Montag, 04.11.2024, Sevilla - 4. Besuchstag
Sevillas Kathedrale spontan zu besichtigen ist schon an besucherschwächeren Werktagen kein leichtes Unterfangen, am Wochenende haben wir es deshalb gar nicht erst versucht, obwohl wir jeden einzelnen Tag an der Kathedrale vorbeigelaufen sind. Nun hoffen wir, dass der Besucherandrang am heutigen Montag etwas abschwillt und wir spontan ein Ticket bekommen können. Zuerst müssen wir allerdings den Eingang finden, denn das Gebäude ist groß und es dauert einen Moment, bis wir das Eingangsportal auf der Südseite der Kirche (Puerta del Príncipe bzw. Puerta de San Cristóbal) gefunden haben.
Wer glaubt, er könne an einem ganz gewöhnlichen Werktag in der Nebensaison einfach mal bis zum Ticketschalter durchlaufen, der irrt. Denn natürlich gibt es auch heute wieder eine lange Warteschlange. Unsere Sorge, wir könnten mehr Zeit in der Warteschlange als in der Kirche verbringen, ist dann aber doch unbegründet. Denn als die Pforte endlich öffnet, geht es recht flott voran. Trotzdem sind am Ende 30 Minuten Wartezeit verstrichen und Angelika hat sich zwischenzeitlich in die Stadt verabschiedet. Michael ist bsi zuletzt unsicher, ob er an der Kasse überhaupt ein Ticket bekommt. Aber dann zahlt sich seine Beharrlichkeit dann doch aus. Für 7 € dürfen Pensionistas sowohl die Kirche als auch die Giralda besichtigen, da kann man jetzt wirklich nicht meckern.
Bei dem Besucherandrang vor der Kirche muss man befürchten, dass es drinnen richtig voll ist. Dort angekommen ist man aber überrascht. Es ist halt das drittgrößte Gotteshaus der Welt, da passen schon einige Leute hinein und die verteilen sich in den Weiten des Raumes.
Nach dem Eintritt beeindruckt natürlich das mächtige Hauptschiff alleine aufgrund seiner schieren Größe. Aber wir sind durch die Kirchenbesuche in Zaragoza und Salamanca inzwischen auch an diese monumentale Architektur gewöhnt und da nimmt man die monumentale Wucht, die auf die Besucher einwirkt, schon etwas gleichmütiger hin.
Neben dem Hauptaltar gibt es inmitten des Hauptschiffs und zu dessen beiden Seiten zahlreiche Nischen, in denen sich Nebenaltäre und sonstige sakrale Bauten, die die Blicke der Besucher aufgrund ihrer prächtigen Bauweise auf sich ziehen.
Beeindruckend auch die vielen filigranen Holzvertäfelungen.
Hochaltar mit Retabel, Capilla Mayor. Wir können hier wirklich nur eine kleine Auswahl dessen zeigen, was es in der Kathedrale zu sehen gibt. Jetzt wollen wir auch einmal auf den Turm besteigen, von dem aus wir uns eine schöne Aussicht auf die Stadt erhoffen.
Das Minarett der alten maurischen Moschee, heute Turm der Kathedrale und Giralda genannt, ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Turm ist der Rest der Moschee aus dem Jahr 1184 und war damals eines der höchsten Bauwerke der Welt (nur von den zwei größten der drei Pyramiden in Gizeh (Ägypten) übertroffen).
Außergewöhnlich ist, dass dieser Turm bis zur Höhe des Glockenstuhles, d. h. bis zu der Galerie auf ca. 70 m Höhe zu Pferde bestiegen werden kann. Wie man hier sehen kann, legten die Baumeister statt Treppen eine Rampe an, deren Deckenhöhe einen Aufstieg zu Pferd ermöglicht. Durch diese Rampe konnten wichtige Nachrichten rasch verkündet werden.
Im Glockenhaus hängen 24 Glocken, 20 an der Außenseite – je 5 an jeder Seite – und 4 Glocken innen. Auf der Spitze des Turms steht der bronzene Giraldillo. Es handelt sich dabei um eine weibliche Statue als Inkarnation (Verkörperung) des triumphierenden christlichen Glaubens. Sie ist 4 m hoch, wiegt ca. 2.000 kg und stammt von dem Künstler Bartolomé Morel. Heute handelt es sich bei dem Giraldillo, die sich an der Puerta de San Cristobal (Puerta de la Lonja) vor der Kathedrale befindet, um eine Kopie des restaurierten Originals. Dort befindet sich der Touristeneingang für Einzelpersonen in die Kathedrale und zum Besichtigen der Giralda. Einschließlich der in christlicher Zeit durchgeführten Erweiterungen, mit dem Giraldillo, misst die Giralda 104,5 Meter. Der Name Giralda (spanisch: girar – drehen, kreisen) stammt von der Wetterfahne auf der Turmspitze.
Blick vom Glockenhaus der Giralda auf die Altstadt.
Blick vom Glockenhaus der Giralda in Richtung Torre de Sevilla und dem Centro Comercial TORRE SEVILLA.
Blick vom Glockenhaus der Giralda in Richtung Metropol Parasol (Waffel) und der Brücke Puente del Alamillo weit im Norden.
Blick über die Dächer der Kathedrale.
Blick vom Glockenhaus der Giralda auf die Kathedrale mit dem Patio de los Naranjos (Orangenhof).
Der Blick nach Süden in Richtung der Brücke Puente del Centenario, deren mächtige Pfeiler alles andere überragen.
Blick nach Norden auf den Palacio Arzobispal, den Erzbischöflichen Palast. Er ist ein Zeugnis für Sevillas reiche kirchliche Geschichte. Das weitläufige Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert beeindruckt mit seiner ansprechenden barocken Architektur und seinen künstlerischen Exponaten.
Hier ist Michael bereits wieder auf dem Weg nach unten. Weil er schon kurz nach dem Einlass in die Kathedrale auf den Turm ging, waren beim Aufstieg kaum Besucher zu sehen, denn die hielten sich zunächst einmal in den Weiten der Kirchenschiffe auf. Doch ein nicht abreißender Zustrom an Besuchern füllt die Kirche zügig und so sieht das beim Abstieg dann schon etwas anders aus, wie man hier sieht. Von der Giralda geht es nun in den Orangenhof.
Das Tor der Empfängnis (Puerta de la Concepción) verbindet die Kathedrale mit dem Orangenhof (Patio de los Naranjos). Es wird verschlossen gehalten und nur zu Festtagen geöffnet. Entworfen wurde es von Demetrio de los Rios und von Adolfo Fernandez Casanova fertiggestellt. Um sich in das Gesamtgebäude einzufügen, wurde es im gotischen Stile erbaut.
Das Tor der Empfängnis (Puerta de la Concepción) in der Seitenansicht mit filigranen Steinmetzarbeiten.
Gegenüber Puerta de la Concepción steht das prächtige Tor Puerta del Perdón, das zurück in die Altstadt führt. Hier vom Patio de los Naranjos aus aufgenommen.
Der Patio de los Naranjos (Orangenhof) auf der Nordseite der Kathedrale.
Am Ende der Besichtigungstour verlässt Michael über das Eingangstor Puerta del Perdón das Gebäude. Das Tor befindet sich im Norden des Orangenhofs (Patio de los Naranjos) der alten Moschee und stammt noch aus maurischer Zeit.
Unser Weg führt nun zur Bushaltestelle und von dort zurück zum Stellplatz, wo wir die Zeit bis zum Abend verbringen wollen, um danach eine Tour durch das nächtliche Sevilla zu starten.