Radda, Castellina und Val d'Elsa

Radda in Chianti

Greve - Radda in Chianti - Castellina in Chianti

Mittwoch, 13.04.2022

Radda, Castellina und Val d'Elsa in der Toskana (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

 

Wir haben den Morgen ziemlich vergammelt, weil wir nach der Anstrengung in Florenz supergut geschlafen haben und erst gegen 07:00 wach werden. Auch heute Morgen ist es wieder ganz schön kalt in Greve, deshalb bleiben wir noch eine ganze Weile im Bett, bevor wir uns entschließen, der morgendlichen Kälte die Stirn zu bieten. Offensichtlich ging es unseren Womonachbarn ganz ähnlich, denn während sich die ganze Zeit wenig tat, wollen nun alle gleichzeitig entsorgen und Frischwasser auffüllen und das klappt natürlich überhaupt nicht. Also wird es recht spät, bis wir Greve verlassen können.

 

Obwohl Radda in Chianti eigentlich nicht auf unserer Route liegt, besuchen wir den Ort, weil er im Womo-Führer wohlwollend erwähnt wird. Wir finden den auf über 500 m Höhe auf einem Fels errichteten Ort ganz ok, allerdings ist er ziemlich klein, hat dementsprechend wenig zu bieten und könnte uns kein zweites Mal locken. Vielleicht ist er kulturhistorisch von Bedeutung, offensichtlich kann man hier auch ganz gut wandern, uns turnt das jedenfalls nicht wirklich an. Was den Ort angeht, finden wir nichts, was wir nicht auch in anderen Weilern der Toskana mindestens gleichwertig gesehen hätten. Als wir nach gut einer Stunde durch den Ort durch sind, machen wir es uns auf dem Womostellplatz noch etwas gemütlich, denn wir haben für 3 Stunden Parkgebühr bezahlt und müssen uns deshalb nicht sonderlich beeilen.

 

Der Womostellplatz ist kombiniert mit einem Pkw-Stellplatz. Die beiden erstrecken sich über drei terrassenförmig angelegte Ebenen. Der wirklich schöne Platz bietet an heißen Tagen auch etwas Schatten und alles könnte so schön sein. Leider hat man jedoch die Zufahrt außerordentlich dämlich angelegt, sodass sämtliche Womos, die deutlich über die Hinterachse hinausragen, an der Einfahrt aufsetzen. Die Kratzspuren im Foto sind unverkennbar. Wer also nicht gerade einen Kastenwagen, einen VW-Bus oder ein sehr kurzes Womo fährt, sollte den Ort tunlichst meiden. Castellina bietet hier eine gute Alternative.

Womo-Stellplatz in Radda.

Schleifspuren von aufsitzenden Fahrzeugen an der Einfahrt zum Stellplatz in Radda. Infolge der intensiven Sonneneinstrahlung sind noch nicht einmal alle Schleifspuren gut zu erkennen. Hier dürfte jeden Tag mindestens ein Fahrzeug Stress mit der Einfahrt bekommen. Kurze Kastenwagen sind hier klar im Vorteil, alle anderen sollten sich lieber eine andere Bleibe suchen.

So schön angelegt dieser Platz und dann alles versaut mit einer dümmlichen Zufahrt.

Denkmal für die Gefallenen.

Eingang in den Weiler Radda.

Hübsch angelegt die Hauptstraße, da gibt es nichts zu bemängeln. In der Vorsaison und werktags kaum Betrieb, das kommt uns auch entgegen, aber insgesamt hat der Ort wenig zu bieten.

Castellina in Chianti

Von Radda geht es nach Castellina in Chianti. Obwohl wir äußerst vorsichtig aus dem Stellplatz ausfahren, setzen wir erneut auf. Herrlich!!!!

 

Wir wollen heute eigentlich noch nach Colle die Val d'Elsa. Als wir uns aber Castellina nähern, beschließen wir uns dieses kurzfristig auch noch anzusehen. Unterhalb des Ortes hat man ebenfalls einen sehr schönen Stellplatz angelegt, der uns außer Duschen alles bietet, was wir brauchen. Zwar gibt es nur wenige halbwegs ebene Plätze, aber bei der geringen Anzahl an Fahrzeugen reicht es für alle. Da überlegen wir nicht lange und beschließen, die Nacht hier zu verbringen. 12 € kostet der Spaß für 24 h, Strom haben wir auch, da können wir unser Laptop laden, was wollen wir mehr. Und nach Colle die Val d'Elsa sind es morgen auch nur 20 km.

 

Wir richten uns häuslich ein, haben dann einige Probleme mit dem Parkscheinautomaten, schaffen es aber dank eines Tipps in park4night den Parkschein zu lösen und begeben uns anschließend in den Ort. Dieser ist etwas größer als Radda, scheint auch etwas günstiger zu sein. Insgesamt macht der Ort einen so guten Eindruck, dass wir hierher sicher noch einmal kommen würden.

Entsorgungsstation in Castellina in Chianti. Am rechten Bildrand sind die Stellplätze zu sehen. Im oberen Teil des Platzes sind die noch relativ eben, im unteren Teil benötigt man Keile.

Rocca di Castellina, heutiges Rathaus.

Kirche in Castellina in Chianti.

Malerisches Gäßchen. 

Das Symbol des Schwarzen Hahns hat einen legendären Ursprung. Im Mittelalter standen die Republiken Florenz und Siena in ständigem Konflikt miteinander und eine der heftigsten Auseinandersetzungen betraf die Grenze zwischen den beiden Regionen und die Kontrolle des Territoriums, das sie teilte. Nach jahrzehntelangen Kämpfen sollten 2 Hähne den Streit beenden. Es wurde ein Datum festgelegt und es wurde festgelegt, dass der erste Hahn, der aufwachte und sein Lied erschallen ließ, mit seinem Ritter in die Richtung der gegnerischen Stadt reiten sollte. Der Punkt, an dem sich der sienesische Ritter und der Florentiner treffen sollten, sollte die neue Grenze zwischen den beiden Staaten markieren. In Florenz wurde ein schwarzer Hahn losgeschickt, in Siena ein weißer. Die Sienesen begannen damit, ihren "Champion" zu füttern, was ihn zur Sättigung brachte. Die Florentiner hingegen steckten ihren schwarzen Hahn in einen dunklen Käfig mit sehr wenig Futter.

 

Am ersten Morgengrauen des Rennens war es der schwarze Hahn, der als erster aus dem Käfig kam und nachdenklich sang. Sein Signal wurde von dem florentinischen Ritter gehört, der kilometerweit galoppierte. Der weiße Hahn hingegen wollte die königliche Behandlung der Sienesen nicht aufgeben und schlief weiter, bis die Sonne bereits am Horizont stand. Als er sang, zog der Sieneser Ritter los, aber er war jetzt sehr spät im Vergleich zum Florentiner: Er rannte nur zwölf Kilometer und traf den anderen Ritter an einem Ort namens Fonterutoli, der fast hundert km gereist war! Aus diesem Grund wurde das Gebiet des Chianti fast vollständig unter die Florentiner Herrschaft gebracht, einige Jahre bevor die Stadt Siena von ihrem Rivalen erobert wurde. (https://www.posarellivillas.de/best-of-italy/2019/ortschaften/chianti/legende-schwarzen-hahn-chianti-classico)

Natursteinmauerwerk kommt immer gut.

Blick ins grüne Umland von Castellina in Chianti.

Val d'Elsa

Donnerstag, 14.04.2022

Castellina in Chianti - Colle die Val d'Elsa - Abbazia San Galgano

Etwa 18 km nordwestlich von Siena befindet sich das Städtchen Colle di Val d'Elsa. Hier hat der Fluss Elsa innerhalb einer Karstlandschaft einen kleinen Canyon ausgebildet. Den schönsten Abschnitt dieses Tals hat man durch die Einrichtung des Parco Fluviale dell' Alta Val d'Elsa unter besonderen Schutz gestellt. Eine ganze Reihe kleinerer Wasserfälle, zahlreiche Sinterterrassen, das türkisgrüne Wasser und Aussichtspunkte in unterschiedlichen Höhenlagen lassen eindrucksvolle Bilder entstehen und machen einen Ausflug in den Park zu einem besonderen Erlebnis. Der Eintritt in den Park ist übrigens kostenlos und zumindest in der Vorsaison waren nur wenige Besucher unterwegs, sodass man die Landschaft wirklich genießen konnte.

 

Der Einstieg in das Flusstal befindet sich 50 m nordwestlich der Kirche San Marziale (Ponte di San Marziale Entrance). Hier kreuzt der Fluss die Viale dei Mille. Etwa 150 m nordwestlich des Einstiegs befindet sich in der Via Ciuffi Virgillio ein kleiner Parkplatz (Parcheggio Fluviale Elsa, vgl. auch unser Foto), der für Wohnmobile allerdings nur bedingt geeignet ist. Vor diesem Parkplatz liegt ein unbefestigtes Gelände, das im Hochsommer möglicherweise als zusätzliche Parkfläche dient. An unserem Besuchstag stand hier jedoch kein Fahrzeug.

 

Die Beschilderung in Richtung Parkeingang, dann im Park selbst und auch am Ausstieg ist ziemlich mau. Besser, man besorgt sich im Netz schon vor der Besichtigung entsprechende Planunterlagen oder bringt einfach genügend Zeit mit. Ob Handyempfang besteht, haben wir nicht getestet. Wir haben die Schlucht am Schwimmbad wieder verlassen, fanden den Weg aber auch eher zufällig. Bis dorthin sind es vom Einstieg an der Ponte di San Marziale etwa 3,5 km. Bis zurück zum Parkplatz legt man insgesamt etwa 6 km zurück. Gerade an heißen Tagen ist das Tal wegen des Wassers und der Beschattung durch das üppig sprießende Grün eine richtige Oase. Für den Rückweg entlang der Straße sollte man allerdings etwas Trinkwasser aufsparen.

 

Das erste Viertel der Wegstrecke ist etwas profiliert, dabei teils mit schlecht präparierten Treppenstufen oder Anstiegen, die einfach der Morphologie folgen, versehen. Im hinteren Teil der Strecke ist der Weg überwiegend flach. An mindestens zwei Punkten kreuzt der Wanderweg den Fluss. Hier gelangt man über mehrere in den Fluss eingelegte Gesteinsblöcke und Sicherungsseile (vgl. Fotos) auf die gegenüberliegende Seite. Je nach Jahreszeit und Niederschlagsereignissen sind die Blöcke feucht bis nass und man sollte deshalb geeignetes Schuhwerk mitbringen. Stiefel sind nur vonnöten, wenn man absolut trocken bleiben möchte. An vielen Tagen schafft man das aber auch mit Halbschuhen. Der Ausgang aus der Schlucht in Richtung Schwimmbad kommt kurz nach der zweiten Behelfsbrücke.  

 

Wie man am Algenwachstum erkennen kann, ist die Wasserqualität zumindest im oberen Teil der Strecke nicht die allerbeste. Was die Qualität einigermaßen rettet, sind die vielen kleinen Wasserfälle, die das Wasser mit Sauerstoff anreichern, den Fischen das Überleben ermöglichen und das Algenwachstum in Grenzen halten.

Eingang in den Parco Fluviale dell' Alta Val d'Elsa an der San Marziale Brücke in der Viale dei Mille (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Parco Fluviale dell' Alta Val d'Elsa. Vom Eingang im Süden bis zum Ausgang am Schwimmbad sind es ca. 3,5 km Wegstrecke. Nach etwa 4 km Wegstrecke gibt es einen weiteren Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Ausgang aus dem Parco Fluviale dell' Alta Val d'Elsa am Olimpia-Schwimmbad (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Parcheggio Fluviale Elsa unweit des südlichen Eingangs zum Parco Fluviale dell' Alta Val d'Elsa.

Der Zugang zum Flusstal ist kaum zu erkennen. Unmittelbar vor der Hofeinfahrt zum Privatgrundstück (Bildhintergrund) geht es rechts die Treppe runter.

Erläuterungen zu Fluss und Park leider nur in Englisch.

Etwas versteckt liegender Eingang in den Parco Fluviale dell' Alta val d'Elsa an der Ponte di San Marziale.

Ein erster Wasserfall unweit des Eingangs. Um den zu sehen, muss man allerdings etwas kraxeln.

Sinterterrassen findet man an vielen Stellen innerhalb des geschützten Areals.

Besonders im oberen Teil des Wanderweges geht es öfter rauf und runter. Soweit Treppenstufen vorhanden sind, sind diese nicht immer in einem guten Zustand.


Kletterpflanzen bedienen sich vorhandener Stützelemente.

Im unteren Teil des Wanderweges nehmen ebene Passagen deutlich zu.

Führt der Fluss viel Wasser, kann es glitschig sein. Geeignetes Schuhwerk ist also zu empfehlen.

Viele kleine Wasserfälle hinter den Sinterterrassen.

Windschiefe Grundstücksbegrenzung im unteren Teil des Tälchens.

Hier muss man wirklich aufpassen, um nicht im Wasser zu landen. Nasse Füße gibt es allemal. 

Michael muss sich Kritik anhören, weil er nicht vorausgesehen hat, dass man hier nicht trockenen Fußes durch das Tal kommt.

Ausgang aus dem Tal nach 3,5 km in Richtung Schwimmbad.

Das Schwimmbad wird umrundet, dann geht es entlang der Straße zurück zum Womo. Nach einer kurzen Rast geht es weiter zur Abbazia San Galgano.