Bayerischer Wald 2019-2

Ein neuer Tag beginnt und verwöhnt uns mit einem schon vor dem Frühstück strahlend blauen und nahezu wolkenlosen Himmel. Das ist dann wohl der richtige Tag, um dem Großen Arber einen Besuch abzustatten, denn heute sollte die Fernsicht einigermaßen gut sein. Mama Anni ist etwas besorgt, weil sie befürchtet nicht schnell genug in den Sessellift zu kommen und dann von diesem eine gewatscht zu bekommen. Vor Ort stellen wir dann allerdings fest, dass sich in den letzten 25 Jahren doch einiges getan hat. Sessellifte gibt es nicht mehr, man fährt in bequemen Kabinen hoch, die zwar wegen ihrer Einstiegshöhe auch ein leichtes Hindernis darstellen, aber wir schaffen das und schon geht es in luftige Höhen.  

Die Seilbahn endet allerdings nicht auf dem Gipfelplateau, sondern etwa 100 Höhenmeter unterhalb, im Nahbereich der Restauration Eisensteiner Hütte. 

Von der Seilbahnstation aus erreicht man die Berghütte per pedes oder ganz bequem per Aufzug über den oben abgebildeten gläsernen Turm. Bis hier hin ist also alles behindertengerecht und somit selbst für Rollstuhlfahrer erreichbar.

Wir sind natürlich im Aufzug gefahren, konnten Anni doch nicht alleine mit dieser fremden Technik reisen lassen.

Den letzten Steilanstieg möchte sich Anni nicht zumuten, nimmt Platz im Restaurant und lässt die zwei Dollen den Berg alleine hoch marschieren. Anni meint auch, dort oben sei sie schon zweimal gewesen, da sei alles kahl und unwirtlich und tatsächlich hat Michael schon entsprechende Fotos gesehen, die das belegten. Also ob sich der Aufstieg lohnt, wird sich zeigen.

Im Zuge des Anstiegs hat man immer neue wunderbare Ausblicke.

Immer kleiner werden Seilbahnstation und Eisensteiner Hütte.

Epilobium angustifolium, das schmalblättrige Weidenröschen, auch Wald-Weidenröschen genannt. Gut, wenn man jemanden kennt, der so etwas weiß. Dann braucht man das nur abzuschreiben und kann glänzen. Die Pflanze gibt auch immer wieder einen guten Zustandsstörer im Bildvordergrund ab. Und auch diese Aussicht ist nicht zu verachten.

Auf dem Gipfelplateau sind mehrere felsige Vorsprünge ausgebildet, die von Michael selbstverständlich bestiegen werden müssen, da man nie weiß, was man ansonsten verpasst. Das ist so ähnlich wie mit Frauen in Schuhläden.  

Ein erster Felsvorsprung ist bezwungen, ein weiterer im Bildhintergrund zu sehen, aber der scheint zu weit weg, wir wollen Anni schließlich nicht ewig in der Berghütte schmoren lassen.

Im Bildhintergrund die Radarkuppel und das Gipfelkreuz, das wir unbedingt noch angehen müssen. Man sieht auch: Von kargem Gipfelplateau keine Spur mehr, auch hier oben hat sich offenbar einiges getan in den letzten beiden Jahrzehnten. Es ist richtig schön anzuschauen.

Angelika hat den höchsten Punkt des Bayerischen Waldes bezwungen.

Die Radarkuppel aus der Nähe.

Ja, das ist ein ganz schöner Wanderweg. Steht aber erst einmal nicht auf unserer To-do-Liste. Michael müsste erst einmal klären, wie die Verpflegung auf der Strecke aussieht. Lebenserhaltende Maßnahmen stehen immer an erster Stelle.

Und noch einmal beste Aussichten, also heute können wir uns wirklich nicht beklagen.

Zurück bei Anni stärken wir uns erst einmal nach dem schweren Aufstieg. Wenn einer die Weißwurst und die „Bayerische Brez’n“ verdient hat, dann wir. Zeitlich ist auch alles ok, es ist noch lange nicht Zwölf.

Beste Stimmung bei Michael in Erwartung dessen, was da gleich seinen Geschmacksknospen zugeführt werden kann.

Kaiserschmarrn, auch nicht schlecht. Auch die Damen ließen sich nicht lumpen.

Einigermaßen gesättigt ging es dann wieder talwärts. 

Den Nachmittag verbringen wir in der Unterkunft. "Baracke" war das erste, was Anni bei unserer Ankunft einfiel. Welch garstig Wort. Zum Glück bestätigte sich dieses bei näherem Hinsehen in keiner Weise. Davon zeigte sich selbst Anni schließlich überzeugt.

Oder hat sie uns etwas vorgeflunkert?

Am späten Nachmittag ging es ins Ofenstüberl in Bodenmais.

Heute Abend geht es noch ins Bauerntheater, da muas schließlich a Gruandlag her.

Die Pilzpfanne von Anni hat etwas wenig Pilze. Angelika und Michael können nicht klagen.

Das Ofenstüberl von innen.

Auch im Winter ist es hier bestimmt sehr gemütlich und die Wirtin ist ein echtes Original.

Gegen 07:00 Uhr ging es ins Pfarrzentrum. Nicht zum Beichten, wir drei sind ja Engel. Nein, das Bauerntheater zog uns in seinen Bann.

Eine Dreiviertelstunde vor Beginn waren die Ränge noch recht leer. 

Das änderte sich natürlich noch. Auch gut zu wissen, dass man hier während der Vorstellung nicht verdurstet. 

Musikalisches Zwischenspiel vor Beginn, in den Pausen und zum Ausklang der Veranstaltung. So gut möchte man auch ein Instrument beherrschen.

Während der Vorstellung wollten wir die Laienschauspieler nicht irritieren, deshalb haben wir auf Fotos verzichtet. "Ein Haus voller Madl" hieß das Stück, in dem die Damen nach den üblichen Irren und Wirren völlig überraschend doch noch unter die Haube gebracht wurden. Sehr löblich auch, die Truppe spielte für den Applaus und hat über die Jahre schon mehr als 400.000 € für gemeinnützige Zwecke eingespielt. Wer also in Bodenmais Station macht, sollte mal überlegen, ob er sich das nicht ansieht. Gutes Sitzfleisch sollte man allerdings mitbringen. Von 8 bis 11 ist es doch ganz schön lang, da fängt das Hinterteil trotz zweier Pausen an zu kribbeln.    

Die Truppe lieferte eine recht ordentliche Vorstellung ab. Und wo kann man heute noch für 8 € ins Theater gehen.

Ohne wirklich zu wissen, was uns erwartet, ging es am folgenden Morgen in den Nationalpark Bayerischer Wald. Da wir schon einmal fast ein Jahr in amerikanischen Nationalparks verbracht haben, sind wir richtig verwöhnt und haben uns das so ähnlich vorgestellt. Während die Wapitis einem im Yellowstone allerdings aus der Hand fräßen, wenn sie denn dürften, ist es hier mit dem Wild nicht weit her, das lebt tief im Wald und lässt sich nicht blicken. Der Baumwipfelpfad wäre mit Sicherheit eine schöne Option, lässt sich aber lauftechnisch von Anni nicht stemmen. Wir versuchen unser Glück in einem nahegelegenen Wildpark, doch die Gehege liegen so weit auseinander, das Gelände ist ordentlich profiliert und zumindest die Kleintiere wissen sich so gut zu verstecken, dass für uns heute und hier kein Blumentopf zu gewinnen ist. Also machen wir eine kleine Wanderung und kehren anschließend zum Parkplatz zurück. Mit Muskelkrämpfen ist erst einmal nicht zu rechnen.  

Auf den aus Holzbohlen gefertigten Wegen ließ es sich gut laufen.

Die Waldwege waren zumindest auf dem Rückweg, dank beständigen Anstiegs, schon eine Herausforderung für Anni.

Eines der wenigen Tiere, die wir in einem der Gehege zu Gesicht bekamen.

Pilze beginnen zu sprießen.


Im Wald konnten wir nur einige wenige Detailaufnahmen machen. Schön zu sehen, dass die Fichten hier noch ausreichend Wasser ziehen, um im Notfall Harz abgeben zu können. Baumpilze haben wir in der Rhön schon deutlich schöner gesehen, aber bei dem kurzen Ausflug in den Wald ist natürlich auch nicht mehr zu erwarten.

Wenden wir uns also wieder den Erfrischungsgetränken zu, die in dieser Bärwurzerei allerdings teurer als in Bad Kötzting waren. Eine kleine Ergänzung unseres Bestandes haben wir uns trotzdem gegönnt.

Immerhin hat man sich bei der Fassadengestaltung recht große Mühe gegeben. Vielleicht flossen die Kosten dafür mit in den Bärwurzpreis ein.

Zu Hause angekommen gönnen wir uns noch einen Ausflug zum Hausberg von Bodenmais, dem Silberberg. Der Sessellift ist Anni nicht geheuer, also richtet sie es sich in unserer Unterkunft bequem ein, während wir einen weiteren Gipfel bezwingen.

Auf dem Weg nach oben besteht die Möglichkeit eines Zwischenstopps auf etwa halber Höhe, die wir gerne nutzen.

Hier ist die Restauration untergebracht.

Auch ein Besucherbergwerk wäre zu besichtigen, aber dazu fehlt uns heute die Muße.

Herrliche Aussicht auf Bodenmais von der Terrasse des Restaurants.

Abtransport des Erzes in früheren Zeiten. Danach ging es mit der Seilbahn ganz nach oben, also heute, nicht damals.

Geschafft, wir verlassen die Bergstation.

Auch ganz oben wieder ein herrlicher Ausblick auf Bodenmais.

Seltsames Gipfelkreuz? Steht gar nicht auf dem höchsten Punkt. Zweitklassige Gipfelkreuze? Nichts für Michael!

Wunderbar ausgebildete Gneise, die einen wesentlichen Teil des Bayerischen Waldes einnehmen. Die Gneise sind metamorphe Gesteine mit Paralleltextur, die mehr als 20 % Feldspat enthalten. Gneise entstehen durch Umwandlung eines Ausgangsgesteins unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen. Diese Umwandlung bezeichnet man als Metamorphose. Michael hat übrigens auch einen metamorphen Charakter. Ohne dass hierzu Druck oder Temperatur notwendig gewesen wären, benötigt er immer größere Kleidung. Da müsste man mal radikal dagegen halten und die Metamorphose umkehren. Es soll tatsächlich Leute geben, die das geschafft haben.  

Blick auf den Sessellift.

Jetzt aber heim, der Magen knurrt. Also heute wird das nix mit der Umkehrmetamorphose.

Zusammen mit Anni geht es zur Gutsalm Harlachberg oberhalb Bodenmais. Die hat Angelika in den einheimischen Printmedien ausgekundschaftet. Der Parkplatz liegt etwas abseits und oberhalb, aber 200 Meter Fußweg, was ist das schon.

Schon nähern wir uns unserem Abendessen.

Ist auch eine schöne Lokation, um zu heiraten.

Hier sitzt man herrlich. Die Preise liegen etwas über dem Durchschnitt, aber das Essen ist auch wirklich lecker.

Blick von der Terrasse des Restaurants auf einen vorgelagerten Teich.

Brotzeit iss.