Gauja Nationalpark

Was die Seenlandschaft um die Wasserburg Trakai für Vilnius, das ist der Gauja Nationalpark für Riga. Der gleichnamige Fluss mäandriert hier seit Jahrtausenden durch waldige Hügel, hat dabei Felswände freigelegt, Sandbänke und kleine Inseln geschaffen und wieder abgetragen. Der Fluss bietet Wassersportfreunden reichlich Gelegenheit, im Rahmen eines verlängerten Wochenendes die wenig berührte Natur zu genießen und den Lärm der Stadt für einige Tage abzuschütteln. Da die Entfernung von der Hauptstadt je nach Reiseziel allerdings zwischen 50 und 100 Kilometern beträgt, sollte man hierfür ein Auto mieten und gleich noch ein Zelt einpacken. Dann bieten sich dem Besucher noch deutlich mehr Möglichkeiten. Denn neben einer Fahrt mit Paddelboot oder Kanu kann man ausgedehnte Wanderungen unternehmen, die eine oder andere Burg besuchen, einen Bummel durch malerische Dörfer machen oder sich kulinarisch verwöhnen lassen. Und wer gerne einmal ausspannen möchte, der kann natürlich auch mehrere Tage auf einem Campingplatz im Grünen verbringen und einfach nur die Füße hochlegen. Alternativ besteht die Möglichkeit zu einem Tagesausflug in den Badeort Jurmala oder in den Kemeru Nationalpark. Jurmala haben wir nicht besucht, der Kemeru Nationalpark bietet insbesondere Wanderungen durch Moore und Feuchtgebiete, die vielfältigen Möglichkeiten des Gauja Nationalparks werdet ihr dort aber nicht finden.     

Karte bitte anklicken, um eine vergrößerte Darstellung zu erhalten! Das Kärtchen zeigt die Lage des Badeortes Jurmala, des Nationalparks Kemeru und des Nationalparks Gauja im Umland des Ballungsraumes Riga (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Kaum sind wir aus der Hauptstadt heraus, besticht die Natur mit dieser farbenfrohen Landschaft. Und diese Ruhe, wenn man erst einmal die Hauptstraße hinter sich gebracht hat, ist einfach unbezahlbar. 

Eines der ersten Ziele in Richtung Gauja Nationalpark ist die Gutmannshöhle (lettisch Gūtmaņa ala). Das ist eine Höhle (eigentlich eine Grotte) im Gebiet der lettischen Stadt Sigulda am Rande des 1974 gegründeten Gauja-Nationalparks. Sie befindet sich unweit der Burg Turaida am Ufer der Gauja. Die Gauja floss während der letzten Eiszeit rund 15 Meter höher als heute, sodass Höhlen im weichen Sandstein ausgewaschen wurden.

Das Tal der Gauja entstand zum Ende der letzten Eiszeit. Der Fluss formte in dem hügeligen, von rotgelbem Sandstein geprägten Gelände ein im Baltikum einzigartiges Erosionstal mit kleinen Höhlen, Grotten und überhängenden Felspartien. Mit bis zu 85 Meter hohen Felswänden und lichten Wäldern ist der Bereich der Gutmannshöhle und der unmittelbar südlich folgenden Victorhöhle von beeindruckender landschaftlicher Schönheit.

Die mit einem etwa 10 Meter hohen „Mundloch“ im Gelände stets auffällige Höhle ist seit Jahrhunderten Ziel von Besuchern, sie diente als Notquartier und Jagdlager, inzwischen wird sie als eine Touristenattraktion im Nationalpark angepriesen. Am Eingang und im Inneren der Höhle, zum Teil an unzugänglichen Stellen, sind zahllose Zirkel und Wappen von Studentenverbindungen verewigt. Sie stammen aus den 100 Jahren von 1840 bis 1940; viele Zahlen sind trotz der Verwitterung noch gut lesbar. 

Die Burg Treyden (lettisch Turaidas pils) ist die Ruine einer Bischofsburg des Erzbistums Riga, die zwischenzeitlich mehrere Jahrzehnte dem Livländischen Orden als Ordensburg diente. Sie wurde auf einem hohen Bergrücken am Rande des Gauja-Tals (deutsch Treyder Aa) im Ortsteil Turaida der livländischen Stadt Sigulda im lettischen Bezirk Sigulda errichtet.

Die Ruine wurde liebevoll restauriert, ein Besuch lohnt sich doppelt.

Zum einen sieht man ein solches Bauwerk nicht alle Tage und dann ermöglicht der Burgturm auch noch eine wundervolle Aussicht über die Ruine selbst, die Gauja und das Umland. 

Schloss Segewold (Siguldas Jaunā pils) - unmittelbar vor der Schwertbrüderordensburg Segewold liegend.

Die Schwertbrüderordensburg Segewold (Siguldas Viduslaiku pils).

Die Schwertbrüderordensburg Segewold (Siguldas Viduslaiku pils).

Vom höchsten Punkt der Schwertbrüderordensburg Segewold kann man die Burg Treyden (lettisch Turaidas pils) gut erkennen. 

Die Gauja ist ein Paradies für Paddler und Kanufahrer. Wegen der geringen Einwohnerzahl Lettlands ist man zu Beginn des Sommers fast alleine auf dem Fluss und kann die Natur in vollen Zügen genießen. 

Für 60 € gönnt sich Michael das Vergnügen einer vierstündigen Kanufahrt. In der Zeit ziehen gerade einmal drei Boote an ihm vorbei. Mit dem Manövrieren gibt es allerdings Probleme, denn Angelika gönnt sich derweil eine Auszeit auf dem Campingplatz, und mit nur einer Person im Boot ragt der Bug weit nach oben und wird zum Spielball des Windes. 

An vielen Stellen hat die Gauja Felswände freigelegt. 

Obwohl der Sandstein unserem deutschen Buntsandstein sehr ähnlich sieht, entstand dieser hier im Devon, während der Buntsandstein in der Trias abgelagert wurde. 

Kurze Rast an einem der Sandstrände, bevor der letzte Teil der Kanustrecke in Angriff genommen wird.

Zumindest in der Vorsaison ist die Gauja alles andere als überlaufen.

Blick von einer der Klippen auf die träge dahinfließende Gauja. Wer genügend Zeit aufbringen kann, dem können wir einige Tage an der Gauja wirklich empfehlen. So wird ein Städtetrip nach Riga eine wirklich runde Sache.

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