Donnerstag, 30.09.2021
Als wir die Luken öffnen, ist der Himmel immer noch grau. Aber wenigstens hat der Regen aufgehört und die Pfützen entlassen langsam ihren Inhalt in den Untergrund. Am anderen Ende des Parkplatzes haben sich noch 4 weitere Womos eingefunden, die mit uns die Nacht hier verbracht haben.
Bei dem Wetter mag man gar nicht aufstehen und so wird es heute etwas später. Irgendwann berappeln wir uns, frühstücken und machen uns dann auf in Richtung der nahe gelegenen Bushaltestelle. Der Bus fährt nicht auf direktem Weg in das Stadtzentrum, sondern macht einige Schleifen. Aber 15 Minuten Fahrtzeit sind jetzt auch nicht so lange.
An der Knopfstrasse steigen wir aus und laufen auf direkten Weg in Richtung Markt bzw. Altstadt.
Wie üblich gibt es einige hübsch anzuschauende Gebäude und auf dem Marktplatz einige wenige Verkaufsstände.
Wie in Stralsund gibt es auch hier schöne Giebelhäuser zu besichtigen.
Unter normalen Umständen wären wir unterwegs sicher öfter mal eingekehrt, aber in geschlossenen Räumen hat man immer so ein leichtes Unbehagen.
Das Rathaus, wenn wir uns recht erinnern.
Und noch zwei hübsche Giebelhäuser.
Giebelhaus mit morbidem Charme auch nicht schlecht.
Wie immer findet Angelika in der Fußgängerzone auch einige interessante Läden.
Nach 90 Minuten sind wir durch. Wenn wir Greifswald mit Stralsund vergleichen, würden wir Stralsund in jedem Falle vorziehen. Da ist einfach mehr Betrieb und es ist mehr zu sehen.
Zurück im Womo dämmert uns so langsam, dass unsere 5-wöchige Reise in zehn Tagen zu Ende geht und wir müssen uns nun überlegen, ob wir den Rest der Reise auf Usedom verbringen oder vielleicht doch noch einen Abstecher nach Polen wagen. Wenn wir das täten, wäre es vor allem der Neugier im Hinblick auf eine spätere Polenreise geschuldet. Unschlüssig, wie es weiter gehen soll, sehen wir zu, dass wir uns heute noch Usedom nähern, dann haben wir alle Trümpfe in der Hand und können uns die nächsten Tage immer noch entscheiden.
Um 12:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Wolgast wo wir um 13:00 Uhr einlaufen. Selbstverständlich haben wir vorab geschaut, wo wir hier einen Platz für die Nacht finden können und sind am Hafenbecken unweit der Peenebrücke fündig geworden. Hier können wir unmittelbar vor dem Hafenbecken frei stehen und haben eine wunderbare Aussicht.
Da das Wetter gerade günstig ist, verrammeln wir unser Fahrzeug, marschieren schnurstracks in die Altstadt und füllen dort unsere Vorräte auf. Natürlich hat auch Wolgast das eine oder andere schöne Gebäude, aber ohne den Übergang zur Insel hätten wir wohl nicht hierher gefunden.
Die Kirche in Wolgast.
Rathausplatz in Wolgast
Goggomobil im Schlepptau, damit kommst du in jede Ecke. So einen kleinen Flitzer müssen wir uns auch noch zulegen. Mit dem Dickschiff durch die gelegentlich sehr engen südeuropäischen Städtchen zu fahren, mag man sich gar nicht vorstellen.
Bunt herausgeputzt und wieder mal auffallend sauber. Das sieht man gerne.
Zurück aus der Stadt packen wir unsere Vorräte in den Kühlschrank und gehen anschließend schräg gegenüber unseres Parkplatzes in das Schnellrestaurant "Schnelle Kelle".
Dort gibt es richtig leckeren Fisch mit Pommes, wie wir ihn auch in einem Restaurant nicht besser bekommen hätten. Wieder einmal zeigt sich, dass Kommunen, die Wohnmobilfahrern eine kostenlose Bleibe für die Nacht offerieren, letztlich mit Umsatz für den Einzelhandel belohnt werden. Das haben aber immer noch nicht alle verstanden.
Lange müssen wir nicht in die Speisekarte schauen. Die Speisen auf den Nachbartischen machen uns schon den Mund wässrig.
Dass die Peenebrücke etwas ganz besonderes ist, haben wir beim Abstellen des Womos zunächst gar nicht auf dem Schirm. Von unserem Stellplatz aus liegt sie etwas versteckt hinter einigen Gebäuden. Erst als sie plötzlich ihre Fahrbahn in die Lüfte erhebt und Michael zufällig aus dem Fenster schaut, dämmert ihm, dass er hier einmal genauer nachsehen muss.
Wikipedia ist zu entnehmen, dass es sich bei der Peenebrücke Wolgast um eine kombinierte Straßen- und Eisenbahn-Klappbrücke über den Peenestrom handelt. Sie verbindet die Insel Usedom mit der Wolgaster Schlossinsel, die über die Schlossgrabenbrücke und eine getrennte Eisenbahnbrücke mit dem vorpommerschen Festland verbunden ist. Über die Peenebrücke führen die Bundesstraße 111 und die Bahnstrecke Züssow–Wolgast Hafen mit ihrer Verlängerung nach Świnoujście Centrum in Polen. Aufgrund ihres markanten Anstrichs wird die Brücke auch als „Blaues Wunder“ bezeichnet.
Die Brücke fährt zu festen Zeiten nach oben, um Schiffe passieren zu lassen. Der Zugverkehr ist an diese Öffnungszeiten angepasst. Die Schiffer wissen das ohnehin und natürlich ist auch der lokale Individualverkehr bestens informiert. Nur die Touris treffen oft unvorbereitet auf dieses Ereignis und so staut sich der Verkehr auf beiden Seiten bei jeder Öffnung hunderte Meter zurück.
Die morgendlichen Öffnungszeiten haben wir verpasst, aber um 17:45 Uhr sollte Michael schon dabei sein. Angelika interessiert die Brücke nicht die Bohne, also macht er sich gegen 17:30 Uhr auf den Weg in Richtung Fahrrinne und tatsächlich haben sich auch zwei Boote eingefunden, die bereits darauf warten, das Hindernis passieren zu können.
Pünktlich läutet die Alarmglocke, die Schranken gehen runter und der stählerne Koloss bewegt sich mitsamt Fahrbahn und Schienenstrang nach oben. Michael ist ein wenig erstaunt, wie lange die beiden Boote in deutlicher Entfernung zur Brücke ausharren. Aber die Abläufe werden wohl bekannt und eingespielt sein und wie auf ein unsichtbares Kommando beschleunigen die Boote auf einmal deutlich und sind in wenigen Minuten auf der anderen Seite der Brücke.
Was die Einheimischen mit einem gewissen Gleichmut hinnehmen, war für eine Landratte wie Michael ein beeindruckendes Ereignis.
Hier fährt die Brücke nach oben.
Selbst die Bahn fährt über die Peenebrücke