Von Skagen nach Aalborg

Mittwoch 26.07.2023

Frederikshavn – Skagen – Landspitze Grenen (Ost- und Nordsee) – Hirthals – Løkken – Aalborg

Von Frederikshavn aus orientieren wir uns direkt in Richtung Skagen, das 40 km nördlich der Hafenstadt liegt. Eigentlich soll es heute mit 90%iger Wahrscheinlichkeit regnen, doch noch sieht der Himmel ganz manierlich aus und das lässt uns hoffen. Auf halber Strecke zieht der Himmel dann aber doch zu und ein erster Regenguss prasselt auf die Landschaft nieder (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Auch in Skagen fahren wir wegen des unbeständigen Wetters gar nicht erst in den Ort hinein, sondern wenden uns direkt der nördlichsten Landspitze Dänemarks (Greven) zu. Am Ende der Straße gelangen wir an einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Wir entrichten unseren Obolus, warten noch, bis die letzten Tropfen niedergegangen sind und machen uns dann auf den Weg (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Blick über den Parkplatz an der Landspitze Greven in Richtung Süden zum Grauen Leuchtturm von Skagen, Det Grå Fyr. Trotz starker Bewölkung sieht es dort noch ganz trocken aus.

Beim Blick nach Norden sieht es da weniger schön aus. Vom Parkplatz aus geht es nun auf einen kleinen Dünenkamm. Der Wind peitscht die Gräser hin und her, doch die haben gelernt, mit widrigen Bedingungen umzugehen. Ein tief hängendes dünnes Wolkenband zieht schnell über uns hinweg und taucht die Landschaft in ein unwirkliches Gelb.

Am nördlichen Ende des Dünenkamms kann man die Landspitze in etwa erahnen. Hinter dem Kamm fällt das Gelände wieder sanft nach Norden ab. Im Westen bedrohliche graue Wolken, im Osten gleißend helles Licht. Welche Seite gewinnt nun die Oberhand? Mit einem mulmigen Gefühl setzen wir unseren Weg fort.

Zwischen kleineren Dünen verstecken sich ehemalige Bunker der deutschen Wehrmacht, es ist wohl zu aufwändig, die alle zu knacken, also überlässt man sie der Erosion. Doch deren Mühlen mahlen langsam, angesichts der massiven Betonwände. Einen in der Brandung halb versunkenen Bunker nutzen Enten, um ausreichend Distanz zu aufdringlichen Zweibeinern zu wahren.

Weit draußen liegen Schiffe vor Anker, die wohl auf ihre Be- oder Entladung warten, weil im Hafen zu wenig Platz ist, um sie alle auf einmal aufzunehmen.

Bis zur Landspitze Grenen sind es etwa 1,50 km zu laufen, das sollte, nachdem die Niederschläge erst einmal abgeklungen sind, jetzt eigentlich trockenen Fußes zu schaffen sein. Die Wolken geben inzwischen ein ganz klein wenig Himmelsblau frei. Wir schöpfen Hoffnung. 

Nur wenig später kommt, wie aus dem Nichts, der nächste Schauer. Regenschirme haben wir nicht dabei, wozu auch, der Wind bläst dermaßen heftig, der hätte uns die Schirme in kürzester Zeit zerlegt.

Gut 5 Minuten dauert der Spuk und es ist eher ein irischer Sprühregen, mit ganz feinen Tropfen. Dann ist es auch schon wieder vorbei und wir können unseren Weg erst einmal ohne weitere Nervereien bis zur Landspitze fortsetzen. Es ist ein verrücktes Wetter, bei dem man sich auf nichts einstellen kann.

Natürlich wäre uns ein ganz normaler Sonnentag lieber, aber diese schnellen Wetterwechsel haben auch ihren Reiz, zumindest wenn man nicht klatschnass zum Womo zurückkommt und nachher tagelang mit einer Erkältung zu kämpfen hat. Der Parkplatz war ordentlich voll, dementsprechend sind mit uns eine ganze Menge Leute in Richtung Landspitze unterwegs.

Wenn von den schäumenden Wellen nicht zu viel Sand aufgewirbelt wird, strahlt das Wasser in einem frischen Lindgrün und macht einen sehr sauberen Eindruck. Am Ende der Landzunge laufen die Dünen nun aus und der stramme Wind kann mit seiner ganzen Kraft auf das Land und mehr noch auf das Wasser einwirken.

Wer nicht gut zu Fuß ist, kann sich übrigens auch mit Traktoren, die großvolumige geschlossene Hänger im Schlepptau haben, hierher bringen lassen. Das ist bequem und man bleibt trocken, kostet natürlich auch einiges. Noch sind wir nicht so weit und wenn wir uns weiter so viel bewegen, wird das wohl auch noch eine Weile so bleiben.

Dann stehen wir endlich an der Nordspitze Dänemarks. Dieser Weg hat sich wirklich gelohnt, denn der Blick auf die beiden Meere ist faszinierend. Man hat wirklich den Eindruck, als strömte das Wasser beidseitig aufeinander zu.

Jeder will natürlich die Stelle an der Nord- und Ostsee zusammenkommen, fotografieren, also dauert es einige Zeit, bis wir freie Sicht auf das Gewässer bekommen. Es ist wirklich beeindruckend, wie der Wind das Wasser aufpeitscht. Beim Posen sind wir natürlich genauso bekloppt wie alle anderen auch. Dieses Foto muss man einfach machen, zumal fleißige Helfer uns die Kamera fast aus den Händen reißen, um uns abzulichten.

Wo sich die beiden Meere küssen, schießt das Wasser, unterstützt vom heftigen Wind, zwei, drei Meter in die Höhe, zerspratzt und stürzt als weiße Gicht in die Fluten zurück.

Kaum haben auch wir unsere Fotos im Kasten, sehen wir unweit der Landzunge eine junge Robbe im Wasser schwimmen, die Kurs auf den Sandstrand nimmt.

Man sieht ihr an, dass sie froh ist endlich Land unter die Flossen zu bekommen, denn der stürmische Seegang macht auch ihr zu schaffen. An guten Tagen soll hier sogar eine kleine Robbenkolonie Quartier nehmen, aber heute ist kein guter Tag. Weder für die Zuschauer noch für die Robbe. Denn natürlich stürzt sich alles auf das eine Tier und der Sicherheitsabstand, der eigentlich mehrere Zehner Meter betragen sollte, wird von einigen Leuten einfach nicht eingehalten.

 

Also wird es der Robbe rasch zu unbehaglich und sie zieht sich wieder ins Wasser zurück. Als sich die Sandfläche leert, kommt das Tier allerdings rasch zurück. Und nun können wir mit dem Teleobjektiv einige Aufnahmen machen.

Noch einmal wenden wir uns den tosenden Wellen zu.

Es ist wirklich beeindruckend, das Zusammenspiel von Wind und Wasser zu beobachten und zu sehen, welche Kraft sie entfalten können.

Da möchte man wirklich nicht zum Spielball werden.

Der Blick nach oben verheißt nichts Gutes. Wir sind Getriebene des heute wirklich sehr wechselhaften Wetters und sehen, wie sich im Südwesten schon wieder dunkle Wolken zusammenballen und im Expresstempo auf uns zu treiben.

 

Auf halber Strecke des Rückweges erwischt es uns dann. Heftiger Wind bläst uns den Regen nun direkt ins Gesicht und macht das Fortkommen sehr mühsam. Zum Glück haben wir alle Fotos im Kasten, können uns jetzt vollständig einmummeln und laufen dann ein ganzes Stück einfach rückwärts dem Parkplatz entgegen. Trotz des garstigen Regens laufen immer noch Leute vom PP in Richtung Landzunge. Das nenne ich hart gesotten.

 

Wir sind froh, als wir endlich wieder unser Womo erreichen, die nasse Kleidung ablegen und uns bei einigen Tassen Kaffee wieder aufwärmen können. Der Parkplatz ist inzwischen prall gefüllt, die Fahrzeuge fahren im Kreis, um irgendwo eine Lücke zu erspähen und ein Glücklicher nimmt erfreut zur Kenntnis, dass wir jetzt das Weite suchen.

Trotz diverser Niederschlagsereignisse war der Morgen immer noch einigermaßen manierlich, den Rest des Tages wird es nun aber unerträglich. Wir fahren ins nahe gelegene Hirtshals, um uns einmal den Fährhafen, in dem u. a. die Fähren nach Island ablegen, anzusehen. Aber lange bleiben wir nicht, denn das Wetter ist einfach zu unstet und es ist kein Vergnügen, draußen herumzulaufen.

 

Also geht es weiter in Richtung Løkken. Dort würden wir gerne übernachten, doch der Wind hat aufgefrischt und ist jetzt dermaßen stark, dass wir so richtig durchgeschüttelt werden. Da wir heute Nacht auf der Fähre nur kurz geschlafen haben, sind wir beide auch ziemlich übermüdet. Als Beifahrerin kann man sich das leisten, als Fahrer muss man sehen, dass man seine Sinne beieinanderhält, also legt sich Michael aufs Ohr und schläft auch in dem als Schiffschaukel sich gebärdenden Womo recht schnell ein. Als er wach wird, hat sich am Wetter wenig geändert, die Nacht in einem so unsteten Umfeld zu verbringen ist uns zu mühsam, zumal wir ja auch gar nicht wissen, ob es später nicht noch heftiger winden wird. Bevor wir hier eine extrem unruhige Nacht verbringen, beißen wir in den sauren Apfel und fahren noch ein ganzes Stück weiter in Richtung Aalborg, in der Hoffnung, im Landesinneren günstigere Verhältnisse vorzufinden. Schade, dass wir heute an vielen vielleicht interessanten Orten vorbeifahren. Aber wer unsere Seite schon länger verfolgt, der weiß, dass wir so etwas sportlich nehmen. Wir kommen wieeeeeder!

In Aalborg finden wir eine ganze Reihe von prinzipiell geeigneten Parkplätzen, aber nichts, was uns nach Größe und Lage wirklich zusagt. Immerhin hat der Wind nun tatsächlich nachgelassen. Nach längerer Suche stoßen wir auf einen etwas versteckt liegenden Parkplatz unweit des Fähranlegers nach Egholm, am Egholm Færgevej gelegen. Der Parkplatz wird von mehrere Meter hohen Hecken und niederen Bäumchen eingegrenzt, die den Wind vollends ausbremsen und es uns sogar ermöglichen, die Satellitenantenne auszufahren und den Fernsehabend einzuläuten. Damit hätten wir heute auch nicht mehr gerechnet, schön, wenn man so angenehm überrascht wird (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).