Anfahrt Essaouira

Zauberhafte Atlantikküste

 

Di., 30.10.2018, El Jadida - Essaouira, 290 km

 

Heute wollen wir, der Küstenstraße folgend, von El Jadida nach Essaouira fahren. Der Wetterbericht verheißt allerdings nichts Gutes. Es soll fast den ganzen Tag regnen und regnerisch geht es auch schon los, als wir das Hotel verlassen. Ein letztes Mal folgen wir der palmengesäumten Hauptstraße in Richtung Altstadt. 

Um uns nicht wieder zu verfahren, folgen wir der Küstenstraße im Halbrund um El Jadida. Die Fahrtstrecke ist zwar etwas länger als der direkte Weg, aber die Rechnung geht auf. So kennen wir es aus dem Südosten des Landes und da sind wir auch ohne Navi immer gut klargekommen. Kaum haben wir die Stadt verlassen, haben sich die Regenwolken verzogen und der Himmel wird blau. Nicht schlecht für einen Regentag. Nun gibt es nur noch eine Hauptstraße, die R 301, welche zunächst in gebührendem Abstand parallel zur Küste verläuft. Die Straße ist zwar ganz schön wellig, aber sie ist wenigstens schön breit, sodass sie bequem zu befahren ist. Über weite Strecken verläuft sie auch schnurgerade und in einem Höhenniveau. Es ist auch nicht übermäßig viel Verkehr und so bleibt den Marokkanern, die ja immer rasch von A nach B kommen müssen, genügend Platz zum Überholen.

Nach einer halben Stunde Fahrt eine Ansammlung von Häusern und ein Rendezvous der Regionalstraße 301 mit dem Strand. Eine ganze Reihe von Fischerbooten liegen auf dem Trockenen und bieten ein hübsches Bild. Unten am Wasser eine größere Gruppe von Frauen, die Seetang ernten. Weit hinten, am Horizont Ozeanriesen, die entweder auf Reede liegen oder in Richtung West- und Südafrika unterwegs sind.

Etwa 20 km südlich El Jadida wird die Idylle jäh unterbrochen. Wir erreichen einen recht großen Industriekomplex. Hier wird Phosphat abgebaut und chemisch weiterverarbeitet. Kein Ort, an dem man sich als Reisender länger aufhalten möchte. Für die einheimische Bevölkerung wahrscheinlich ein Lichtblick, aber es gibt auch kritische Stimmen, die behaupten, im Land fände zu wenig Wertschöpfung statt. Fotos haben wir übrigens keine gemacht, man weiß nicht so recht wie die Behörden reagieren. Am Ende unterstellt man uns noch, wir wollten Industrieanlagen ausspionieren.

Weiter geht es in südwestliche Richtung. Und schon säumen wieder Grünland und hochgewachsene Schilfbestände die R 301. 

Küsten parallel verlaufende Flüsschen befördern Unmengen von Sand in Richtung Meer. Da muss man sich nicht wundern, wo all diese schönen Strände herkommen. 

Saftiges Grün zumindest in der Talaue zu beiden Seiten des stark mäandrierenden Gewässers, das sich Kühe oder Schafe schmecken lassen. 

In den höher gelegenen Geländeabschnitten wird Landwirtschaft betrieben. Allerdings nehmen verkarstete Geländeabschnitte nun immer größeren Raum ein und da reicht es dann bestenfalls noch für Schafzucht. 

Spärlicher Bewuchs auch überall dort, wo sich Dünen ausbreiten, weil der beständig blasende Wind Samen nur wenig Zeit gibt, um sich festzusetzen. So öde das Hinterland, so bezaubernd dieser schmale, über die Maßen fruchtbare Streifen.

Etwa 75 km südlich El Jadida und 65 km nördlich Safi befindet sich bei dem Örtchen Ahiout El Kohia eine schöne Lagune, die wir uns gerne einmal näher angesehen hätten. Die Wellen erscheinen uns fast noch höher als in El Jadida. Vielleicht liegt es daran, dass sie hier in einem anderen Winkel auf das Land treffen. Das Gebiet ist jedenfalls bei Wellenreitern sehr beliebt. Hier kann man in der Lagune wunderbar sein Gleichgewichtssinn trainieren, bevor man sich hinauswagt auf die raue See, um dieser die Stirn zu bieten.

Doch wir haben Pech, kaum steigen wir aus dem Auto fallen erste Tropfen und es beginnt zu regnen. Zu schade, die ganze Zeit blauer Himmel und ausgerechnet jetzt fängt es an zu gießen, aber so ist es halt. Man kann nicht immer Glück haben.

Im weiteren Streckenverlauf wird das Land immer öder. Karst lässt allen Niederschlag rasch versickern, sodass nur wenig pflanzenverfügbares Wasser an der Oberfläche verbleibt. Wo sich zwischen der kavernös ausgebildeten Geländeoberfläche Feinkorn angesammelt hat, reicht es wenigstens für einige Grashalme. Aber selbst Ziegen und Schafen sind das zu wenig. So sie denn über die karge Hochfläche ziehen, brauchen sie riesige Areale um satt zu werden.

Südlich von Safi ziehen die Wolken wieder zu, es regnet in unregelmäßigen Abständen und die Fernsicht ist schlecht. Kein Fotowetter und viel zu unsicher sich weit vom Fahrzeug zu entfernen, denn der Wind sorgt dafür, dass man mit einem Schirm nicht viel anfangen kann. In Gedanken sind wir schon bei unserem nächsten Ziel. Die Küstenstraße wäre sicherlich gut mit einem Wohnmobil zu bewältigen, aber ob wir uns dazu entschließen können und bis wir dann ggf. soweit sind, wird noch einige Zeit vergehen.

Als wir nach Essaouira hineinfahren sind wir doch etwas erschrocken, weil dieses als idyllisches Hippieparadies vermarktet wird, die Außenbezirke jedoch ziemlich dreckig daherkommen. Wir drehen einige Ehrenrunden, finden dann aber doch recht schnell den Weg in Richtung Strand, wo sich ein sehr aufgeräumtes und ordentliches Essaouira präsentiert. Da wir auch hier kein Hotel gebucht haben, müssen wir uns auf die Suche begeben. Zunächst klappern wir die Nobelmeile entlang des Strands ab, doch die Teile sind uns alle zu teuer und es laufen zu viele Pinguine dort herum. Als Pinguine bezeichnen wir jene Hotelmitarbeiter, die den ganzen Tag um die Gäste herumtänzeln und versuchen deren Wünsche zu erahnen, bevor die selbst wissen, dass sie diese haben. Nichts gegen die Leute, die froh sind, diesen Job zu haben und davon ihre Familie ernähren. Aber wir sind es einfach gewohnt, unsere Dinge eigenständig zu regeln. Pinguine sind für Großkopferte, wie die Österreicher sagen, aber nichts für uns.

Da wir schon immer einmal ein Riad ausprobieren wollten, suchen wir einen Parkplatz am Rande der Medina und werden von den Parkwächtern gleich wieder überrannt. Böses ahnend, fragt Michael erst einmal nach dem Preis und die Ganoven wollen doch tatsächlich 100 MDH für 24 h Parkzeit. Die haben wohl einen nassen Hut auf. In El Jadida haben wir 5 MDH dafür bezahlt. Bei so einer dreisten Abzocke schwillt Michael der Kamm. Da drehen wir eine Ehrenrunde auf dem Parkplatz und bewegen uns gleich wieder in Richtung Straße. Die Jungs rufen uns noch 80 MDH,

50 MDH und 20 MDH nach, aber da haben wir die Ohren bereits auf Durchzug gestellt, hier ist eine erzieherische Maßnahme dringend geboten. Angesichts der vielen Lauffaulen und Fußkranken dürfte die Maßnahme allerdings nur begrenzten Erfolg haben, der Parkplatz war immer, wenn wir daran vorbeikamen, voll.

 

Wir halten kurz im Parkverbot am Rande der Medina und Angelika zieht auf eigene Faust los, um hinter den dicken Mauern der Altstadt ein Hotel klarzumachen. Eilfertig dient einer der am Rande der Medina wartenden Lastenträger seine Dienste an und versichert Angelika, ihr das gesuchte Hotel Windpalast zeigen zu wollen, alles kostenlos und unverbindlich versteht sich. Tatsächlich führt er sie in ein ganz anderes Hotel. Er redet kurz mit dem Hotelbetreiber und der macht Angelika dann ein völlig überteuertes Angebot. Angelika macht auf der Stelle kehrt, erkundigt sich auf eigene Faust in zwei weiteren Hotels und kommt dann zum Auto zurück. In einer etwas abgelegenen Straße finden wir schließlich auch einen Parkplatz für 20 MDH. Wir packen unsere Rollkoffer und bewegen uns in Richtung Medina, wo wir in einem der beiden Hotels fündig werden. Wir sind nicht restlos zufrieden mit dem Riad, zumal wir die Koffer über einige sehr enge Treppen in den 2. Stock schleppen müssen, aber wir sind froh, dass wir nun sogar noch Zeit für einen abendlichen Besuch der Medina haben und nicht weiter suchen müssen.