Freitag, 02.08.2024
Vom Leuchtturm Lynvik Fyr kommend, erreichen wir Søndervig. Hier findet seit einigen Jahren ein Sandskulpturenfestival statt. Auch wer diesbezüglich schlecht informiert ist, kann die Location eigentlich nicht verfehlen. Denn die liegt unmittelbar an der Straße 181, die von Norden nach Süden den Ort quert. Das Sandskulpturen-Hufeisen befindet sich südlich der von der 181 nach Westen abzweigenden Straße Søndervig Feriepark. Unmittelbar nördlich der Straße Søndervig Feriepark befindet sich ein mittelgroßer Parkplatz, der bei unserer Ankunft fast vollständig belegt ist. Wir brauchen mit unserem Brummer also etwas Geduld, bis sich dann tatsächlich eine Lücke auftut und wir uns platzieren können. Anders als man das sonst so kennt, ist der Parkplatz kostenfrei.
Lage des Sandskulpturenfestivals, unmittelbar neben der Straße 181 (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Wir queren die Straße und stehen vor der Stirnseite des Hufeisens. Die hufeisenförmige Anordnung ist wohl nicht zufällig gewählt. Vielmehr soll wohl verhindert werden, dass zahlungsunwillige Kundschaft zu viele Einblicke in die Ausstellung erhält. Das ficht Michael allerdings nicht an, denn der hat ja ein Teleobjektiv und kann damit auch größere Distanzen überwinden. Trotzdem wollen auch wir unseren Obolus entrichten. Hierzu geht Angelika, nur mit dem Handy bewaffnet in die Ausstellung und ist zuständig für die Nahaufnahmen. Michael macht von außen Übersichtsfotos, soweit das möglich ist.
Dazu überquert er zunächst einmal die 181, steigt einen kleinen Erdwall hinauf und hat schon den ersten Fotopunkt erreicht.
Und wie man sieht, kann man auch von außen durchaus einige recht nette Fotos schießen.
Allerdings kommt manches filigrane Detail dann doch nicht so zur Geltung, wie man sich das wünscht.
Man munkelt, die weltbesten Sandbildhauer würden jedes Jahr nach Søndervig geholt, um die unglaublichsten Sandskulpturen auszuformen. Wenn man sich die Arbeiten ansieht, ist man geneigt, der Fremdenverkehrswerbung Glauben zu schenken. Mehr als 100.000 Gäste soll das Festival jedes Jahr anziehen.
Das erste Sandskulpturenfestival in Søndervig fand im Jahr 2002 statt und seitdem ist es eine erfolgreiche wiederkehrende Attraktion geworden, die jedes Sommerhalbjahr stattfindet.
Das Fest hat jedes Jahr ein neues Thema, ein wenig Abwechslung ist dringend erforderlich, damit sich das Publikum nicht langweilt. In diesem Jahr lautet das Motto: Wildtiere der Welt. Und dazu ist den Künstlern doch einiges Originelles eingefallen.
Hier sehen wir nun Angelikas Ausbeute. Für Handyaufnahmen sind die Ergebnisse gar nicht schlecht.
Jede Künstlerin und jeder Künstler sind gehalten, ihren Beitrag zum Thema zu leisten, davon abgesehen gibt ihnen die künstlerische Freiheit genügend Raum, ihre Kreativität auszuspielen, sodass dann am Ende ein Gesamtkunstwerk entsteht, das eine gemeinsame Geschichte erzählt.
Neben den zahlreichen in die große Sandmauer integrierten Skulpturen sind 10 bis zu 4 Meter hohe frei stehende Figuren auf dem Gelände ausgestellt.
Die Sandskulpturen werden in einer Höhe von bis zu 7 Meter erbaut und die große Sandskulpturenwand ist 200 Meter lang.
Beim Sand kommt es übrigens auf die richtige Mischung an. Ein ausreichender Feinkornanteil ist wichtig, um den Sandkörnern ausreichend Zusammenhalt zu verleihen, damit nicht der erste Starkregen oder ein etwas heftigerer Nordseewind die Kunstwerke vor der Zeit ins Jenseits befördern. In dem Fall wäre das neue Motto dann: Vom Winde verweht!
Aber genug der Boshaftigkeiten. Man hat ja inzwischen ausreichend Erfahrung, um Wetterkapriolen weitestgehend widerstehen zu können. Und so stehen sie, im Mai jeden Jahres neu erschaffen, mit etwas Glück bis in den Oktober und erfreuen das Publikum.
Der Sand wird übrigens erst in Blöcken zusammen gepresst. Die Blöcke werden anschließend aufeinander gestapelt und mit Wasser befeuchtet, damit der Sand besser zusammenklebt. Ist die gewünschte Höhe für eine Skulptur erreicht, beginnen die Sandbildhauer sich von oben nach unten vorzuarbeiten und so ihre jeweiligen Kunstwerke auszuformen.
Da Michael über die Arbeit mit Sandförmchen nicht hinauskam und diesbezüglich wirklich komplett talentfrei ist, ist das gestalten dieser Figuren für ihn eine wirklich große Kunst.
Für eine Sandskulptur mit einer Höhe von 4 Metern werden 25 Tonnen Sand und 60 Arbeitsstunden gebraucht. Bei dem 10-jährigen Jubiläum im Jahr 2012 verwandelten 36 Sandbildhauer aus der ganzen Welt in 10 Tagen mehr als 8.000 Tonnen Sand in ein wahres Erlebnis für Kinder und Erwachsene.
Wer möchte, kann die Arbeit der Sandbildhauer verfolgen, da das Sandskulpturenfestival in der Woche, in der die Sandskulpturen ausgeformt werden, auch für Gäste geöffnet ist.
Zum Abschluss noch 10 immer wiederkehrende Fragen. Für uns eine wirklich gelungene Ausstellung, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Wer im Sommer einen Urlaub in Norddänemark plant, sollte sich überlegen, ob er diese Veranstaltung nicht mit in die Reiseplanung einbezieht.