Der Wetterbericht verhieß gestern schon nichts Gutes. Und tatsächlich regnet es in Zakopane und regnerisch sieht es auch auf der ganzen Nordseite der Hohen Tatra aus. Wenn wir uns etwas anschauen wollen, müssen wir entweder in der Stadt bleiben oder unser Glück in der Ferne suchen. Also beschließen wir, auf die Südseite der Gebirgskette in die Slowakei zu fahren. Die Rundreise, die wir uns zusammengezimmert haben, umfasst 210 km, wenn man bedenkt, dass wir im Schnitt deutlich unter 50 km/h liegen werden, ist das schon eine ganz schöne Strecke.

 

Deshalb wollen wir auch auf dem kürzesten Weg zur Grenze, aber das Navi möchte uns unbedingt über die Hauptstraße in großem Bogen in die Slowakei dirigieren. Leider ist unsere Orientierung am ersten Urlaubstag noch miserabel und so finden wir das kleine Bergsträßchen nicht, das uns auf direktem Wege dort hin bringen würde. Also geben wir uns geschlagen und folgen dann doch dem Navi, das uns dann auch zum Ziel bringt.

 

Was uns schon beim Grenzübertritt auffällt, ist, dass die Straßen im Hinterland der Slowakei schmäler als in Polen sind, auch fehlt in der Regel der Mittelstreifen und so manches Stück Straße gleicht einem Flickenteppich. Die Grenzstation ist verwaist, kein Kontrollposten, nichts außer ein paar Schildern, die erkennen lassen, dass wir soeben von einem in ein anderes Land gefahren sind. Während der Rummel in Zakopane schon deutlich internationales Niveau hat, geht es hier drüben in der Slowakei ganz gemächlich zu. 

 

Die Tankstelle in Z`diar, dem ersten etwas größeren Ort, scheint der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens zu sein. Aber man sieht auch einige schön herausgeputzte Gebäude, ein wenig Tourismus hat auch hier schon Einzug gehalten. Nachdem die zunächst überwiegend nach Süden orientierte Straße nach Westen abzweigt, um parallel dem Fuß der mit Zweitausendern gespickten Gebirgskette zu folgen, werden die Orte nobler. Hier ist schon wieder eine deutlich touristische Orientierung zu erkennen, wobei die schon unangenehmen Auswüchse von Zakopane glücklicherweise noch fehlen.

Ein Gebirgsbach unweit der Straße.

Beim Abkassieren haben die Slowaken schon mitteleuropäischen Standard erreicht. 

Im Winter scheint hier ganz schön Betrieb zu sein, aber das ist nicht unser Ding. Trotzdem würden wir gerne mit der Seilbahn auf einen Zweitausender hochfahren, aber auch wenn hier unten die Sonne immer einmal durchblinzelt ist der dichte Wolkenteppich oben nicht zu übersehen und es ist höchst unwahrscheinlich, dass dort oben irgendeine Fernsicht vorhanden ist. Und ganz billig sind die Bergbahnen ja nun auch nicht, also wenn wir schon da hochfahren, dann sollte sich das auch lohnen.

So stellen wir unser Fahrzeug unten an der Talstation ab, laufen ein wenig durch den Ort, der von Hotels und sonstigen Fremdenverkehrseinrichtungen dominiert wird, finden aber außer einer Touristeninformation, die uns immerhin mit Infomaterial versorgt, wenig, was uns reizen könnte. Ein Café vielleicht, aber wir haben ja gerade erst gefrühstückt.

Also machen wir noch ein wenig Sightseeing, dann geht es weiter entlang des Sträßchens am Fuß der Gebirgskette. Wir fahren an einer Vielzahl von Schildern vorbei, aber wir können die alle nicht lesen und so wird uns das eine oder andere lohnende Ziel wohl verborgen bleiben. Der Tourismus scheint hier noch sehr lokal orientiert, wir treffen überhaupt keine Landsleute oder Westeuropäer. Wer hier der Landschaft erfolgreich ihre Besonderheiten entlocken will, der sollte gut vorbereitet hier eintrudeln oder muss sich im Hotel briefen lassen oder Touren buchen das geht natürlich auch. Aber wir haben einfach keine Lust, immer einer Reisegruppe hinterherzuhecheln. Parallel der Straße verläuft die Trasse einer Schmalspurbahn, das wäre doch mal eine angenehme Abwechslung, wenn die hier vorbeiführe, aber so weit wir auch fahren von der Bahn keine Spur.

Immer mal wieder Asphaltflickenteppiche im weiteren Verlauf der Straße. Wir tauchen unterdessen wieder in grüne Wälder ein, deren Blätterdach sich Anfang Mai noch nicht vollständig ausgebildet hat. Dazwischen vor allem auf vorgelagerten Kuppen Kahlschläge. Man kann nicht so richtig erkennen, ob Stürme oder Waldarbeiter das angerichtet haben, es bleibt nur zu hoffen, dass die Slowaken genügend Weitsicht haben, diese Flächen so bald als möglich wieder aufzuforsten.

 In den frühen Nachmittagsstunden trübt sich der Himmel wieder ein. Noch regnet es nicht, aber die Sicht wird immer schlechter und nach oben ist fast gar nichts mehr zu sehen.

Gelegentlich flankieren Blumenrasen die Straße und verleihen dem tristen Tageslicht einige bunte Tupfer. 

Ein großes Manko sind fehlende Stellplätze am Rande der Straße, wo man mal kurz anhalten, sich die Beine vertreten, die Fernsicht genießen und einige Fotos machen kann. Man ist auch selten alleine unterwegs, viele Straßen sind schmal, kurvenreich, Überholen ist so nicht ganz einfach und wenn du tatsächlich mal schnell anhalten möchtest, must du immer deine Hinterleute im Auge behalten, die nichts sehnlicher wünschen, als schnellstmöglich an diesem doofen Touristen vorbeizukommen. Und weil alles so schwierig ist, hängen sie dir fast hinten in der Stoßstange drin, um ja keine Gelegenheit zum Überholen zu verpassen. Bushaltestellen sind da willkommene Gelegenheit, Eilige vorbeizulassen, aber wie oft du die auch ansteuerst, kaum bist du wieder auf der Straße, hast du den nächsten Drängler hinter dir.

 

Dabei halten wir uns einfach nur an die erlaubte Geschwindigkeit, aber das reicht so manchem Slowaken nicht, die haben es einfach immer eilig und überholen nicht nur uns gelegentlich recht riskant auf den vielen kurvenreichen Strecken.

Nun wendet sich die Straße wieder nach Norden in Richtung Polen und schon nehmen die Wolken wieder zu. Wir haben eigentlich viel zu wenige Fotos gemacht, um all das zu dokumentieren, was uns am Wegesrand aufgefallen ist. Aber dieses unbeständige Wetter, die wenigen Aussichtspunkte und die gelegentlichen Drängler schlagen einfach auf die Stimmung. Also fahren wir oft einfach weiter, wo mal ein Schnappschuss vonnöten gewesen wäre.

Wieder ein Regenschauer, doch zum Glück nur von kurzer Dauer. 

Als wir uns etwas weiter vom Fuß des Gebirges entfernen, bricht wieder mal die Sonne durch und erleuchtet ausgedehnte Wiesen und Felder. 

So richtig glücklich werden wir mit dem heutigen Tag nicht. Immerhin haben wir einmal einen Eindruck erhalten, was wir in der Slowakei erwarten dürfen, aber das reicht bei weitem nicht, um das Land wirklich gerecht beurteilen zu können.