Tallinn Oberstadt

Heute wollen wir uns die Oberstadt von Tallinn einmal ansehen, die sich auf dem sogenannten Domberg befindet. Der Domberg (estnisch Toompea) ist ein aus Kalkstein bestehender Berg, der als Wahrzeichen der Stadt gilt. Der Domberg beherbergt den Sitz des Regierungschefs im Stenbockhaus und viele Botschaften, darunter auch die deutsche und die niederländische Botschaft. Auch die Alexander-Newski-Kathedrale und der Tallinner Dom mit der ehemaligen Domschule befinden sich hier.  Darüber hinaus haben einige Museen hier ihren Sitz, so auch das Estnische Kunstmuseum in einem Bauwerk der Ritterschaft. Die Verbindung zur Unterstadt wird über nur wenige Straßen gewährleistet, so die Patkulsche Treppe von 1903, der Lange Domberg (estnisch: Pikk jalg - erste befestigte Straße in Tallinn) und der Kurze Domberg (Lühike jalg). Viele Adelshäuser auf dem Domberg sind, wie das Schlippenbach-Haus, im klassizistischen Stil erbaut worden. 

Übersichtskarte Tallinn Oberstadt bzw. Domberg mit den wichtigsten repräsentativen Gebäuden des Landes (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Von unserem ersten Übernachtungsplatz an der Markthalle laufen wir hinüber zum Kopfbahnhof und sehen uns dabei auch einmal die Triebwagen der estnischen Eisenbahnen an. Estland setzt offenbar wie die Nachbarn auf Bustransporte, denn für einen Hauptbahnhof einer Großstadt ist die Frequenz, mit der hier Züge ein- und ausfahren, nicht allzu hoch. 

Ein kleiner Umweg führt uns zu diesem schönen Exemplar aus vergangenen Tagen. Damals ahnte man noch nicht, welche Folgen der Betrieb dieser Dampfrösser für unser heutiges Klima haben würde. 

Vom Bahnhof laufen wir nach Osten in die Grünanlage Dompark. Hier folgen wir dem Snells Teich (Snelli tiik) am westlichen Fuß der Oberstadt, bis wir den Aufgang in die Oberstadt erreichen (Treppenaufgang am Stenbockhaus).

Im Dompark (estnisch Toompark) kommt es offensichtlich zu gelegentlichen Taschendiebstählen.

Dann erreichen wir den Treppenaufgang zur Oberstadt (Nunne Straße) und blicken auf den Regierungssitz Stenbockhaus, halbrechts im Bild.

Das Stenbockhaus (estnisch: Stenbocki maja) ist der Sitz der estnischen Regierung in der estnischen Hauptstadt Tallinn (früher auch Reval).

Nachdem wir uns über zahlreiche Treppenstufen nach oben bewegt haben, haben wir einen wunderschönen Ausblick auf die nördliche Unterstadt mit Teilen der alten Stadtmauer an der Klosterpforte und in Richtung Ostsee.

Nach dem Aufstieg in die Oberstadt stehen wir hier vor der Zufahrt zum Regierungssitz. Die Zufahrt zum Domberg erfolgt über die Südseite der Oberstadt.

Der Dom zu Tallinn (estnisch Tallinna toomkirik), offiziell die Bischöfliche Domkirche der Heiligen Jungfrau Maria zu Tallinn (estnisch Tallinna Püha Neitsi Maarja Piiskoplik Toomkirik), ist eines der Wahrzeichen der estnischen Hauptstadt. Mit dem Abschluss der Reformation in Estland 1561 wurde er zur lutherischen Domkirche.  

Blick nach Westen die Straße Pikk Jalg hinauf in Richtung Alexander-Newski-Kathedrale.

Blick nach Süden die Piiskopi tänav hinunter in Richtung Alexander-Newski-Kathedrale, dem Prunkstück der Sakralbauten in Tallinn. Michael ärgert sich immer wieder, wenn solche Gebäude im Laufe der Geschichte abgerissen wurden, nur weil sich eine neue Glaubensrichtung etablierte.

Auch die Alexander-Newski-Kathedrale (estnisch: Aleksander Nevski katedraal) befindet sich auf dem Domberg (Toompea), genauer auf dem Lossi plats („Schlossplatz“) zwischen dem estnischen Parlament und der Residenz des deutschen Botschafters. Benannt wurde sie nach dem russischen Nationalhelden und Heiligen Alexander Jaroslawitsch Newski.

Die Rückseite der Alexander-Newski-Kathedrale, ein wirklich schönes Bauwerk.

Der Riigikogu (direkt übersetzt: Staatsversammlung oder auch Staatsrat) ist das Parlament Estlands. Die Staatsversammlung befindet sich direkt gegenüber der Alexander-Newski-Kathedrale. In Estland besteht ein Einkammersystem. Laut dem estnischen Grundgesetz hat der Riigikogu 101 Mitglieder, die jeweils auf vier Jahre gewählt sind. Stimmberechtigt sind estnische Staatsbürger, die am Wahltag 18 Jahre alt sind und die nicht wegen einer gerichtlichen Verurteilung in Haft sitzen. Kandidieren dürfen estnische Staatsbürger, die spätestens am letzten Tag der Aufstellung der Kandidatur das 21. Lebensjahr vollendet haben.

Der Marstallturm (estnisch Tallitorn), hier zu sehen direkt neben der St. Nikolai Kirche, ist ein Wehrturm der Revaler Stadtbefestigung. Er befindet sich an der südwestlichen Seite der Revaler Altstadt am Kurzen Domberg (estnisch Lühike jalg). Etwas weiter südlich liegt der Wehrturm Mägdeturm, nördlich das Tor am Kleinen Domberg. Direkt an den Turm grenzt die Mauer der historischen Stadtbefestigung an. Ganz rechts im Bild der restaurierter Kanonenturm "Kiek in de Kök" (Schau in die Küche). Der Turm wurde 1475 gebaut, er ist 38 m hoch, hat einen Durchmesser von 17 m, die Mauern sind 3–4 m dick. Er war seinerzeit der größte seiner Art in Nordeuropa. Seinen niederdeutschen Namen verdankt er der deutschsprachigen Geschichte im Baltikum. „Kiek in de Kök“ wurde im Mittelalter für Türme geprägt, von denen aus sprichwörtlich in die Küchen der Bürger der Stadt geschaut werden konnte.

Die 3 Mönche des Dänischen Gartens sind eine moderne Skulpturengruppe von den estnischen Künstlern Aivar Simson und Paul Mänd, die 2015 im Garten des Dänischen Königs aufgestellt wurde. 

Hier ein weiterer Mönch. Die Bedeutung der gesichtslosen Figuren ist nicht eindeutig festgelegt, da die Künstler ihre Intentionen dazu nicht kommuniziert haben.  

Kiek in de Kök Museum und Bastion am Südrand der Oberstadt.

Der Lange Domberg (Pikk jalg) führt in Verlängerung der Langstraße (estnisch: Pikk) durch das Tor am Langen Domberg der Revaler Stadtbefestigung weiter nach Süden auf den Domberg und mündet dort in den Schlossplatz (Lossi plats). Die Straße stellte neben dem Kurzen Domberg (Lühike jalg), der jedoch nur für Fußgänger vorgesehen war, den einzigen Weg von der Revaler Unterstadt auf den Domberg, die Oberstadt dar. Entlang der Straße wurde in den Jahren 1454 und 1455 eine Mauer sowie zwei Tortürme errichtet. Ober- und Unterstadt waren bis 1878 jeweils eigenständige Städte, so dass die Straße zwei selbständige Städte verband. Abends wurden die Stadttore beider Städte auch jeweils geschlossen. Die enge, aufgrund der seitlichen Mauern kanalartige Straße, benötigte schon im 18. Jahrhundert eine Verkehrsregelung. Aufgrund der Enge konnten Fuhrwerke im Gegenverkehr nicht passieren, so dass am unteren und oberen Ende Wachen standen, die jeweils Zeichen gaben, falls ein Fuhrwerk passierte. 

Das Tor am Langen Domberg bzw. am unteren Ende des Pikk jalg.