Freitag, 23.06.2023
Übersichtskärtchen Leksand mit Bahnhof und der Tegera Arena (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Rechts das Stadtzentrum und daran nach Westen anschließend der Festplatz (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Nachdem wir gestern vom 3,5 km südlich Leksand gelegenen Rastplatz mit VE auf den Wiesenparkplatz am Festivalgelände (ohne VE) umgezogen sind, haben wir uns hier oben inzwischen häuslich eingerichtet. Die Nacht war ruhiger als erwartet. Schließlich findet in nicht allzugroßer Entfernung parallel zu den traditionellen Mittsommerfeierlichkeiten auch ein 3-tägiges Musikfestival statt und da hatten wir bezüglich einer halbwegs ruhigen Nacht doch einige Bedenken. Tatsächlich waren die Bässe der überdimensionierten Lautsprecher auch wahrzunehmen, aber es blieb alles in einem vernünftigen Rahmen. Dem entsprechend haben wir lange geschlafen und werden von einer strahlenden Sonne geweckt. So gehört sich das auch, schließlich gilt der Mittsommertag in Schweden als der zweithöchste Feiertag.
Der Parkplatz hat sich seit gestern Mittag ordentlich gefüllt, aber es gibt immer noch vereinzelte Parklücken. Darüber hinaus gibt es einen zweiten Parkplatz wenige hundert Meter westlich am Museumsdorf bzw. Freilichtmuseum, auf dem allerdings auch schon viele Womos stehen und natürlich fordern auch die Pkw ihren Platz. Irgendwann ist die Kapazität der beiden Plätze dann aber doch erschöpft und erste Autofahrer nehmen Besitz von der zwischen den Parkplätzen gelegenen großen Wiese, die eigentlich mit Flatterband abgegrenzt ist, weil sie eben nicht zugeparkt werden soll. Die Bodenverdichtung dürfte dem Rasen nicht allzugut tun. Aber es wird seitens der Offiziellen offenbar geduldet und so reicht der Platz dann am Ende doch für fast alle Besucher von Musikfestival und traditioneller Veranstaltung.
Am Rande des PP befindet sich eine ausgedehnte Wiesenfläche und so können wir uns ein wenig ausbreiten und das schöne Wetter so richtig genießen. Unsere Nachbarn sind Schweden. Bei unserer Ankunft waren sie etwas reserviert, weil sie meinten, unser Fahrzeug stünde zu nahe an ihrem. Weil es aber irgendwann sehr voll werden würde, wollten wir vermeiden, dass sich am Abend auch noch Pkw zwischen uns quetschen. Das haben unsere Nachbarn leider nicht bedacht und so ist es dann auch gekommen.
Im Laufe des Tages stellte sich dann aber heraus, dass die beiden ganz nett waren. Und so kamen wir ins Gespräch und wurden ein wenig in das Prozedere hier vor Ort
eingeführt. Was wirklich toll ist in Schweden, selbst 80-jährige kann man hier unbesorgt auf Englisch ansprechen und erhält in aller Regel eine Antwort. Das liegt unter anderem daran, dass
amerikanische Blockbuster nicht synchronisiert werden, die kann man also nur im Original schauen. Wir als Deutsche empfinden deren Englisch meist als ausgesprochen gut, ob die Briten das genauso
sehen, wissen wir natürlich nicht.
Die mit Birken gesäumte Kyrkallén. Am rechten Bildrand der Festplatz Sammilsdal, am linken Bildrand der Womo- und Pkw-Parkplatz. In gerader Verlängerung links, ca. 200 m entfernt befindet sich das Freiluftmuseum. In gut 400 m Luftlinie befindet sich die Arena, an der das Musikfestival stattfindet. Bis zum Stadtzentrum sind es in die entgegengesetzte Richtung etwa 500 m. Das lieben wir so an den kleinen Städten, dass einfach alles fußläufig zu erreichen ist. Dazu sind wir ja 2 Tage autark und wenn wir auf die Infrastruktur in der Stadt zurückgreifen, dann reicht es auch einen Tag länger. Es sind 3 wirklich wundervolle Tage hier.
Nach dem späten Frühstück gehen wir in die Stadt einkaufen, irgendetwas fehlt ja immer. In der Stadt herrscht eine etwas hektische Betriebsamkeit. Wie an Weihnachten
muss ja für mehrere Tage vorgesorgt werden. Besonders Erdbeeren für 150 Kronen (etwa 13 €) das Kilo und Schlagsahne gehen weg wie warme Semmeln. Aber der Alkoholladen toppt mit Bier, Schnaps und
selbst Champagner in rauen Mengen wirklich alles. Da sind etliche Brummschädel vorprogrammiert. Wer allerdings glaubt, hier würden überall die Alkoholleichen auf den Straßen herumliegen, der
irrt. Der Rausch wird offenbar gesittet im privaten Kämmerlein ausgeschlafen.
Wir würden ja gerne mehr Fotos von einer malerischen Innenstadt zeigen, aber wie in vielen anderen Städten ist das Zentrum auch hier ein wenig eintönig. Letzten Endes ist das zweitrangig, wenn das Stadtbild so aufgeräumt wirkt wie hier.
GC Restaurang Bar & Café in der Norsgatan 19, unweit der Supermärkte.
Auf dem Rückweg zum Womo sehen wir alte und junge Poser durch die Stadt fahren. Die müssen echt zu viel Kohle haben, mit einem amerikanischen Straßenkreuzer
permanent hier ihre Runden zu drehen, da geht einiges hinten raus und das bei den Spritpreisen.
Zurück auf dem PP verstauen wir erst einmal unseren Einkauf und kühlen den Kühlschrank mit Gas, denn Strom gibt es hier natürlich nicht noch einmal richtig durch. Auf dem PP ist es jetzt richtig eng. Vor uns bewegt sich eine nicht enden wollende Pkw-Prozession im Kreis, hoffend, dass eines der geparkten Fahrzeuge einen Platz frei gibt. Aber das passiert höchst selten und so geht es zu wie in einem Bienenschwarm. Das möchten wir uns natürlich nicht allzu lange antun und so verstecken wir uns zunächst hinter dem Womo auf der Wiesenfläche und gehen nach dem Mittagsessen direkt wieder in die Stadt, sind ja nur 500 m.
Wie man sieht, möchten nicht nur die jungen Schweden mit ihren amerikanischen Straßenkreuzern auffallen. Hier befinden wir uns schon wieder südlich des Stadtzentrums auf der Leksandsbron, der Brücke über den Österdalälven. Am frühen Abend, es ist jetzt etwa 17:45 Uhr, geht alles noch recht manierlich zu. Erste Poser setzen aber schon seit Stunden ihre Duftmarke, indem sie zigmal mit 10 km Geschwindigkeit über die Brücke fahren und damit den immer dichter werdenden Verkehr massiv beeinträchtigen.
Dass diese Schrottkiste überhaupt auf die Straße darf, ist schon einigermaßen gewöhnungsbedürftig. Die windschiefen Teile setzen an Bodenwellen regelmäßig auf und schlagen sogar Funken. Die Polizei nimmt das gar nicht zur Kenntnis. Das funktioniert wahrscheinlich nur deshalb, weil selbst die jungen Autofahrer sich in puncto Höchstgeschwindigkeit überraschend diszipliniert verhalten. Wir können das allerdings nur für das flache Land beurteilen, die Großstädte haben wir ja gemieden.
Sommer, Sonne, Alkohol, durch die Stadt cruisen, posen, am Abend vielleicht noch auf das Musikfestival und vielleicht geht ja auch noch mehr. Das gefällt den Jungs und so strahlen sie über alle 4 Backen.
Festlich gekleidet gemäß alter Tradition zwei Honoratiorinnen. Die zugehörigen Männer lieben es leger.
Das gefällt uns ganz besonders gut. Tradition und Moderne in trauter Zweisamkeit so nahe beieinander.
Und hier eine Mischung aus Tradition und Moderne. Es ist alles möglich an diesem Tag. Wie man auf den meisten Bildern sieht, und das wird sich so fortsetzen, tragen den Kopfschmuck überwiegend die Frauen. Dazu haben sie sich schick herausgeputzt. Die Männer kommen eher bieder daher, das kennt Michael von sich selbst, aber die Armada hier gefällt ihm trotzdem.
Auch die jüngsten Teilnehmer werden in die Traditionen eingeführt. Das macht Spaß, wenn man sie noch nach eigenem Gutdünken formen kann. Schon in wenigen Jahren
entwickeln die Kinder eigene Vorstellungen und da kann man nur hoffen, dass es nicht ganz so heftig wird.
Zwischen 18:00 und 19:00 Uhr geht es dann ganz schnell. Plötzlich kommt Leben in die Bude. Die Brücke ist bis zum Bersten voll mit Zuschauern, die die Ankunft der Boote mit dem Schmuck für den aufzustellenden Festtagsbaum sehen möchten. Die Einheimischen wissen ja, wann es hier etwas zu sehen gibt. Der Autoverkehr kommt fast zum Erliegen.
Ja, wo bleiben die denn?