Anfahrt über Emmerich

Samstag, 09.09.2023

In den Niederlanden ist es fast vollständig verboten, frei zu stehen. Einige Gemeinden bieten zwar kostenlose Stellplätze an, aber für eine Nacht lohnt die Suche nicht. Also fahren wir bis kurz vor die Grenze und suchen uns in Emmerich am Rhein unser Nachtlager. So müssen wir die Strecke nicht an einem Tag bewältigen und sind am Sonntag zeitig in Amsterdam.

 

Die Autobahn ist überraschend voll, aber von Staus bleiben wir zum Glück verschont. Mit einigen Pausen und bei gemütlicher Fahrt erreichen wir Emmerich am Nachmittag. Draußen ist es inzwischen schwülwarm, 30 Grad Celsius im September, unglaublich und richtig unangenehm.

 

Emmerich liegt zwar ein wenig abseits der Autobahn, aber mit dem Navi ist der Stellplatz schnell gefunden und der liegt nahe am Rhein und auch nahe am Ortszentrum. Es ist eigentlich ein mittelgroßer Pkw-Parkplatz, auf dem man 5 Plätze als Stellflächen für Wohnmobile ausgewiesen hat. Drei der fünf Plätze sind belegt, also können wir uns noch einen aussuchen. Einige Plätze haben Fernsehempfang, unserer leider nicht. Mobile in Bulligröße und etwas darüber können übrigens auch den regulären Parkplatz nutzen. Der Parkplatz grenzt allerdings unmittelbar an die innerstädtische Bebauung an und man sollte es deshalb mit der Belegung durch Womos nicht übertreiben.

Der Platz ist nicht gerade eine Offenbarung. Im Westen grenzt eine industrielle Bebauung an, die Nutzung des PP bringt Unruhe bis in den Abend, von diversen Balkonen schallt es herüber und unweit des Platzes ist heute eine Veranstaltung im Hinterhof einer Kneipe mit recht lauter Musik. Also eher ein Platz für eine Nacht, wenn man auf der Durchreise ist.

Beim Einparken sollte man, insbesondere wenn man erst bei Dunkelheit eintrifft, unbedingt auf die Findlinge achten, die neben und hinter den Fahrzeugen liegen.  

Da die Campernachbarn am Platz bleiben, fühlen wir uns sicher und drehen noch eine Runde durch die Stadt. Bei der Schwüle zieht es uns, wie viele Einheimische zunächst an das Flussufer. Der Flaniermeile entlang des Rheins fehlt ein wenig das Flair.

Flair hin oder her, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Und so lassen es sich die Leute bei Abendessen und kühlen Getränken gut gehen. Von den Terrassen der Restaurants aus kann man außerdem wunderbar den Schiffsverkehr auf dem Rhein beobachten.

Nicht weit vom Stellplatz ziert eine schöne Kirche den Ort.

Nach Sonnenuntergang machen wir uns auf dem Rückweg zum Womo, nun geht es noch eine kurze Runde durch die Stadt. Die hat einige schöne Gebäude, die man sich anschauen kann.

Zurück am Womo unterhalten wir uns noch eine ganze Weile mit unseren niederländischen Womonachbarn, die uns einige nützliche Tipps mit auf den Weg geben. Dann geht es ins schwülwarme Bettchen. "Herrlich"!

Ankunft in Amsterdam

Sonntag, 10.09.2023

Wir verlassen Emmerich frühzeitig, wollen in den Niederlanden noch Lebensmittel einkaufen, denn dort sind auch sonntags viele Läden geöffnet. Schon kurz hinter der Grenze verlassen wir die Autobahn A12 und fahren nach Duiven. Ich warte im Wagen, während Angelika die Besorgungen macht. Obst und Gemüse sind zumindest in den östlichen Niederlanden günstiger als in Deutschland, also decken wir uns entsprechend ein. Dazu haben wir natürlich einiges an unverderblichen Lebensmitteln von zu Hause mitgebracht, sodass wir nicht völlig den Großstadtpreisen Amsterdams ausgeliefert sind.

 

Unterwegs frühstücken wir an einem Rastplatz. Erst der dritte Platz sagt uns einigermaßen zu, denn die Plätze sind von Lkws und dem erstaunlich lebhaften Sonntagsverkehr teils völlig überfüllt. So richtig ruhig ist es aber auch am dritten Platz nicht. Trotzdem lassen wir uns Zeit, denn wir können erst ab 13:00 Uhr einchecken.

Wie sich bald schon zeigt, ist unsere Strategie ziemlich blöde. Dass die Niederlande eines der am dichtesten bewohnten Gebiete der Welt sind, ist ja allgemein bekannt. Aufmerksame Besucher könnten da auf die Idee kommen, dass das selbst am Sonntag auch in ein entsprechendes Verkehrsaufkommen münden könnte.

Aber wir befinden uns wieder mal im Tiefschlaf und werden mit zwei ordentlichen Staus bestraft. Intelligentes Reisen geht anders. Nächstes Mal fällt das Frühstück aus, dann brettern wir gleich am Morgen bis Amsterdam durch, suchen uns dort einen PP zum Frühstücken und begeben uns anschließend ganz entspannt zum Campingplatz. Oder noch cleverer, wir legen 10 € für einen PP auf dem Campingplatz an, stellen unser Gefährt dort erst einmal ab und haben dann sogar noch den vollen Tag für eine erste Stadtbesichtigung. Schlimm, wenn der Verstand so langsam einschläft, aber noch sind wir lernfähig.   

Nach Staus, Anmelden und Einrichten auf dem Platz ist es jetzt doch schon 15:00 Uhr. Trotzdem sind wir froh, dass wir nun endlich stehen und den Platz eingerichtet haben. Jetzt wird das Gefährt eine Woche lang nicht bewegt, auch nicht schlecht. Aber heute noch in die City marschieren, dafür fehlt uns der Elan.

Den Abend lassen wir im Café de Ceuvel ausklingen, einem Szenecafé, etwa 1,8 km westlich des Campingplatzes gelegen. Da die Entscheidung zu diesem Kurzurlaub ziemlich spontan fiel, konnten wir uns nicht besonders gut vorbereiten. In Youtube fanden wir einen 4-teiligen Reisebericht des WDR mit "Insidertipps" zu Amsterdam. Da wurde auch dieses Café gezeigt, wir sind also nicht zufällig hier hereingeschneit. Für uns war die Sendereihe nicht nur in diesem Fall hilfreich, denn manches, was wir von früheren Besuchen noch wussten, war doch arg angestaubt und es hat sich natürlich auch vieles verändert. Wir finden Daniel Aßmann einen lustigen Typ, sehen den eigentlich ganz gerne. Allerdings trägt der Beitrag ein bisschen dick auf, denn viele der "Insidertipps" sind alles andere als unbekannte Locations.

Das Café bedindet sich direkt am Van-Hasselt-Kanal im Projektgebiet de Ceuvel. Es liegt auf dem Gelände einer früheren Schiffswerft in Amsterdam-Noord.

Recycling und Nachhaltigkeit standen bei den Gründern des Café De Ceuvel im Vordergrund. Dem entsprechend hat man das Lokal komplett aus recycelten Materialien errichtet. Dieses Konzept und die Lage direkt am Wasser verleihen dem Café einen gewissen Charme. Ins Konzept passt auch, dass die Speisekarte vegetarische und vegane Geschmäcker bedient. Aber wir sind ja vom alten Schlag also eher nichts für uns.

Auf der Seeseite des Cafés sind Hausboote auf Sockeln platziert, in denen seit 2014 Büros, Ateliers und Werkstätten für Unternehmen und Initiativen untergekommen sind. Diese gehören der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie der Umwelttechnik mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit an. Wenn man im Café etwas über den Durst getrunken hat, kann man übrigens auf den Hausbooten auch übernachten (Bed & Breakfast). Und noch eine Besonderheit fällt uns auf. Einige Gäste sitzen direkt auf den Stegen und lassen die Füße im Wasser baumeln, andere sitzen in Badeklamotten an den Tischen der Außengastronomie. Wenn es denen zu warm wird, springen die mal kurz ins Wasser und setzen sich anschließend wieder an den Tisch, um weiter ihr Getränk zu schlürfen. Das sieht man auch nicht alle Tage. Hoffen wir mal, dass die hier vorhandenen Bodenkontaminationen nicht besonders gut wasserlöslich sind, sondern schön brav nur in die Pflanzen abwandern. Davon abgesehen macht es ja bekanntlich auch die Menge. Wer also nicht jeden Tag hier hineinspringt, ist absolut auf der sicheren Seite. Einmal baden im Rhein hat unserem ehemaligen Umweltminister Töpfer ja auch nicht geschadet.

Die Bühne verrät, dass hier gelegentlich auch musikalische Darbietungen stattfinden.

Das Lokal war an diesem Sonntag recht gut besucht.

Wenn man brav den QR-Code einscannt, danach die weiteren Anweisungen befolgt und per Karte oder besser noch per Handy bezahlt, dann bekommt man hier auch etwas zu trinken. Wenn man einfach nur schnell ein Bier möchte und Cash bezahlen will, geht man leer aus. Was war das Leben früher doch so einfach. Aufmerksames Personal käme vielleicht auf die Idee, Gäste ohne Getränke zu fragen, was Sache ist. An diesem Abend aber leider Fehlanzeige. Die junge Frau, die uns hier zufällig vor die Linse läuft, können wir dafür nur bedingt verantwortlich machen. Wir wissen ja gar nicht, ob die überhaupt für uns zuständig gewesen wäre. Die Leitlinien müssen von der Geschäftsführung kommen, nicht vom Personal. Wir fanden das Lokal trotzdem ganz schön, empfehlen auch, da mal hinzugehen. Was uns angeht, wir kommen auch so klar.  Wir haben ja immer eine Wasserflasche dabei, die werden wir in Zukunft wohl noch öfter brauchen.