Saturnia

Gorello-Wasserfall

 

Samstag, 23.04.2022

Ausgerechnet Samstag reisen wir an, da ist natürlich der Teufel los, also so ziemlich der blödeste Tag, um nach Saturnia zu fahren. Aber man kann es sich halt nicht immer aussuchen.

Die Thermalquellen liegen etwa 1 km südöstlich der Ortschaft Saturnia bei 156 Höhenmetern. Das Wasser sprudelt aus der natürlichen heiβen Quelle in das kommerziell genutzte Thermalbecken der Terme di Saturnia und rauscht dann gewissermassen als "Abwasser dieser kommerziellen Therme" durch zwei Kilometer Wiesen hinunter zum Gorello-Wasserfall, der auch als “Cascate del Mulino” oder “Cascate del Gorello” bekannt ist. Pro Sekunde sollen bis zu 800 Liter Thermalwasser den Wasserfall hinunter fließen. Am Einlauf in die Sinterbecken soll das Wasser eine Temperatur von gut 35 Grad aufweisen. An den Beckenrändern geht die Temperatur allerdings auf unter 30 Grad zurück.  

 

Die Thermalwässer, welche in Saturnia als Quelle austreten, sollen ihren Ausgangspunkt am Fuß des Monte Amiata haben und auf einer mehrere Jahrzehnte langen Wanderung die Mineralien und die Temperatur aufnehmen, die sie in Saturnia großzügig dem Wohl der Volksgesundheit spendieren. Die Sinterbecken am Gorella-Wasserfall sind völlig naturbelassen, frei zugänglich und können zu jeder Tages- und Nachtzeit besucht werden. Baden bei Vollmond soll recht beliebt sein.

Der Ort Saturnia, die kommerziell genutzten Thermen und die für jedermann frei zugänglichen Thermen liegen an drei unterschiedlichen Lokalitäten, wie die Karte zeigt. Der Wohnmobilstellplatz liegt an einem 4. Ort. Das Thermalwasser an der Cascate del Mulino (Gorellowasserfall) fließt von der Terme di Saturnia über einen etwa 2 km langen, oberirdischen Wassergraben zu (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Die frei zugänglichen Thermen liegen unmittelbar südlich der Pkw-Parkplätze. Früher konnte man auf diesen Plätzen auch mit Wohnmobilen stehen, das ist inzwischen nicht mehr erlaubt. Bei Kleinbussen wird aber schon mal ein Auge zugedrückt (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Der Stellplatz ist mit mehreren hundert Plätzen nicht das, was wir üblicherweise suchen, aber der hat hier das Monopol, was will man machen. Auf dem Platz staubt es infolge der vielen Fahrzeuge ordentlich. Das hält sich heute nur deshalb in Grenzen, weil es gestern ordentlich geregnet hat. Es gibt sehr wenig Schatten. Der Platz liegt auch deutlich außerhalb des Städtchens. Eben mal schnell dort bummeln ist also nicht drin.

 

Die sanitären Anlagen sind zwar sauber, aber die sind ausgelegt auf vielleicht 50 Fahrzeuge, tatsächlich standen auf dem Platz am Wochenende mehrere hundert Fahrzeuge. Die überwiegende Anzahl der Stellplätze hat Gefälle, dass sich auch mit Keilen nicht immer ausgleichen lässt. Unter der Woche wird das kein Problem sein, aber heute können wir von Glück sagen, überhaupt einen halbwegs ordentlichen Platz gefunden zu haben. Dem entsprechend schlecht haben wir auch geschlafen. Positiv: An Werktagen ist es vermutlich möglich, auch einen Platz im unteren Teil der Anlage zu bekommen. Dieser Bereich ist relativ eben. Allerdings ist dort die Zufahrt zur VE, da kann man sich vorstellen, wie es da zugeht, wenn am Morgen alle Abreisewilligen gleichzeitig entsorgen wollen. Auf dem ganzen Platz geht es phasenweise zu wie in einem Bienenschwarm, es kehrt einfach keine Ruhe ein. Ständig fahren Fahrzeuge ab oder es kommen neue, die einen Platz suchen und ihre Runden drehen. Querwege zu den sanitären Anlagen fehlen. Will man dorthin, muss man durch die Stellplätze direkt an den eng stehenden Fahrzeugen vorbeilaufen. Da kommt Freude bei den Campern auf. Die Elektrokabel liegen vielfach auf der Schotterstraße und werden von Durchgangsverkehr malträtiert. Da möchte man schon keinen Strom mehr haben. Positiv: Die Duschen funktionieren relativ einfach. 50 ct einwerfen, Duschkabine wählen und in der Duschkabine noch mal den grünen Knopf zur Bestätigung drücken, schon kommt zumindest tagsüber warmes Wasser. Generell gilt es auf diesem Platz sich so weit als möglich antizyklisch zu verhalten. Wer hier mit dem Strom schwimmt, steht einfach überall im Stau. Ob am Waschplatz, auf der Toilette, beim Duschen, bei der VE oder beim Auschecken, einfach überall Stau, wenn man es macht, wenn es alle machen. Die VE-Station ist schlecht gewartet, man sollte auch ein wenig auf seine Reifen achten, der Gitterrost, der das Grauwasser aufnehmen soll, ist ziemlich ramponiert. Grauwasserabgabe und Frischwasseraufnahme sind zu dicht beieinander, das bringt unnötige Verzögerungen. Positiv: Die Sinterterrassen sind etwa 1 km entfernt, das ist fußläufig kein Problem. Wer baden möchte, nimmt einen Bademantel mit. Weiter unten und deutlich näher zu den Sinterterrassen ist ein Pkw-Parkplatz, der ist allerdings gegen 12:00 Uhr schon proppenvoll und nicht für Wohnmobile zugelassen.

 

Zumindest den Italienern scheint es auf dem Campingplatz trotzdem gut zu gefallen. Viele Gruppen haben sich hier eingefunden, haben Kühlschränke im Freien aufgestellt und auf Grills richtig was weggehauen.

 

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ein Besuch in Saturnia ist absolut zu empfehlen. Deshalb müssen wir diese Gewinnmaximierungsmaschine aber nicht gut finden.

Elektrokabel müssen mangels Verteilerstationen über die Fahrwege geführt werden. Wegen des starken Verkehrs werden die Kabel dabei ziemlich malträtiert. Außerdem besteht Stolpergefahr.

Feldweg vom Stellplatz zum Gorello-Wasserfall. Im Bildhintergrund (mitte) sieht man die von den Thermalwässern aufsteigenden Dämpfe. Um vernünftiges Licht zu haben und in der Hoffnung, der Besucheransturm würde etwas nachgelassen haben, brechen wir erst gegen 16:30 Uhr auf.

Über den Feldweg geht es in Richtung des Pkw-Parkplatzes und von dort zum „Badevergnügen“. Der Parkplatz ist auch um 17:00 Uhr immer noch recht voll von Entspannung kann also nur bedingt die Rede sein. Die Parkplätze reichen insbesondere an Wochenenden nicht aus. Die Einheimischen nutzen dann entlang der Straße jede sich bietende Lücke. Die Ordnungshüter sind allerdings auch nicht zimperlich.

So sieht die Belegung an Wochenenden tagsüber in der Vorsaison zwischen etwa 10:00 und 18:00 Uhr aus. Komplett überfüllt sind die Becken nicht, es geht im Sommer also bestimmt noch schlimmer. Angelika nimmt ein Bad, während ich mit dem Foto die Sinterterrassen von allen Seiten ablichte.

Die beste Position für Fotoaufnahmen liegt jenseits des Flüsschens Albegna. Das hat Michael nicht bedacht und hat nun dummerweise keine Badelatschen dabei und auch noch lange Hosen an. Also heißt es nun Socken und Sandalen ausziehen, Hosen so gut es geht hochkrempeln und durch das warme Nass laufen. Das ist eigentlich recht angenehm, wenn man mal davon absieht, dass die Gerölle bei Michaels Kampfgewicht ganz schön piksen. Die größeren Gerölle sind außerdem ziemlich glitschig. Michael muss aufpassen, dass er nicht ins Wasser fällt und die Fotoausrüstung ruiniert. Auf dem Rückweg bleiben die Sandalen deshalb an. Die sind danach natürlich klatschnass und die Lebensdauer des Schuhwerks wird dadurch auch nicht befördert. Aber der steinige Untergrund ist einfach zu unangenehm. 

Während es im Wasser immer noch erträglich ist, ist der Uferbereich schon recht voll.

Oben rechts im Bild, neben der alten Mühle, befindet sich der Gorello-Wasserfall.

Badevergnügen auch an kühleren Tagen, wenn man nur tief genug eintaucht.

Nahaufnahme des unteren Teils des Gorello-Wasserfalls.

Sonntag, 24.04.22, Saturnia

Heute möchte Michael die Sinterterrassen gerne einmal mit wenig Publikum sehen. Angelika entspannt unterdessen lieber auf dem Campingplatz. Gegen 07:00 Uhr geht es los. Auf dem Parkplatz, der sonst mehrere hundert Pkw fasst, stehen etwa 10 Fahrzeuge. Einige Besucher scheinen in Kleinbussen und selbst in Pkw übernachtet zu haben. Auch am Fluss sind bereits erste Frühaufsteher unterwegs, dazu gibt es einige Hobbyfotografen, die sich ebenfalls die Trägheit der Massen zunutze machen und die einzigartige morgendliche Stimmung einfangen wollen.

Hier sieht man einmal den ca. 2 km langen Thermalwasserzufluss kurz hinter der SP10 und etwa 100 m oberhalb des Gorello-Wasserfalls.

Nur wenig weiter rauscht der Wasserfall in die Sinterbecken.

Infolge der kühlen Außentemperaturen dampft das Wasser heute Morgen viel kräftiger.

Wenn man direkt am Beckenrand steht, sieht man zunächst einmal nur Nebelschwaden, hinter denen die Badenden fast verschwinden. Diese etwas gespenstige Stimmung kommt gut.

Angesichts einer leichten Bewölkung ändert sich das Licht ständig und leuchtet die Becken an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich stark aus.

Diesmal hat Michael auch Badeschlappen und eine kurze Hose mitgebracht und so ist es ein leichtes auf die andere Seite des Flusses zu gelangen.

Von dort aus treten die Becken nun noch besser hervor. In den unteren Becken badet überhaupt niemand und es steht auch niemand im Weg, sodass man nun vollkommen ungestört seine Fotos machen kann.

Michael kann sich jetzt auch direkt ins Wasser vor die Terrassen stellen und Nahaufnahmen machen.

Doch schneller, als es so manchem Fotografen lieb ist, steigt die Sonne empor und löst die mystische Stimmung auf.

Obwohl es nun schon auf 09:00 Uhr zugeht, sind die unteren Becken immer noch frei.

Die Sinterterrassen von der Flussbiegung aus aufgenommen.

Südlich des Gorella-Wasserfalls beschreibt die SP 10 eine Kurve. Hier gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man die Szenerie gut überblicken kann. Tagsüber ist hier allerdings so viel Betrieb, dass man nur mit dem Pkw eine Parkfläche erwischt. Notfalls kann man den Punkt auch zu Fuß vom Campingplatz aus erreichen, das werden so etwa 1,5 km Strecke sein.

Wir können uns nur noch einmal wiederholen. Die freie Therme war eines unserer Highlights. Bei allen Abstrichen, die zu machen sind, eine absolute Empfehlung.