Burg Berwartstein

Der Berwartstein ist eine mittelalterliche Felsenburg im südlichen Pfälzerwald, dem deutschen Teil des Wasgaus in Rheinland-Pfalz. Die Burg wurde – 300 Jahre nach ihrer Zerstörung durch Blitzschlag – in den 1890er Jahren wieder aufgebaut und ist als einzige im Wasgau noch bewohnt.

 

Wegen seiner zahlreichen Felsen und Burgen führt der südwestliche Teil des Wasgaus, dessen Zentrum die Kleinstadt Dahn bildet, den Namen Dahner Felsenland; Sportkletterer finden dort zahlreiche Kletterfelsen. Wie viele andere Burgen der Gegend ist auch der Berwartstein eine weitgehend in den gewachsenen Sandstein gehauene Felsenburg. Daneben gelten der Drachenfels und die Dahner Burgengruppe als Hauptvertreter dieses Burgentyps, bei dem Treppen, Gänge und Kammern aus dem Fels gemeißelt sind. Beim Berwartstein gruppieren sich diese Räume zu einem komplexen Höhlensystem, das den großen Felsen der Oberburg durchzieht.

 

Gegenüber seinen Nachbarburgen wirkt der Berwartstein auf den ersten Blick wie eine vollständig erhaltene Burganlage, deren Oberburg sich über 400 m² erstreckt. Die Gebäude sind jedoch zum Großteil eine nachträgliche Ergänzung der ursprünglichen Felsenburg und entstanden in den 1890er Jahren bei der Restaurierung und Rekonstruktion, die zum Teil nicht originalgetreu erfolgte.

 

Ein Beleg für das Können der ursprünglichen Baumeister ist der Burgbrunnen, für den ein angeblich etwa 104 m tiefer Brunnenschacht in Handarbeit senkrecht durch den Fels bis auf die Talsohle getrieben wurde. Eine Schachttiefe von 75 m erscheint allerdings plausibler, weil dies genau die Höhendifferenz zum Erlenbach ist, der als Vorfluter die Höhe des Grundwasserspiegels bestimmt. Der Schacht, der seinen Durchmesser von 2 m über die gesamte Tiefe beibehält, garantierte bei Belagerungen die Wasserversorgung und damit die erfolgreiche Verteidigung der Burg (überwiegend Wikipedia entnommen).

Weil im Pfälzerwald viele Ziele eng beieinanderliegen, hatten wir am Vortag schon einmal die Gelegenheit genutzt, uns die Zuwegung und Parkplatzsituation anzusehen. Der Parkplatz unterhalb der Burg ist kostenlos und befindet sich im Privatbesitz. Ob der ausreichend dimensioniert ist, können wir nicht beurteilen. Dass er aber nicht besonders wohnmobilgerecht gestaltet ist, erkennt man sofort an den engen Durchfahrten im Eingangsbereich und auf dem Platz selbst. Für uns hieß das möglichst frühzeitig anreisen, um den Parkplatz so aussuchen zu können, dass wir nicht von Pkw zugestellt werden können. Aktuell (Sommer 2024) öffnet die Burg um 09:30 Uhr und exakt um diese Zeit wird auch die Kette an der Einfahrt entfernt. Unser Plan geht auf.

Bis zum Eingang der Burg sind es nur etwa 250 m Fußweg.

Ein breiter Waldweg führt nach oben, die Strecke ist von allen zu bewältigen, die Treppen steigen können, davon gibt es allerdings einige in der Burg.

Hier stehen wir bereits am Fuße der Burg und wenden uns nun nach rechts.

Nur noch ein kurzes Stück an der Burgmauer entlang, dann geht es nach links und man steht vor dem Burgeingang.

Der "einzige Eingang zur Burg" wird von zwei stilisierten Rittern bewacht.

Auch wenn die Burg nicht originalgetreu wieder aufgebaut wurde, macht sie auf den Laien doch einen authentischen Eindruck.

Den Vorhof der Burg hat man liebevoll mit Tischen und Stühlen sowie etwas Grün dekoriert, was die Gäste zu einer Pause verleiten sollen. Insofern ist ein Ausflug vielleicht auch für Personen mit eingeschränkter Bewegung interessant. Denn wann speist man denn schon einmal in so einem stilvollen Ambiente?

Hübscher Torbogen zu einem der Hinterhöfe.

Wir sind die ersten Besucher, entrichten unseren Obolus und dürfen alsbald in die Burg eintreten. Viele nehmen hier an einer Führung teil, die sicherlich manches erläutern würde, was wir nun nicht in Erfahrung bringen. Der Vorteil ist aber, dass wir uns nicht irgendeinem Gruppentempo anpassen müssen, sondern alle Details der Burg in Ruhe anschauen können. Hinzu kommt, dass alle Räume leer sind und wir ungestört fotografieren können. Da lacht das Fotografenherz.

Auf uns wirkt das Inventar stilecht. Ob man im Mittelalter tatsächlich Werkzeuge hatte, um Holztreppen, Geländer und sämtliche Möbel so akkurat anzufertigen, wie sie hier zu finden sind, kann man sich kaum vorstellen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Leute damals noch Zeit hatten. Vermutlich ist vieles von dem, was wir sehen, deutlich jüngeren Datums.

Der angeblich 104 m tiefe Brunnen. Nach der aktuellen Beschaffenheit zu urteilen, wird der wohl kaum noch genutzt. Mit einem Lichtlot könnte man leicht überprüfen, ob die Tiefenangabe stimmt. Aber man weiß natürlich auch nicht, wie viel Unrat über die Jahrhunderte in diesen Brunnen gelangt ist.  

Die Burgküche mit Küchengeräten, die sicherlich deutlich jünger als 900 Jahre sein dürften.

Eine kunstvoll gestaltete Truhe, die gleichzeitig als Sitzgelegenheit diente. 

Kampfanzüge aus unterschiedlichen Zeiten.

Kriegsgerät des Mittelalters.

Hier sieht man, wie mühsam dem Fels jeder Zentimeter abgerungen werden musste. Es muss Jahre gedauert haben, bis die ersten Räumlichkeiten, Treppen und Flure ausgestaltet waren.


Das sieht nach Schikane aus, um es höflich auszudrücken. Hier wäre ein Sachkundiger sicherlich hilfreich.

Das sieht doch sehr nach einer Streckbank aus. Wenn man bedenkt, wie leicht man in Verruf geraten und auf einer solchen enden konnte, da überdenkt man doch, ob es wirklich so reizvoll wäre, einmal für kurze Zeit im Mittelalter zu leben.