Les Mées

Samstag, 06.04.2024

Die Nacht war ruhig, wir haben prima geschlafen, nichts und niemand hat uns gestört. Der Platz ist für Durchreisende gut geeignet, insbesondere wenn man die über den kostenlosen Stellplatz hinausgehenden Möglichkeiten mitbetrachtet.

Während wir frühstücken, hören wir immer wieder Fluggeräusche, doch die sind nicht sehr laut und wir sehen auch kein Fluggerät, als wir noch etwas müde aus dem Fenster schauen.

Erst als Michael sich einmal die Mühe macht aus dem Fahrzeug auszusteigen, sieht er mehrere Ultraleichtflugzeuge, die hier offenbar im Nahbereich eines Flughafens ihre Kreise ziehen.

Gerne nutzen wir am Morgen noch die Möglichkeit, unser Auto wieder autark zu machen.Die Entsorgungsstation ist etwas in die Jahre gekommen, aber wir sind ja inzwischen doch einigermaßen erfahren und wissen mit nicht ganz optimalen Umständen umzugehen. 

Auf Frischwasser tanken verzichten wir, weil Schwarz- und Trinkwasseranschluss zu dicht zusammen sind.

Bei der Waschanlage haben wir nicht genau genug hingeschaut, deshalb sind wir nicht ganz sicher, ob man dort auch Womos waschen kann.

Obwohl der Markt hier nicht zu den günstigsten gehört, nutzen wir die Gelegenheit auch um unsere Vorräte zu ergänzen, da müssen wir nicht anderenorts mühsam nach Märkten und Parkplätzen Ausschau halten. Und Wäsche waschen könnten wir auch.

Wer nicht kochen möchte, wird vielleicht in dem nahegelegenen Bistro fündig werden.

Nachdem wir unser Wägelchen auf Vordermann gebracht haben, geht es weiter Richtung Sisteron.

Wir überqueren die Durance.

In wenigen Minuten erreichen wir Les Mées. Les Mées ist eine französische Gemeinde mit 3884 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Alpes-de-Haute-Provence in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie ist dem Arrondissement Digne-les-Bains und dem Kanton Oraison zugeteilt (Wikipedia entnommen).

In Les Mées finden wir erst einmal keinen Parkplatz, aber dann fahren wir von der Hauptstraße ab in Richtung Sportplatz und haben hier allen Platz der Welt. Der Platz macht auch einen sicheren Eindruck und er ist gar nicht weit von der Attraktion dieses Ortes entfernt.

Und die Attraktion dieses Ortes sind Les Pénitents des Mées (Die Büßer von Les Mées). Wie man sieht, verläuft die Felswand von Südwest nach Nordost. Deshalb ist es recht ungünstig, wenn man sie am Morgen oder Mittag fotografieren muss. Östlich der Büßer von Les Mées befindet sich ein preiswerter kommunaler Campingplatz, der in P4N recht gut bewertet ist. Wer Zeit hat, sollte den einmal testen. Aufgrund der Lage müsste es von dort aus Wege hoch auf das Plateau hinter den Felsnadeln zum Belvédère Jean Millet geben und von dort oben sollte man dann auch eine vorzügliche Aussicht auf das Tal haben.

Les Pénitents (‚Die Büßer‘), eine bizarre Felsformation, die sich weithin sichtbar oberhalb des Dorfes erhebt.

Kein besonders gelungenes Foto, aber eines, das zeigt, wie nah die Stadt an die Felsnadeln heranreicht. Die Felsformation erstreckt sich über circa einen Kilometer und die höchste Spitze überragt das Tal um 114 Meter. Das Aussehen der Felsen hat die Namensgeber an eine Gruppe von Ordensbrüdern, die Mönchskutten mit Kapuzen tragen, erinnert. Obwohl es den Eindruck macht, das Gebilde setze sich aus einzelnen Kegeln zusammen, handelt es sich in Wirklichkeit um einen einzigen großen Sedimentkörper, der aus zahlreichen übereinander liegenden Schichten eines Konglomerates (ein zu Gestein verfestigter Grobkies) besteht.

Die Verwitterung erodiert einen bestehenden Gesteinskörper häufig entlang der im Gesteinskörper bereits angelegten Klüfte oder Kluftsysteme. Klüfte sind feine Trennflächen im Gestein, die durch verschiedene Prozesse entstehen können. Oft sind es tektonische Beanspruchungen durch Bewegungen der Erdkruste.

Das heutige Aussehen des Felsmassivs ist das Ergebnis des Zusammenspiels von Erosion und Klüftung: Das Konglomerat, aus dem die Pénitents bestehen, ist sehr widerstandsfähig gegen Erosion und ist daher auf natürliche Weise aus dem Berg herauspräpariert worden. Die Pénitents gehören zum Valensole-Plateau, bei dem es sich eigentlich um ein ehemaliges Sedimentbecken handelt, das im westlichen Alpenvorland ab dem frühen Miozän (Burdigalium, vor ca. 20 Millionen Jahren) mit Alpen-Molasse zugeschüttet wurde, heute aber vorwiegend ein Erosionsgebiet ist. Die Konglomeratschichten, aus denen die Pénitents bestehen, wurden vor etwa 5 Millionen Jahren durch Flüsse abgelagert.

 

Um abfließendes Regenwasser aus den Bergen umzuleiten, das nach schweren Gewittern mehrmals Les Mées verwüstet hatte, wurde im 18. Jahrhundert eine 200 Meter lange Galerie in den Fels getrieben.

Ein einziger Fußweg erlaubt die Überquerung der Pénitents. Die gut vier Kilometer lange Route beginnt in Les Mées, steigt dann bis zur Krete (Gebirgskamm) an, verläuft ein Stück parallel zum Gebirgskamm und erreicht danach wieder den Fuß des Felsens. Die weiteren Schluchten sind schwierig zu begehen und steinschlaggefährdet. Wie man hier sehr schön sieht, steht die Sonne am Morgen direkt hinter der Steilwand, sodass es ausgesprochen schwierig ist, um diese Zeit eine vernünftige Belichtung zu bekommen. 

Lange kämpfen wir mit dem Licht, am frühen Nachmittag passt es dann einigermaßen. Wie bei den Mallos de Riglos ist man im Ort auch zu nah dran. Auf die Schnelle einen geeigneten Fotopunkt zu finden, ist gar nicht so einfach. An der D 44, westlich von Les Mées werden wir dann doch noch fündig.

 Wie man sieht, ist die Belichtung am frühen Nachmittag bereits deutlich besser.

 

Nun wollen wir weiter. Noch immer Sisteron auf dem Schirm, entscheiden wir uns ganz kurzfristig einen Abstecher nach Digne-les-Bains zu unternehmen. Dort soll es ein Pflaster mit Cephalopoden geben, ein Cephalopodenfriedhof gewissermaßen, außerdem einen Wanderweg zu einem Ichtyosaurierfossil und ein Bergsträßchen (D 900A) in Richtung der Blèone-Schlucht, die wir uns sehr gerne einmal ansehen möchten.

Es sind nur 30 km bis Digne-les-Bains, das wir gegen 14:00 Uhr erreichen. In der Avenue René Cassin finden wir diesen kostenlosen Stellplatz, unmittelbar südlich des Flüsschens Bléone. Direkt am Fluss hat man natürlich permanent ein Hintergrundrauschen. Für uns eher ein beruhigendes Geräusch, solange es nicht zu heftig regnet in den Bergen.

 

Nachdem wir gesehen haben, dass noch ausreichend freie Plätze vorhanden sind, beschließen wir den Tag noch zu nutzen und uns die Bléoneschlucht, soweit sie für Womos befahrbar ist einmal anzusehen.

VE-Station für Grau- und Schwarzwasser. Kein besonders schöner Platz, aber für eine Nacht hat man hier fast alles, was man unbedingt braucht.