Vildmarks- und Sagavägen

Sagostigen Rastplats (Rönnäs)

Freitag, 30.06.2023

Der Sagostigen Rastplatz am Vildmarksvägen bei Rönnäs (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

So schön der Sagostigen Rastplatz auch sein mag, wir haben ganz schlecht geschlafen. Der Preis für die Idylle am See war eine Armada von Stechmücken, die die ganze Nacht über uns hergefallen ist. Als wir gestern Abend vor Ort eintrafen, war das Problem gar nicht so groß, da haben wir beim Kochen wohl etwas zu sorglos Fliegengittertür und Küchenfenster aufgelassen. Und die Biester waren offenbar schlau genug einzudringen, mit ihren hinterhältigen Abgriffen aber zu warten, bis es dunkel wird. Als das Licht ausging, haben wir schon bemerkt, dass ein vielstimmiges Geschwader im Anmarsch war und haben uns nach allen Regeln der Kunst gewehrt. Aber jedes Mal, wenn wir dachten, jetzt haben wir alle erwischt, ging die Kakofonie, die nur noch vom Bohrer eines Zahnarztes übertroffen wird, wieder von vorne los. Irgendwann waren wir es leid, haben uns unter die Decke verkrochen und gehofft, dass es gut geht. Aber es ging natürlich nicht gut.

Um 05:30 Uhr geht nichts mehr. Überall zerstochen ist nur noch Kratzen angesagt, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Also sehen wir zu, dass wir hier wegkommen, das Auto mit einem kräftigen Fahrtwind durchpusten und hoffen, dass wir danach alle überlebenden Plagegeister losgeworden sind. Den Platz würden wir auch in Zukunft anfahren, aber wir würden eine etwas windigere Ecke suchen.

Nachdem das Womo einmal ordentlich durchgeblasen worden ist, können wir uns nun wieder an Schwedens Natur und an den immer leerer werdenden Straßen erfreuen. Wir sind eigentlich auf dem Weg zum Trappstegsforsen-Wasserfall, haben aber keinen Zeitdruck und überlegen uns deshalb, einen Abstecher auf den Sagavägen zu machen.  

Wir haben keinen Schimmer, was uns dort erwartet, aber das bringt ja manchmal die besten Ergebnisse. Klar ist eigentlich nur, der Weg bringt uns etwas höher in die Berge und noch etwas weiter weg von der Zivilisation.

Auf dem Sagavägen geht es ins abgelegene Hinterland.

Kurz vor Dikanäs passieren wir die Brücke über den Vojmån-Fluss bzw. den Vojmsjön-See. Auf den Grünflächen am Rande der Straße haben sich sowohl vor als auch hinter der Brücke einige Wohnmobilisten häuslich niedergelassen. Das wäre doch ein guter Übernachtungsplatz, falls wir weiter oben kein geeignetes Nachtquartier finden sollten.  

Wenige hundert Meter hinter der Brücke zweigt die Straße nach Nordwesten ab. Wir passieren Dikanäs und folgen dem Sagavägen weiter in Richtung Nordwesten.

Wir bewegen uns nun entlang einer Seenkette in Richtung Kittelfjäll. Die größten Anstiege sind bereits bewältigt, wobei wir es ja ohnehin nur mit einer etwas stärker profilierten Mittelgebirgslandschaft zu tun haben. Hier gibt es ja keine alpinen Verhältnisse. Die Nadelbäume werden wieder etwas niedriger, aber von der Baumgrenze sind wir noch deutlich entfernt.

Die Berggipfel am Horizont werden von Wolken verhüllt, aber hier unten bricht die Sonne immer noch durch und erzeugt gelbgrüne Wiesen und Wälder. Kittelfjäll ist eigentlich eher eine Streusiedlung als ein Ort, scheint aber im Winter gut besucht zu sein. Aktuell können wir dem Ort nicht viel abgewinnen.

Eine Wasserrutsche am gegenüberliegenden Seeufer.

Bei Borkan passieren wir einen Wildbach, der das Hinterland in den Borkansee entwässert. Wassermangel ist hier oben noch kein Thema. Wildbäche gibt es zuhauf. 

Dann erreichen wir den Fättjarnsee und passieren diesen Steinbruch. Der wäre zur Not als Übernachtungsplatz denkbar. Da die Landschaft aber keine wesentlichen Änderungen mehr erwarten lässt und die norwegische Grenze gar nicht mehr weit weg ist, macht es keinen Sinn mehr noch weiter zu fahren und wir drehen um.

Alles in allem erschließt der Sagavägen eine ganz hübsche Landschaft, die man sich bei begrenztem Zeitbudget aber nicht unbedingt ansehen muss. 

Was Wohnmobilisten sicher zu schätzen wüssten, wäre ein wenig mehr kostengünstige Infrastuktur, sodass man hier oben auch einmal bequem übernachten könnte. Ein solcher morgendlicher Ausblick ins Hinterland ist ja doch ganz schön. Da wir jedoch nichts dergleichen finden können, erinnern wir uns an den Rastplatz bei Dikanäs. Wir haben jetzt erst 12:45 Uhr, in einer Dreiviertelstunde sollten wir es bis Dikanäs geschafft haben, das müsste mehr als ausreichend sein, um dort noch ein goldenes Plätzchen zu finden.

Rastplatz an Vojmån-Fluss und Vojmsjön-See

Der Rastplatz am Vojmsjön-See bei Dikanäs (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Detailkarte Rastplatz am Vojmsjön-See (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Keine Stunde später sind wir an unserem improvisierten Tagesziel angekommen. Der Rastplatz unweit der Brücke über den Vojmån-Fluss mit kostenloser Übernachtungsmöglichkeit am Södra Dikanäsvägen (AC 1077 in OpenStreetMap), ca. 3 km südöstlich der Ortschaft Dikanäs. Westlich des Flusses ist der Platz noch ganz leer. Wir können unseren Standort also frei wählen und prüfen gleich mal, wo wir den stabilsten Fernsehempfang haben. Nachdem das geklärt ist, machen wir es uns gemütlich. Diesmal haben wir auch aufgepasst, dass wir nicht zu gut geschützt, sondern ein wenig im Wind stehen, damit uns am Abend nicht noch einmal eine Stechmückenplage droht. Und die Rechnung geht heute tatsächlich auf.

Blick von unserem Womoabstellplatz in Richtung Södra Dikanäsvägen. Der Vojmån-Fluss (links im Bild) hat seinen Ursprung an der norwegischen Grenze. Von dort fließt er in östlicher Richtung zum Vojmsjön-See. Oberhalb des Vojmsjön ist das Flusssystem noch weitgehend ursprünglich. Der Abfluss des Vojmsjön und damit die Wassermenge des Unterlaufs des Vojmån wird reguliert. Der schmale See wird an seinem nördlichen Ufer von einer Nebenstraße der Straße AC 1088, begleitet.

Ein Angler versucht sein Glück am Zusammenfluss von Vojmån und einem etwas kleineren Nebenfluss.

Nach dem Abendessen unternimmt Michael noch einmal eine kleine Exkursion ins Umfeld unseres Übernachtungsplatzes. Etwas weiter unterhalb der Brücke wird das Flussbett flacher, denn der Vojmån breitet sich ordentlich aus.

"Treibgut" vom letzten Hochwasser.

Wenn man so einen schönen Rastplatz kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, muss man nach lohnenden Urlaubszielen gar nicht mehr suchen. Hier ist Erholung pur angesagt und davon werden wir noch bis in den Winter hinein zehren. Der einzig limitierende Faktor ist jetzt noch die Toilettenbox. Da sollten wir uns vielleicht einmal überlegen, ein zweites Teil anzuschaffen, um in abgelegeneren Gegenden auch mal drei bis vier Tage stehen bleiben zu können.

Ein letzter Blick auf den Fluss, dann machen wir es uns im Womo gemütlich.