hier Schwaben eingezogen und haben die Kehrwoche eingeführt.  

In so einem kleinen Weiler mit doch eher mäßigem Besuch kann man natürlich auch keine Verpflegung erwarten. Man sollte sich also rüsten und den Rucksack entsprechend bestücken. Die Allermeisten kommen ohnehin mit dem Auto hier hoch und sind dann rasch wieder verschwunden.

Ein letzter Blick in einen Hinterhof, dann verlassen wir Montefioralle auf schattigen Wegen.