Rubjerg Knude Fyr

Von Løkken kommend, geht es nun 7 km auf der 55 nach Nordost bis Sønder Rubjerg, dort biegen wir nach Westen auf den Lønstrupvej ein und erreichen nach 12 km Gesamtstrecke unser nächstes Ziel, den Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr. Wie auf der vorangegangenen Unterseite erwähnt, ist der von Løkken aus gut zu sehen.

Der Standort des Leuchtturms Rubjerg Knude Fyr (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Der Standort des Leuchtturms Rubjerg Knude Fyr und die zugeordneten Parkplätze (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0). Wer, so wie wir, in Erwägung zieht hier zu nächtigen, dem empfehlen wir direkt den PP 3 bzw. den nördlichsten der drei Plätze anzufahren. Dann sichert ihr euch gleich eure Übernachtungsstätte und könnt am Leuchtturm und dessen Umfeld oder auch unten am Strand bleiben, solange ihr möchtet. Wir Dösbaddel (norddeutsch für Anfänger) wissen aber natürlich wieder einmal nichts von dem schönsten Parkplatz und machen es deshalb falsch.

Wir stellen uns nämlich, von Süden kommend, gleich auf den ersten PP und freuen uns einen Platz bekommen zu haben. Von hier aus geht man etwa 200 m die Straße entlang und erreicht dann auf der linken Seite den Wanderweg zum Leuchtturm. Dort befindet sich dann auch der oval angeordnete Parkplatz 2 mit den Toiletten. Die Häuschen sieht man hier im Bildhintergrund unmittelbar neben der Straße angeordnet.

 

Doch bevor wir los wandern, gilt es erst einmal unseren Hunger zu stillen. Wir stellen unser Fahrzeug deshalb direkt vor einer Bank-Tisch-Kombination ab, weil wir bei dem angenehmen Lüftchen gerne draußen essen wollen. Während Angelika das Essen macht, deckt Michael schon mal den Tisch. Bald sitzen wir gemütlich an der frischen Luft und genießen unser Mittagsmahl. Doch die Freude währt nur kurz. Zummm, zummm, zummm rauscht ein Pkw nach dem anderen die Straße entlang und die Fahrzeuge, die auf den Parkplatz 1 einfahren oder diesen mit Kavalierstarts verlassen, wirbeln kräftig Staub auf und nichts ist es mit der Gemütlichkeit. Wie schön hätten wir es da doch auf dem Parkplatz 3 gehabt. Aber egal, der Hunger gewinnt. Essen wir halt etwas schneller und machen uns dann vom Acker.  

Die Sanitärgebäude am Parkplatz 2, unmittelbar neben der Straße gelegen, verdanken wir wohl insbesondere der Tatsache, dass der Turm auch von Reisebussen angefahren wird.

Von den Parkplätzen sind es etwa zwanzig Gehminuten bis zum Turm. Wir benötigen wegen unseres gemütlichen Gangs und der Fotos gut 30 Minuten. Zunächst geht es über einen geschotterten Weg, der im weiteren Verlauf immer sandiger wird und dann vollends in eine Sandfläche übergeht. An den Reifenspuren erkennt man, dass es hier auch wieder einen Traktorenshuttle zum Leuchtturm gibt. Aus unserer Sicht lohnt sich das nicht, aber das muss jeder selbst entscheiden.

Den Turm hat man die meiste Zeit im Blick und ist dementsprechend im Bilde, wie weit der Weg noch sein wird.

Ein beständiger Besucherstrom kommt und geht vom bzw. zum Leuchtturm. Aber es ist eher ein Rinnsal, das sich am Ziel gut verteilt, solange Touristen nicht in ganzen Busladungen eintreffen. 

Hier befinden wir uns bereits am Rande der unbefestigten Düne, und hier fährt auch kein Traktor mehr. Wer zum Turm will, der muss das letzte und anstrengendste Stück Weg so oder so zu Fuß zurücklegen.

Und da steht er nun, der Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr, sieht aus wie ein kleiner Junge, der den ganzen Tag im Schmutz gewühlt hat. Das ist aber auch kein Wunder, denn einen ausrangierten Turm auch noch regelmäßig zu reinigen, oder ihm am Ende auch noch einen frischen Anstrich zu verpassen, das macht doch kein Mensch.

Die Rubjerg Knude (dänisch knude: Erhebung) ist eine Wanderdüne zwischen Lønstrup und Løkken. Sie bildet den höchsten Punkt der Steilküste von Lønstrup. Sie erreicht eine Länge von bis zu 1900 m und eine Breite von bis zu 400 m. Rubjerg Knude selbst hat eine Höhe von gut 70 m. Die oberen 20 bis 25 m bestehen aus Flugsand. Darunter liegt eine bis zu 50 m hohe Steilküste, die aus eiszeitlichen Ablagerungen aufgebaut ist, mit einem für Dänemark einzigartigen Beispiel isostatisch aufgeschuppter Schollen. Diese Schollen müssen durch das Abschmelzen des Eises zwischen, bzw. nach dem Ende der letzten Eiszeit entstanden sein.  Das danach fehlende Gewicht des Eises ließ das Land in der Folgezeit langsam vertikal aufsteigen. 

 

Am 27. Dezember 1900 wurde an der Küste von Rubjerg hinter einer damals nur zwei bis drei Meter hohen Düne das Fyr, der 23 m hohe Leuchtturm, zusammen mit vier Nebengebäuden (den Wärterhäuschen) eingeweiht. Er schickte alle 30 Sekunden einen langen weißen Lichtstrahl und anschließend zwei kurze Blitze aus. Dieses Signal konnte bis zu 42 km weit wahrgenommen werden.

Bei der Fertigstellung soll der Rubjerg Knude Fyr noch ca. 200 Meter von der Wasserlinie entfernt gewesen sein. Doch die Nordsee hat im Laufe der Zeit immer mehr von der Steilküste abgetragen. Nach vielen Jahrzehnten der Erosion war der Turm nur noch wenige Meter von der Abbruchkante entfernt und für das Jahr 2020 prognostizierte man den Absturz des Turms in die Nordsee.

 

Da fasten die Lokalpolitiker den Entschluss, den Turm zu retten. Ein lokaler Maurer namens Kjeld erhielt den Auftrag, den Turm zu versetzen. Die Vorbereitungen hierzu begannen im August 2019. Mit schwerem Gerät befreite man zunächst das Umfeld des Turmfundaments vom Sand und schnürte anschließend um dieses herum ein schützendes Korsett aus Eisen. Danach verlegte man Schienen vom alten Standort in Richtung des Neuen und verschob den Turm Ende Oktober in Gänze etwa 70 m nach Osten.  

 

 

Und so fristet er nun am neuen Standort sein Dasein ohne jede Funktion, wenn man einmal davon absieht, dass er zumindest im Sommer ein Touristenmagnet geworden ist. In Scharen pilgern die Leute zu Turm und Dünenlandschaft und wollen sich beides unbedingt einmal ansehen.

Beim Umsetzen des ehemaligen Leuchtturms sind vermutlich Teile der Mauerreste der Nebengebäude und außerdem eine ganze Menge loser Ziegelsteine am alten Standort stehen- bzw. liegengeblieben.

Die nutzen die Besucher, um mit Herzchen, Namen und sonstigen Darstellungen zu dokumentieren, dass sie hier waren. Da lassen wir uns natürlich auch nicht lumpen. Denmark 24 ist unser Werk. Doch dem dürfte bei der Menge an Steinen nur ein kurzes Leben beschieden gewesen sein. 

Auf der Aussichtsplattform des Turms ist ganz schön was los, schließlich werden keine Gebühren erhoben. Michael muss einige Zeit warten, bis er alle Fotopunkte erreicht. Aber irgendwie arrangieren sich die Leute und das klappt auch ohne Aufsichtspersonal ganz gut hier oben.

Die Steilküste südlich des Leuchtturms. Blickrichtung Løkken.


Rudimente des ehemaligen Leuchtfeuers im Zentrum der Aussichtsterrasse.

Wind und Wetter ausgesetzt, nagt der Zahn der Zeit an Ziegeln und Stahl.

Als alle Fotos im Kasten sind, geht es hinunter auf die Düne. Familien mit Kindern haben großen Spaß daran, schnellen Schrittes den Hang hinunterzurasen oder sich seitwärts rollend der Schwerkraft hinzugeben.

Auf dem Fußmarsch zurück zum Wohnmobil überlegen wir, wo wir denn nun die heutige Nacht verbringen wollen und werden dabei auf den Parkplatz 3 aufmerksam, der nur wenige hundert Meter hinter dem PP 1 (vgl. Kärtchen) liegt. Wie man in diesem, von der Straße aus aufgenommenen Foto sieht, hat dieser größte der drei lokalen Parkplätze zumindest in der hintersten Reihe genügend Abstand zur Straße. Und es stehen hier bereits mehrere Wohnmobile, die ganz offensichtlich auch übernachten wollen.

Hinzu kommt, dass man hier mehr als genug Platz hat, um sich auch ein wenig ausdehnen zu können. Man steht gut, steht auf fast ebenem Grund (gilt nicht für alle Plätze) und ein wenig Grün, das wir zumindest immer ganz gerne dabei haben, gibt es auch noch gratis dazu. Und wenn man hier mal zwei Stühle auf das Grün stellt, ist das auch kein Problem. Der Fernsehempfang ist ebenfalls gesichert. Also da müssen wir doch nicht mehr lange überlegen, wo wir heute Nacht bleiben.