Sonntag, 07.04.2024
Gegen 10:00 Uhr geht es wieder das Bergsträßchen D 900A hoch. Wieder geht es über die Stahlgitterbrücke, die hier die Bléone
überquert.
Unser erstes Ziel ist das Cephalopodenpflaster „La Dalle aux Ammonites“. Der Himmel ist leider etwas bedeckt, die Sonne kommt nicht so richtig heraus. Trotzdem geht unsere gestrige Überlegung bezüglich des Lichtes auf. Mit der Sonne bzw. einem hellen Himmel im Rücken lässt sich das Cephalopodenpflaster deutlich besser fotografieren, wenngleich auch jetzt noch ein Elektrokabel stört, wenn man kein Weitwinkelobjektiv hat.
Wie man sieht, hält sich das Interesse des Publikums in Grenzen. Schadet nicht, so können wir in Ruhe unsere Aufnahmen machen.
Auf 320 m² gibt es mehr als 1.550 Ammoniten. Diese Ammoniten sind groß: Die größten haben einen Durchmesser von immerhin 70 cm! Der wissenschaftliche Name der hier befindlichen Art ist Coroniceras multicostatum. Diese Art ermöglicht es, die Platte auf ein Alter von etwa 200 Millionen Jahren (Unterjura) zu datieren.
Detailaufnahme des oberen Teils des Ammonitenpflasters.
Detailaufnahme des unteren Teils des Ammonitenpflasters. Soweit Michael das erkennen kann (Hand an das Pflaster zu legen ist ja strengstens verboten) handelt es sich überwiegend oder sogar ausschließlich um eine Steinkernerhaltung. Als "Steinkern" bezeichnet man den fossil überlieferten "Innenausguss" von Schalentieren. Es sind also nicht die Schalen der Tiere, die wir hier sehen.
Am Pflaster halten wir uns nicht allzu lange auf, denn wir wollen heute auch noch eine kleine Wanderung machen. Deshalb geht es nun weiter zum Ichthyosaurier-Parkplatz. Auch hier geht die Rechnung auf. Am Sonntagmorgen sind nicht wirklich viele Ausflügler unterwegs und so bekommen wir für unser Gefährt eine ordentliche Stellfläche.
Was bitteschön ist ein Ichthyosaurier? Die Ichthyosaurier (umgangssprachlich auch Fischsaurier) sind eine Gruppe ausgestorbener Reptilien aus dem Mesozoikum (Erdmittelalter). Sie waren vollständig an das Leben im Wasser angepasst, lebten ausschließlich im Meer und konnten zwischen 1 und 20 Meter Länge erreichen. Insgesamt sind etwa achtzig Arten beschrieben. Sie lebten über einen Zeitraum von über 150 Millionen Jahren und starben vor 93 Millionen Jahren zu Beginn der Oberen Kreide aus, etwa 30 Millionen Jahre vor dem Aussterben der Dinosaurier. Würde man nur die äußere Form betrachten, könnte man sie mit einem Delfin verwechseln.
Das Kärtchen oben zeigt den 2 km langen Wanderweg (einfache Strecke). Der Weg verläuft zunächst eben, steigt dann aber bis zum Col du Jas kontinuierlich an und soll dabei ein Niveauunterschied von 200 Höhenmeter überwinden.
Hier befinden wir uns noch im untersten, flachen Teil der Passage.
Schon bald steigt der Weg moderat an, hat aber auch immer wieder flachere Passagen.
Auf halber Strecke sind dann auch etwas steilere Wegabschnitte eingebaut, insgesamt ist der Weg aber auch von ungeübten Wanderern zu bewältigen. Der größte Teil des überwiegend bewaldeten Pfades ist trotz einiger feuchter Passagen jetzt schon erschreckend trocken, obwohl es ja noch Frühjahr ist. Da kann man schon verstehen, dass die Behörden in Südfrankreich im Sommer manche Wandergebiete sperren, um jedes Risiko eines Waldbrandes so weit als möglich auszuschließen.
Michaels Interesse gilt eher den größeren Pflanzen, Angelika achtet auch auf die kleinen Wegbegleiter.
Wir sehen Moose, Flechten und verschiedene Blumen entlang unseres Wanderweges und haben schöne Ausblicke in die kleine Schlucht, die entlang des Wanderweges verläuft.
Kurz vor dem Col du Jas setzt dann noch ein ordentlicher Anstieg ein. Danach haben wir den anstrengenden Teil der Wanderung hinter uns gebracht.
Nach etwa einer Stunde haben wir es gepackt. Leider ist das Fossil eingehaust und nur hinter Glasscheiben zu
besichtigen.
Der Erhaltungszustand ist nicht besonders gut und die Überreste des Fossils sind auch etwas auseinandergedriftet, aber man erkennt doch, dass es sich um ein Delphin ähnliches Lebewesen handelt. Ohne Einhausung würde man es natürlich noch etwas besser erkennen können. Man muss einfach verstehen, dass es immer Banausen gibt, die sich an so einem Ort unangemessen benehmen. Insofern schön, als man sich diesen Naturschatz am Ort der Ablagerung ansehen kann und ausnahmsweise einmal nicht ins Museum muss.
Gegenüber der Fossillagerstätte befindet sich ein Hügel mit dunklen Ablagerungen. Dabei könnte es sich um Gesteine des
schwarzen Juras handeln. Wer kein besonderes Interesse für Fossilien aufbringt, für den ist der Weg hier hoch, sicher weniger interessant. Und wer gerne wandert und auch vor knackigen Anstiegen
nicht zurückschreckt, der mag in den umliegenden Bergen besser bedient werden. Für uns war es einfach ein schöner Sonntagsausflug.