Civita di Bagnoregio

Mittwoch, 20.04.2022

Nachdem wir den Morgen und den frühen Vormittag in Orvieto verbracht haben, wollen wir uns nun die Civita di Bagnoregio ansehen. Um nicht gegen das Licht der Sonne fotografieren zu müssen, hatten wir uns im Vorfeld schon die West-Ost-Orientierung der Civita eingeprägt und festgestellt, dass man den Zugang zur Festung unbedingt nachmittags fotografieren sollte.

Auf dem Rückweg von Orvieto in Richtung Bagnoregio fahren wir nochmals durch das Örtchen Lubriano. 

Von hier aus hat man von einer Terrasse unterhalb einer kleinen Kirche eine nach Süden gerichtete seitliche Sicht auf die Civita di Bagnoregio.

Da die Sonne logischerweise immer irgendwie von Süden kommt, ist es nicht ganz einfach, ein perfektes Licht zu bekommen.

Denkmal unterhalb der Aussichtsplattform mit schöner Fernsicht auf die Civita di Bagnoregio.

Bagnoregio ist ein von der Civita di Bagnoregio getrennter Ortsteil, gewissermaßen die Neustadt. Vom Stellplatz am Rande der Neustadt ist es ein ganzes Stück zu laufen bis zur Civita di Bagnoregio. Das Auto auf dem doch etwas abgelegenen Platz stehen zu lassen, behagt uns nicht so richtig (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Manchmal ist es ganz gut, wenn der Platz Gebühren kostet, dann kann man davon ausgehen, dass die lokalen Raubritter auch mal die Parkscheine kontrollieren und das schreckt Langfinger dann doch etwas ab.

Mit Civita bezeichnete man ab der Spätantike den älteren, ursprünglichen Siedlungskern einer Gemeinde, der sich von den angrenzenden Borghi (Vororten) unterscheidet.

Die Civita di Bagnoregio liegt in der Region Latium an der Grenze zum benachbarten Umbrien und unweit der toskanischen Grenze. Sie bewahrt etruskische und römische Reste in ihren mittelalterlichen Mauern.

Im Falle von Bagnoregio stellt der heutige Sitz der Gemeindeverwaltung in der Ebene ein ehemaliges Borgo dar, das durch eine tiefe Schlucht von der auf einem steil aufragenden Tuff-Berggrat liegenden ehemaligen Civitas scharf abgegrenzt und nur über eine schmale, steile, nur bedingt befahrbare, 250 Meter lange Fußgängerbrücke erreichbar ist. Civita di Bagnoregio ist von der ständigen Bodenerosion seit Jahrhunderten bedroht, verdankt ihr jedoch auch seine einzigartige, nahezu uneinnehmbare und leicht zu verteidigende Lage. Durch das einzige Stadttor, die mit Skulpturen versehene Porta di Santa Maria oder Porta del Cassero betritt der Fremde heute Civita di Bagnoregio.

Civita di Bagnoregio zählt zu den città che muoiono (dt. „sterbenden Städten“), von denen es Hunderte in Italien gibt, da immer weniger Menschen in den kleinen, nur mühsam erreichbaren Bergorten mit durch Bodenerosion und Erdrutsch absturzgefährdeten Gebäuden verbleiben wollen. Um 1990 lebten in Civita di Bagnoregio weniger als 20 alte Menschen zurückgezogen, bis ein römischer Ex-Manager und in der Folge zahlreiche Aussteiger und Naturschwärmer den Ort entdeckten und durch Aufkauf und Sanierung der verlassenen Bauruinen wiederbelebten.

 

Wir konnten uns heute nicht mehr entschließen, in den Ort hochzulaufen. Da diese schöne Tuffstadt nicht weit von der Autobahn entfernt liegt, wird sich dazu bei einer Fahrt in den Süden Italiens sicher irgendwann eine Gelegenheit bieten.