Freitag, 29.11.2024, Tabernas-Wüste - Fort Bravo
Die Nacht war grauenhaft, so ziemlich die schlimmste Nacht seit wir in Spanien unterwegs sind. Tagsüber war es schon laut, weil der Platz ja direkt an der Straße liegt, aber wir dachten, das Sträßchen führt ja überwiegend durch unbewohntes Gebiet, da wird es nachts sicherlich ruhig werden, und anfangs ging es auch einigermaßen. Doch wir konnten gerade einmal 3 Stunden schlafen, dann kamen mitten in der Nacht so gegen 02:30 Uhr zwei megalaute Lkw die Straße herunter gedonnert und danach war es mit dem Schlaf vorbei, denn auch in der verbleibenden Nacht kamen immer wieder laute Fahrzeuge. Man hatte manchmal das Gefühl, die fahren mitten durch unser Womo hindurch.
Am Morgen entfliehen wir dem Lärm nach Tabernas. Dort wollen wir uns nach einem ruhigeren Plätzchen umschauen. Natürlich fahren wir unten in den Ort hinein und nehmen wieder einmal jedes Entschleunigungshindernis mit, bis wir endlich am oberen Ende des Ortes angekommen eine Neubausiedlung sehen, in der zwei Wohnmobile die Nacht verbracht haben. Obwohl das Gelände erschlossen ist, scheint es mit dem Bauen niemand eilig zu haben, sodass die leeren Straßen noch eine Weile erhalten bleiben dürften. Das sieht wirklich ganz gut aus. Wir parken und danach gibt es erst einmal einen megastarken Kaffee. Tut der guuuuut.
Falls jemand dort nächtigen möchte, sollte er von Süden kommend auf der N-340a am Ort vorbeifahren und dann von Norden in die Neubausiedlung einfahren, da erspart man sich den ganzen Entschleunigungsfirlefanz.
Wir frühstücken und machen uns dann gegen 10:00 Uhr auf den Weg zum Fort Bravo. Von der N-340a führt eine etwa 1 km lange Schotterpiste hinunter zur Westernstadt. Nach 600 Metern passiert man ein trocken gefallenes Flussbett, dann geht es noch einmal 400 m bergan und dann steht man vor einer Schranke. Wir fahren bis an die Schranke heran und schauen erst einmal, was der Spaß kosten soll. Regulär kostet das Ticket 23 €, als Pensionista zahlen wir aber nur 18,90 € p.P. Dafür bekommen wir aber auch einiges mehr geboten als in Western Leone, also schlagen wir zu.
Das letzte Stück Wegstrecke führt am Fort Bravo vorbei und dann auf einen geschotterten Parkplatz, der sich unmittelbar vor den Westernkulissen befindet, die aus einer hölzernen Wildweststadt und einem steinernen Pueblo bestehen. Da unser Womo nun auf dem Parkplatz hinter der Schranke steht und wir auf dem Gelände freien Zugang haben, können wir den ganzen Tag auch immer wieder ans Fahrzeug und können uns einen Kaffee machen oder Mittagsessen kochen. Man kann sich also wirklich den ganzen Tag hier aufhalten, das ist schon sehr praktisch.
Bevor wir uns endgültig in den Wilden Westen begeben, laufen wir erst noch einmal 150 m zurück und schauen uns Fort Bravo an.
Es ist schon erstaunlich, wie wenig es braucht, um eine täuschend echte Illusion zu erzeugen. Natürlich fehlen hier noch die markanten Charaktere und eine entsprechende Ausstattung mit den üblichen Utensilien. Aber dann hat man wirklich das Gefühl, man sei irgendwo im Westen, weitab der städtischen Zivilisation, ohne deren Sicherheit, aber auch ohne all die Fesseln, die einem ein städtisches Leben nun mal anlegt.
Das Büro des kommandierenden Offiziers.
Zwischen der Westernstadt und Fort Bravo, sind gleich am Anfang des Areals noch einige verstreute Kulissen aufgebaut.
Dazu gehört auch ein kurzes Stück Eisenbahnstrecke, leider ohne eine entsprechende Lokomotive.
Dieser Torbogen dürfte zumindest vielen älteren Semestern noch durch den Film Spiel mir das Lied vom Tod mit Charles Bronson und Henry Fonda in Erinnerung sein.
Die Umgebung muss nicht erst präpariert werden, hier entspricht alles der klischeehaften Vorstellung.
Dann begeben wir uns in das Westernstädtchen hinein und auch hier passt fast alles. Am Morgen sieht man noch eine Reihe von Fahrzeugen und Maschinen, die hier sicherlich nichts zu suchen haben, aber zur Instandhaltung einfach benötigt werden. Doch mit dem Zustrom weiterer Besucher werden die Arbeiten eingestellt und der Illusion wieder größere Freiheit eingeräumt.
Im Laufe des Tages werden zwei Shows stattfinden. Um 12:00 Uhr gibt es einen Cancan-Tanz im Saloon. Bis dahin haben wir aber noch fast 2 Stunden Zeit. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, also laufen wir durch die sandigen Straßen und sehen uns um.
Ein Reparaturbetrieb für Wagen und Kutschen aller Art.
Mit Kutschen kann man sich übrigens auch stilecht, durch die Kulissen fahren lassen. Aber Michael fotografiert lieber.
Ein hübscher Brunnen, allerdings ohne Wasser.
In einer großen Lagerhalle sind weitere Kutschen, die Sättel und sonstige dringend benötigte Utensilien der Komparsen aufgereiht.
Hier war vermutlich die Heilsarmee tätig und gebadet wurde in öffentlichen Einrichtungen.
Der Hinrichtungsplatz des Örtchens. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viele Männer vom Leben in den Tod befördert wurden, ohne dass deren Schuld hinreichend geklärt war.
Der Saloon um 11:30 Uhr. Wir sind noch ein wenig zu früh, macht aber nichts, man muss ja schauen, wo die besten Plätze sind. Pünktlich um 12:00 Uhr geht es dann los. Völlig überraschend ist die ganze Show in Spanisch, da verstehen wir natürlich gar nichts. Aber wenn man aufmerksam zusieht, kann man doch auch der Gestik und Mimik der Schauspieler einiges entnehmen. Sie bauen auch einige Zuschauer mit in die Show ein und alle, die des spanischen mächtig sind, lachen ordentlich.
Getränke gibt es übrigens nicht nur für die Cowboys. Auch normalsterbliche Touristen werden hier versorgt.
Nach dem Cancan-Tanz wird im Saloon auch noch gepokert, aber nicht wirklich bierernst. Trotzdem wird auch noch mit den Revolvern herumgeballert und dabei gibt es selbstverständlich auch Tote. Sowohl die Revolver als auch die das Szenenspiel begleitende Musik sind ziemlich laut und vor allem kleinere Kinder können sich dabei erschrecken. Man sollte also einen Gehörschutz für die Allerkleinsten mitführen. Nach etwa 45 Minuten ist die Show vorbei.