Sonntag, 09.07.2023
Das Kärtchen zeigt unsere heutige Etappe über 200 km Gesamtstrecke. Mehr noch als sonst gilt: Der Weg ist das Ziel. Vom Rastplatz Johannisholm fahren wir weiter auf der E 45 bis zu dem Örtchen Malung. Dort wird die E 45 zur E 16. Uns kann es egal sein, denn wir fahren einfach geradeaus weiter und erreichen nach 55 km Strecke einen weiteren Rastplatz.
Es ist der Lisskogsåsens Rastplats, wieder so ein richtig gemütliches Teil mit Ver- und Entsorgung. Auch wenn sich nur wenig Grauwasser angesammelt hat, sehen wir zu, dass wir möglichst jede Gelegenheit nutzen, um Ballast abzuwerfen, denn man weiß ja nie, wann die nächste Gelegenheit kommt.
Stehplätze für die kurze Rast.
Auch Schwarzwasser kann man hier los werden.
Und weiter geht es nach Süden. Bei Värnäs verlassen wir die E 16 und fahren auf den Riksväg 62, in der Hoffnung, dass es landschaftlich vielleicht noch etwas abwechslungsreicher wird.
In Ekshärad sehen wir dann eine schöne Kirche, deren braunrote Holzschindelfassade im hellen Sonnenlicht strahlt. Ein wirklich schönes Bauwerk und ein leerer Parkplatz gleich nebenan, an dem man sogar übernachten könnte. Wie wir erfahren, wurde die Kirche in der Zeit von 1686-88 von Anders Larsson Rang (Filipstad) erbaut. Was wir heute sehen, ist natürlich überwiegend nicht das Original aus dieser Zeit, sondern eine mehrfach instand gesetzte Version des ursprünglichen Bauwerks. Immerhin stammt der älteste Einrichtungsgegenstand der Kirche, der aus norwegischem Speckstein gefertigte Taufstein aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswert ist auch der aus dem 17. Jahrhundert stammende Altarschrank.
Sehenswert ist auch der Totempfahl von Lasse Kuparinen, der 1989 in Ekshärad errichtet wurde. Die darauf abgebildeten Bilder stellen die Geschichte von Ekshärad auf einer Länge von 10 m dar. So sind beispielweise der Uhrmacher Johan Tinglöf oder der Bogenschütze, der die längst vergessene Kirche wiederentdeckte, dargestellt. Aber auch die Wölfe Alfa und Beta, deren Nachkommen immer noch in Wäldern rund um Ekshärad zu finden sind, flossen in die Darstellung der Ortsgeschichte mit ein.
In dieser vergrößerten Darstellung kann man die Schindeln besser erkennen. Südlich der Kirche schließt ein etwas größerer Friedhof an.
Das Besondere am Friedhof von Ekshärad sind Gräber, die mit einem Eisenkreuz geschmückt sind, an denen teilweise ein Laubkranz oder einzelne Birkenblätter aus Eisen befestigt sind. Das kann man hier gut erkennen. Die Kreuze spiegeln lebende Bäume wider, die von den "losen Blättern" des Laubkranzes umspielt werden.
Die Kreuze haben eine sehr lange Tradition in Ekshärad, die ältesten sind aus der Mitte des 18. Jahrhundert. Es gibt ungefähr 500 verschiedene Grabkreuze, die jeweils eine unterschiedliche Gestaltung aufweisen. Die ersten schmiedeeisernen Kreuze wurden vom damaligen ortsansässigen Schmied geschaffen, die neueren kommen immer noch aus der Stjärnforssmedjan.
Übersichtsfotos des Friedhofs von Ekshärad.
Nordöstlich der Kirche wird Kunsthandwerk angeboten. Leider sind die meisten Verkaufsstände geschlossen, sodass wir nicht sehen können, was hier genau angeboten wird.
Einer der für Schweden so typischen Holzzäune (Gärdesgård), hier allerdings in einer außerordentlich guten Verfassung und fast schon ein wenig elegant.
Unsere letzte Teiletappe führt uns nun zu unserem heutigen Tagesziel, dem Rastplats Ransäter. Das kleine Örtchen liegt in der Kommune Munkfors in Värmland, am Fluss Klarälv.
Der Rastplats Ransäter befindet sich in der gleichnamigen Gemeinde. Die Gemeinde Ransäter besitzt ein sehr beeindruckendes Heimatmuseum (Hembygdsgård) und der Rastplatz ist nur
einen Steinwurf weit von diesem entfernt.
Südlich des Heimatmuseums (Hembygdsgård) befindet sich eine große Grünfläche, die temporär als Park- und Stellplatz genutzt wird. Und dass dort drüben noch so viele Wohnmobile
stehen, deutet darauf hin, dass hier am Wochenende eine größere Veranstaltung stattgefunden hat. Wir vermuten anhand der lokalen Anschläge, dass es ein Akkordeonfestival war. Wir verstehen noch sehr wenig von der schwedischen Kultur, gewinnen aber zunehmend den Eindruck, dass altes Brauchtum in
vielen Regionen des Landes hochgehalten wird.
Der Sanitärbereich an unserem Übernachtungsplatz. Wie üblich das schwedische Aushängeschild.
Hier eine Lageskizze des Heimatmuseums: Rund um das Hauptgebäude hat der ortsansässige Heimatverein ein ganzes Dorf mit Leinensauna, Schuhmacherei, Backstube, Kaufladen, Schmiede und vielem mehr aufgebaut. Darüber hinaus sind hier verschiedene Ausstellungen über Land- und Waldbau, Jagd und Fischerei, Eisenherstellung, aber auch der häusliche Alltag in den unterschiedlichen Epochen zu betrachten.
Und die Schweden denken ja immer auch an die Kinder. Als besonderen Reiz bekommt man im Heimatmuseum von Ransäter die Gelegenheit, altes Handwerk hautnah zu erleben. So kann man sich beispielsweise selbst einmal als Schmied versuchen oder darf Brot in der Backstube des vergangenen Jahrhunderts backen. In der Ullstugan können verschiedene Techniken des Filzhandwerks ausprobiert werden.
Die Öffnungszeiten sind vom 6. Mai - 18. August in der Zeit von 11 Uhr - 17 Uhr. Am Samstag und Sonntag sowie bei Großveranstaltungen ist das Heimatmuseum in Ransäter geschlossen.
Eine alte Pferdekutsche vor einem prächtigen Laubbaumsolitär.
Das Dorf des Heimatmuseums. Die Schweden sind wohl bei der Rettung alter Gebäude etwas im Vorteil, weil sie im Ersten und Zweiten Weltkrieg keine Zerstörungen zu beklagen hatten.
Beeindruckend auch, wie gepflegt das gesamte Gelände ist. Hier macht man sich richtig viel Arbeit.
Auch ein Amphitheater ist Teil
des Museumsdorfes.
Eine wirklich schöne Anlage. Schade, dass wir kein Schwedisch sprechen, sonst würden wir die Zusammenhänge hier deutlich besser verstehen. Vielleicht haben wir irgendwann einmal die Gelegenheit, hier etwas länger zu bleiben und tiefer in die lokale Geschichte einzutauchen. Nicht zum ersten Mal zeigt sich, dass man nicht auf Instagram-Hotspots angewiesen ist, um schöne Urlaubserlebnisse zu haben.