Zentralmadeira

Funchal, Câmara de Lobos, Cabo Girão, São Vicente

Montag, 19.01.2015 - Erste Tagesfahrt mit dem Pkw in Madeiras Zentrum

Eigentlich haben wir jetzt erst Halbzeit und doch bricht bereits die Woche an, in der wir uns wieder von der schönen Insel verabschieden müssen. Also wollen wir heute unbedingt einen etwas ausgedehnteren Ausflug in Richtung Westen unternehmen.

 

Auf unserem Weg in die Stadt sind wir in den letzten Tagen immer wieder an einer ganzen Reihe von kleinen Kiosken vorbeigekommen, an denen lokale Reiseveranstalter Tagesausflüge zu unterschiedlichsten Zielen auf der ganzen Insel anbieten. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg, um das Angebot einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Leider sind wir wieder einmal etwas spät dran und so ist für heute zumindest der Zug abgefahren. Michael ist allerdings keineswegs bereit, sich in sein Schicksal zu fügen. Also werden die Damen dazu verdonnert, mit hinunter in die Stadt zu laufen und eine Autovermietung zu suchen.

 

Wir hoffen entlang des Hotelkomplexes westlich des Stadtzentrums fündig zu werden, haben aber zunächst keinen Erfolg und befürchten wieder einmal in die Irre gelaufen zu sein, doch dann tauchen gleich zwei Vermieter auf, wer sagts denn.

 

Da das Personal zunächst mit der vor uns eingetroffenen Kundschaft beschäftigt ist, können wir uns schon einmal an der Werbetafel über die Preise informieren. So richtig schlau sind wir allerdings noch nicht, als die Reihe an uns ist. Aber zum Glück spricht man englisch, und so wird man sich schnell handelseinig. Für einen VW Up! möchte man inkl. Vollkaskoversicherung 40 € pro Tag haben, da sagen wir nicht nein und so mieten wir das Fahrzeug gleich für 2 Tage, mit einer Option auf einen weiteren.

 

Schon halten wir den Schlüssel in Händen, werden vom Personal zum Stellplatz geführt, entledigen uns allen Gepäcks und besteigen erleichtert unser knallrotes Gefährt. Obwohl der Wagen schon einige km auf dem Buckel hat, macht er einen neuwertigen und sauberen Eindruck und fährt sich auch tadellos, wenngleich Michael in dem engen Parkhaus ein wenig rangieren muss, um aus der Parklücke zu kommen.

Erste Tagesfahrt mit unserem Miet-PKW in Richtug Sao Vicente (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Erste Tagesfahrt mit unserem Miet-PKW in Richtug Sao Vicente (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Hafenidylle in Câmara de Lobos, westlich Funchal.
Hafenidylle in Câmara de Lobos, westlich Funchal.
Boot mit Trockenfisch im Hafen von Câmara de Lobos.
Boot mit Trockenfisch im Hafen von Câmara de Lobos.
Trockenfisch im Hafen von Câmara de Lobos.
Trockenfisch im Hafen von Câmara de Lobos.
Hafen von Câmara de Lobos, westlich Funchal (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Hafen von Câmara de Lobos, westlich Funchal (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Schon nach kurzer Fahrt ist Michael hellauf begeistert von den Möglichkeiten, die sich nun bieten. Wo immer sich ein grandioser Ausblick eröffnet, und das ist wegen der Steillagen gar nicht so selten der Fall, kann Mann jetzt anhalten, den Foto herausholen und alles ablichten, was ihm gefällt. Das größte Problem sind wieder einmal die beiden Bedenkenträgerinnen, die allseitig Gefahren durch fehlende Geländer, den fließenden Verkehr und ggf. mürrische Ordnungshüter wittern. Aber darauf kann angesichts der wenigen verbleibenden Tage jetzt keine Rücksicht mehr genommen werden. Wer weiß denn schon, ob man die vielen interessanten Punkte überhaupt noch mal sieht. Also setzt sich Michael über alle Bedenken hinweg und gebärdet sich mit dem Foto wie ein rasender Reporter.

 

Unser erstes Ziel ist das Städtchen Camara de Lobos (Höhle der Mönchsrobben), das wir nach nicht einmal 8 Kilometern Fahrt erreichen. Wir orientieren uns direkt Richtung Hafen, weil Angelika diesen als lohnendes Ziel ausgemacht hat. Unmittelbar oberhalb des Hafens befindet sich ein kostenpflichtiger Parkplatz, der noch genügend freie Stellplätze aufweist. So ist es nur ein Katzensprung bis zur örtlichen Fischereiflotte, bestehend aus etwa 30 kleinen bis mittelgroßen Fischerbooten. Die Boote liegen hier auf steinigem Grund gewissermaßen im Trockendock und verleihen dem Ort als bunte Farbtupfer ein malerisches Bild. Winston Churchill weilte einst hier und war so beeindruckt, dass er den Ort auf einer Leinwand verewigte. Malen konnte der also auch? Nun ja, wir haben das Bild nicht zu Gesicht bekommen.

 

Der kiesig-steinige Strand mündet auf der Ostseite in eine etwa 10 m hohe Felswand, an der die Bebauung fasst, bis an die Wasserlinie heranreicht. Diese Wand markiert die reguläre, in Richtung Funchal fortlaufende Küstenlinie. Auch westlich der Gerölllagen ist Fels ausgebildet, der sich hier jedoch nur als feiner Sporn in Richtung Meer fortsetzt und nach etwa 150 Metern Wegstrecke in den blaugrünen Fluten des Atlantiks ertrinkt. Entlang dieser westlichen Felswand hat man die Straße beinahe bis ans Ende der natursteinernen Hafeneinfassung geführt, sodass man von hier aus gut die ein- und ausfahrenden Boote beobachten oder angeln oder sich in der verbliebenen Felsspitze ein Plätzchen sichern kann, um aufs Meer hinauszuschauen.

 

Von den Fischern ist weit und breit nichts zu sehen. Entweder ist keine Fangsaison oder sie sind bereits in der Nacht draußen gewesen, haben am frühen Morgen den Fang angelandet und genießen nun ihren wohlverdienten Schlaf. Wir bewegen uns über etwas unruhigem Untergrund zwischen den Booten entlang. Bei so mancher Nussschale kann man kaum glauben, dass sich damit jemand aufs Meer hinauswagt. Auf einem der größeren Boote hat man Stockfisch auf langen Stangen zum Trocknen aufgehängt. Michael staunt, dass sich die Möwen, die doch sonst vor nichts zurückschrecken, hieran nicht schadlos halten. Vielleicht ist es der hohe Salzgehalt dieser Fischlappen, der dem Einhalt gebietet. Sicher aber wissen die Fischer was geht und was nicht geht, zerrupft oder angeknabbert sehen die Fladen jedenfalls nicht aus.

 

Natürlich haben sich im Umfeld des Hafens auch einige Souvenirläden und kleinere Restaurants angesiedelt, die auch jetzt schon auf Kundschaft warten. Doch die hält sich heute in Grenzen und macht sich noch rar, man hat ja gerade erst gefrühstückt. Mögen die Gastronomen klagen, wir empfinden die überschaubare Besucherzahl und die damit verbundene, entspannte Atmosphäre als ausgesprochen angenehm und können einen Besuch des Städtchens nur wärmstens empfehlen. Nach einer guten Stunde Flanierens machen wir uns dann auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Miradouro Cabo Girão (Kap der Umkehr).

 

Bis zum Cabo Girão sind es erneut weniger als 10 km, allerdings gelangen wir nicht auf direktem Wege dorthin. Ein sich von Camara de Lobos in nordwestliche Richtung ins Landesinnere erstreckender Talkessel, zwingt uns oder genauer gesagt unseren kleinen roten Flitzer dessen nordwestliche Bergflanke zu erklimmen, bevor die Straße etwa einen Kilometer vor dem Kap einen scharfen Haken nach Süden schlägt und endgültig unserem nächsten Ziel zusteuert. Entlang dieses Bergsträßchens hat man immer wieder herrliche Ausblicke auf die terrassierten Felder unten im Kessel, sodass wir einige Male unsere Fahrt unterbrechen, um die Aussicht zu genießen.

Unterhalb des Churchill`s malte einst Sir Winston.
Unterhalb des Churchill`s malte einst Sir Winston.
Churchill`s Ausblick im Jahr 2015.
Churchill`s Ausblick im Jahr 2015.
Talkessel kurz vor dem Miradouro Cabo Girão
Talkessel kurz vor dem Miradouro Cabo Girão
Ausblick vom Cabo Girão.
Ausblick vom Cabo Girão.
Angelika auf gläsernem Grund 580 m über dem Meer.
Angelika auf gläsernem Grund 580 m über dem Meer.
Dieses Kribbeln im Bauch, das man nie mehr vergisst, als ob da im Magen der Teufel los ist. Dieses Kribbeln im Bauch, ja das kennst du doch auch.........
Dieses Kribbeln im Bauch, das man nie mehr vergisst, als ob da im Magen der Teufel los ist. Dieses Kribbeln im Bauch, ja das kennst du doch auch.........
Sonne tanken am Cabo Girão.
Sonne tanken am Cabo Girão.

Cabo Girão ist eine etwa 580 m hohe und etwa 20 km westlich von Funchal gelegene Steilklippe. Kaum zu glauben, aber der Eintritt ist sogar frei. Der Aussichtspunkt ist heute gut besucht, aber noch nicht überlaufen, trotzdem haben wir etwas Mühe einen geeigneten Parkplatz zu finden. Über einen hübsch angelegten, ebenen Fußweg kommt man ganz gemütlich bis zum Klippenrand. Anders mag das allerdings aussehen, wenn während der Hauptsaison zwei oder drei Reisebusse ihre menschliche Fracht entlassen. Der Ausblick muss früher schon grandios gewesen sein. Weil dem verwöhnten Publikum aber immer etwas Neues geboten werden muss, hat man inzwischen einen sogenannten Skywalk, eine aus Stahl gefertigte Aussichtsplattform mit gläsernem Boden errichtet. Stand man früher am Klippenrand, so ist man heute einige Schritte weiter und steht unmittelbar über dem fast 600 m tiefen Abgrund. Das Bauwerk trifft nicht jedermanns Geschmack, Michael findet jedoch, man hat es geschafft, die künstliche Konstruktion einigermaßen harmonisch in die Natur einzupassen. Was den Kick angeht, braucht man sich nur die vielen, über den gläsernen Untergrund schleichenden und dabei aufgeregt schnatternden Gestalten anzusehen, dann weiß man, dass das Ziel gänzlich erreicht wurde. Leider ist der Himmel heute etwas diesig, wir hätten in der Nacht einen richtigen Regenschauer gebraucht, um die Luft zu reinigen, dann hätten wir jetzt bis Funchal schauen können. Angesichts der milden, lauwarmen Seeluft und der strahlenden Sonne sind solche Klagen allerdings schon recht unverschämt.

 

Von dem etwa 2 bis 3 km östlich des Cabo Girão gelegenen Rancho aus führt auch von einer etwas tiefergelegenen Klippe aus eine Bauernseilbahn (Teleferico do Rancho) zu den tief unten liegenden, terrassierten Feldern, denen übrigens auch ein schöner Strand vorgelagert ist. Ein Restaurant an der Seilbahnstation bietet traditionelle Fleisch- und Fischgerichte, darunter auch Espada, den schwarzen Degenfisch an. Doch dem steht wieder einmal unser abendliches Buffet im Wege, außerdem wollen wir noch weiter nach Westen und so lassen wir die Drahtseilbahn bis zu unserem nächsten Besuch links liegen und brechen zu neuen Ufern auf.

 

Unser Weg führt nun in das Städtchen Ribeira Brava. Mangels Navigationsgerät und weil die Topografie ein direktes Ansteuern ohnehin selten zulässt, fahren wir reichlich Schleifen, aber das ist uns heute sowas von egal, denn bei der stets guten Aussicht wird der Weg zum Ziel und das jeweilige Etappenziel kommt als Sahnehäubchen obendrauf. Zwischendurch werden wir dann doch einmal kurz auf die Ringmagistrale Madeiras gezwungen, aber noch deutlich vor Ribeira Brava verlassen wir diese schon wieder in Richtung Küstenstraße auf den Caminho da Pedra. Bevor dieser uns, von Westen kommend, über einige Serpentinen zum Städtchen hinunter geleiten kann, führt eine Sackgasse hoch über der Stadt entlang der Felsabbruchkante noch einige hundert Meter nach Süden. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht auf das Städtchen und das Meer und kann ferner in dem nach Süden abfallenden Felsvorsprung ein wenig herum kraxeln. Das ist den Damen allerdings etwas zu anstrengend und birgt natürlich auch wieder einmal Gefahren, denen Frau sich nicht aussetzen möchte. Vom Aussichtspunkt reicht diesen ein kurzer Blick in die Ferne und dann möchte man bitte schön Abwechslung. Und wenn Frau sich langweilt, hat Mann nun mal keine Ruhe. Also geht es hinunter nach Ribeira Brava.

 

Das Örtchen zwängt sich über etwa zwei Kilometer Länge in ein enges Tal, im Westen begrenzt von einem Flüsschen, das es aber bei stärkeren Niederschlägen im Gebirge offensichtlich in sich hat. Denn anstelle einer schönen Uferpromenade flankieren, wie übrigens häufig auf Madeira zu beobachten, beidseitig hohe Betonmauern das Gewässer und verleihen diesem eher das unschöne Aussehen eines Kanals. Doch damit lebt man hier gerne, wenn man die Stadt in Sicherheit weiß.

 

Auch heute, gewissermaßen bei Normalabfluss, führt das Gewässer reichlich Sedimentfracht mit sich und der hierdurch verursachte Trübestrom traktiert die schön anzuschauenden, blaugrünen Fluten des Atlantiks noch eine ganze Weile mit dem garstigen Braun der Berge. Durch die östlich der Stadt anstehende, nur wenige Zehnermeter breite Klippe hat man übrigens einen Tunnel gegraben, auf dessen gegenüberliegender Seite sich ein winziger Hafen anschließt.

Flussmündung in Ribeira Brava.
Flussmündung in Ribeira Brava.
Durch Betonmauern gezähmte Gewalt in Ribeira Brava.
Durch Betonmauern gezähmte Gewalt in Ribeira Brava.
Flaniermeilchen vor der Steinküste in Ponta do Sol.
Flaniermeilchen vor der Steinküste in Ponta do Sol.
Flaniermeilchen vor der Steinküste in Ponta do Sol.
Flaniermeilchen vor der Steinküste in Ponta do Sol.
Sonnenbad vor dem Mittagstisch.
Sonnenbad vor dem Mittagstisch.

Das Städtchen selbst hat eine schöne Kirche, ein kleines Einkaufzentrum, liebevoll gestaltete Plätze und Vorgärten, die unvermeidlichen Restaurants, zum Strand hin eine palmengesäumte Uferpromenade und den bereits erwähnten schönen Ausblick von der Klippe östlich des Stadtzentrums. Der Strand wird, wie so oft wieder einmal von groben Geröllen, die der Fluss aus den Bergen hierher transportiert hat, aufgebaut und lädt nicht

gerade zum Baden ein. Trotzdem gibt es immer einige, die sich auch davon nicht abhalten lassen und sich in die kalten Fluten stürzen. Lange vermag das Städtchen uns nicht in seinen Bann zu ziehen und so brechen wir auf nach Ponta Do Sol, einem weiteren kleinen Küstenörtchen.

 

Ponta Do Sol ist für Michaels Geschmack etwas zu sehr zersiedelt, der eigentliche Ortskern ist deshalb sehr klein. Das ist wohl ein Domizil für Leute, die die Stille und Abgeschiedenheit über alles lieben, aber so etwas soll es ja auch geben.

 

Die Küstenlinie reduziert sich auf einige wenige Hotels. Immerhin sind deren Fassaden und der dazugehörige, vorgelagerte Straßenzug recht hübsch anzuschauen. Auch hier säumen wieder Palmen das Straßenbild. Der allerdings sehr klein geratene Ortskern ist kaum auskömmlich für die Ansiedlung von Geschäften und weil die Hotels vermutlich über eine eigene Küche verfügen, ist auch die Anzahl an Restaurants überschaubar. Ein Kleinod gibt es aber doch! Auf einem vorgelagerten Felsen thront das Restaurante do Cais, ein kleines Kaffeerestaurant, dessen Terrasse unmittelbar über dem Fels und unweit der Wogen des Atlantiks einen unvergleichlichen Ausblick auf das Meer und den Ort gewährt. Über eine aus Bruchsteinen geformte Rampe ist dieses fußläufig zu erreichen. Nur haben wir wieder einmal das ganz große Los gezogen, das Restaurant ist nämlich ausgerechnet heute geschlossen. Das wurmt uns doch einigermaßen und so beschließen wir an einem der verbleibenden Tage noch einmal hier vorbeizuschauen. Da ausgerechnet Lina ein Loch in der Magengegend verortet hat, suchen wir ein in Strandnähe gelegenes Restaurant auf und lassen es uns gut gehen. Der von Lina in einem Anflug von Übermut bestellte Fleischspieß bringt sie allerdings rasch an die Grenze ihrer Möglichkeiten.

Wenn das mal gut geht, der Spieß ist ja fast so groß wie unsere Lina.
Wenn das mal gut geht, der Spieß ist ja fast so groß wie unsere Lina.
Steilklippe im Osten von Ponta do Sol mit Tunnel und Felsencafé.
Steilklippe im Osten von Ponta do Sol mit Tunnel und Felsencafé.
Geröllstrand in Ponta do Sol.
Geröllstrand in Ponta do Sol.
Bergstraße zwischen Pass und dem Küstenstädtchen São Vicente.
Bergstraße zwischen Pass und dem Küstenstädtchen São Vicente.
Spotlight und Regenbogen auf dem Weg nach São Vicente.
Spotlight und Regenbogen auf dem Weg nach São Vicente.
Küste zwischen São Vicente und Ponta Delgada.
Küste zwischen São Vicente und Ponta Delgada.
Küste zwischen São Vicente und Ponta Delgada.
Küste zwischen São Vicente und Ponta Delgada.
Blick auf Ponta Delgada.
Blick auf Ponta Delgada.

Nach dem Essen geht es von Ponta Do Sol die wenigen Kilometer zurück nach Ribeira Brava, und von dort auf die VE3, die hier dem Fluss nach Norden folgt. Noch vor dem Pass müssen wir uns bei Serra de Agua entscheiden, entweder unten im Tal den bequemen Weg über einen kerzengeraden, langgezogenen und natürlich stinklangweiligen Tunnel zu nehmen oder auf den Regionalstraßen ER 228 und ER 110 mühsam den Hang zu erklimmen. Selbstverständlich nehmen wir den beschwerlicheren Weg, wir wollen schließlich etwas sehen. Mühsam schraubt sich unser Wägelchen, angesichts der ihm auferlegten Lasten auf der engen Straße in immer größere Höhen, während sich der Himmel, wie schon bei unserer ersten Überquerung des zentralen Gebirgskammes, wieder sein graues Gewand anlegt. Immerhin bleibt uns ein in gleisendes Sonnenlicht getauchter, diesiger Blick zur Küste erhalten. Außerdem ist die Wolkendecke dünn und weist Fenster auf, durch die das Sonnenlicht wie mit einem Spotstrahler das tief eingeschnittene Tal ins rechte Licht rückt. Ein Regenbogen signalisiert uns, dass irgendwo vorn im Tal ein leichter Schauer abgehen muss. Die ER 228 erreicht die Passhöhe bereits in etwa 1.000 m Höhe, führt über die ER 110 weiter in der Ortschaft Vargem und erreicht dort wieder die gut ausgebaute VE4.

 

Dann rollt das Wägelchen wieder, beschwingt der Nordküste entgegen und wir erreichen São Vicente. Anders als bei unserer Fahrt nach Santana gewinnt der Himmel heute nicht mehr sein strahlendes Blau zurück. Zwar zieht die Wolkendecke zunächst nicht komplett zu, doch entwickeln sich zunehmend tiefer hängende Grauschleier, die die Luft stark befeuchten, sodass man das Gefühl hat, es könne jeden Moment anfangen zu regnen. Da wir die Insel morgen weiter in westliche Richtung erkunden wollen, schlagen wir einen Haken nach Osten in Richtung Ponta Delgada, das wir nach wenigen Kilometern Strecke bereits erreichen.

 

An dem einen oder anderen Aussichtspunkt halten wir an, um ein wenig spazieren zu gehen und Fotos zu machen, entfernen uns aber nie sehr weit von unserem roten Flitzer, weil wir unbeschirmt sind und ungern gebadet werden möchten. Die nachlassende Kraft der Sonne und die voranschreitende Wolkenbildung engen den Blick dann immer mehr ein, wir haben noch einen weiten Heimweg, für heute genug gesehen und so eilen wir zunächst durch einen Ost-West Tunnel zurück nach São Vicente und nehmen dort den auf dem Hinweg noch verschmähten Nord-Süd-Tunnel, um noch oberhalb von Ribeira Brava schließlich wieder die Küstenmagistrale nach Funchal zu erreichen. Wie man sieht, kann man sich auf Madeira entscheiden, entweder im Blindflug über zahlreiche Tunnels schnell an einen Ort seiner Wahl zu kommen oder über die landschaftlich reizvolleren Bergstrecken gemütlich die Vorzüge der Landschaft zu genießen.