Bei der Vorbereitung einer Urlaubsreise sehen wir uns in der Regel eine Vielzahl von Homepages und Youtube-Kanälen an. Das war pandemiebedingt diesmal leider nur eingeschränkt möglich, weil die Entscheidung für die Ostsee sehr kurzfristig getroffen werden musste. Mit zunehmender Reisedauer haben uns dann die Abende im Womo genügend Zeit gelassen, die Informationslücken nach und nach zu schließen.
Erläuterungen zu den Reisekosten
Die Aufstellung oben ist nicht ganz vollständig, weil die dreieinhalb Wochen an der Ostsee nur ein Teil einer 5-wöchigen Reise waren, die uns zunächst nach Münster in Westfalen führte, bevor wir uns dann auf den Weg zur Ostsee gemacht haben.
Wären wir vom Rhein-Main-Gebiet aus direkt an die Ostsee gefahren, so wären insgesamt 2478 km Strecke zu bewältigen gewesen. Unser Dieselverbrauch liegt bisher bei ziemlich genau 9 Litern auf 100 km Strecke. Dem entsprechend hätten wir 223 Liter Diesel verbraucht, die unsere Urlaubskasse bei einem durchschnittlichen Preis von 1,30 €/l mit ca. 290 € belastet hätten.
Neun Liter auf 100 km ist relativ wenig, das hängt damit zusammen, dass wir selten mehr als 100 km/h schnell fahren. Bei uns ist der Weg das Ziel. Das können wir uns aber auch erst erlauben, seit wir nicht mehr berufstätig sind. Abgesehen von einem Jahr in Nordamerika war das vierzig Jahre lang undenkbar und deshalb genießen wir den fehlenden Zeitdruck nun in vollen Zügen.
Der durchschnittliche Übernachtungspreis lag bei 9,84 €/ Nacht (inkl. Münster sogar nur bei 5,30 €). Von 25 Übernachtungen (nur Ostsee) haben wir 10 auf kostenfreien Stellflächen verbracht, 3 weitere auf kostengünstigen Parkplätzen. Dass wir in der Nachsaison unterwegs waren, hat natürlich auch geholfen. Insgesamt haben wir für Übernachtungen 246 € ausgegeben.
Auf kostenlosen Plätzen zu übernachten hat natürlich auch Nachteile bzw. seinen eigenen Preis. In der Regel darf es nicht nach Camping aussehen. D. h. Tische und Stühle müssen in der Garage bleiben, Grillen fällt aus und man muss ggf. auch mal etwas schräg schlafen können, weil die Unterlegkeile aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nur bedingt eingesetzt werden können. In der Nähe von Straßen, Bahnlinien und Häfen kann es auch mal etwas lauter sein. Da sind wir aber zum Glück relativ unempfindlich und solche Domizile sind ja auch selten dazu gedacht, lange an einem Ort zu stehen.
Unsere Solaranlage lieferte trotz des widrigen Ostseegraus selbst im September für wenigstens 5 Tage ausreichend Strom und so konnten wir an dieser Stelle auch einige Euro einsparen. Auf den Plätzen wird einem ja teilweise das drei bis vierfache des heimischen Strompreises abverlangt.
Ein wesentlicher Kostenblock sind immer auch die Kosten für Lebensmittel, Getränke und Restaurantbesuche. Solange wir mit dem Pkw von Hotel zu Hotel tingelten, fielen die um einiges höher aus als zu Hause. Im Wohnmobil kochen wir (in der Regel Angelika, Michael drückt sich so gut er kann) allerdings überwiegend selbst, da unterscheiden sich die Kosten nur noch unwesentlich von denen, die auch zu Hause anfallen würden. Deshalb haben wir auf die Ausweisung dieser "Sowieso"-Kosten verzichtet. Macht nur unnötig Arbeit!
Für die ersten 4.875 km Strecke haben wir uns einmal den AdBlue-Verbrauch angesehen. Wir haben 210 ml bzw. 0,21 l auf 100 km verbraucht. Das hatten wir uns deutlich ungünstiger vorgestellt. Das sind etwa 2,35 % des Kraftstoffverbrauchs von 9 Liter. Der Wert liegt im Übrigen deutlich unter den 5 %, die in Foren und Fachzeitschriften angegeben werden. Insofern können wir uns über das Fahrzeug nicht beklagen.
Übernachtung, Camping- und Stellplätze, Parken
Bei der Auswahl der Übernachtungsquartiere verließen wir uns weitgehend auf die App park4night. Das funktionierte so gut, dass wir uns inzwischen für ein Jahresabo entschieden haben. Da es unsere erste größere Ausfahrt war, hatten wir anfänglich Bedenken, auf freien Plätzen zu übernachten. Wir haben aber schnell dazu gelernt und schon bald ein Gefühl dafür entwickelt, wo wir die Nacht kostengünstig, ruhig und sicher verbringen können. Geholfen haben uns dabei auch die teils überzogenen Forderungen einzelner Campingplatzbetreiber oder Kommunen. Da haben wir uns ganz besonders ins Zeug gelegt, um eine Übernachtungsalternative zu finden. Wir haben unsere Vorräte auch ganz bewusst in den Gemeinden ergänzt, die Wohnmobilisten zu schätzen wissen. Und dort haben wir auch gegessen, man ist ja flexibel.
Die ach so gepriesenen, mondänen Ostseebäder haben wir uns wegen der schönen Bauwerke und der gepflegten Strände natürlich auch angesehen. Aber die ausladende Parkplatzsituation und -bewirtschaftung, die teils weiten Wege, die überzogenen Preise und der unvermeidliche Tourirummel haben uns dann ganz schnell wieder Abstand nehmen lassen. Glücklicherweise kann man diesem Rummel an der Ostsee zumindest in der Nebensaison noch ganz gut aus dem Weg gehen und findet immer noch Ecken mit viel Natur und wenig Betrieb.
Besonders gut haben uns die vielen kleinen Jachthäfen gefallen, die vor allem für die Segler sanitäre Infrastruktur bereitstellen, zunehmend aber auch von Campern genutzt werden. Denn eine ganze Reihe dieser Häfen bietet inzwischen auch Stellplätze an. Das ist vor allem für Minivans, Kleinbusse und sogar Pkw interessant, die ohne eigene Toilette unterwegs sind. Hier kann man für kleines Geld duschen, die Toiletten benutzen und übernachten.
An den Hotspots, insbesondere den Seebädern, gibt es praktisch keinen Parkplatz mehr, wo man mal umsonst stehen kann. Überall hält man sofort die Hand auf. Preise auf Großstadtniveau! Da können sich bei mehreren Stopps an unterschiedlichen Orten alleine die täglichen Parkgebühren auf 10 € und mehr summieren. Dazu die Kurtaxe, selbst wenn man nur mal kurz an die Promenade oder den Strand möchte, da kommt wenig Freude auf. Und das setzt sich nahtlos bei den Übernachtungsplätzen und den Restaurants fort.
Wir hatten bei einigen Campingplätzen auch den Eindruck, dass man den Leuten gerne die großen Plätze andreht, um mehr Kasse zu machen. Da wird dann dreist behauptet, es gäbe keine Standartplätze mehr und wenn man auf dem Platz ankommt, sieht man ein Dutzend solcher Plätze leer stehen. Das sind alles so Tricksereien, die den Betreibern irgendwann auf die Füße fallen werden.
Wenn man sieht, was bei Überlandfahrten für die gleiche Leistung verlangt wird, bekommt man doch das Gefühl, dass der große Andrang an Feriengästen relativ schamlos ausgenutzt wird. Vor allem für Familien mit Kindern und vielleicht noch einem Hund, die ja auch noch auf die Hauptsaison angewiesen sind, ist das bitter. Da werden an besonders lukrativen Plätzen schon mal 50 bis 70 € pro Nacht aufgerufen. Welcher Normalverdiener soll sich das noch leisten.
Wie überall gibt es auch an der Ostsee schöne Flecken, die einen Besuch lohnenswert erscheinen lassen. Wir denken da insbesondere an Teile der Halbinsel Darß/Zingst, die Insel Hiddensee, das Kap Arkona, den Nationalpark Jasmund und Stralsund. Das Gesamtpaket aus landschaftlichen Highlights, kulturellen Angeboten und regionaler Küche kann aber mit vielen anderen Regionen Europas nicht mithalten. Ein Trumpf war früher sicher, dass man hier kostengünstig Urlaub machen konnte. Das ist inzwischen vorbei. Bei uns steht die Deutsche Ostsee jetzt erst einmal ziemlich weit hinten auf unserem Reisezettel.