Rotermann City

Übersichtskarte Tallinn mit dem Domberg (Oberstadt), der östlich hiervon gelegenen historischen Unterstadt, der Rotermann City und dem 2. Übernachtungsplatz (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Heute wollen wir von unserem Übernachtungsplatz am Hafen erneut in die historische Unterstadt laufen. Dabei kommen wir an diesem auffälligen Gebäude vorbei, das uns eine Aufnahme wert erscheint. Das Gebäude Golden Gate befindet sich an der Via Baltica unmittelbar östlich des Estnischen Architekturmuseums. Von hier aus müssen wir nur noch die Via Baltica queren und schon sind wir im Rotermann-Viertel. 

In Tallinn wird viel Deutsch gesprochen. Und zumindest bei den Wohnmobilfahrern können wir abschätzen, dass rund die Hälfte aller Besucher aus Deutschland, der Schweiz oder Österreich kommt. Da schnappt man, wenn man so den ganzen Tag durch die Stadt läuft, doch einiges auf. Dabei hören wir immer wieder, dass man sich doch einmal das Rotermann-Viertel ansehen sollte. Und das machen wir heute auch, liegt es doch direkt auf unserem Weg. 

Das Erste, was uns hier auffällt, sind die fehlenden Autos. Alle Straßen sind Fußgängerzonen. Sehr angenehm für alle, die noch nicht oder nicht mehr gut zu Fuß sind. Sehr schlecht für alle, die schwere Ladung bewegen müssen, aus welchen Gründen auch immer, aber da wird es wohl Ausnahmegenehmigungen geben. 

Im Rotermann-Viertel gibt es auch zahlreiche Restaurants, Geschäfte und das Multiplex-Kino Coca-Cola-Plaza.

Zwischen Altstadt, Hafen und Viru-Platz stehen alte Industriegebäude, die neuen Funktionen zugeführt wurden, neben moderner Architektur.

Im Rotermann-Viertel befanden sich im 19. Jahrhundert unter anderem ein Kaufhaus, eine Fabrik zur Herstellung von Stärke, Spirituosen und Nudeln, eine Mühle zur Herstellung von Mehl, ein mit Dampf betriebenes Sägewerk und ein Salzlager. Nördlich des Viertels steht auch heute noch ein aus Kalkstein gefertigtes, gut erhaltenes Gebäude, welches das Museum für Estnische Architektur beherbergt, das 1908 nach einem Entwurf des Deutschbaltischen Ernst Boustedt erbaut wurde.

Postmoderne Architektur über altem Kalksteingemäuer. 

Eine hübsche stählerne Schlange.


Auf beiden Fotos sieht man, was die Rotermann City zumindest für uns so attraktiv macht. Bunt gemischt stehen hier auf engstem Raum alte Kalksteingemäuer, ansprechende Klinkerarchitektur und postmoderne Stahl-Glasfassaden. Letztere finden wir inzwischen ziemlich fade, weil sie überall die Geschäftszentren der Innenstädte dominieren. Darüber hinaus ist es die Kombination von Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung in einem autofreien Umfeld, die den besonderen Reiz dieses Viertels ausmacht. 

Kreis von der estnischen Künstlerin Elo Liiv. Aber was wollen uns diese zwölf wohl sagen. Den meisten, die hier vorbeiflanieren, dürfte das für immer ein Rätsel bleiben. Uns natürlich auch.

Die ostorthodoxe Kirche St. Simeon und St. Anna in der Ahtri tänav Ecke Paadi tänav, unweit des Hafens und unseres zweiten Übernachtungsplatzes. Ursprünglich 1752 errichtet und danach mehrfach umgebaut und unter Sowjetherrschaft weltlich genutzt, dient das Gebäude heute der Gemeinde der autonomen Estnisch-Orthodoxen Kirche (EAOK) als Kirchenhaus. Zwischen großen Parkplätzen, breiten Straßen und klotziger Architektur wirkt das Gebäude ein wenig verloren. Ein so schönes Bauwerk wird aber seinen Platz auch in einem zukünftigen Estland finden. 

Passage im Rotermann-Viertel.

Häuserzeile mit Kalksteinbauten in der Rotermann City.

Hier sind wir auf unserem Weg in die historische Unterstadt ein wenig vom Kurs abgekommen. Etwa 150 m östlich des Rotermannviertels sehen wir aus der Ferne dieses Streetart-Kunstwerk und sehen es uns einmal aus der Nähe an. Blick von der Ahtri tänav in Richtung Süden am Admirali Maja Gebäude 66 vorbei auf die Fassade des Park Inn by Radisson in Central Tallinn.