Wiek

Wieker Bodden - Kitesurferstrand

Donnerstag, 23.09.2021

Übersichtskarte Wieker Bodden Kitesurferstrand (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Wieder sind die Bauarbeiter pünktlich um 07:00 Uhr zur Stelle und wir machen uns deshalb auch heute zeitig vom Acker. Nur 3,5 km sind es bis zur Wittower Fähre, die uns in den äußersten Nordwesten der Insel Rügen übersetzt. Unser Weg führt uns zunächst nach Wiek, wo wir uns den Jachthafen einmal ansehen wollen.

 

Leider ist das Wetter umgeschlagen, von dem gestrigen schönen Sonnenuntergang und dem blauen Himmel blieb nichts übrig. Der Himmel präsentiert sich jetzt wieder einheitsgrau, es ist kühl und es bläst ein sehr kräftiger Wind, der unser Fahrzeug ordentlich durchschüttelt. Den Foto, selbst die Handys holen wir gar nicht erst raus, so garstig ist das Wetter.

 

Den kleinen Hafen haben wir rasch erkundet, schön anzuschauen, aber wenig, was wir nicht schon ein Dutzend Mal während unseres Urlaubs gesehen hätten. Auch als Übernachtungsplatz finden wir den Hafen nicht ausreichend einladend, zumal der Wind weiter zunehmen soll und für heute Abend sogar Sturmböen vorhergesagt sind.

Wir wollen eigentlich schon abdrehen, als wir in der Ferne Kitesurfer sehen, für die die Bedingungen heute optimal zu sein scheinen. Also schnappen wir uns doch noch die Fotoausrüstung und marschieren auf den Ort des Geschehens zu. Doch je weiter wir nach Norden marschieren, umso weiter treibt der Wind die Surfer von uns fort.

Zu dem für uns garstigen Wind gesellen sich erste Nieselschauer und wir sind inzwischen zu weit vom Womo entfernt und unbeschirmt, da ist das Risiko einfach zu groß, dass wir klatschnass werden. Also geht es gerade noch rechtzeitig zurück zum Fahrzeug, um einem ersten richtigen Regenguss halbwegs trocken zu überstehen.

Nun fahren wir direkt an den Wieker Kitesurferstrand in die Straße des Friedens, positionieren unser Fahrzeug in Richtung Küste und können so erst einmal aus sicherer Warte dem wilden Treiben zusehen und uns mit eins zwei Tassen Kaffee aufwärmen.

Eigentlich sollte man annehmen, dass die Surfer frieren ohne Ende. Tatsächlich sagt uns einer von ihnen, ihm sei es zu warm in dem Anzug. Kaum zu glauben, aber man darf halt nicht vergessen, dass die Muskulatur stark beansprucht ist und dem entsprechend Wärme erzeugt.

Angelika zieht es jedenfalls nicht nach draußen, aber Michael braucht natürlich unbedingt Fotos und so ein Spektakel sieht man nicht alle Tage. Also heißt es dick einmummeln und ran an den Feind.

Immerhin hat endlich der Nieselregen aufgehört, der stramme Wind kann der Kamera nichts anhaben. Schon irre, mit welchen Geschwindigkeiten die Surfer hier über das Wasser fegen.

Das gibt stramme Oberschenkel.

Und als wäre das Gleiten nicht schon genug, erheben sie sich auch noch in die Lüfte. Schon toll, das als Laie einmal zu sehen.

Die Abschirmung des Wieker Bodden zur offenen Ostsee durch eine Nord-Süd verlaufende Landzunge und das bis weit hinaus auf den Bodden extrem flache Wasser sind einfach perfekt für diese Sportart. So kann man auch mitten im Gewässer immer mal eine Pause einlegen oder sein Gefährt neu ausrichten. Und wenn man doch einmal unbeabsichtigt ins Wasser purzelt, hat man wenig Mühe, wieder auf das Brett zu kommen und die Fahrt fortzusetzen.

Am frühen Nachmittag wird uns das Wetter dann gar zu garstig. Der Wind rüttelt unser Fahrzeug ganz schön durch, raus können wir nicht mehr, denn unsere extra großen Schirme würden in kürzester Zeit in Stücke gerissen und die Windschutzscheibe wird von den nun heftiger werdenden Niederschlägen derart beaufschlagt, dass nur noch wenig von dem bunten Treiben vor uns zu erkennen ist. Selbst die Mattscheibe bleibt schwarz, denn unserer Antenne täten die Windböen alles andere als gut und so beschließen wir uns etwas ins Landesinnere zurückzuziehen, um dort windgeschützter stehen und eine hoffentlich ruhige Nacht verbringen zu können.

Wieder einmal hilft uns das Netz eine geeignete Bleibe zu finden. Mitten im Nirgendwo finden wir westlich des Hotels Lieblingsplatz Bohlendorf, unweit der L30 einen kleinen Parkplatz. Wichtig: Es gibt keine großen Bäume in unmittelbarer Umgebung, die uns aufs Dach fallen könnten.

Als erstes drehen wir unser Fahrerhaus einmal in den Wind, damit wir diesem die Stirn als Angriffsfläche bieten und nicht die Breitseite. Wir möchten ungern mitten in der Nacht die Position wechseln, zumal der Sturm erst kurz vor Mitternacht seine stärkste Phase erreichen soll.

Bis in die frühen Abendstunden stehen wir alleine, dann findet sich doch noch ein VW-Caddy ein, was wir begrüßen. Denn wir suchen nicht grundsätzlich den größtmöglichen Abstand zu andern Campern, sondern plaudern ganz gerne mal mit anderen. Dabei haben wir schon viel gelernt und eine ganze Reihe wertvoller Tipps erhalten. Mit mehreren Fahrzeugen fühlt man sich an abgelegenen Orten doch etwas sicherer. Allzu bequem wird das in dem Caddy nicht sein, aber wenn man jung ist und mit kleinem Geldbeutel etwas von der Welt sehen möchte, geht so manches, wie wir aus eigener Erfahrung wissen.

Die nahe gelegenen Windräder machen bei dem Wetter natürlich etwas Lärm, aber das ist auszuhalten.

Die Zweige der Bäume des angrenzenden Hochwaldes werden von den unvermittelt auftretenden Windböen mal nach rechts und mal nach links geschleudert und die noch mit dichtem Laub bestückten Äste bewegen sich wellenförmig durch die Lüfte.

Bevor uns die Dämmerung nun endgültig in eine windige Nacht verabschiedet, färbt sich der Horizont noch einmal violettrot ein. Ein letztes Zucken, dann ist alles schwarz und wir lauschen gespannt dem unsteten Treiben um uns herum. Erst um Mitternacht lässt der Wind etwas nach und vorher dösen wir immer nur mal kurz ein, ohne wirklich beruhigt einschlafen zu können, aber dann ist es geschafft.