Nemenčinė, 23.06.2024
Nemenčinė liegt knapp 30 km nordöstlich des Zentrum von Vilnius. Etwa 3 km östlich dieses Ortes finden wir am Gėlasee einen Badeplatz im Wald an dem wir die Nacht verbringen wollen, bevor es morgen dann weiter geht zum Verkiai Palast und nach Vilnius.
Der idyllisch gelegene Badeplatz gefällt uns richtig gut. Als wir ankommen, stehen auf dem vielleicht 30 Pkw fassenden Gelände gerade einmal 6 Fahrzeuge, es ist also mehr als genug Platz vorhanden und mit 2 Wohnmobilen stören wir niemanden. Der Platz hat größtenteils Gefälle, sodass man Keile unterlegen muss.
Unweit des Parkplatzes befinden sich drei große Müllcontainer.
Daneben gibt es eine Trockentoilette und zwei Dixietoiletten. So richtig sauber sind alle drei nicht, es geht gerade so.
Ein bequemer Steg führt zum Badeplatz.
Auspowern kann man sich hier ebenfalls.
Oberhalb des Sees im Wald sind auf dem weitläufigen Gelände zahlreiche Grillplätze eingerichtet. Überwiegend junge Leute belegen die Plätze und machen nicht den Eindruck , dass sie schnellstmöglich hier weg wollen. Für uns ist das aber kein Problem, denn Bänke und Tische sind weit entfernt vom Parkplatz. Wenn die also etwas lauter sein sollten, berührt uns das nicht.
Wir machen einen kleinen Ausflug zum See und dann weiter durch den Wald bis zu einem weiteren kleinen Strand auf der Nordostseite des Sees und sehen uns ein wenig um.
Dort angekommen schlägt Michaels Handy heftig Alarm und wir erschrecken ordentlich. Der Blick auf das Display zeigt gleich wo das Problem liegt. Wir laufen Gefahr in in das weißrussische Netz zu geraten und teure Entgelte zu riskieren, weil wir uns dann außerhalb des kostenlosen EU-Roamings befinden. Na da schalten wir doch schnellstens mal die Handys aus und bedanken uns bei den aufmerksamen litauischen Behörden. Nach etwa einer Stunde kehren wir zurück zum Parkplatz und bugsieren unser Fahrzeug in eine etwas flachere Parklücke, denn zum Schlafen ist der größte Teil des Platzes einfach zu schräg wenn man keine Keile einsetzen möchte. Nun kann der Abend kommen, denken wir uns und machen uns bettfertig.
Da haben wir allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. So gegen 21:00 Uhr versammelt sich neben unserem Fahrzeug eine kleine Gruppe von Leuten, die immer mehr Zulauf bekommt und die nun anfängt zu palavern. Auf dem ganzen Platz gibt es nicht ein einziges Fahrzeug wo palavert wird, nur genau neben uns bleiben die am Pkw, statt sich in den Wald auf Bänke und Tische zu verkrümeln. Das geht einen ganze Weile so und wir wünschen uns, was wir uns höchst selten wünschen. Regen, richtig viel Regen, am besten einen Wolkenbruch.
Einen Wolkenbruch gönnt uns der Himmel heute erst einmal nicht, aber einen leichten andauernden Schauer, der die Plaudergruppe zunächst wenig beeindruckt. Schließlich zeigen die andauernden Niederschläge und die nun doch zunehmende Intensität dann aber doch Wirkung und die Plaudergruppe löst sich auf. Wir sind aber auch Dussel. Hätten uns doch denken können, wenn am 24.06.2025 Feiertag ist, dass am Abend davor alles in Feierlaune ist zumal am Mittsommertag. Nun ja, diesmal war das Glück auf unserer Seite, nächstes Mal zahlen wir dann wieder Lehrgeld.
Am folgenden Morgen verlassen wir schon gegen 07:00 Uhr den total verregneten Badeplatz am Gėlasee in Richtung Vilnius.
Auf dem Weg dorthin liegt im Norden der Stadt unweit des Stadtteils Jeruzalė der Verkiai Palast bzw. der Verkiai-Gutshof. In der Dvaro gatve finden wir einen Parkplatz von dem aus wir auf etwa gleicher Höhe in Richtung des Palastes laufen können, sodass wir nicht noch den Berg hinaufkraxeln müssen.
Gutshof oder Palast, das großzügige Anwesen hat durchaus etwas herrschaftliches, ist in eine schöne aber doch recht kleine Parklandschaft eingebettet und thront auf einem Hügel über dem Tal der Neris. Auch hier muss es die letzte Nacht ordentlich gegossen haben, denn überall haben sich große Pfützen ausgebildet.
So richtig begeistern können uns die beiden herrschaftlichen Gebäude aber nicht.
Es sind eher Appetitmacher, die es aber nicht auf unsere Vilnius-Bestenliste schaffen würden. Trotzdem soll Verkiai eines der wertvollsten klassizistischen Bauten in Litauen sein. Manche sehen darin sogar ein „Versailles von Vilnius“. Uns scheint das ein wenig hoch gegriffen. Aber man braucht halt Etiketten. Im östlichen Trakt ist jedenfalls das Interieur aus den Zeiten der Familie Wittgenstein (19. Jh.) wiederhergestellt worden. Unter welchen Umständen das zu besichtigen ist, haben wir nicht in Erfahrung bringen können.
Eine Installation von der man nicht so recht weiß ob die Vogelwelt die Bemühungen zu schätzen weiß. Im allgemeinen gehen sich die einheimischen Waldvögel doch eher aus dem Weg.
An warmen und trockenen Tagen ein Hort der Ruhe und Beschaulichkeit, heute eher wenig einladend, weil die Bäume immer noch überschüssiges Nass nach unten durchreichen.
Immerhin hat man von hier aus eine schöne Aussicht auf die Neris, die im Tal ihren Weg nach Vilnius folgt. Unser Ausflug zum Palast dauert etwa eine Dreiviertelstunde, dann geht es weiter zu unserem zweiten Tagesziel, der ehemaligen Mühle Belmontas.