Von Gruissan nach Ille-sur-Têt

Die Orgelpfeifen von Ille-sur-Têt

Samstag, 19.11.2022

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Michael möchte sich gerne noch die Orgelpfeifen von Ille-sur-Têt ansehen. Am Montag soll das Wetter allerdings schlechter werden und endlos Zeit haben wir angesichts unseres geplanten Restprogramms auch nicht mehr. Also muss eine schnelle Entscheidung her. Und so beschließen wir den heutigen Samstag und den morgigen Sonntag bei besten Wetterbedingungen für Exkursionen zu nutzen und am Montag eine Überführungsetappe einzulegen. 

Von Gruissan gibt es keinen direkten Weg nach Süden. Also fahren wir zurück nach Narbonne und begeben uns dann auf die D6009 und später auf die D900 bzw. die Route National RN9, die hier parallel zur Autobahn A9 in Richtung Spanien führen. Die Landstraße lässt sich wunderbar befahren. Klar dauert es etwas länger bis zum Ziel, aber so ist es kostengünstiger und wir sehen deutlich mehr von Land und Leuten. Westlich Perpignan erreichen wir die N116, die uns entlang des Tals der Têt nach Ille-sur-Têt führt. Der Campingplatz ist aktuell leider geschlossen, aber wir finden auf dem Parkplatz des Supermarktes SuperU eine echte Alternative.

Wir können gar nicht glauben, mit wieviel Wohlwollen die Camper hier aufgenommen, ja geradezu eingeladen werden. Das funktioniert so ähnlich wie bei Walmart in den USA und es ist natürlich nicht ganz uneigennützig. Man möchte potenzielle Kundschaft an den Markt binden. Eine Win-win-Situation? Die Rechnung scheint bei vielen aufzugehen. Was den Einkauf bei SuperU angeht, kennen wir inzwischen die Preise in französischen Märkten ganz gut und kaufen nicht blind jeden Artikel, andere Märkte haben aber auch nichts zu verschenken, also können wir uns auch mit einem Einkauf an Ort und Stelle bedanken. Und nein, wir bekommen kein Geld für unser Lob.

Folgendes wird geboten bei SuperU:

 

- Saug- und Waschgelegenheit für

  Womos, mit einem erhöhten Podest.

- Einige wenige Stromanschlüsse.

- Waschmaschinen und Trockner,

  auch am Sonntag nutzbar.

- Großzügige Stellflächen hinter dem

  Supermarktgelände.

- Wenn es mal richtig schüttet über-

  dachte Flächen.

- Günstiger Dieselkraftstoff.

- Wer französische Gasflaschen

  nutzt, kann sich hier versorgen.

- Und natürlich die Einkaufsmöglich-

  keiten im Supermarkt mit einer

  ganz ordentlichen Fischtheke.

 

Es fehlt eigentlich nur noch VE, aber dann wäre der Platz wohl so voll, dass man kaum noch eine Chance hätte für ein oder zwei Tage hier unterzukommen.

Der hintere Teil des weitläufigen Parkplatzes. An beiden Nächten, die wir hier schlafen, sind 10 bis 15 Womos vor Ort. Ausreichend Platz für Privatsphäre.  

Am östlichen Ende des teil überdachten Bereichs befinden sich die Plätze mit Stromanschluss, unmittelbar neben der "Womo-Waschanlage".

Die Plätze mit Strom sind rar und entsprechend begehrt, sie scheinen von einigen Dauercampern belegt zu sein. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders.

Etwas oberhalb davon liegt die Tankstelle, die auch Gasflaschen vorhält.

Direkt vor der Ostseite des Marktes Waschmaschinen und Trockner. Hier sind natürlich auch Einheimische und das auch gerne mal am Sonntag zugange. 


Die Preistafel als Erinnerung und mit der Hoffnung verbunden, es möge wieder einmal billiger werden. Die Crevetten als Erinnerung an einen Stellplatz, an dem wir uns wohlfühlten, auch wenn er nicht im Grünen lag.

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Nachdem unsere Quartiersuche erfolgreich war, können wir uns nun dem eigentlichen Ziel unseres Besuchs zuwenden. Um vom Stellplatz am SuperU zu den Orgelpfeifen zu gelangen, fährt man zu der nördlich gelegenen Hauptstraße und dann nach Westen in Richtung Altstadt. Die Straße umrundet den historischen Kern von Ille-sur-Têt, wendet sich dann wieder nach Norden und überquert die Têt. Etwa 700 m oberhalb der Têt biegt eine Einbahnstraße in Richtung Besucherzentrum ab. Die Gesamtstrecke beträgt etwa 3,5 km  (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Wir erreichen das kleine Besucherzentrum. Noch ist alles verschlossen, leider öffnet es erst um 14:00 Uhr. Im Winter kommen wohl zu wenige Besucher. Also machen wir es uns im Womo gemütlich. 

Preistafel und Hinweisschild, das den Weg zum Parkplatz östlich des Besucherzentrums weist. Der Parkplatz war zumindest bei unserem Besuch kostenlos.

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Jetzt ist ausreichend Platz, im Sommer ist es möglicherweise etwas zu eng.

Die Preistafel. Punkt 14:00 Uhr erwerben wir 2 Tickets zu insgesamt 10 € und los geht es.

Vom Besucherzentrum führt ein 800 m langer, leicht ansteigender Fußweg in Richtung der angrenzenden Hügel. Das Gelände, in dem sich die Felsengruppen mit den Orgelpfeifen befinden ist recht klein. Von der Eingangskontrolle beträgt die einfache Strecke etwa 250 m, dann hat man schon alles gesehen. Prinzipiell ist das Gelände auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Bis auf einige verwinkelte Ecken und einige wenige, knackige Anstiege lässt sich das Terrain ganz gut bewältigen, meint Michael, der allerdings noch nie einen benutzt hat (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Gegenüber des Besucherzentrums geht es jetzt über ein Brückchen in Richtung Les Orgues, also zu den Orgelpfeifen. Ohne Ticket hier rein zu laufen ist übrigens keine gute Idee, denn es gibt vor der eigentlichen Attraktion eine Einlasskontrolle.

Vielleicht um die Wegstrecke etwas kurzweiliger zu gestalten durfte ein Künstler am Wegesrand Kreaturen aus Stahl aufstellen.  

T. Rex ist auch dabei.

Für Ungeduldige zieht es sich trotzdem wie Kaugummi.

Endlich nähern wir uns dem Objekt der Begierde.

Ein erster Blick durch ein botanisches Fenster ist vielversprechend. Neben Roussillon, Rustrel und Cirque de Mourèze sind die Orgelpfeifen von Ille-sur-Têt schon der vierte Geotop, den wir in diesem Urlaub zu Gesicht bekommen. Da kann man sich als Naturliebhaber nicht beklagen. Nach einer vielleicht nicht ganz präzisen, aber populärwissenschaftlich einigermaßen verständlichen Definition ist ein Geotop ein Gebilde der unbelebten Natur, das Einblicke in die Erdgeschichte, einschließlich der Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde vermittelt.

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

In einem Model hat man das Gelände miniaturisiert und bekommt so auch ohne Drohne einen recht guten Überblick. Wenn wir uns recht erinnern, bedürfen Drohnenflüge übrigens einer vorherigen Genehmigung. In dem Model kann man auch gut, die aus einem verfestigten Konglomerat bestehenden Deckschichten erkennen (dunkelbraun ausgehalten), die die darunter befindlichen, leichter erodierbaren Sande vor allzu rascher Erosion schützen. 

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Und hier ein erstes, schon recht beeindruckendes Orgelpfeifen-Ensemble mit Konglomeratresten ganz oben. Auf dem Deckgebirge ist ein lichter Baumbestand ausgebildet, dem die Erosion im Laufe der Zeit den Boden unter den Wurzeln wegzieht. Ganz rechts, der Baum hat deswegen schon leichte Schlagseite, krallt sich aber, mit allem, was ihm zur Verfügung steht an der verbleibenden Krume fest und versucht das Unvermeidliche so lange als möglich hinauszuzögern.  

 Hier ein Übersichtsfoto zu einem der Orgelpfeifenensembles.

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Detailaufnahme desselben Orgelpfeifenensembles aus einem etwas anderen Blickwinkel.

Ille-sur-Têt, Südfrankreich, Orgelpfeifen

Und hier sieht man auch einmal ganz schön, warum dauernd von Orgelpfeifen die Rede ist. Mehr davon gibt es in Ille-sur-Têt 2