Von Rinkabyholm zum RP Albrunna

Dienstag, 06.06.2023

Am Nationalfeiertag, dem 06.06.2023 geht es vom Ekö Badplats zunächst nach Kalmar. Dort sehen wir uns das Schloß und die Altstadt an. Dann fahren wir über die Ölandbrücke zur Westseite der Insel Öland und unweit der Küste gen Süden. Kurz vor oder auf dem Rastplats Ericsöre haben wir eine Reifenpanne. Nach erfolgter Reparatur geht es zum Rastplats Resmo, auf dem wir eigentlich übernachten wollen. Ein Mitarbeiter des Sanitärservice empfiehlt uns aber bis zum Rastplats Albrunna weiterzufahren, weil der insgesamt mehr zu bieten habe. Das machen wir dann auch noch und bereuen es nicht. Auch an diesem Tag haben wir wieder sehr viele Fotos gemacht und müssen ein letztes Mal sagen, ein Großteil ging verloren.

Wir verlassen die E 22 an der Ausfahrt Kalmar Dämme und erreichen eine VE-Station an der man 7 Tage die Woche kostenlos ver- und entsorgen und werktags auch Gasflaschen aufladen kann.

 

Gasflaschen unterwegs befüllen

Foto einer Station an der Ausfahrt Kalmar Dämme, an der man die grauen deutschen Gasflaschen befüllen lassen kann. Über das aktuelle Gewicht der Flasche abzüglich der Tara wird die mögliche Befüllmenge ermittelt und das verbleibende Volumen ergänzt. Wir konnten diese Möglichkeit leider nicht nutzen, weil wir nur rote Gaspfandflaschen dabei hatten. Das Befüllen ist zwar in Schweden recht teuer, aber die 23 kg für eine zweite Gasflasche sollte man sich wirklich sparen. Unterwegs haben wir noch weitere Ladepunkte gefunden, an denen man eine graue deutsche Gasflasche hätte auffüllen lassen können. Man kann also mit nur einer Flasche im Zweifel auch monatelang in Schweden Urlaub machen.

 

Von der VE-Station geht es auf einen Parkplatz unweit der Altstadt von Kalmar. Von dort aus laufen wir zunächst in eine Grünanlage, von der aus wir Schloss Kalmar aus der Ferne bewundern können. 

Wir sind recht früh unterwegs, da kann man schon einmal die Füße hochlegen.

Gänse und Enten fühlen sich in der Grünanlage recht wohl, hinterlassen allerdings auch reichlich Verdauungsrückstände, die man ungern am Schuh haben möchte.

Mangels Fotos müssen wir ein wenig improvisieren und vorhandene Lücken textlich überbrücken.

Natürlich ist am Nationalfeiertag so ziemlich jedes Geschäft geschlossen und die Altstadt dem entsprechend entvölkert. Neue Erkenntnisse gewinnen wir hier nicht. Wie immer ist die Altstadt hübsch sauber, hat das eine oder andere schöne Bauwerk aufzuweisen, ist aber auch wieder ein wenig langweilig. Meist fehlt eine Kolonie von Künstlern oder Alternativen, die das Bild etwas aufpeppen würden. So ganz ohne Straßenkunst oder kreative "Butiken", wie die Schweden sagen, geht es einfach nicht. Die immer gleichen Einkaufsmeilen mit den überall gleichen Läden wollen immer weniger sehen.

In der Altstadt laufen wir die Norra Långgatan hoch, die Storgatan runter und die Södra Långgatan wieder zurück, fotografieren Straßenzeilen und historische Gebäude und wenden uns dann am Sackbahnhof vorbei nach Westen, um über die Grünanlagen in Richtung Schloss Kalmar zu gelangen.

Palmen in Schweden. Noch müssen sie im Winter in Gewächshäuser, aber es scheint, dass ihnen die Zukunft gehört.

Die Grünanlagen sind eine Augenweide. Die hat man mit viel Liebe zum Detail angelegt und sie bieten an warmen Sommertagen eine willkommene Abkühlung, erzeugen sie doch dank fehlender Bebauung ihr eigenes Mikroklima.

Wir nähern uns dem Schloss und sehen, dass die Außenanlagen und der Innenhof kostenlos besichtigt werden dürfen. Das sind genau die Teile, die uns besonders interessieren. Bestimmt gibt es auch im Schloss Interessantes zu sehen, aber auf Gemäldegalerien und verstaubte Königsgemächer in dunklen Räumen haben wir bei dem schönen Wetter mit optimalen Außentemperaturen um 20 Grad überhaupt keine Lust. Wir umrunden einmal das Schloss entlang der Wehranlagen, machen jede Menge Fotos "für die Katz", wie sich zu Hause herausstellt und genießen den Tag.

Gegen 13:00 Uhr geht es über die recht lange Ölandbrücke. Maut wird hier nicht erhoben. Jenseits der Brücke befindet sich am Rande der Gemeinde Färjestaden ein Einkaufszentrum mit einem recht großen ICA-Supermarkt und einem Systembolaget ("Schnapsladen"). Zu unserem Erstaunen ist der auch am Nationalfeiertag geöffnet. Na, da decken wir uns doch gleich mal für die nächsten Tage bei ICA ein, wer weiß, ob wir eine ähnlich große und kostengünstige Auswahl noch einmal finden auf der Insel.

Nach viel Gelaufe in Kalmar und schweißtreibendem Einkauf in Färjestaden haben wir uns jetzt eigentlich eine Pause verdient. Da können wir doch gleich mal unser soeben erworbenes Gebäck testen. Und so kommt uns der Rastplatz Ericsöre an der Straße 136 im Südwesten Ölands gerade recht. Während Angelika den Kaffee macht, springt Michael mal schnell mit der Kamera raus, fotografiert alles und informiert sich, wo wir hier eigentlich sind und wie die Lokalität benannt ist.

Viel Zeit bleibt nicht, schon bald ruft Angelika und zurück geht es zum Womo. Im Vorbeigehen sieht Michael, dass das Womo ein wenig Schlagseite zu haben scheint. Erst denkt er noch, es liegt an der kleinen Bodenrinne, in der wir stehen. Aber dann sieht er, dass der Reifen immer weiter in die Knie geht. Sch.......aaade, schreit er und begreift ziemlich zügig, dass an Weiterfahren nicht mehr zu denken ist. Jaaaa, das ist so ziemlich genau das, was man sich im Urlaub wünscht. Was nun? Immerhin ist es trocken und wir stehen sicher, aber heute ist schwedischer Nationalfeiertag, schnelle Hilfe können wir knicken.

 

Spöttelnde Zuschauer gibt es in unserem Umfeld genügend, nur Helfer finden sich keine. Michael ist ein Mann der Tat, zumindest ist er stets bemüht. Er hat zwar kein gutes Gefühl dabei, aber er muss einfach versuchen, das Rad zu wechseln, damit wir nicht 2 Tage hier festsitzen. Wir wollen zu Mittsommer unbedingt in Leksand sein. Der Zeitplan ist bis dahin gut durchgetaktet, aber es kann ja auch mal Überraschungen geben und Michael ist immer gerne vor dem Zeitplan. Außerdem ist es nicht gut, wenn wir zu lange mit dem schweren Fahrzeug auf dem platten Reifen stehen.

 

Michael hat in den letzten 20 Jahren 2 Pkw-Reifen gewechselt, mit Womos hat er gar keine Erfahrung, also super Voraussetzungen. Er weis noch nicht einmal wo er an der Hinterachse den Wagenheber ansetzen muss, sieht aber dann, dass der Wagenheber oben einen überstehenden Bolzen hat und schließt messerscharf, dass der bestimmt in irgendeine Aussparung an den tragenden Teilen des Ducato passen muss. Und man glaubt es kaum, genauso ist es dann auch.

 

Angelika ist trotz allem wenig begeistert und sieht Michael schon unter dem Auto liegen, weil der Wagenheber vielleicht doch falsch angebracht ist. Beim Aufbocken knarzt das Fahrzeug dann auch noch und Angelika fleht, die Finger davon zu lassen. Dieses Nervenbündel im Rücken ist genau das, was hier noch fehlt, um komplett narrisch zu werden, also schickt Michael sie in die Wüste und tut, was er nicht lassen kann.

Der FIAT-Wagenheber ist tatsächlich nicht gut beleumdet und auch Michael fragt sich, ob der durchhält oder die Grätsche macht. Das Knarzen ist allerdings typisch beim Aufbocken der meisten Fahrzeuge, das sollte nicht wirklich beunruhigen. Zum Glück hat Michael zu Hause einen professionellen Schraubenschlüssel besorgt, der die fehlende Kraft des alten weißen Mannes kompensiert und so öffnen sich einmal daran gezerrt, die Schrauben leichter als erwartet. Nun schnell das Ersatzrad auf den Radkranz aufsetzen und die erste Schraube anziehen.

 

Aber das 30 kg schwere Rad auf den Radkranz zu wuchten ist dann noch einmal eine Sache für sich, doch als die erste Schraube tatsächlich greift, zieht Michael das Rad mit deren Hilfe langsam auf den Radkranz auf und die Schlacht ist gewonnen. Einen Drehmomentschlüssel hat er natürlich nicht dabei, aber jahrzehntelang ging es ja auch ohne, man muss das Rad halt die nächsten Tage immer wieder einmal beobachten.

 

Wir sind jetzt mehr als froh, dass das geklappt hat und schauen schon mal im Netz nach einem Pannendienst, finden einen ganz in unserer Nähe und der hat laut Netz heute sogar auf. Also nichts wie hin. Schnell sind wir vor Ort, und schon weist uns eine enge Hofeinfahrt den Weg zur Reparaturwerkstatt Ekmannens Bilservice. Die Werkstatt scheint allerdings verwaist.

 

Michael drückt sich die Nase an den Scheiben der Werkstatt platt. Von irgendwoher ist Musik zu hören, aber niemand zu sehen. Also geht er mal auf die Rückseite des Gebäudes, findet aber auch dort niemanden. Gerade macht er sich auf den Rückweg zum Womo als ein kräftig gebauter Schwede oberkörperfrei wie ein Wikinger auf ihn zustürmt und ihn fürchterlich zusammenscheißt.  Michael wartet jetzt nur noch darauf, dass der Schwede ihm einen großen Hund auf den Hals hetzt und befleißigt sich schnellstmöglich zum Womo zurückzukehren, während die Schimpfkanonade unvermindert anhält. Jetzt weiß er, welche Gefühle Dorfbewohner in ganz Nordeuropa hatten, wenn sie von einem Trupp Wikinger angegriffen wurden.

 

Zu allem Übel steht das Auto auch noch falsch herum, sodass vor der Flucht noch ein Wendemanöver durchgeführt werden muss. Schweißgebadet bekommt Michael gerade so die Kurve und ist froh, dem Schreihals entkommen zu sein. Keine Ahnung, ob der Englisch konnte, seine Unmutsäußerungen klangen jedenfalls nach reinstem Schwedisch.

 

Wäre schön gewesen, wenn er seine Homepage ordentlich gepflegt hätte, dann wären wir selbstverständlich nie auf die Idee gekommen, ihn am Feiertag zu belästigen. Der sieht uns auf jeden Fall nicht mehr wieder. Stattdessen geben wir das defekte Rad am Donnerstag, dem 08.06.2023 bei einem freundlichen Reifenhändler (Reifendienst Vianor) in Borgholm ab und fragen, ob der es reparieren kann, wir würden es dann am 12.06.2023 wieder abholen. Kein Problem, sagt man uns und tatsächlich ist unser Reifen nach drei Tagen wieder tipptopp in Ordnung. Nun noch schnell das Ersatzrad gegen das reparierte Rad tauschen und schon kann die Reise weitergehen. Hätten wir kein Ersatzrad mitgenommen, hätte uns der Spaß locker 500 € kosten können. Tatsächlich kostet uns die Reparatur 52 € plus 8 € Trinkgeld. Glück gehabt! Ob es Sinn macht, einen Ersatzreifen mitzunehmen, müssen wir in Zukunft nicht mehr überlegen.

Ekmannens Bilservice werden wir nicht mehr stören, das hat man uns ausgetrieben. 

Da sieht man den Übeltäter. Dass der sich so in den Reifen hineingearbeitet hat, war aber auch wirklich Pech.

Nachdem das Rad gewechselt ist fahren wir zum Rastplats Resmo, um dort zu übernachten. Nass geschwitzt könnten wir jetzt eigentlich eine Dusche vertragen, aber das wird heute nichts. Waschlappen ist angesagt.

Wir stehen schon eine ganze Weile auf dem Rastplats Resmo als ein Reinigungsfahrzeug vorbeikommt, um die Sanitäranlagen zu säubern. Und das am Nationalfeiertag! Hallo Freunde! Im Überschwang der Gefühle bedankt sich Michael bei dem Menschen, dass er und seine Kollegen und Kolleginnen in Schweden überall für "klare Kante" sorgen. Der freut sich und revanchiert sich, indem er uns rät, noch ein wenig weiter zum Rastplats Albrunna zu fahren. Der sei noch ne Ecke schöner als der hier und weil er von dort komme, wisse er auch, dass dort noch freie Plätze zu haben wären. 

Wir machen uns gleich auf den Weg und finden noch ein freies Plätzchen. Hier könnt ihr euch ein eigenes Bild machen, ob euch das zusagt oder doch ein wenig zu nah an der Straße ist.

Aus erhobener Warte unter dem Blätterdach an einem Picknicktisch sitzend, sehen wir, wie sich die Sonne langsam dem Horizont nähert. Ein wirklich schönes Plätzchen. Es fehlt eigentlich nur noch ein Drink. Zwar ist die Straße schon ein wenig nah, aber am Abend ist kaum Verkehr. Die Fernsehantenne macht Empfang möglich und morgen früh können wir nochmals in diesem schönen Umfeld draußen frühstücken. Ein wirklich guter Tipp. Wär hätte denn nach dem Reifenschaden gedacht, dass der Tag noch so endet.