Binz - Rügen

Lohme und Binz

Montag, 27.09.2021

Übersichtskarte Lohme (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Heute geht es weiter in südöstliche Richtung zum Seebad Binz. Unterwegs machen wir noch ein kleines Päuschen.

Zuvor drehen wir aber nach Nordwesten in das kleine Örtchen Lohme ab. Mit dem Womo bekommen wir im Ort keinen geeigneten Parkplatz. Wieder einmal hilft uns park4night aus der Patsche. Etwas außerhalb des Örtchens soll es unterhalb von Schloss Ranzow einen kleinen Parkplatz geben, den wir nach einigem Suchen dann auch finden. Im Umfeld des PP wird eifrig gebaut, diverse Apartments sind kurz vor der Fertigstellung, deshalb ist zu befürchten, dass es diesen Parkplatz nicht mehr lange geben wird, der stört dann nur noch.

Rechts im Bild das Neubaugebiet.

Unweit oberhalb unseres Parkplatzes befindet sich dieses hübsche Schlösschen.

Uns kanns für heute egal sein, zwar ist es nun bis zu dem kleinen Jachthafen ein ganzes Stück zu laufen, aber die viele Bewegung, die wir uns in den letzten Wochen zugemutet haben, trägt erste Früchte. Wir tun uns inzwischen recht leicht, wenn wir mal eine etwas größere Strecke zu Fuß bewältigen müssen.

 

Auch in Lohme fällt das Gelände steil zur See hin ab, das ermöglicht einen Blick aus der Vogelperspektive auf den hübchen Jachthafen.

Die Hafensicherung in gebührendem Abstand zum Ufer kommt den Kormoranen gerade recht.

Östlich des Jachthafens liegt ein großer Findling mit Namen Schwanenstein im Wasser. Der Schwanenstein wird zwar in diversen Prospekten beworben, aber wegen dieses Findlings muss man nicht hier her gehen.

Der Schwanenstein ist ein Findling vor der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Er liegt etwa 100 m östlich vom Hafen der Gemeinde Lohme am nördlichen Rand der Halbinsel Jasmund, etwa 20 m vor dem Strand in der Ostsee. Er hat eine Masse von 162 t und ein Volumen von 60 m³ und gehört als fünft größter Findling wie ungefähr 20 weitere Großgeschiebe zu den gesetzlich geschützten Geotopen auf der Insel Rügen. Sein Grundriss ist etwa sieben Meter lang und fünf Meter breit (Wikipedia).

 

Der Schwanenstein besteht aus sogenanntem Hammergranit und ist sehr wahrscheinlich mit der letzten Eiszeit von Bornholm an seinen jetzigen Standort transportiert worden. Zu seinem rötlichen Aussehen trägt besonders der hohe Anteil an Kalifeldspat bei. Auf der Westseite durchzieht den Stein eine auffällige Kluft, die im Laufe der Zeit durch den Kristallisationsdruck gefrorenen Eises vergrößert wurde und vermutlich bald zur Ablösung einer großen Platte führen wird.

Vom Schwanenstein folgen wir in östliche Richtung unweit der Ufergerölle einem Waldweg, der wie so oft durch einen lichten Buchenhochwald führt. Der Buchenwald ist hier besonders wichtig, denn er sichert erkennbar die gesamte Böschung gegen Erosion.

Der Wind muss in den letzten Wochen ganz schön gewütet haben, denn auf unserem Weg liegen etliche Bäume, die teils weggeräumt, teils liegen geblieben sind. Sie machen die Wanderung etwas mühsam, wenn man sich zwischen dichtem Laub und Geäst bückend seinen Weg durch das Unterholz suchen muss.

Auch hier verläuft der Weg alles andere als eben, aber die Höhenunterschiede sind nicht so gravierend wie im Nationalpark Jasmund. Michael hat deshalb schon die Hoffnung, man könnte bis zum Königsstuhl durchlaufen, aber auf halber Strecke wird uns die Sache dann doch zu anstrengend und wir beschließen umzudrehen.

 

Strand haben wir jetzt genug gesehen und besonders ansehnlich ist der hier auch nicht.

Würden wir bis zum Jachthafen zurücklaufen, würde sich unser Rückweg zum Womo unnötig verlängern. Also schauen wir im Netz, wo wir in etwa den Steilhang hinauf müssen und suchen uns einen möglichst kurzen Weg in Richtung unseres rollenden Heims. Der Aufstieg wird eine schweißtreibende Angelegenheit. Der Weg kreuzt von Ost nach West und entlässt uns am Ende auf einen Golfplatz, den wir nicht auf dem Zettel hatten.

 

Die Beschilderung weist uns sofort darauf hin, dass der Platz nicht von Unbefugten zu betreten ist. Da müssten wir nun aber einen ziemlichen Umweg laufen, was uns überhaupt nicht behagt. Also bewegen wir uns am Rand der Grüns in Richtung unseres Parkplatzes und hoffen, dass wir keinen Stress bekommen. Schon bald sehen wir, dass der Platz nur von ganz wenigen Golfern genutzt wird, die weit entfernt von uns ihre Bahnen ziehen und erreichen unbehelligt unser Womo.

Von Lohme geht es nun durch 30 km Felder und Wälder auf mehr oder weniger engen Sträßchen in Richtung Binz. Das bekannte Seebad lockt jedes Jahr tausende Touristen an, also müssen wir uns das auch einmal ansehen.

Eine der nobelsten Adressen auf Rügen ist das Ostseebad Binz. Nichts für den kleinen Geldbeutel, egal was man macht. Großstadtpreise sind hier angesagt (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Wir stellen unser Fahrzeug auf dem Parkplatz P1 in der Proraer Straße ab und streben zielgerichtet der Strandpromenade zu. Unterwegs bewundern wir die im Stil der Bäderarchitektur errichteten Villen. Viele von diesen wurden bereits um das Jahr 1900 oder noch früher erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen sie dann in einen Dornröschenschlaf. Nicht alle haben diesen überlebt. Aber nach der Wende erkannte man das schlummernde Potenzial der verbliebenen Bausubstanz und restaurierte die Häuser liebevoll.

 

An den Speisekarten der Restaurants erkennt man sofort, dass Binz eine der ersten Adressen auf Rügen ist. Die Preise sind hier noch mal etwas teurer als in den Nachbargemeinden. Das setzt sich an der Seepromenade nahtlos fort. Es ist alles sehr schick hier, nur die Seebrücke fällt etwas ab. Man kann nur erahnen, wie viel Betrieb in lauen Sommernächten entlang des Strandes und der Promenade sein wird.

 

Aber die Speisen werden hier mehrheitlich auch nicht besser schmecken als anderenorts, denn auch in den Nachbargemeinden ist man bemüht, sein Bestes für den Gast zu geben.

 

Längst hat sich eine Zweiklassengesellschaft etabliert. Normalverdiener können sich eine Bleibe in Binz nur ganz kurz oder gar nicht mehr leisten. Abkassiert wird auf allen Ebenen, hier herrscht Goldgräberstimmung. Man soll sich das ruhig einmal ansehen, aber lange müssen wir uns das nicht antun.

 

Schwer zu sagen, ob sich das Abkassieren der Touristen über alle Geschäftsbereiche bis hin zu den Park- und Campingplätzen irgendwann einmal rächen wird. Solange genügend zahlende Kundschaft kommt, geht die Party weiter. Uns stoßen solche Auswüchse ab. Alles wirklich lebensnotwendige bekommen wir andernorts noch zu halbwegs vernünftigen Preisen und das Geld wird von den allermeisten so schwer verdient, dass man es hier nicht zum Fenster rauswerfen muss. Unser Bestreben ist es, möglichst lange möglichst viel zu sehen, da müssen wir unsere Kohle zusammenhalten.

Ist das jetzt teuer, da fehlen uns einfach die Vergleichsmöglichkeiten. Den ganzen Tag in so einem Korb sitzen, das war bisher nie unser Ding. Vielleicht im Alter? Wer weiß das schon.

Binz ist schon schön, keine Frage, aber wir haben es gerne etwas weniger voll.

Seebrücke in Binz.

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz von Karls Erlebnisdorf in Zirkow. Dieses schließt um 19:00 Uhr und duldet danach übernachtende Wohnmobilisten, sofern sie sich am folgenden Morgen zeitig vom Acker machen und nicht die Parkplätze der Besucher blockieren.