Freitag, 11.11.2022
Port-Saint-Louis-du-Rhône, wie es korrekt heißen muss, ist eine Gemeinde mit rund 8500 Einwohnern. Sie liegt im Département Bouches-du-Rhône, in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.
Die Stadt liegt am linken Ufer der Rhône (Grand-Rhône), etwa sechs Kilometer vor ihrer Mündung in das Mittelmeer. Da die Rhônemündung für Schiffe nicht befahrbar ist, wurde der Canal Saint-Louis erbaut, der die Binnenschiffe durch den Stadthafen von Port-Saint-Louis-du-Rhône in den östlich der Stadt liegenden Golf von Fos geleitet.
Die Gründung von Port-Saint-Louis-du-Rhône wurde von Napoléon Bonaparte angeordnet. Der Hafen wurde 1864, der Canal Saint-Louis 1873 eröffnet.
Westlich der Stadt und jenseits der Rhone ist die flache Landschaft im Mündungsdelta der Rhône von Brackwassersümpfen geprägt und beherbergt eine interessante Fauna und Flora, wie man sie aus der benachbarten Camargue kennt.
Weil Himmel und Landschaft in den seichten marinen Becken, auch aufgrund von Spiegelungen, manchmal vollständig zu einem Gesamtbild verschmelzen, wirkt die Landschaft größer als sie tatsächlich ist.
Eigentlich wollten wir heute nach Nimes fahren, dort auf dem Campingplatz übernachten, zwei
Tage die Stadt besichtigen, um anschließend in Richtung Cirque de Navacelles ins Gebirge weiterzufahren. Leider ist der Campingplatz in Nimes aber geschlossen und wir finden keine geeignete
Unterkunft, sodass wir uns ganz kurzfristig entscheiden in Richtung Süden an das Meer abzudrehen. Das ist das Schöne am Wohnmobil, dass man sich in kürzester Zeit den meisten Widrigkeiten einfach
entziehen kann. Und so tuckern wir nun ganz gemütlich über Landstraßen in Richtung Port Saint Louis.
Unser Stellplatz am Napoleonstrand (ohne VE) und der reguläre Stellplatz (mit VE) am Yachthafen (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Platanenalleen sind in Südfrankreich weit verbreitet. Jetzt sind sie einfach nur schön anzuschauen, aber im Sommer ist man für jeden Schattenspender dankbar.
Man könnte meinen, die beiden Alleenfotos entstanden kurz nacheinander. Tatsächlich liegen 2,5 Stunden zwischen den beiden Aufnahmen. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir das Städtchen Port Saint Louis. Viel los ist hier nicht, aber einkaufen können wir in jedem Fall. Allerdings steht uns der Kopf jetzt nicht nach Stadtbummel, denn wir sind schon ganz schön lange unterwegs und wollen endlich mal ankommen. Also fahren wir einfach durch den Ort durch und folgen der Landstraße bis zur südlichen Spitze der Landzunge.
Hier erreichen wir einen richtig großen Strand, den Plage Napoléon, auf dem zahlreiche Wohnmobile geparkt sind. Bezüglich der Tragfähigkeit sind wir ein wenig
misstrauisch. Aber wo so viele Fahrzeuge stehen, muss der Untergrund ja wohl tragfähig sein. Also begeben auch wir uns auf die Sandpiste und reihen uns ein. Ein leichter Wind weht und die Sonne strahlt von einem blauen Himmel. Richtig angenehm und entspannend.
Damit niemand übermütig wird und meint, er müsste direkt am Wasser stehen, hat die Gemeinde eine Begrenzungslinie aus Rundhölzern in den Untergrund eingelassen. Dort stehen wir nun in Reihe und Glied, wie all die anderen.
Wegen der Größe des Strandes gibt es reichlich Platz für alle und so fühlen sich hier auch Zeitgenossen wohl, die gerne etwas mehr Distanz zum Nachbarn haben möchten. Auf uns trifft das nicht zu und die Franzosen neben uns sind auch sehr redselig. Das passt, auch wenn wir nicht all Zuviel verstehen.
Eine Gebühr wird im Winter übrigens nicht erhoben, da kommt Freude auf. Allerdings gibt es auch keine VE, man sollte also sein Fahrzeug
vor der Anreise schon entsprechend präparieren. In der allergrößten Not kann man bei der Schwarzwasserentsorgung auf den beschrankten Stellplatz in der Stadt, unweit des Yachthafens
zurückgreifen, Trink- und Grauwasser lassen sich ja bunkern.
Kaum steht das Auto, sind die Klappstühle auch schon ausgeladen, wir machen uns vor den anrollenden Wellen breit und genießen die winterliche Sonne. Die Temperaturen sind richtig angenehm mit knapp 20 Grad.
Am späten Nachmittag ziehen wir wieder um vor das Womo und bereiten unser Abendessen vor. Zum Glück haben wir auf der Fahrt bereits eingekauft und so sind wir erst einmal für zwei Tage autark. Tatsächlich fährt am Abend kaum ein Fahrzeug weg und so fühlen wir uns sehr sicher für die Nacht.
Es ist immer wieder überraschend, wie schnell im Winter der Abend naht. Um 17:00 steht die Sonne schon über dem Horizont. Jetzt haben wir keine Stunde mehr, dann ist es schon wieder dunkel.
Aber die Stunde, in der die Sonne nun alles mit einem gelb orangefarbenen Anstrich überzieht, muss Michael unbedingt noch ausnutzen.
Ein etwas höher gelegener Dünenkamm wird gerade noch von den letzten Sonnenstrahlen erreicht.
Salzwiesen mit den für dieses Habitat typischen Gräsern. Obwohl sie weniger als hundert Meter von unserem Fahrzeug entfernt sind, wimmelt es hier von Stechmücken, während wir am Womo keine Probleme haben. Das liegt wohl am Wind, der über den flachen Strand streicht und dafür sorgt, dass wir nicht belästigt werden.
Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang endet der Tag. Das tut im November doppelt gut.
Samstag, 12.11.2022, Plage Napoléon - Tag 2
Wie der Abend endete, so beginnt der Morgen. Auch wenn der Wind unser Wägelchen etwas mehr in Schwingungen versetzt hat, als das üblicherweise der Fall ist, haben wir prima geschlafen und sind richtig gut erholt.
Bei geöffneten Luken lassen wir den Morgen ganz langsam auf uns zukommen. Schön, einfach einmal gar nichts zu machen. Das war eine gute Entscheidung, hier herzufahren.
Unser Blick ist gigantisch. Fünfzig Meter vor uns das sanfte Rauschen der Wellen und die Sonne
scheint von einem strahlend blauen Himmel. Ansonsten ist es ziemlich ruhig, denn die Allermeisten liegen noch in den Federn und lassen es sich genauso gut gehen wie wir.
Gegen 09:00 Uhr inspiziert die Umweltpolizei den Strand, aber es gibt nichts zu beanstanden und so drehen sie nur eine kleine Runde und sind gleich wieder verschwunden.
Als wir frühstücken, vernehmen wir ein ungewohntes Geräusch über unserem Fahrzeug. Erst denken wir, da wird doch kein Hubschrauber landen. Aber dann sehen wir, dass so eine Art Ultraleichtflugzeug seine Bahnen über dem Strand zieht.
Dünen und Salzwiesen konnten wir uns gestern nur kurz anschauen.
Deshalb geht es heute noch einmal dort hin. Was gestern galt, gilt allerdings auch heute. Kaum sind wir ein Stück in die Salzwiesen hineingelaufen, sind die ersten Stechmücken im Anflug. Und so sind wir schneller wieder draußen als wir drin waren.
Leider geht uns so langsam das Trinkwasser aus und das Schwarzwasser müsste auch mal geleert werden. Dazu sind einige Einkäufe zu machen und so entschließen wir uns nach dem Frühstück nach Port Saint Louis zu fahren.
Salzwiesen entlang der Straße und flache Gewässer. Da tummeln sich gern Flamingos, die heute allerdings deutlichen Abstand zur Straße halten.
Reuse oder Fischernetz? Wir wissen es nicht, aber Meeresgetier wird hier früher oder später ganz sicher herausgezogen.
Toll, wie weit man hier überall schauen kann. Fehlt nur noch ein Aussichtsturm.
Wenn wir morgen weiter wollen, müssen wir den Fluss überqueren. Das bedeutet entweder einen deutlichen Umweg über Arles in Kauf zu nehmen oder die Fähre nordwestlich
von Port Saint Louis zu benutzen. Deshalb fühlen wir heute schon einmal vor, ob der Fähranleger so gestaltet ist, dass wir mit unserem Brummer nirgendwo aufsetzen. Die Prüfung ist erfolgreich, also können wir morgen ohne
große Umwege nach Westen weiterfahren.
Vom Fähranleger geht es
zum offiziellen Womo-Stellplatz nach Port Saint Louis. Die VE-Station liegt hinter der Schranke, sodass wir uns nicht uneingeschränkt bedienen können. Da der Platz aber von Camping Car Park betrieben wird und wir ja bereits deren Zugangskarte besitzen, können wir zumindest Trinkwasser
zapfen und die Toilettenbox entleeren. Jetzt sind wir wieder 2 Tage autark. Jetzt noch schnell einkaufen und schon geht es zurück an den Strand.
Unser alter Abstellplatz ist frei geblieben und so beziehen wir wieder unseren Platz und
vergammeln den Rest des Tages vor dem Womo bzw. am Strand. Die Franzosen im Bildhintergrund haben es sich hier so gemütlich eingerichtet, dass man annehmen darf, dass die mindestens noch etliche
Tage hier verbringen.
Die vielen Fußspuren könnten darauf hindeuten, dass es hier vor Leuten nur so wimmelt. Tatsächlich sieht man über den Tag verteilt nur ganz wenige Leute vorbeiflanieren. Die Trittsiegel bleiben einfach aufgrund einer höheren Anzahl an feuchten und kühlen Tagen länger erhalten, sofern der Wind nicht allzu heftig bläst.
Die wenigen verbleibenden Mittagsstunden vergehen wie im Flug und schon nähert sich die Sonne wieder dem Horizont.
Abendstimmung am Plage Napoléon.
Hoffen wir mal, dass sich die Wolkendecke bis morgen früh wieder verzogen hat.
Wie man sieht, liegt der Strand nur wenig oberhalb der Wasserlinie. Wo das Gelände nur ein wenig tiefer liegt, wird es bei Flut vom Meer gewässert. Man sollte also
schon etwas schauen, wo man sich hinstellt. Auch wegen der Korrosion, die dieses Wasser mit sich bringt.
Ein weiterer, wirklich schöner Tag geht zu Ende.