Bootstour nach Porto Santo

Donnerstag, 03.05.2018, 45 km

Porto Santo

 

Michael hatte schon mehrfach anklingen lassen, dass er ganz gerne mal mit der Fähre nach Porto Santo fahren würde. Angelika war dafür noch nie zu begeistern, auch Tina konnte sich dafür nicht erwärmen. Peter stand dem Unterfangen positiv gegenüber und Barbara war sich nicht ganz schlüssig. Bei dieser Gemengelage war das Vorhaben mehr oder weniger gescheitert.

 

Da wir auf dem Rückweg von der gestrigen Wanderung ohnehin an Funchal vobeifuhren, beschlossen Peter und Michael einmal ganz unverbindlich am Hafen anzuhalten, um Informationen zu Abfahrtzeiten und Preisen einzuholen. Nach 20:00 Uhr war natürlich kein Mensch mehr im Büro, aber die lokalen Ordnungshüter wussten zumindest, dass die Fähre um 08:00 Uhr ablegt, gegen 18:00 Uhr von Porto Santo zurückfährt und dass wir das Auto im Parkhaus CR7, um die Ecke abstellen könnten. Das war doch schon mal was und so traten wir die Heimreise in Richtung Campanario an.

 

Nach dem wir unseren Wanderschweiß der Kanalisation anvertraut und frische, wohl riechende Kleidung übergeworfen hatten, wurde das abendliche Mahl zubereitet und nach Eintritt der Sättigung beraten, was man nun am morgigen Tag unternehmen könnte. Nachdem wir in drei Tagen drei Wanderungen gemacht hatten war einigen während der Fahrt oder während des Duschens offenbar der Gedanke gekommen, dass ein Bootsfahrt vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre, um den müden Füße einen Erholungstag zu verschaffen. Und so wendete sich das Blatt in eine Richtung, die Michael eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatte. Porto Santo, wir kommen.

 

Weil Michael die treibende Kraft zu dieser Unternehmung war, ist er schon kurz nach 05:00 Uhr wach, ohne einen Wecker gestellt zu haben.  Bei so frühem Aufstehen reicht die Zeit sogar noch für ein ganz gemütliches Frühstück. Gegen 07:00 Uhr sind dann alle abmarschbereit und los geht es. Bis zum Hafen von Funchal brauchen wir über die VR1 lediglich 20 Minuten, nochmals 5 Minuten, um das Auto im Parkhaus abzustellen und schon stehen wir in einer kurzen Schlange von Seefahrern, die mit uns den Tagesausflug wagen wollen. Natürlich sind auf dem Schiff deutlich mehr Leute, aber die haben bereits vor uns eingecheckt oder sind mit Fahrzeugen eingefahren.

 

Vom Hafen Funchal bis zum Hafen Vila Baleira, der „Inselhauptstadt“ von Porto Santo sind es mit der Fähre ca. 75 km, die das Schiff in 02:15 Stunden bewältigt. Die Insel Porto Santo ist etwa 11,5 km lang und meist 3 bis 5 km breit. Die Längsachse ist etwas abweichend von Madeira Nordost - Südwest orientiert, die höchste Erhebung befindet sich im Nordosten (Pico da Facho, 517 m). Hier erreicht die Insel auch die größte Breite. Die Gesamtfläche liegt nur etwas über 40 km² während Madeira immerhin fast 750 km² erreicht.

 

Der ganze Spaß kostet 8 € für das Fahrzeug (Tageskarte Parkhaus CR7) und 2 x 29,25 €, also 58,50 € pro Person für Hin- und Rückfahrt. Dafür kann man sich dann zwischen etwa 10:30 Uhr und 16:30 Uhr die Insel ansehen.

Oberdeck der Fähre nach Porto Santo.
Mit der Fähre nach Porto Santo.

Die Schiffspassage ist recht kurzweilig, denn zunächst geht es der madeirensischen Südküste entlang, die man so auch einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel sehen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen die Ilhas Desertas, größtenteils unter einem Nebelschleier verborgen.

 

Wenn man vom Außendeck aus aufmerksam die Meeresoberfläche beobachtet, hat man gute Chancen, die eine oder andere Delphinschule zu beobachten. Tatsächlich zeigen sich in gebührendem Abstand auch drei Tümmler und lösen auf dem hinteren Außendeck leisen Jubel aus. Aber bis das Teleobjektiv auf der Kamera ist, haben sie sich bereits in die Tiefen des Ozeans verabschiedet.

Kaum sind wir in See gestochen, macht sich garstiges Wetter breit. Doch der Schauer währt nur kurz.

Madeiras östliche Landzunge von der Fähre nach Porto Santo aus aufgenommen.

Als wir, am Ende der Landzunge angekommen, auf das offene Meer hinaus fahren, scheint schon wieder die Sonne.

Aber jetzt frischt auch der Wind kräftig auf und treibt seinen Spielchen mit allen Langhaarigen. Zum Glück haben wir genügend warme Kleidung mitgebracht, um dem Wind zu trotzen.

 

Ist man erst einmal richtig draußen auf dem Meer kann man sich im Inneren des Schiffes vergnügen, sofern einem nicht der nun deutlich stärkere Seegang den Appetit oder sonstige Vergnügungen verdirbt. Wir hatten damit glücklicherweise keine Probleme.

Fährfahrt entlang der Küste Porto Santos.

Auf Porto Santo angekommen, warten schon zahlreiche Taxen, ein Stadtbus und ein Autovermieter auf Kundschaft. Bei der Größe der Insel könnte man in 6 Stunden tatsächlich fast alle interessanten Punkte der Insel ansteuern. Das hat was und so kommen wir schon ins Grübeln, ob das nicht Sinn machen würde. Da wir zu fünft sind würde sich das umso mehr lohnen. Allerdings wissen die Inselbewohner um ihr Monopol und bieten selbst kleine Mietwagen, die in Madeira für einen Tag schon unter 30 Euro zu bekommen wären nicht unter 70 bis 80 Euro an. Bei einem etwas größeren Gefährt lägen wir inkl. Versicherungsschutz vermutlich schon etwas über 100 €. Das ist Abzocke und ärgert uns dermaßen, dass wir das schon aus prinzipiellen Gründen nicht unterstützen wollen.

Im Fährhafen von Porto Santo.

Nachdem wir die Fähre verlassen haben, fahren wir mit dem Stadtbus für 1,60 € pro Person in das ca. 2,80 km entfernte Stadtzentrum von Vila Baleira und decken uns unweit der Bushaltestelle an einer Touristeninformation mit Infomaterial ein. Den Prospekten entnehmen wir, dass es auf der Insel eine ganze Reihe von Geotopen, Aussichtspunkten und natürlich den alles überragenden, 9 km langen Sandstrand gibt. Der Strand befindet sich, wie könnte es anders sein, vor der Haustür der „Hauptstadt“, die hier gleichzeitig die einzige Stadt ist, denn mit einer Gesamteinwohnerzahl von 5.500 Menschen reicht es für mehr einfach nicht.

Palmengesäumtes Anwesen in Porto Santo.

Nun könnte man ja einfach die 200 m zum Strand latschen, alle viere von sich strecken und den Tag verpennen. Doch Müßiggang ist aller Laster Anfang und so schlägt Michael vor zunächst einen Ministadtbummel zu unternehmen, um die Damen zu besänftigen, die aber mangels Angebot die List durchschauen und erstaunlicherweise den Besuch eines Geotops voranstellen wollen. Leicht irritiert aber wohlwollend nimmt Michael dies zur Kenntnis.

Palmengesäumte Straße in Porto Santo.

Also latschen wir die immerhin palmengesäumte Hauptstraße etwa 2,50 km in südwestliche Richtung, biegen dann nach Westen in Richtung einer Anhöhe ab und bewegen uns entschlossen aber nicht wirklich wissend auf diese Anhöhe zu.

Etwa 300 m vor dem vermuteten Ziel sehen wir ein Taxi mitten in der Pampa stehen und vermuten, dass dieses nicht ohne Not in die für PKW doch etwas unwirtliche Umgebung fährt. Zwar hat sich das Taxi bis zu unserem Aufstieg längst aus dem Staub gemacht, aber den Weg hat es uns wunderbar gewiesen und so stehen wir nun am Rande eines Steinbruchs mit schönster Säulenausbbildung, wie man sie nicht alle Tage sieht.

Geotop im Zentrum Porto Santos.
Geotop im Zentrum Porto Santos.

Ist er nicht beeindruckend unser Geotop?

Säulengröße, gemessen in Barbarameter.

Aus Michaels Sicht hat sich der Ausflug gelohnt, auch vom Rest der Truppe kommt überwiegend Zustimmung, doch Angelika hätte sich lohnendere Ziele vorstellen können.

Phänomenal, was die Natur so alles zustande bringt.

Kilometerlanger Sandstrand in Porto Santo.

Nun eilen wir dem 1,5 km entfernten „Goldenen Strand“, wie ihn die Fremdenverkehrswerbung tituliert entgegen und frönen exakt dem Müßiggang, den es eigentlich zu bekämpfen gilt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Michael ist auch nicht unglücklich über die Pause, möchte allerdings zum Schutz seiner Kameraausrüstung keinen zu innigen Kontakt mit den biogenen Sanden und zieht deshalb einen Stuhl als Ablagerungsort für seinen ermatteten Körper und einen weiteren für seine Kameraausrüstung vor, während die Viererbande sich hemmungslos dem äolischen Sedimenten und der Sonne hingibt.

Sandstrand, bestehend aus biogenen Sedimenten in Porto Santo.
Kilometerlanger Sandstrand in Porto Santo.

So etwa 90 Minuten dauert die Siesta, dann fordern ungebührliche Geräusche in der Magengegend ihren Tribut. Also bricht die Truppe in Richtung „Hauptstadt“ auf, dieses mal allerdings nicht über die lärmende Straße sondern den Strand entlang, was deutlich entspannter ist.

In der „Hauptstadt“ gilt es nun ein Restaurant aufzutreiben, das den Mägen ein ausreichendes Sättigungsgefühl bis zum Abend verleiht. Für den den kleinen Hunger bestellen wir uns erst einmal Knobibrot, als Hauptspeise wählen wir dann Picado de Carne, so eine Art Gulasch aber ohne Soße, dafür mit Pommes und etwas Salat angereichert schmeckt ganz ok ist aber nicht der Burner, wie man im deutschen Fernsehboulevard zu sagen pflegt. Aufgrund eines temporären Leistungsabfalls des Chronisten, hat es für ein Foto leider nicht gereicht.

Kilometerlanger Sandstrand in Porto Santo.
Einstieg in die Fähre von Porto Santo nach Madeira.

Aller Einstieg ist schwer.

 

Gegen 17:00 Uhr findet sich ein Großteil der Tagesausflügler wieder an der Busstation ein und schon geht es zurück in den Hafen. Gegen 18:00 Uhr fährt unser Dampfer wieder gen Süden. Hatten wir auf dem hinteren Deck auf der Herfahrt einen garstigen Wind, gelegentliche Schauer und Wolken, so wärmt uns nun die hinter einem Wolkenteppich hervorschauende Sonne bei mäßigem Wind und die Rückfahrt wird zu einer richtig runden Sache.

 

Schon lassen wir Porto Santo hinter uns.

Soll ich die Spaghetti heute abend abschrecken oder nicht?

Der alte Mann und das Meer.

Nicht allen bekommt die Seeluft gleich gut.

Fähre der Porto Santo Line im Hafen von Funchal.

Da liegt sie nun im Hafen von Funchal und bereitet sich auf die Gäste am folgenden Morgen vor.

Hat sich der Ausflug nun gelohnt oder nicht? Da Michael den Weg als einen wesentlichen Teil des Ziels ansah, würde er dies bejahen. Für Leute, die sich einfach nur einen Tag an den Strand legen wollen ist es vermutlich auch eine schöne Abwechslung.

 

Von der Insel selbst haben wir einfach zu wenig gesehen, hier richtet die fehlende Mietwagenkonkurrenz möglicherweise mehr Schaden an, als der Insel gut tut. Die Prospekte der Fremdenverkehrswerbung zeigen jedenfalls noch einige interessante Punkte, die man sich ansehen könnte und vielleicht könnte man sich bei besserer Vorbereitung noch einmal mit einem Inselbesuch anfreunden.