Dienstag, 30.07.2024 und Mittwoch, 31.07.2024
Als wir am Dienstagabend, von Mandö kommend hier eintrudeln, scheint der relativ kleine Platz, wie zu erwarten, längst vollständig belegt zu sein. Wir fahren trotzdem einmal auf den Platz und siehe da, in der letzten Reihe ist noch ein einziger Stellplatz frei. Die Freude währt allerdings nur kurz, denn wir realisieren schnell, dass wir hier unmittelbar neben der Entsorgungsstation stehen. Und der neben uns für die Entsorgungsstation verbleibende Platz ist dermaßen eng, dass man hier nicht wirklich entspannt stehen kann. Trotzdem stellen wir unser Wägelchen erst einmal ab und überlegen, was zu tun ist. Heute Abend wird ja wohl kaum noch jemand wegfahren und darüber hinaus kommen immer wieder einmal Fahrzeuge auf Verdacht und hoffen auf ein Schnäppchen, also ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, hier noch etwas reißen zu wollen.
Zu unserer großen Überraschung macht sich plötzlich dann doch noch ein Fahrzeug vom Acker. Nur sind wir eigentlich überhaupt nicht fahrbereit, denn überall steht Krimskrams herum. Aber wir schalten schnell, bewegen uns vorsichtig in Richtung des freien Platzes und schaffen es tatsächlich, ohne dass unser Innenraum Schaden nimmt, umzuziehen. Solche Harakiri-Aktionen sind eigentlich nicht unser Ding, aber diesmal verschafft uns das eine deutlich ruhigere Nacht.
Lage des kostenlosen Stellplatzes in Ribe unweit der Altstadt (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Das linke Womo steht auf dem Platz, den wir neben der VE-Station innehatten. In der Not frisst der Teufel zwar Fliegen, aber Ruhe kehrt hier nicht ein.
Wir stehen nun zwar in der ersten Reihe, aber die bietet auf diesem Platz keine Vorteile und es bleibt für alle Beteiligten sehr eng. Nur am rechten Rand sind zwei Plätze, die an einen schmalen
Grünstreifen grenzen und die sind dann wirklich etwas Besonderes. Die Parkdauer ist auf 48 Stunden beschränkt. Der Platz wird so etwa 20 Fahrzeuge aufnehmen und ist damit in der Hochsaison ziemlich überlastet. Es gibt aber noch einige andere Plätze in der Stadt, an denen
die Übernachtung im Womo zumindest geduldet wird. Aber Obacht, Strafzettel sind teuer in Dänemark. Darüber hinaus gibt es einen kostenpflichtigen Stellplatz an der Schleuse und zwei
Campingplätze. Hier auf dem SP geht es zu wie im Taubenschlag. Die Fahrzeuge kommen und gehen und so wird tagsüber immer mal wieder ein Platz frei. Sich in Geduld zu üben, kann also eine
gute Strategie sein.
Hier die VE-Station mit kostenloser Grau- und Schwarzwasserentsorgung, sowie kostenlosem Trinkwasserangebot. Für Michaels Geschmack sind Brauch- und Trinkwasserhahn zu dicht beieinander. Hier muss man schauen, was die Vornutzer machen und ggf. das Desinfektionsmittel hervorkramen, bevor man sein Trinkwasser ergänzt.
Der Bodeneinlass für Grau- und Schwarzwasser.
Vom Stellplatz aus geht es fußläufig in westliche Richtung. Michael liebt Burg- und Schlossruinen und würde sich deshalb auch gerne einmal das Schloss Riberhus an der westlichen Bebauungsgrenze von Ribe ansehen.
Aber statt einer Schlossruine sieht er lediglich diesen grünen Hügel, umgeben immerhin von einem Wassergraben. Nun wird mancher sagen, dann können wir uns diesen Weg ja sparen. Dem würde Michael aber widersprechen wollen, denn zum einen ist das viele Grün am und um den Erdhügel herum eine Augenweide, dazu kommen das mit Seerosen gespickte Gewässer und der schöne Blick auf die Stadt aus einer etwas erhabenen Position. Wer also mehr als einige wenige Stunden Zeit in den Ort investieren mag, dem sei ein Besuch der Ruine empfohlen.
Das Schloss Riberhus wurde im 12. Jahrhundert unter König Niels als Burg im Bereich des dänischen Grenzlands errichtet. Das Schloss wurde im 17. Jahrhundert weitgehend zerstört, die als Riberhus Slotsbanke bezeichneten Überreste sind für Besucher zugänglich.
Das genaue Gründungsdatum der Burg zu Ribe ist nicht mehr bekannt, spätestens 1127 war sie soweit bewohnbar, dass König Niels hier die Hochzeit seines Sohnes Magnus ausrichten lassen konnte. Schloss Riberhus diente vom 12. bis zum 14. Jahrhundert als regelmäßige Residenz des zu dieser Zeit noch wandernden dänischen Hofs.
Nachhaltig bekannt war es als Wohnsitz der Königin Dagmar, die in der Region hochverehrt wurde und an die heute eine Skulptur auf dem Schlosshügel erinnert.
Nach dem 14. Jahrhundert wurde die Burg seltener bewohnt und verfiel zum Teil. Während des Dreißigjährigen Krieges besetzten schwedische Soldaten die Festung, die durch das stete Bombardement der Kriegsgegner weitgehend zerstört wurde. Die Ruinen dienten ab 1685 als Steinbruch. Und so muss man sich dann auch nicht wundern, dass so wenig von der Ruine übrig geblieben ist.
Die Überreste des Schlossbezirks wurden in den 1940er Jahren restauriert. Von der einstigen Burg Riberhus sind heute noch der Schlosshügel, die Wälle und Wassergräben und wenige Mauerreste zu sehen. Die historischen Daten sind überwiegend Wikipedia entnommen.
Und hier der versprochene schöne Ausblick auf Ribe.
Nicht gesehen haben wir unter anderem die Schleusenanlage an der Nordsee, den bestimmt schönen Ausblick vom Kirchturm, das Wikingerdorf südlich Ribe und das Kunstmuseum. Es gibt also ausreichend Gründe, Ribe einen weiteren Besuch abzustatten.
Von der Schlossruine laufen wir den schilfgesäumten Fluss entlang in Richtung Stadt.
Dabei kommen wir auch an einer hölzernen Säule, der Stormflodssøjlen vorbei, die mit mehreren Metallringen versehen ist. Diese Ringe markieren die Wasserhöhen verschiedener Flutereignisse, die die Stadt über die Jahrhunderte heimgesucht haben. Man muss schon einen starken Willen haben, um nach solchen Katastrophen immer wieder neu anzufangen. Sicherlich kam das Wasser auch deutlich öfter als hier vermerkt. Und in den frühesten Zeiten gab es weder eine Vorwarnung noch eine Versicherung, die zumindest Teile des Schadens hätten regulieren können. Also unsere Altvorderen waren schon wirklich hartgesotten.
Der Hafen von Ribe ist eigentlich nur eine Kaimauer entlang des Flusses, an der die lokalen Boote und Besucher festmachen können.
Die Johanne Dan ist ein Museumsschiff, das an der Skib-Brücke in Ribe befestigt ist. Das Schiff wurde 1972 gebaut und ist inzwischen ein Wahrzeichen der Stadt.
Private Anlegestellen im Hafen von Ribe.
Einen Flohmarkt bekommen wir entlang des Hafens ganz nebenbei auch noch geboten. Und auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses kann man amerikanische Straßenkreuzer bewundern. Da wir aber gerade vom Oldie Festival in Wettenberg kommen, hält sich unser diesbezügliches Interesse in engen Grenzen.
Ribe ist definitiv eine Reise wert. Gut, dass wir nicht noch einmal an dieser hübschen Stadt vorbeigefahren sind.