Stellplatz Schermbeck-Gahlen

Stellplatz an der pferdekoppel

Freitag, 14.04.2023

Wir schauen wieder einmal bei der Stellplatzapp P4N nach, wo wir wohl übernachten können und werden im Raum Dorsten, unmittelbar nördlich des Ruhrgebiets fündig. Zunächst favorisierten wir den Platz in Dorsten, aber irgendwie finden wir den dann doch nicht perfekt für ein kleines Kind und entscheiden uns aus dem Bauch heraus für einen Stellplatz in Schermbeck-Gahlen, das in etwa auf derselben Höhe wie Dorsten liegt. Die Entscheidung, am Freitagmittag nicht in das Ruhrgebiet einzufahren, ist vermutlich richtig, denn die Staumeldungen häufen sich während der Anfahrt (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

 

Nach der Abfahrt in Rorichum läuft es zunächst einmal gut. Die Autobahn ist richtig schön leer. Den Tempomat auf LKW-Geschwindigkeit eingestellt, rollen wir ganz gemütlich nach Süden. Allerdings haben wir die Rechnung ohne unseren kleinen Quälgeist gemacht. Denn anders als auf der Hinfahrt, wo ihre Gnaden freudig den kommenden Ereignissen entgegenfieberte und deshalb leicht bei Laune zu halten war, hören wir nun alle paar Minuten: Wann sind wir denn endlich da? Die ersten zehn Male finden wir das noch ganz lustig, aber dann wird es langsam anstrengend. Also gibt es wieder Ratespiele und Kinderlieder, Verkehrsschilder müssen erkannt werden und mit Rehen, Kühen und Windrädern, die zahlreich am Wegesrand erscheinen, wird abgelenkt von dieser laaaangweiiiiligen Fahrt. Aber dieses Biestchen ist schlau, durchschaut immer wieder unsere Absichten und äußert sich mit zunehmender Lautstärke und immer drängenderen Appellen. Wir sollten jetzt wirklich einmal anhalten.

Nach etwa 100 Kilometern ist Halbzeit und wir erbarmen uns und fahren auf einen Autobahnparkplatz bei Lingen an der Ems ab. Der Rastplatz ist fast leer und wir können uns so richtig schön ausbreiten.

Draußen ist es zumindest so warm, dass wir uns ins Freie setzen und frühstücken können. Herrlich nach dem gestrigen Regentag. Da wir eine ganze Menge an Geschirr angemanscht haben, wird am Ende auch noch gespült. Dies unter tatkräftiger Mithilfe unserer Kleinen, die sich bisher in diesen Dingen vornehm zurückgehalten hat. Bis wir gefrühstückt, alles Geschirr gespült und wieder reisefertig im Womo verstaut haben, vergeht mehr als eine Stunde. Da haben wir jetzt ganz schön viel Zeit verballert.

 

Der Rastplatz füllt sich jetzt zusehends und es wird ungemütlich eng. Scheint der zunehmende Wochenendverkehr zu sein. Ein zufälliger Blick auf die Autobahn zeigt uns dann aber, wo der Hase im Pfeffer liegt. Der Verkehr rollt gar nicht mehr, fließt auf einmal merklich langsamer. Was ist denn da los, es lief doch so gut die ganze Zeit?

 

So ganz wollen wir unseren Augen noch nicht trauen, überprüfen im Netz die Staumeldungen und das eigentlich Unübersehbare bestätigt sich. Zum Glück bildet sich der Stau nur aufgrund einer Baustelle, wir müssen also keine Vollsperrung befürchten, die uns ewig lange aufhalten würde. Trotzdem ist der Stau inzwischen auf mehr als 7 km angewachsen. Ein gutes hat die Sache allerdings. Da der Parkplatz nur 4 km von der Baustelle entfernt ist, muss uns alles, was hinter dem Parkplatz passiert nicht mehr kratzen.

 

Nachdem wir das Problem erkannt haben, geben wir nun aber doch Gas, weil wir bei dem heute doch recht schönen Wetter nicht zu spät auf dem Stellplatz ankommen wollen, um die himmlischen Freuden noch etwas genießen zu können.

 

Die lange Pause hat unserer jungen Mitreisenden offensichtlich recht gutgetan und so wird jetzt weniger auf unseren Nerven herumgetrampelt. Hilfreich ist auch, dass wir jetzt immer darauf hinweisen können, dass wir bald am Ziel sind. Die junge Dame kann inzwischen mit Zahlen bis 38 etwas anfangen und so leuchtet auch ihr ein, dass eine Zahl unterhalb ihrer magischen Grenze eine überschaubare Größe darstellt. Zum Glück bleiben wir auch von weiteren Staus oder ähnlichen Unannehmlichkeiten verschont und so treffen wir gegen 14:30 Uhr in Schermbeck-Gahlen auf dem Stellplatz ein.

Der Stellplatz in Schermbeck-Gahlen ist dem Café Restaurant Holtkamp angegliedert und befindet sich hinter dem Hotelgebäude. Das Hotel schien zumindest an unserem Besuchstag keine oder nur wenige Besucher zu beherbergen.

Der Ortskern von Gahlen ist recht nah. Ein Tante-Emma-Laden ist fußläufig in 5 Minuten zu erreichen. Es wird einfache, aber ganz ordentliche, ländliche Kost geboten. Natürlich sind die Preise wegen des geringen Warenumschlags etwas höher, aber verhungern muss hier keiner.

Der Stellplatz selbst bietet auf einem Wiesengelände Platz für etwa 10 Fahrzeuge. Am heutigen Abend sind es 4 Fahrzeuge, da bleibt genügend Auslauf und Abstand. Ist er voll belegt, wird es schon etwas kugeliger als es dem einen oder anderen lieb ist. Die Kirchstraße und die unweit nördlich des Anwesens und parallel zum Wesel-Datteln-Kanal verlaufende Östricher Straße sind vor allem am Morgen und am späten Abend durchaus zu hören. Wir fanden es erträglich, aber das wird nicht jeder so sehen.

Bezahlen kann man im Hotelrestaurant. Trifft man erst spät am Abend vor Ort ein, verrät eine Tafel an der roten Gartenhütte, am westlichen Ende des Platzes, wie die Bezahlung erfolgen soll.

Zwölf Euro pro Tag inkl. Strom, Toilette und VE sind für den Platz in Ordnung.

Die Toiletten sind sauber, können in der Vorsaison aber etwas frostig daherkommen. Im Winter ist es dann schon eher unangenehm. 

Die Schwarzwasserentsorgung mit Spülschlauch befindet sich in einer Ecke des Stellplatzes. Der gelbe Schlauch vorn liefert Trinkwasser. Wir fanden es allerdings nicht besonders appetitlich, das Wasser aus diesem Schlauch zu zapfen. Trinkwasser sollte man besser direkt aus dem Hahn entnehmen oder alternativ den eigenen Schlauch anschließen.    

Wir haben es hoffentlich richtig verstanden. Dieser unmittelbar hinter dem Hotelgebäude liegende Gully dient der Grauwasserentsorgung.

Der Stellplatz wird vom Reitplatz und den Pferdekoppeln eines angrenzenden Reiterhofs begrenzt. Das lässt den Augen zumindest in nördliche Richtung Raum in die Ferne zu schweifen.

In der hintersten Ecke des Platzes stehen zwei Tische mit zugeordneten Bänken, an denen man es sich bei schönem Wetter recht gemütlich machen kann. Da wird heute das von der Nordsee mitgebrachte Treibholz zu einem Piratenfloß verarbeitet. Piratenfloß deshalb, weil das Kind einen leichten Hang zur Dramatik erkennen lässt. Mit Prinzessinnen oder ähnlich tristen Figuren sollte man das Kind nicht langweilen. Werwölfe, Saurier, vorzugsweise Fleischfresser, Bären, auch Wölfe, Räuber- und Piratengeschichten sind dagegen stets willkommen. Auch blutrünstigste Storys als Gutenachtgeschichte lassen das Kind erstaunlich gut schlafen und man kann sich nur wundern, wie locker all diese Horrorszenarien weggesteckt werden. Frau besteht sogar ausdrücklich darauf, von verharmlosenden Vorträgen abzusehen und Sachverhalte in ihrer ganzen Dramatik darzubieten. Vielleicht liegt es daran, dass das Kind mit dem Fernseher noch keinen wirklichen Kontakt hatte, das Gruseln aus Texten erschlossen werden muss und es so weniger dramatisch daherkommt.

Dass der Stellplatz unmittelbar an eine Pferdekoppel angrenzt, wird ausdrücklich begrüßt. Solange man die Finger hübsch von den Elektrodrähten weglässt, macht es recht viel Spaß den Vierbeinern beim Grasen zuzusehen.

Auf dem Weg zum Lebensmittelladen kommt man an einem Imbiss, den Motorradfahrer gerne nutzen und danach an diesem schönen Mühlrad vorbei.

Wirklich interessant zu sehen, wie das Wasser das Rad in Gang setzt. Noch interessanter ist es Stöcke oberhalb des Zulaufs ins Wasser zu werfen, um dann zu schauen, was mit den Stöcken passiert.

Unmittelbar neben dem Mühlrad ein aufgestauter Teich. So stellt man das notwendige Gefälle für das Mühlrad sicher.

Nördlich des Ortes verläuft der Wesel-Datteln-Kanal mit ordentlich Schiffsverkehr. Noch etwas weiter nördlich fließt die Lippe.

Das Schöne an Kindern ist ja, dass man meist sofort ein ungeschöntes Feedback bekommt, ob das Dargebotene ge- oder missfällt. Und heute schien der kleine Ausflug doch einigermaßen Gefallen zu finden.

Jenseits der Kanalbrücke grenzt ein Wildgehege mit Damwild an. Das Gehege ist recht groß, sodass man das Wild nicht immer gleich von der Straße aus sehen kann.

Läuft man vom Wildtiergehege noch ein wenig weiter nach Norden, dann kommt man an einen Sportplatz, an dessen Zugang sich dieses hübsche Ensemble aus Trimm-dich-Pfad und Kinderspielplatz befindet.

Da hat sich jemand Gedanken gemacht.

Wir finden den Parcours sehr gelungen.

Von hier aus geht es nun zurück zu unserem rollenden Heim.