Montag, 29.07.2024
Zwei Stunden gönnen wir uns für Tønder, den Ort der kurzen Wege, dann meinen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten alle gesehen zu haben und orientieren uns nach Vester Vedsted.
Vester Vedsted kennt natürlich kein Mensch. Es ist der Weiler, von dem aus man entweder mit dem eigenen Fahrzeug oder mit einem der Traktorenbusse hinüberfahren kann nach Mandø, vorausgesetzt es herrscht Ebbe. Und weil sich die Scheitelpunkte der Gezeiten täglich ändern, ist man gut beraten, sich diesbezüglich genau zu informieren. Denn eine ggf. erforderlich werdende Rettung kann teuer werden und im schlimmsten Fall sogar den fahrbaren Untersatz kosten. Und ob die Versicherung angesichts solchen Leichtsinns dann überhaupt den Schaden bezahlt, das ist doch sehr fraglich.
In Vester Vedsted durchfahren wir den Ort bis zum Okholmvej. Dort befindet sich der Parkplatz mit den Traktorenbussen. Hinter diesem Parkplatz schließen Schotterflächen an, auf denen Pkw und Wohnmobile parken können. Man kann hier auch kostenlos übernachten und es gibt auch eine Toilette. Wir sind allerdings nicht ganz sicher, ob die wirklich die ganze Nacht geöffnet ist.
Unmittelbar südlich des Parkplatzes befindet sich auch noch ein Museum mit einem schönen reetgedeckten Dach.
Wir bevorzugen eine Freifläche ohne Baumbestand, um TV glotzen zu können. Rechts unseres Fahrzeugs führt ein schmaler Pfad an eine der beiden Zubringerstraßen zur südlichen Passage in Richtung Insel. Die ist allerdings nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen.
So sieht das dann übrigens am folgenden Morgen, kurz bevor die "Traktorenbusse" losfahren, vor Ort aus. Neben den vielen Pkw kommen auch noch Reisebusse an. Dementsprechend sind die 5 bereitgestellten Traktorenbusse kurz vor der Abfahrt weitgehend gefüllt.
In der Grafik sieht man die beiden Zubringerwege (weiße Linien), von denen nur der nördliche (obere) Zubringer Låningsvej für private Fahrzeug zugelassen ist. Das hängt einfach damit zusammen, dass der ein wenig höher liegt als der südliche Zubringer und deshalb bei Ebbe weitgehend trockenfällt, während der südliche Weg auch bei Ebbe mehr oder weniger feucht bzw. nass bleibt.
Beide Wege sind bei Hochwasser nicht passierbar, da sie nur aus aufgeschüttetem Schotter bestehen und durch Buhnen befestigt sind. Der obere Schotterweg liegt 55 cm über dem Wattboden und eine Passage dauert bei Ebbe etwa 20 Minuten. An unserem Besuchstag waren es übrigens 35 Minuten. Neben den Gezeiten richtet sich die Passierbarkeit auch nach dem herrschenden Wind – bei starkem westlichem Wind ist der Zeitraum, zu dem der Låningsvej passierbar ist, deutlich kürzer.
Weiter südlich gibt es den Ebbevej, der aber nur für Traktoren passierbar ist, die mit Anhängern zum Transport von Touristen versehen sind. Sie werden „Mandø-Busse“ genannt und fahren von Vester Vedsted aus auf die Insel.
Die Einwohner von Mandø lehnen den Bau eines gezeitenunabhängigen Dammes ab, da durch diese Maßnahme eine große Zahl an Touristen auf die Insel käme, wofür Mandø zu klein ist. Ganz ehrlich: Zu dieser Entscheidung kann man den Einwohnern von Mandø nur gratulieren (lokale Detailinformationen überwiegend Wikipedia entnommen).
Auf die Insel kommen wir heute nicht mehr, dafür sind wir zu spät dran, aber um die Zubringer einmal anzusehen, dafür reicht es allemal. Unweit unseres Übernachtungsplatzes führt dieser Pfad zur Straße in Richtung der südlichen Passage.
Hier haben wir die Straße erreicht und folgen dieser nun etwa 15 Gehminuten nach Westen.
Hier sehen wir bereits den Deich, der das Festland gegen eine allzu aufbrausende See sichert. Den muss das Asphaltband nun noch überwinden.
Jenseits des Deichs befindet sich ein kleiner Parkplatz, der von frei stehenden Campern auch gerne genutzt wird, um von hier aus dem Sonnenuntergang zuzusehen. Bläst der Wind von See her oder ist die Flut deutlich erhöht, ist das kein guter Platz, denn dann reicht das Wasser bis an den Deichfuß heran. Ansonsten macht es sicherlich viel Spaß, hier zu stehen oder sogar zu übernachten.
Für Kinder ist das herrlich hier. In dem flachen Wasser kann nichts passieren und mit einem Boot kann man wunderbar die Umgebung erkunden.
Küstenschutz im Bildvordergrund, dahinter mit dürrem Geäst angedeutet der Verlauf der südlichen Trasse.
Markiert durch zwei Baumreihen erkennt man die südliche Trasse zur Insel Mandø.
Die Beschilderung ist eindeutig. Nur Traktorenbusse und vielleicht einige einheimische Insulaner mit Vierradantrieb können diese Route nutzen.
Und hier nun die nördliche Passage in Richtung Mandø. Auch hier gibt es gleich hinter dem Deich und noch innerhalb der potenziellen Überflutungszone einen Übernachtungsparkplatz. Wir sind doch überrascht, wie viele Fahrzeuge auf das kleine Inselchen wollen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird man sich überlegen müssen, unter welchen Bedingungen Touristen da hinüberfahren dürfen.
Prinzipiell könnten wir ja morgen bei Ebbe mit unserem Fahrzeug hinüberfahren, aber der Weg wird vermutlich während der kurzen Ebbe nicht vollständig abtrocknen. Und dann wird der Unterboden des Fahrzeugs mit Meerwasser und salzhaltigem Schlamm vollgespritzt, was die Korrosion des Unterbodens doch ungünstig beeinflusst. Nein, nein, das ist nichts für Michael. Das kann sich ja die graue Ware der Allradfahrzeuge antun. Für uns ist es doch viel geschickter, sich einem der Traktorzüge anzuvertrauen, die uns gefahrlos nach drüben bringen. Im Übrigen leiden auch die Traktorenbusse unter der Korrosion. Zwar haben wir auf Mandø dann nur etwa 3 Stunden Zeit bis zur Rückfahrt, aber so groß ist ja die Insel auch nicht.
Da die Anhänger für die Personenbeförderung nicht abgeschlossen sind, kann Michael sich einen der Hänger mal aus der Nähe ansehen, hinaufsteigen und Fotos machen.
Wir verbringen einen wunderbaren Abend auf dem PP unweit des Traktorenhalteplatzes.
Auf dem Parkplatz nächtigen etwa 10 Camper mit Fahrzeugen unterschiedlichster Größe. Damit ist der Platz nicht einmal halb gefüllt. Wie voll es morgen wird, wenn die Tagesgäste mit den PKW und zusätzlichen Campern kommen, haben wir ja bereits auf dem Foto weiter oben gesehen. Hinzu kommen dann noch die beiden oben vorgestellten Übernachtungsplätze jenseits des Deiches, die ebenfalls noch einmal 6 bis 8 Camper aufnehmen können.