Wie geplant haben wir uns gestern schon nach einer ersten Nacht mit wenig Schlaf auf den Weg in Richtung Hafen gemacht, um uns nach einem ruhigeren Nachtquartier umzuschauen. Die Nacht von Freitag auf Samstag ist dann noch einmal so übel, dass wir uns gleich nach dem Einkauf im Markt am Baltischen Bahnhof vom Acker machen und unser neues Quartier am Hafen beziehen. Dort finden wir mehrere Parkplätze, auf denen sich kleine Gruppen von Wohnmobilen eingefunden haben. Wieder trägt mehr als die Hälfte der Fahrzeuge ein deutsches Kennzeichen.
Übersichtskarte Tallinn Hafen mit dem Übernachtungsplatz am Fährterminal (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Wir entscheiden uns für den Parkplatz vor dem Sadam Turk (der Hafenmarkt, leider kein Vergleich zum Markt am Baltischen Bahnhof) und unweit des Tallink Ferry Terminal Kesklinna, Kai 5 (hinten links im Bild). Hier fahren die Fähren nach Finnland ab. Dementsprechend sehen wir hier viele finnische PKW, die den Kofferraum fast überladen haben mit Einkäufen. Für die Finnen scheint sich das zu lohnen.
Der Platz ist nachts beleuchtet, mit Kameras überwacht und wir können mit der Karte zahlen, benötigen also keine App.
Bei der Bezahlung kommen wir etwas ins Trudeln, denn die Parkplatzbeschilderung ruft 15 € für ein 24 h Ticket auf. Am Automaten werden aber nur 6,50 € verlangt. Irritiert fragen wir eine Schweizerin, die soeben ein Tagesticket gelöst hat. Sie bestätigt uns, dass das Ticket wirklich nur 6,50 € kostet (Parkimine 1p = Parken 1 Tag, Tag = Päeval). Mit dem Bezahlen am Automaten klappt es nicht sofort, aber nach zwei Versuchen ist es dann dank englischer Menüführung geschafft.
Im Terminal haben wir Toiletten und es ist insgesamt einigermaßen ruhig. Die Straßenbahn quietscht zwar immer etwas bei der Vorbeifahrt, aber kein Vergleich zu dem nächtlichen Trommelfeuer an der Markthalle. Von hier aus sind es etwa 15 Minuten zu laufen bis an den Rand der Altstadt, wir haben einen Supermarkt gleich nebenan und das neu errichtete Rotermann-Viertel ist auch ganz in der Nähe. Gegenüber dem Parkplatz gibt es auch ein kleines Einkaufszentrum, in dem man etwas essen kann, wenn man einmal keine Lust auf die Bordküche hat.
Der Sada Markt unmittelbar gegenüber unserem Übernachtungsplatz.
Etwa 1,5 km nordwestlich unseres zweiten Übernachtungsplatzes befindet sich in der Vesilennuki tänav das Meeresmuseum. Nach dem Museum steht uns allerdings nicht der Sinn. Denn drei bis vier Tage in einer mittleren Großstadt reichen gerade so aus, um alle „Äußerlichkeiten“ anzusehen.
Hinter dem Museum sind aber einige ältere Schiffe, fast möchte man sagen, aufgebahrt, die man besichtigen kann. Das sehen wir uns gerne einmal an.
Und noch ein ausgemustertes Exemplar, das im Museum seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Die hier versehen noch regelmäßig ihren Dienst.
Eine kleine Arche Noah liegt in einem angrenzenden Hafenbecken.
Die Neubebauung des Hafenareals ist in vollem Gange. Noch sind die Narben aus Sowjetzeiten nicht vollständig geschlossen, aber es geht voran.
Am rechten Bildrand sehen wir einen weiteren Übernachtungsplatz unweit der Tallinna Linnahall.
Hier kann man für 6 € die Nacht stehen. Man sieht also: Im Hafenumfeld gibt es einige Möglichkeiten, sicher zu übernachten. Nur das VE-Problem müsste vonseiten der Stadt halt einmal angegangen werden. Gegen kostendeckende Gebühren wäre ja nichts einzuwenden.
Aus zwei Gründen haben wir uns nicht mit diesem Platz anfreunden können. Zum einen gibt es keine Toilette und zum anderen steht man hier auf Recyclingschotter. Leider wurden die Metallreste nicht vollständig entfernt, sodass man sich, wenn es dumm läuft, einen Platten einfangen kann. Wer eine Trenntoilette hat und sich bei der Einfahrt ein wenig vorsieht, der steht hier gut.
Die Tallinna Linnahall in der Kalasadama tänav 9 (deutsch: „Tallinner Stadthalle“, früher W.-I.-Lenin-Palast für Kultur und Sport) ist eine Multifunktionshalle in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Sie war bis zur Einweihung der Saku Suurhall im November 2001 die größte Mehrzweckhalle Estlands.
Die Linnahall wurde zu den Olympischen Sommerspielen 1980 als W.-I.-Lenin-Palast für Kultur und Sport fertiggestellt. Die Spiele fanden in Moskau, die Segelwettbewerbe in Tallinn statt. Das Gebäude wurde seit 1980 als Mehrzweckhalle für Kultur- und Sportveranstaltungen genutzt. Neben dem großen Saal (5000 Sitzplätze) umfasste sie eine Eissporthalle und verschiedene Cafés. Im 6000 m² großen Foyer des Konzertsaals fanden regelmäßig Ausstellungen statt.
Über den Erhalt des gigantischen Architekturdenkmals bzw. den Umbau zu einem Konferenzzentrum wird heute in Estland lebhaft gestritten. Der Bau ist derzeit zunehmend dem Verfall preisgegeben. Dennoch ist die Linnahall sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen als Treffpunkt beliebt, da man von ihrem Dach aus einen Ausblick auf die Ostsee und die Stadt hat.
Blick von der Tallinna Linnahall in Richtung Altstadt.
Blick von der Tallinna Linnahall in Richtung postmoderner Neustadt.