Principina und Marina di Grosseto

Principina a Mare

Montag, 25.04.2022 Principina a Mare

Heute geht es zunächst nach Alberese, unmittelbar östlich des Parco Regionale de Maremma gelegen. Von hier aus soll es Busse geben, die in das Naturschutzgebiet fahren. Wir schauen uns den Stellplatz in Alberese an und er ist nicht nach unserem Geschmack. Nichts Gemütliches, einfach nur zweckmäßig, von allen Seiten zugänglich, wo sich doch jeder denken kann, dass die Leute den größten Teil des Tages irgendwo anders unterwegs sind. Und dafür wollen die in der Vorsaison annähernd 30 €. Wir sind es leid, uns entlang der Küste ständig abzocken zu lassen, nur wegen eines Meeresblicks, einer kleinen lokalen Attraktion oder einfach weil das Gebiet ein wenig bekannter ist, das braucht kein Mensch. Also fahren wir ins vermeintliche touristische Niemandsland in Richtung Marina di Grossetto.

Kurz vor Marina di Grossetto weisen uns ein Schild und eine prächtige Schirmpinienallee auf Principina a Mare hin.

Principina a Mare mit dem Übernachtungsparkplatz und einem schönen Sandstrand (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Zeit haben wir ja genug, warum sollen wir nicht mal schnell reinfahren und schauen, was der Ort zu bieten hat. Also folgen wir der Allee, die bis an den Ort heranreicht. Im Ort selbst ist die Hauptstraße ziemlich leer, nur wenig Läden sind geöffnet, die Vorsaison lässt grüßen. Zum Glück haben wir ja immer einen gewissen Vorrat an Lebensmitteln an Bord und Kleinigkeiten bekommt man hier bestimmt auch.

Am Ende der Hauptstraße befindet sich unmittelbar vor dem Strand ein relativ großer Parkplatz, auf dem wir unser Womo kostenfrei parken können. Und das auch noch richtig bequem, denn hier ist mehr als ausreichend Platz. Und wir sind nicht alleine. Zwei weitere Campingfahrzeuge haben es sich gemütlich eingerichtet, am späten Nachmittag kommen weitere hinzu, sodass wir heute Abend unbesorgt einen ausgedehnten Strandspaziergang machen können. Stühle raus stellen geht natürlich nicht, denken wir, das ist ja in Italien an solchen Lokalitäten generell verboten. Die Italiener lassen sich davon allerdings nur bedingt beeindrucken. Sie machen es sich in der angrenzenden Grünanlage bequem. Es gibt zwar Regeln, aber die haben mehr den Charakter eines Gummibandes, die sind dehnbar, im Zweifel eher mehr als weniger.

Bis zum Abend wollen wir jetzt aber nicht im Womo sitzen, also gibt es am Nachmittag schon einmal eine erste Erkundungstour. Hinter der Düne liegt ein richtig breiter Sandstrand mit reichlich Treibholz. In Stadtnähe ist der Strand recht gut besucht. Nicht wirklich überraschend, der 25. April ist ja Feiertag und dazu noch ein Montag.

Mit zunehmender Entfernung von der Stadt nimmt die Anzahl der Strandbesucher ab und die Menge an Totholz zu.

So viel Treibholz haben wir selten an einem Strand gesehen. Wo das ganze Holz nur herkommt? Vermutlich bringen es die Flüsse ins Meer. Aber so viel Wald haben wir im Hinterland gar nicht gesehen.

Den meisten Besuchern ist das ohnehin egal. Zahlreiche "Pfahlbauten" belegen jedoch, dass es einigen mächtig Spaß macht, mit den von der Natur angelieferten Baumstämmen Schutzhütten zu errichten. Natürlich lockt das auch wieder Freaks an, die sich in einigen Hütten häuslich eingerichtet haben und hier zumindest eine Zeit lang auch übernachten. 

Zwischen Grasbüscheln flitzen kleine grüne Echsen über den Sand. Sie verharren entweder regungslos auf dem Sand oder flitzen von Grasbüschel zu Grasbüschel. Das scheint wohl die erfolgreichste Überlebensstrategie, um Fressfeinden aus dem Weg zu gehen.

Am frühen Abend verschwindet die Sonne erst einmal komplett hinter den Wolken. Zum Glück haben wir uns etwas wärmer angezogen, denn wir sind doch ein ordentliches Stück nach Süden gelaufen und der Wind frischt nun auf.

Auf dem Rückweg treffen wir auf Angler, die ihr Glück versuchen.

Kurz bevor die Sonne hinter den Horizont abtaucht, öffnet sich noch einmal ein Wolkenfenster. Es sieht nach einem kurzen Vergnügen aus. 

Doch dann geht es ganz schnell und der Himmel färbt sich glutrot. Mit so einem Abgang hatten wir nicht mehr gerechnet. Die letzten Tage sind wir richtig verwöhnt worden.

So macht Urlaub richtig Spaß, wenn man den Abzockern mal ein Schnippchen schlagen kann. Wären wir mit dem Bus in den Parco Regionale de Maremma gefahren, hätten wir ein solches Schauspiel gar nicht erleben können, denn da hätten wir noch vor Sonnenuntergang die Rückreise antreten müssen. Und hier haben wir dieses Schauspiel nun komplett umsonst.

Marina di Grosseto

Dienstag, 26.04.2022 Marina di Grosseto

In der vorsaisonalen Stille von Principina a Mare haben wir richtig gut geschlafen. Als wir die Luken öffnen, ist es schon spät. Unsere Womo-Nachbarn von gestern haben sich auf die Weiterreise gemacht und so stehen wir nun alleine. Nur ein paar Fußgänger und einige Radfahrer verlieren sich in unsere Ecke. Zu einsam wollen wir es aber nicht haben. Wir müssten auch so langsam mal entsorgen und unsere Akkus laden, aber hier in der Nähe finden wir keine VE-Station, die wir mit unserem Camper gefahrlos anfahren könnten, also müssen wir schauen, wie wir das Problem lösen. Wir frühstücken und hübschen das Auto ein wenig auf und überlegen, was nun zu tun ist.

Bis nach Marina di Grosseto sind es von Principina a Mare etwa 2,5 km, das ist also fußläufig zu schaffen (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Während wir überlegen, gesellen sich zwei italienischen Womos zu uns. Die gehören zusammen, wollen von uns wissen, ob hier Parkgebühren anfallen. Als wir das verneinen, machen sie es sich so richtig gemütlich. Raus geht es mit den Klappstühlen und dem Tisch in die angrenzende Grünanlage und dann wird ordentlich aufgetischt. Schon vor 12 Uhr gibt es Vino in Mengen, die eine Weiterfahrt unmöglich erscheinen lassen und danach Parlare, Parlare, Parlare. Die Italiener sind ausgesprochen redselig und versuchen auch mit uns ins Gespräch zu kommen. Dass wir kein Wort verstehen, kümmert sie wenig. Es wird immer weiter parliert und es ist richtig lustig. Hier werden heute sämtliche Italienklischees bedient. Eines ist klar, jetzt stehen wir sicher, wenn die an den Strand gehen, dann bestimmt nicht lange. Bei dem Vinokonsum, werden die recht schnell wieder den Schatten aufsuchen. Eine sichere Bank, diese Italiener, dem entsprechend beschließen wir hierzubleiben.

Jetzt geht es erst einmal in den Nachbarort, um einzukaufen, denn bei den Lebensmitteln tun sich doch einige Lücken auf.

Die einfache Strecke ist etwa 2,5 km lang, soweit das Auge reicht kaum eine Menschenseele. Allerdings ist heute auch weder Wochenende noch Feiertag. Das Spiel der Wellen und Treibholzensembles machen den Spaziergang so kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht.

Der Emissario San Rocco mündet bei Marina di Grosseto ins Meer und trennt dabei die Stadt in zwei Teile. Wegen der hohen Aufbauten der Segelboote im angrenzenden Jachthafen, gibt es strandnah keine Brücke, also müssen wir uns kurz vom Meer verabschieden und in den südlichen Vorort hineinlaufen. Der Ort ist wie ausgestorben. Es liegt aber nicht an der mittäglichen Hitze, es liegt an der Vorsaison. Die allermeisten Häuser sind verrammelt, Hinweisschilder auf Alarmanlagen und die eine oder andere Kamera warnen vor unberechtigtem Zutritt. Wie in einer Geisterstadt sieht es hier aus.

Wir erreichen die Brücke über den Emissario San Rocco. Fischer- und Motorboote finden dank ihrer niedrigen Aufbauten im hinteren Teil des Emissario San Rocco, also jenseits der Brücke einen sicheren Platz.

Alle Boote mit höheren Aufbauten müssen im Jachthafen vor der Brücke Platz nehmen. Dem entsprechend eng ist es dort.

Hier hätten wir unweit des Emissario San Rocco auch gut mit dem Womo parken können.

Eine schöne Promenade haben sie in Marina di Grosseto, nur die Bäume haben sie vergessen. Bei den inzwischen üblichen Temperaturen wirst du im Sommer in dieser Gasse gebacken. Wie man sieht, ist die Promenade ziemlich leer und genauso sieht es auch im Zentrum aus, das ohnehin nicht sehr groß ist.

Auch die Restaurants sind bis auf einige wenige geschlossen. Man ahnt aber, wie schön das hier im Sommer sein kann.

Ja, hier kann man es sich im Sommer bei einem kühlen Drink sehr gemütlich machen.

Vintage zum Sitzen.

Immer weiter durch diese ausgestorbene Stadt zu tingeln, das macht keinen Sinn. Wir geben auf, wollen aber noch schnell einkaufen, bevor es zurückgeht. Kaum sind wir im Supermarkt, werden wir von einer Lautsprecheransage darauf hingewiesen, dass der Laden gleich schließt. Da wir nicht sofort reagieren, läuft das Band noch 2-mal durch. Wir haben verstanden. Die Mittagspause ist heilig, da kannst du verhungern, wenn du zu spät kommst. Nicht unser Tag heute, da ist wohl Resteverwertung angesagt im Womo. Also verlassen wir das Konsumtempelchen, begeben uns nach draußen und gehen unverrichteter Dinge zurück nach Principina a Mare. Das haben wir uns jetzt allerdings selber eingebrockt, wir hätten einfach nur mal nach den Öffnungszeiten schauen müssen.

Nach einem kurzen Plausch mit unseren italienischen Womonachbarn gehen wir nochmals an den Strand und bewegen uns dort in südliche Richtung. Wir wollen heute etwas weiter gehen als gestern in der Hoffnung, in den im Süden bis an den Strand heranreichenden Wäldchen ein paar schöne Aufnahmen bei Sonnenuntergang machen zu können.

Das Gelände wird aber dann etwas unwegsam und wir sind heute schon relativ viel gelaufen, sodass wir vorzeitig umkehren.  

Dafür haben wir nun etwas mehr Zeit, um uns einzelne Strandhütten noch mal etwas genauer anzusehen.

Eine dichte Wolkendecke am Horizont scheint heute einen malerischen Sonnenuntergang verhindern zu wollen.

Wir warten geduldig und spazieren während der Blauen Stunde zwischen den Hütten herum.

Aber heute haben wir uns verspekuliert. Nichts ist es mit einem letzten Gruß von der Sonne, die Bewölkung ist einfach zu stark.

Also geht es zurück zum Womo. Mehr Ausdauer als wir haben die Angler, aber die wollen ja auch nicht die Sonne einfangen, sondern einen möglichst kapitalen Fisch an ihrem Haken sehen. Auf dem Parkplatz sitzen die Italiener immer noch draußen, bei Teelicht gibt es noch einiges zu besprechen, man hatte schließlich nur einen halben Tag Zeit. So endet unser Aufenthalt in Principina a Mare. Hier kommen wir gerne wieder her, zumindest in der Nebensaison.