Als Abreisetag hatten wir den 20. März 2022 angepeilt. Aus unterschiedlichen Gründen mussten wir diesen Termin aber immer weiter nach hinten schieben und am Ende hatten wir uns schon auf Anfang April eingestellt. Aber dann drängte der Winter noch einmal mit Macht nach Mitteleuropa und uns wurde mulmig bei dem Gefühl, mit Sommerreifen über einen Alpenpass fahren zu müssen. Zum Glück war unser Reisemobil schon seit Tagen startklar und so legten wir am 30.03.2022 einen etwas hektischen Kaltstart hin, der uns innerhalb von 2 Tagen nach Südtirol brachte.
Am Reschenpass lag immer noch eine Eisdecke auf dem Reschensee, der im übrigen für die Jahreszeit einen ziemlich niedrigen Wasserstand aufwies.
Vom Reschensee ging es nach Cremona. Dort war Samstag großer Markttag und den wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Von Cremona ging es nach La Spezia. Hierzu wollten wir auf Landstraßen ganz gemütlich die Apuanischen Alpen umfahren. Zeit hatten wir ja genug. Das Navi meinte es allerdings richtig gut mit uns, wollte uns Umwege ersparen und führte uns auf kürzestem Weg, über engste Straßen und drei ca. tausend Meter hohe Pässe nach Westen. Braucht kein Mensch, aber wer zu doof ist, sein Navi richtig zu konfigurieren … Nach dem dritten Pass hatten wir dermaßen die Schnauze voll, dass wir auf dem kürzesten Weg zur Autobahn fuhren. Streckenkilometer und Maut waren uns so was von egal.
In La Spezia fanden wir einen Stellplatz, der eigentlich nur ein besserer Parkplatz war. Immerhin kostete die Übernachtung lediglich 6 € (mit Strom 12 €, aber wir haben ja Solar). Von hier aus erkundeten wir die Cinque Terre und Lerici. Als Cinque Terre (deutsch etwa Fünf Ortschaften) wird ein etwa zwölf Kilometer langer Küstenstreifen der italienischen Riviera nordwestlich von La Spezia in der Region Ligurien bezeichnet. Von Nordwest nach Südost reihen sich die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore entlang der steil abfallenden Küste auf.
Die Hafenpromenade in La Spezia unweit Yachthafen und Altstadt. Auch wenn es einige schöne Ecken gibt, ist La Spezia doch sehr laut und wir waren froh, dass unser Stellplatz etwas außerhalb lag.
Die Cinque Terre erreichten wir von La Spezia aus bequem mit einem Tagesticket von Trenitalia. Monterosso al Mare, das nordwestlichste der fünf Dörfer war unsere erste Station. Hier gibt es auch einen Stellplatz direkt am Meer, den wir hätten anfahren können.
Vernazza, gerne auch als schönstes der fünf Orte bezeichnet. Für die Panoramaansicht mag das stimmen, für den Ort selbst würden wir das nicht unbedingt bestätigen.
Lerici ist nicht Teil der Cinque Terre, es liegt südlich von La Spezia. Es ist deutlich weniger frequentiert, um einiges preiswerter, trotzdem absolut sehenswert und eine gute Alternative vor allem in der Hauptsaison.
Von La Spezia fuhren wir nach Lucca, wo wir drei weitere Nächte auf einem Ministellplatz im Hinterhof einer Autowerkstatt verbrachten. Hier wurde es eng. Das ist nicht jedermanns Sache, aber wir wollten einfach sicher stehen. Den Tag über waren wir ohnehin fast nur unterwegs.
Piazza dell’Anfiteatro, der zentrale Platz in Lucca. Lucca, von vielen als Geheimtip gehandelt, hat uns ausgesprochen gut gefallen. Verglichen mit Florenz ist die Stadt richtig gemütlich, hier kann man entspannen.
Der Guinigiturm (Torre Guinigi) ist der wichtigste Geschlechterturm der Stadt Lucca. Der Turm befindet sich an der Ecke Via Sant’Andrea und Via delle Chiavi D’Oro, erhebt sich 44,25 Meter über Grund und unterscheidet sich damit von allen anderen Gebäuden der Altstadt.
In Pisa wollten wir unser Womo nicht irgendwo stehen lassen. Also vertrauten wir uns erneut der Italienischen Bahn an und fuhren von Lucca nach Pisa. Die Stadt selbst ist wenig reizvoll. Der Dom nebst Schiefem Turm und Baptisterium liegt in Stadtrandlage. Dieses Ensemble und das Umfeld sind allerdings wirklich sehenswert.
Greve kann man als Tor zur Chiantiregion auffassen. So richtig viel gibt es hier nicht zu sehen. Aber es gibt einen ganz ordentlichen, kostenlosen Stellplatz, der uns auch als Sprungbrett nach Florenz diente. Wie das ging, wird unserer Detailbeschreibung zu entnehmen sein.
Früh am Morgen bestiegen wir den Bus nach Florenz in Greve. Nach 55 Minuten kurvenreicher Fahrt erreichten wir die Stadt.
Von der Piazzale Michelangelo hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt.
In Florenz legten wir 22 km zu Fuß zurück. Auf dem unruhigen Natursteinpflaster war das schon ein Gewaltmarsch und uns qualmten ganz schön die Socken. Deshalb legten wir am folgenden Tag einen Ruhetag ein und besuchten anschließend das Val d'Elsa.
Fußgängerbrücke kurz vor dem Ausstieg aus dem Elsatälchen.
Danach ging es zur Abbazia San Galgano. Die wurde während des 13. Jahrhunderts von Mönchen des Zisterzienserordens erbaut. Inzwischen hat die 70 Meter lange Abtei kein Dach mehr, wird aber liebevoll gepflegt und bietet unweit der Sehenswürdigkeit einen kostengünstigen, ruhigen Stellplatz, auf dem man wunderbar übernachten kann.
Und wenn man schon vor Ort übernachten kann, dann bieten sich Nachtaufnahmen an.
Von der Abtei ging es am folgenden Morgen nach Bagnio di Petriolo. Die Bademöglichkeiten sind hier sehr beschränkt, es ist auch nicht wirklich schön gestaltet, aber in der Not frißt der Teufel Fliegen.
Nun ging es ins Herz der Toskana. Im Val d'Orcia verzauberten uns die Farbenspiele des Frühlings.
Zypressenkompositionen vor grünem Hügelland.
Zypressenkreis mit Schattenwurf.
Viewpoint Agriturismo Baccoleno. Die vielleicht schönste Zypressenallee überhaupt, leider zur falschen Tageszeit besucht. Manchmal muss man einfach Kompromisse machen, auch wenn es weh tut.
Schirmpinienallee vor gelbgrünem Feld.
Einsames Gehöft in den grünen Hügeln der Toskana.
Montepulciano gefiel uns ausgesprochen gut. Das lässt sich aber mit einem Stellvertreterbild gar nicht ausdrücken, denn man müsste all die kleinen Kunsthandwerksbetriebe, Delikatessenläden, Restaurants, Boutiquen und Weinprobierstuben abbilden. Und selbst dann wären die vielen sinnlichen Eindrücke nur sehr begrenzt vermittelbar.
Der Fosso Bianco bzw. Weiße Graben in Bagni San Filippo bietet schon deutlich mehr Bademöglichkeiten als wir das in Bagnio di Petriolo gesehen haben.
An der Grenze zwischen der südlichen Toskana (Sorano und Pitigliano), Umbrien (Orvieto) und dem Latium (Viterbo) befindet sich in idyllischer Lage der Bolsena-See. Die Hauptorte sind Bolsena, Montefiascone und Capodimonte. Der Lago di Bolsena ist vulkanischen Ursprungs und entstand durch den Einsturz einer unterirdischen Magmakammer, einer Calderola.
Am Fuß der Altstadt von Bolsena. Bolsena, der gleichnamige See und unser Campingplatz gefielen uns ausgesprochen gut. Hier konnten wir einige Tage so richtig entspannen.
Die Civita di Bagnoregio liegt zwischen dem 30 Kilometer entfernten Viterbo und dem 19 Kilometer entfernten Orvieto in der Region Latium an der Grenze zum benachbarten Umbrien und befindet sich einige Kilometer östlich der Stadt Bolsena.
Die Civita di Bagnoregio vom Örtchen Lubriano aus aufgenommen.
Der Dom von Orvieto, ein Meisterwerk.
Das kleine Örtchen Sovana unweit Pitigliano (Toskana).
Das kleine Örtchen Sovana unweit Pitigliano.
Die Etrusker haben die als „vie cave“ bzw. via vava bezeichneten, engen Hohlwege bzw. Canyons in das relativ weiche Tuffgestein gegraben. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dennoch eine ziemliche Knochenarbeit gewesen sein muss.
Angelika in der via cava del Calvone.
Tomba Ildebranda – das Ildebranda Grab.
Der Ort Sorano unweit Pitigliano (Toskana).
Der Ort Sorano unweit Pitigliano (Toskana).
Pitigliano, Toskana.
Pitigliano, Toskana.
Thermen von Saturnia, Badebetrieb in der Vorsaison während des Tages.
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, heißt ein stimmungsvoller Instrumentaltitel. Das gilt auch an den Thermen von Saturnia.
In der morgendlichen Kühle ziehen Dampfschwaden über die Sinterterrassen.
Nur ganz wenige Badegäste bevölkern jetzt die Basins. Von Saturnia aus ging es an die Küste. Nach den vielen Kurven in der Mittelgebirgslandschaft taten uns das weite Blickfeld, das azurblaue Meer die vielen Schirmpinienhaine und eine stets frische Brise so richtig gut.
Talamone von der kleinen Befestigungsanlage Aldobrandesca Rocca di Talamone aus gesehen.
Kleine Echse unweit der Festung.
Treibholzfriedhof in Principina a Mare.
Abenstimmung in Principina a Mare.
Abenstimmung in Principina a Mare.
Schirmpinien am Golf von Baratti.
Mohnfeld unweit des Schirmpinienhains am Golf von Baratti.
Abendstimmung am Golf von Baratti.
Sonnenuntergang am Golf von Baratti.
Ein Segelboot nutzt die Gunst der Stunde.
Vom Golf von Baratti ging es wieder ins Landesinnere nach Volterra. Das Städtchen hatten wir gar nicht so auf dem Schirm, es wurde uns aber wärmstens ans Herz gelegt. Auch wenn die Bilder in dieser Vorschau das nicht zeigen, wir können das nur bestätigen. Volterra, San Gimignano, Montepulciano und Bolsena zählten zu unseren Highlights. Etwa 250 Stufen sollen es vom Womo-Stellplatz bis hoch in die Altstadt sein, die haben aber eine angenehme Tritthöhe und sind deshalb leicht zu nehmen. Schlimmstenfalls macht man mal einige kurze Pausen, breit genug ist die Treppe ja, um niemanden zu behindern.
Volteras Altstadtzentrum.
Blick auf das Römische Theater und die Thermen von Volterra. Volterra ist außerdem ein Zentrum der Alabasterverarbeitung.
San Gimignano liegt in der Provinz Siena. Es hat einen mittelalterlichen
Stadtkern. Charakteristisch ist eine Vielzahl von Geschlechtertürmen.
In der Nebensaison kann man hier ganz gemütlich flanieren. Nur der Stellplatz lag ein wenig weit entfernt am Sportplatz Santa Lucia. Von dort läuft man etwa eine halbe Stunde oder nimmt den Bus. Pünktlichkeit sollte man allerdings nicht erwarten.
Olivenhain unterhalb der Stadt San Gimignano.
Monteriggioni liegt auf dem Berg Monte Ala. Die Via Francigena, welche von Canterbury nach Rom führt, verläuft mitten durch den sehr kleinen Ort. Nach unserer unmaßgeblichen Meinung muss man den Ort nicht gesehen haben. Allerdings gibt es hier einen recht hübschen Stellplatz, den wir als Basislager nutzten, um mit dem Bus nach Siena zu fahren. Das klappte ganz gut.
Siena sollte eigentlich unser ganz großes Highlight sein. Der Dom und die Piazza del Campo im Zentrum Sienas mit dem Palazzo Pubblico, dem Torre del Mangia, den Restaurants und Cafes sind absolut sehenswert. Entfernt man sich allerdings etwas von diesen wirklich schönen Plätzen, dann wird es rasch öde. Außerdem gefiel uns nicht, dass die Kunsthandwerker, welche viele Kleinstädtchen so attraktiv machen, hier schon wieder von den üblichen Nobelläden verdrängt worden sind. Insofern waren wir eher etwas enttäuscht. Beeindruckt hat uns der wirklich große Markt. Vielleicht sollten wir uns nächstes Mal zwei oder drei Tage gönnen, um die Stadt etwas besser kennen zu lernen.
Der Torre del Mangia an der Piazza del Campo im Zentrum Sienas.
Diese kleine unscheinbare Kirche wird auf den ersten Blick kaum einer kennen. Sie steht in dem tristen Örtchen Mescerello in der Poebene. Bekannt wurde das Örtchen zumindest dem älteren Publikum durch die Verfilmung mehrerer Romane des Schriftstellers Giovannino Guareschi.
Don Camillo und Peppone sind die Hauptfiguren dieser Romane und einiger Spielfilme. Sie skizzieren das ländliche Italien kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre
Abgesehen von einem kurzen Abstecher an den Gardasee war Verona unsere letzte Station in Italien. Rund um die Arena war mächtig Betrieb. Uns gefiel Verona sehr gut.
Castelvecchio mit der Ponte Scaligero über den Etsch.
Blick über Verona mit der Ponte Pietra in der Bildmitte.
Über den Gardasee und den Reschenpass ging es zurück in die Heimat. In Südtirol deckten wir uns noch mit landestypischen Spezialitäten ein. So macht man sich Freunde zuhause.