Risco-Wasserfall und 25 Quellen

Dienstag, 01.05.2018, 110 km

Miradouro Calhau das Achadas / Porto Moniz, Risco-Wasserfall, 25 Quellen Wanderung (Levada das 25 Fontes), Hochland Paul da Serra

 

Nachdem wir gestern wegen der gesperrten Hochstraße vergeblich versucht hatten, den 25 Quellen Wanderweg zu begehen, wollen wir heute einen weiteren Versuch starten.

 

Erstaunlicherweise ist die ganze Gurkentruppe bereits um 8:45 Uhr abfahrbereit und so geht es dank Bruder Peter mit zügiger Fahrt den Hang hinunter durch den Tunnel zur Ringmagistrale VR1 und dann weiter in westliche Richtung auf Calheta zu, um dort später hoffentlich irgendeine der wenigen Straßen hinauf ins Hochland Paul da Serra zu finden. Nachdem wir uns in den ersten beiden Tagen auch ohne Navi gut zurecht gefunden haben, verzichten wir heute großzügig auf den vermeintlichen Ballast und hoffen zu gegebener Zeit ein Hinweisschild zu finden, das uns den Weg auf das 1.200 bis 1.400 m hoch gelegene Plateau weist.

 

Bei Calheta verlassen wir die VR1 und bewegen uns nun über Landsträßchen immer der Morphologie folgend etwa höhengleich weiter in Richtung Westen. Leider ist unser Kartenmaterial nicht allzu gut, und so sehen wir zwar zahlreiche Ortsnamen, die aber alle nicht auf der Karte verzeichnet sind und die Tour wird immer mehr zum Blindflug.

 

Wir fahren Kurve um Kurve, haben immer auch einmal einen schönen Blick aufs Meer, finden aber keinen Zugang auf die Hochfläche. Die Damen auf den billigen Plätzen im hinteren Teil des Fahrzeugs sind lange in hochwichtige Gespräche vertieft und merken eigentlich nicht so richtig wo wir überhaupt rumgondeln. Nachdem allerdings eine gewisse Toleranzzeit verstrichen und immer noch kein Ziel in Sicht ist, begleiten Sie Michael's wenig erfolgreiche Suche nach dem einen Schlupfloch zunächst mit einem leichten Grummeln, später mit nicht sachdienlichen Verbesserungsvorschlägen. Immerhin macht das vielstimmige Orchester die Fahrt kurzweilig, führt aber auch zum völligen Kontrollverlust bei Michael. Zum Glück sind wir auf einer Insel, also wird uns irgendwann das Land ausgehen und dann werden wir schon sehen wo wir sind.

 

Schneller als ihm lieb ist, geht Michael dann ein Licht auf, als sich die Landspitze Ponta do Pargo ankündigt, die als westliche Spitze Madeiras natürlich auch auf unserer miesen Karte ausgehalten ist. Wir sind weit über das Ziel hinausgeschossen. Das war ein kompletter Schuss in den Ofen und wer den Schaden hat braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Irgendwie scheint es hier einen Berggeist zu geben, der mit aller Gewalt verhindern will, dass Michael das Hochland Paul da Serra jemals zu Gesicht bekommt.

 

Immerhin hat die Truppe gestern schon ein gewisses Improvisationstalent erkennen lassen, und so lassen wir uns von einem so kleinen Missgeschick, wie 30 bis 40 km unmotiviert durch die Landschaft zu fahren, nicht unterkriegen. Michael weiß jetzt jedenfalls, dass die nächste Abzweigung in Richtung Hochland nicht mehr allzu weit ist und sollte diese Straße nicht auch noch gesperrt sein, dann werden wir in Kürze dieses Hochland erstmals bezwingen.

Auf unserer Irrfahrt durch die südwestlichen Hänge Madeiras trafen wir immerhin auf diese botanische Kostbarkeit. Zwar nur ein kleiner Trost, aber immerhin!

Miradouro Calhau das Achadas

Aus dem Stand entscheiden wir uns erst einmal Ponta do Pargo links liegen zu lassen und einem Hinweisschild zum Miradouro Calhau das Achadas unweit Porto Moniz zu folgen von dem aus eine Seilbahn ins Tal führt.

Seilbahn am Miradouro Calhau das Achadas

Zwar können wir uns dann vor Ort doch nicht zu einer Fahrt ins Tal entschließen, aber die Station ist bewirtschaftet, wir haben einen schönen sonnigen Platz mit Blick auf das Meer und und finden bei einer Tasse Kaffee zu neuem Tatendrang zurück.

 

Miradouro Calhau das Achadas

Schon geht es weiter in Richtung Porto Moniz, wo wir oberhalb des Ortes endlich die Abfahrt zum Hochland finden und es ist kaum zu glauben, aber die Straße ist tatsächlich nicht gesperrt. Gemächlich geht es nun hinauf, denn hier weiden frei laufende Rinder und bei gelegentlich auftretenden Nebelschleiern ist man nie ganz sicher, ob hinter der nächsten Kurve nicht vielleicht doch eine Kuh den Asphalt oder wenigstens das begrünte Bankett für sich beansprucht und dabei das Hinterteil in Richtung Asphalt streckt.

Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den unmittelbar nordwestlich der Straße anschließenden, etwa 200 m langen und unbefestigten Parkplatz, von dem aus der Wanderweg in Richtung Forsthaus Rabacal, zum Risco-Wasserfall und den 25 Quellen hinunter ins Tal führt.

Parkplatz oberhalb 25 Quellen Wanderweg.

Allerdings macht sich leichtes Entsetzen breit, denn der eigentlich recht abgelegene Parkplatz ist brechend voll. War vielleicht nicht die beste Idee diese Tour ausgerechnet am 1. Mai einzuplanen. Wir finden erst einmal keinen Stellplatz und gehen in Lauerstellung. Während wir auf eine sich hoffentlich bald auftuende Lücke spähen, machen wir uns Mut, dass die Massen, die hier aus Bussen, Kleintransportern und PKW ins Freie drängen selbst so erschrocken sind, dass ein Großteil gar nicht den Weg nach unten angetreten hat oder zumindest nur bis zum Forsthaus Rabacal gelaufen oder gefahren ist, um dort ein Tässchen Kaffee zu trinken und anschließend gleich wieder den Weg nach oben anzutreten. Wie sich später zeigen wird, haben wir da die Rechnung allerdings ohne die stets schlanken und vor nichts zurückschreckenden Franzosen, denen kein Weg zu weit und kein Anstieg zu steil ist, gemacht.

 

Überraschend öffnet sich in der Fahrzeugphalanx endlich eine Lücke in die Peter rasch hineinstößt und so machen wir uns auf den Weg.

Kärtchen Fußweg zum Forsthaus Rabacal und dem 25 Quellen Wanderweg.

Vom Parkplatz an der ER 105 geht es über eine ca. 2 km lange asphaltierte Piste zum Forsthaus Rabacal (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Zunächst hatten wir die Absicht uns mit dem Pendelbus hinunter ins Tal fahren zu lassen, um später ggf. noch Zeit für eine weitere Wanderung zu haben. Aber nachdem von einem Bus nichts zu sehen ist, laufen wir die Asphaltpiste hinunter. Es sind etwa 2 km die wie im Flug vergehen, weil es bergab einfach gut rollt und bei 5 mitteilsamen Menschen, Frauen wie immer leicht bevorteilt, ständig irgendwelche Sprüche in den Raum gestellt werden.

Blick ins Tal entlang der Asphaltpiste zum Forsthaus Rabacal.

Blick ins Tal entlang der Asphaltpiste zum Forsthaus Rabacal.

Asphaltpiste zum Forsthaus Rabacal.

Blick ins Unterholz unweit der Asphaltpiste zum Forsthaus Rabacal.

Am Forsthaus Rabacal angekommen, sehen wir dann tatsächlich einen Pendelbus. Der ist aktuell wohl nicht ausreichend nachgefragt worden und blieb deshalb unten stehen.

Restauration im Forsthaus Rabacal. Michael liebt solche Etablissements.

Also hier ließe es sich auch länger aushalten. Beim nächsten Besuch müsste die Wanderung halt mal ausfallen, da könnte man es sich hier so richtig gemütlich machen.

Wanderwege im Umfeld der 25 Quellen Wanderung (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Wanderwege im Umfeld der 25 Quellen Wanderung (Quelle: openstreetmap Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Vom Forsthaus Rabacal gehen wir zunächst zum Risco-Wasserfall. Der Weg ist größtenteils schön breit, ohne größere Steigungen und nur etwa 1 km lang, also bequem zu gehen und es lohnt sich auf jeden Fall den Wasserfall anzusehen. Obwohl wir schon Mai haben, hat er auch noch ordentlich Wasser. 

Risco-Wasserfall, Madeira.
Risco-Wasserfall, Madeira.
Risco-Wasserfall, Madeira.

 Früher konnte man offensichtlich über einen Tunnel hinter den Wasserfall laufen, aber da ist nun ein Riegel in Form eines abgeschlossenen Tores davor. Das kann zwar einige Jungspunde nicht davon abhalten die Barriere zu übersteigen und dann trotzdem hinter den Wasserfall zu gelangen, aber für unsere Altersklasse sind solche Übungen nur geeignet sich die Haxen zu lädieren, und das wollen wir doch nicht schon am zweiten Tag riskieren.

Kärtchen 25 Quellen Wanderung.

Zurück vom Risco-Wasserfall geht es über eine Treppe zum 25 Quellen Wanderweg (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

25 Quellen Wanderweg, im Hochland von Madeira.

Zurück in der Nähe des Forsthauses geht es über eine langgezogene Treppe hinunter zum 25 Quellen Wanderweg. Die Stufen sind etwas mühsam, weil sie eine relativ hohe Tritthöhe aufweisen, die auch noch schwankt und Barbara bekommt Probleme mit den Knien. Durch die dichte Vegetation kann man auch nicht erkennen wie lange das jetzt noch so weitergehen wird und so beschließt sie umzukehren und am Forsthaus auf unsere Rückkehr zu warten. 

Tatsächlich sind es gar nicht mehr so viele Stufen, die wir hinunter laufen müssen, dann verläuft der Weg erst einmal gerade.

Niederschläge und eine stellenweise übervolle Levada machen einzelne Passagen des Wanderweges patschnass. Keine schönen Aussichten für Angelika, deren Wanderschuhe sich gestern verabschiedet haben und die nun versuchen muss, in besseren Sandaletten die Tour zu meistern. Aber Funktion spielt ja heutzutage nur noch eine untergeordnete Rolle, Hauptsache gut aussehen.

Starker Gegenverkehr auf dem 25 Quellen Wanderweg im Hochland von Madeira.

Bald schon wird es deutlich enger und wir bewegen uns entlang der Levada immer weiter in das Tal hinein. Von unserem angepeilten Ziel kommen uns nun immer mehr Wanderer entgegen und unsere Hoffnung, dass viele gar nicht losgelaufen sind erweist sich als falsch. Am Anfang kommen die gegenläufigen Wanderer noch gut aneinander vorbei, aber irgendwann ist der Weg so eng und über weite Strecken mit Stahlseilen gesichert, dass es richtig mühsam wird. Es kostet viel Zeit größere Gruppen vorbeizulassen, ehe man dann endlich weitergehen kann.

 

Schließlich ebbt die Flut der Wanderer etwas ab und wir können nun auch etwas längere Passagen wieder ohne größere Verzögerungen bewältigen.

Levada entlang des 25 Quellen Wanderweges, Madeira.
Levadabrücke am 25 Quellen Wanderweg, Madeira.

Die Levada quert oberhalb des V-förmigen Tälchens das Bachbett.

Abzweig zum "Finale" am Ende der 25 Quellen Wanderung.

Am Endes des Weges belohnt uns ein Pool mit einem kleinen Wasserfall für die Mühen, die wir auf uns genommen haben.

Ziel des 25 Quellen Wanderweges, im Hochland von Madeira.

Der Rückweg ist dann wegen der Kilometer, die wir bereits in den Beinen haben noch einmal etwas anstrengend aber wenigstens ist die Zahl der Wanderer nun deutlich zurückgegangen und wir müssen nicht mehr ständig ausweichen oder stehen bleiben.

 

Am Forsthaus Rabacal treffen wir auf eine bestens erholte Barbara, rasten noch kurz und greifen dann gerne auf den Pendelbus zurück, der uns für 3 €/ Person die letzten beiden Asphaltkilometer zum Fahrzeugparkplatz hinaufbefördert.