Ockerpfade von Rustrel 2

Klein Colorado in der Provence

Donnerstag, 10.11.2022

Die Ockerfelsen südöstlich der Gemeinde Rustrel (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Jenseits Le Sahara geht es nun wieder in ein Wäldchen, in dem von schönen Felsformationen allerdings sehr wenig zu sehen ist. Dafür ist hier ein kleiner Biotop mit Schachtelhalmen ausgebildet.


Links bzw. oben im Bild: An Hanglagen haben es auch die Bäume schwer, das sandige Sediment festzuhalten. Rechts, bzw. unten im Bild: Ein Schachtelhalm.

Die ersten Schachtelhalme traten bereits im oberen Devon vor etwa 375 Mio. Jahren auf. Die Schachtelhalme gehören also zu einer sehr langlebigen Pflanzengruppe. Die verbliebenen Arten können als lebende Fossilien bezeichnet werden. Die heute so zierlich daherkommenden Pflanzen bildeten im Devon Baumriesen von bis zu 30 Metern Höhe aus. Wenn man bedenkt, dass der moderne Mensch weniger als 500.000 Jahre auf dem Planeten verweilt, dann nötigt einem das schon Respekt ab. Was sind wir doch für arme Würstchen.   

Mit dem ansteigenden Gelände treffen wir auf immer mehr Rinnsale und Bachläufe, die die meiste Zeit des Jahres trockengefallen sind, aber von den gestrigen Starkniederschlägen nun einige Tage gespeist werden. 

Heftige Erosion der sandigen Sedimente durch Starkregen. Der Sedimentnachschub ist hier über das Jahr offensichtlich so groß, dass Sämlinge sprichwörtlich keinen Fuß auf die Erde bekommen.


Bild 2: Nach einem etwas längeren Geländeanstieg erreichen wir eine durch Macchia geprägte Hochebene. Die Macchia ist eine sekundär entstandene, anthropogene, immergrüne Gebüschformation der mediterranen Hartlaubvegetationszone. Die Macchia ging aus Wäldern hervor, die durch den Menschen und sein Weidevieh übermäßig genutzt wurden. Bild 1: Das aus dem dichten Bewuchs ausgeschwemmte Feinkorn lagert sich auf den sandigen Böden ab und staut das Oberflächenwasser auf. Hierdurch können sich die Pfützen im Winter auf der Hochfläche mehrere Tage lang halten.

Auf der Hochebene erreichen wir den Aussichtspunkt Bélvèdere Le Sahara, von dem aus man eine wunderbare Sicht auf das Felsenensemble Le Sahara hat.

Le Sahara.

Felsenensemble Le Sahara, anderer Blickwinkel.

Etwas weiter nördlich gibt es einen weiteren Aussichtspunkt, der den Blick auf die Felsengruppe Le Cheminées des Fées, die Feenkamine und das dahinter liegende Umland freigibt.

Hinter diesem zweiten Aussichtspunkt geht es nun wieder talwärts. Mit dem steigenden Gefälle setzt wieder verstärkt die Erosion ein. 

Die Macchia wird nun wieder von niederen Wäldern abgelöst.

Gegen Ende unseres Rundgangs erreichen wir Le Désert Blanc.

Das hier als weiße Wüste zu bezeichnen, ist ein wenig übertrieben. Die Fremdenverkehrswerbung braucht halt griffige Formulierungen mit etwas Dramatik.

Unweit der weißen Wüste treffen wir auf Reste des Gesteinsabbaus. Mit Loren hat man das gebrochene Gestein in Richtung Straße transportiert, um es dort abzufahren.

Zuletzt wird der Weg für kurze Zeit noch einmal etwas ungemütlich, ehe wir das eingangs gezeigte Brückchen mit der Einbahnstraßenbeschilderung und damit das Ende des Rundwegs erreichen. Für uns ein absolut lohnender Ausflug. Da der Einlass am Morgen doch erst recht spät erfolgt, sollte man, der Fotos wegen, vielleicht den späteren Nachmittag bevorzugen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

 

Der Ost-West verlaufende Höhenrücken, in dem sich die hier beschriebenen und durch Fotos dokumentierten Ockeraufschlüsse befinden, ist mit Unterbrechungen übrigens etliche Kilometer lang und zieht sich in etwa bis Roussillon. Ockerfelsgruppen lassen sich entlang des gesamten Höhenrückens finden. Wem im Sommer der Rummel hier zu doll wird, der kann sich gewissermaßen auch in die Freie Wildbahn begeben. Die Felsenensembles sind vielleicht etwas weniger spektakulär, dafür aber nicht überlaufen. Und die Wanderwege bieten mehr als nur die Felsvorsprünge. Als Ausgangspunkt dürfte sich der Campingplatz "Camping Le Colorado" eignen, aber auch vom Stellplatz in Villars kann man Felsgruppen erreichen.